Klappentext:
"Hexenjunge! Noch immer hallt Ruben dieses schreckliche Wort in den Ohren, noch immer sieht er die kalten Augen seines Verfolgers vor sich. Nur mit knapper Not kann Ruben entkommen und findet im Atelier des Malers Meister Boecke ein neues Zuhause. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, und wieder ist Ruben auf der Flucht. Aber diesmal ist er nicht allein, denn seine große Liebe Syrah ist bei ihm..."
Autor:
Paul Kustermans wurde 1936 in Belgien geboren. Er hat über 20 Romane veröffentlicht, von denen einige mit namhaften Preisen ausgezeichnet wurden. Am liebsten schreibt Paul Kustermans historische Romane - dabei stehen aber nie Kaiser oder Könige im Mittelpunkt, sonderen ganz normale Menschen, über die in den Geschichtsbüchern nichts berichtet wird.
Meine Meinung:
Mal gleich vorneweg: Der Untertitel "Eine Liebesgeschichte" steht nicht umsonst auf dem Cover. "Nur der Regenbogen" wandelt auf dem schmalen Grat zwischen "wundervoll poetisch" und "übertrieben kitschig", wobei ich finde, dass ein bisschen Kitsch dieser Geschichte im Speziellen keinen Abbruch tut.
Die Erzählung beginnt jedoch alles andere als romantisch: Ruben ist 14, da wird seine Mutter als Hexe verhaftet. Als diese sich im Kerker das Leben und dem sadistischen Inquisitor damit die Gelegenheit zur Folter nimmt, wird Ruben als "Hexenjunge" zur Zielscheibe und soll anstelle seiner Mutter auf dem Scheiterhaufen sterben.
Er schlägt sich nach Antwerpen durch und landet - dank seiner natürlichen künstlerischen Begabung - nach einigen Komplikationen schließlich als Lehrling bei dem wohlhabenden Auftragsmaler Meister Boecke.
3 Jahre später scheint Rubens Leben glücklich zu sein: Endlich kann er sich ganz seiner Kunst widmen. Und dann ist da natürlich noch Syrah, die Tochter eines Weinhändlers, von der er ein Portät malen sollte und die ihn offenbar genauso liebt wie er sie...
Doch dann holt Rubens Vergangenheit ihn wieder ein, er wird verraten und muss erneut vor der Inquisiton fliehen. Syrah begleitet ihn einen ganzen Sommer lang bis nach Südfrankreich - allerdings nicht ganz uneigennützig, denn auch sie hat Geheimnisse vor ihrem Liebsten...
Positiv hervorstechend ist die farbenprächtige, bildhafte Sprache: Ruben sieht die Welt mit den Augen eines Künstlers - und beschreibt sie auch so. Besonderes deutlich wird dies beim letzten Teil des Buches, der Reise durch die sommerliche Provence (ich hatte nicht nur ständig Bilder im Kopf, sondern sogar den Duft von Lavendel in der Nase :-)).
Spannende, actionreiche und eher ruhigere Szenen wechseln sich ziemlich regelmäßig ab: Es gab Situationen, bei denen ich wirklich mitgefiebert habe (z.B. eine nächtliche Begegnung mit einer Räuberbande im Wald), aber auch solche, in denen Ruben und Syrah über 5 Seiten nur im Gras liegen und über Gott und die Welt philosophieren.
Ruben selbst fand ich für einen Protagonisten leider etwas zu flach und farblos... Dafür, dass er so viel durchgemacht hat, ist er mir einfach manchmal zu gleichgültig und emotionslos. Da gab es andere Charaktere (vorallem Syrah, jedoch auch viele Nebenfiguren), die mehr Tiefe haben und mit denen ich mich persönlich auch besser identifizieren konnte.
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass man eine Menge über das Leben in den Niederlanden/Flandern (und speziell einer Handelsstadt wie Antwerpen) im 16. Jahrhundert erfährt. Gerade für Kunstliebhaber dürfte dieses Buch sehr interessant sein.
Allerdings sollte man sich auf ein wirklich herzzerreissendes Ende gefasst machen. Ich will nicht zu viel verraten, aber "Nur der Regenbogen" war das erste und bis heute einzige Buch, bei dem ich wirklich Rotz und Wasser geheult habe - was man bei mir jedoch getrost als Kompliment für den Autor werten kann!
Allgemein würde ich sagen: 8/10 Punkten; ein typisches "Entweder-hassen-oder-lieben-Buch".