ZitatOriginal von Voltaire: Leserunden – Wieviel Kritik ist erlaubt?
Ausgehend von dieser Frage möchte ich in den Raum stellen, ob überhaupt zwischen kritischen Leserundenbeiträgen und Rezensionen ohne Schriftstellerbeteiligung unterschieden werden soll.
Ich meine nein.
Als dieses Forum vor Jahren startete äußerten sich die unterschiedlichsten Teilnehmer zu Büchern, und zwar leidenschaftlich und es wurden gleichermaßen Empfehlungen wie Warnungen für Bücher ausgesprochen. Die Büchereule entwickelte sich, die Teilnehmerzahl wurde größer und es entstanden Leserunden, die gern von Debütanten genutzt wurden.
Bei recht vielen (nicht allen!) Jungautoren zeigte sich recht schnell eine gewisse Erwartungshaltung, dass die Büchereulen eben jene Leserundenbücher mit Begeisterung aufnehmen und ihnen zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verhelfen sollten.
Nicht in allen Fällen waren diese Autoren jedoch darauf vorbereitet, dass es
auch in diesem Forum kritische Leser gibt, die nicht meinungslos das Gelesene abnicken, sondern in der Lage sind, sich differenziert mit einem Text auseinanderzusetzen und konkrete Schwachstellen zu benennen.
Soweit ich die Leserunden mitverfolgt habe ist der Großteil der Schriftsteller souverän mit den missliebigen Kommentaren umgegangen, doch in der ein oder anderen Leserunde zeigte sich der Verfasser auch überempfindlich gegenüber Lesermeinungen.
Oft genug entstand gerade in diesem Fällen bei mir der persönliche Eindruck, dass die Situation eskalierte, weil der Betroffene sich zuvor nicht im Ansatz mit der Büchereule und dem Ablauf einer Leserunde beschäftigt hatte, was unweigerlich zum Ruf nach Moderation und entsprechender Enttäuschung führte, wenn letztere nicht eingriff.
Die Art, wie sich der Leser halbwegs anständig über Fehlgriffe äußern darf,
kann sicherlich diskutiert werden, ebenso ob der Autor sich alles zu Herzen nehmen sollte. Bedenken sollten diejenigen, die Leserunden begleiten jedoch, dass es sich um Laienrezensionen handelt, in denen nicht jedes Wort viermal umgedreht wurde, bevor es in die Tastatur gegeben wurde.
Ein verfrühter Ruf nach Moderation bewirkt in diesen Fällen nämlich oft das Gegenteil dessen, was erreicht werden soll und die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Selbstregulierungsmechanismen in diesem Forum hervorragend funktionieren.
Und wenn es mal wieder einen Wirbelsturm im Wasserglas gibt, dann kann man den Leserundenautoren nur raten, sich gelassen zurückzulehnen und eine Nacht über die entsprechenden Beiträge zu schlafen.
Das alles ändert aber nichts daran, dass ich auch künftig meine Meinung zu Büchern unzensiert äußern werde, leidenschaftlich wie kritisch und es passieren kann, dass ich in einer detailliert begründeten Rezension von einem Buch abraten werde.