Leserunden - Wieviel Kritik ist erlaubt und wie sollte Kritik geäußert werden?

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ...
    • Profitieren andererseits die Leserinnen und Leser einer Leserunde von Fachkenntnissen der Teilnehmern dieser Leserunde, die aus deren beruflichen oder privaten Umfeld/Kenntnisstand kommen?


    • Und ganz allgemein gefragt: Wieviel Kritik darf sein?


    Kritik findet nach meinem Dafürhalten dort ihre Grenzen, wo sie unsachlich oder beleidigend wird. ...


    Aus Lesersicht finde ich es immer interessant, was andere Leser über das Buch denken. Jede weitere Meinung vergrößert ja auch meine Perspektive und erleichtert mir ein Abwägen. Manche Bücher entfalten ihre Wirkung ja auch erst nach einigen Tagen des Beendens. Dabei kann ich allerdings mit den sachlichen Kritiken unter den subjektiven mehr anfangen als mit purer Polemik.


    Eine halbwegs sachliche Erklärung, warum ein Buch nicht gefallen hat, wird sicher auch keinen Autor verletzen. Wer veröffentlicht, muss damit rechnen, dass es nicht jedem gefällt.


    Was die Fehlersuche betrifft, gehöre ich eher zu denen, die mehr das Gesamtbild der Geschichte betrachten. Es darf dann auch mal etwas so gebeugt werden, damit der Fluss beibehalten werden kann. Zuviel ist dabei aber zuviel. Ein gewisses Niveau in der Glaubwürdigkeit sollte dann doch erreicht werden.


    Beim Schreibstil gibt es für Leser auch viel zu kritisieren. Nicht immer wird der Autor so verstanden, wie er sich gerne ausgedrückt hätte. Wolf Schneider hat es mal so ausgedrückt: Einer muss sich quälen. Entweder der Schreiber, damit er vom Leser verstanden wird, oder der Leser, damit er den Schreiber versteht. Das größere Interesse liegt eindeutig beim Schreiber. - Insofern finde ich Kritik daran auch wichtig. Wenn viele in ihren Rezis darüber negativ schreiben, kann ich mir auch schonmal eine Erwartung aufbauen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ebenso verhält es sich mich sachlichen Fehlern. Ich bin froh, wenn man mich drauf hinweist, kann dann darüber diskutieren, mich für den Hinweis bedanken oder einfach erklären, dass ich hier aus Gründen des Tempos, der Atmosphäre oder der Spannung die künstlerische Freiheit bemüht habe. Das finden Experten auf ihrem Gebiet dann oft blöd - steht ihnen auch zu - aber ich schreibe immer noch Romane, keine Fachliteratur. Da muss ein Fakt, den einer von 100 Lesern erkennt, sich den Faktoren, die alle 100 Leser sehen, hin und wieder unterordnen.


    Und ab diesem Zeitpunkt ist es für mich eigentlich völlig selbstverständlich, als Leser auch mal 5 Gerade sein zu lassen. Ich respektiere es, wenn ein Autor diese Auffassung vertritt und zugunsten des Plots Dinge anders darstellt, als sie im realen Leben vielleicht vorkommen, denn ich gebe Dir Recht. Es handelt sich um einen Roman, nicht um ein Sachbuch oder einen Tatsachenbericht. Mir mag das vielleicht nicht schmecken, aber ich muss es hinnehmen.


    Und das sage ich als Erbsenzähler, der sich manchmal selber über Dinge aufregt wie über ein Korsett Anno 1939 :lache
    Wenn ich merke, dass die kleinen Unstimmigkeiten für überwiegenden Teil der Leserundenteilnehmer nicht so wichtig sind, dann führe ich auch keine weiteren auf, denn ich merke beim mir selber, dass eine zu detaillierte Kritik mir den Spaß an einem Buch nehmen kann, den ich mit Sicherheit gehabt hätte, hätte ich das Buch für mich alleine und unvoreingenommen gelesen.


    Mir stellt sich die Frage, ob man wirklich jeden Fehler oder jedes ungenaue Detail aufführen muss, auch wenn es auf die Geschichte an sich keinen Einfluss und keine Auswirkung hat.

  • Zitat

    Original von Mulle
    ...
    Eine Sonderpackung für anwesende Autoren fände ich unangenehm. Ich frage mich ohnehin immer, wieviel von den positiven Aussagen noch da stünde, wenn ich nicht anwesend wäre. Da beruhigen mich kritische Stimmen, die keine oder wenig Rücksicht auf mögliche Befindlichkeiten nehmen, sehr.
    ...


    Ich schreibe insofern anders, weil ich den Autor bei Teilnahme ja schon direkt anspreche. Das heißt nicht, dass ich ihn schonen und bauchmiezeln würde, wenn ich das Buch oder eine Figur eigentlich total misslungen finde. Ehrlichkeit muss schon sein!
    Was ich meinte ist eher, dass man seinem Gegenüber Respekt für seine Arbeit entgegenbringen muss, auch wenn man nicht mit allem so einverstanden ist. Kritik ja, aber nicht mit der Kloppkeule! ;-)

  • Zitat

    Eine halbwegs sachliche Erklärung, warum ein Buch nicht gefallen hat, wird sicher auch keinen Autor verletzen. Wer veröffentlicht, muss damit rechnen, dass es nicht jedem gefällt.


    Das gilt auch für halbwegs unsachliche Erklärungen. ;-) Wer veröffentlicht wird, muss damit umzugehen lernen, sich alles mögliche anzuhören, und das ist auch okay. Seit einigen Jahren boomen Laienrezensionen und inzwischen auch Krawallkommentare (wir leben im Kommentarzeitalter, und auch Kommentare werden kommentiert), halbwegs sachliche, gar fundierte Begutachtungen sind längst in der Minderheit. Das muss man akzeptieren, wenn man an die Öffentlichkeit geht - und auch die Tatsache, dass die Vollpfosten, die meinen, anonym einfach alles sagen zu dürfen, inzwischen eine ziemlich große Gruppe ausmachen. Und übrigens spielt keine Rolle, ob man als Autor aktiv an einer Leserunde teilnimmt oder nicht - seid versichert, dass die allermeisten Autoren regelmäßig ego-googeln und alles wahrnehmen, was irgendwo über sie und ihre Bücher geschrieben wird. ;)

  • Nicht falsch verstehen, ich finde es schön, wenn Leser ihren Geschmack äußern und miteinander über sympathische/unsympathische Figuren diskutieren. Aber die Frage war ja, wie man das als Autor empfindet und ich persönlich kann damit nicht so viel anfangen wie Mulle. Richtig, es gibt keine Menschen, die jeder mag, auch Romanfiguren wird nicht jeder mögen. Aber der Wert dieser Aussage für mich in einer Leserunde ist nicht gegeben. Ganz subjektiv als jemand, der hier Leserunden begleitet hat: Manches, das gesagt wird, freut, manches ist hilfreich, manche Diskussion macht Spaß, aber der Großteil ist subjektive Geschmackskundgebung, mal total positiv, mal negativ, beides gleich nutzlos. Natürlich nicht nutzlos für die Leser, die sich so austauschen, aber aus Autorensicht. Würde ich jede Sympathiebegründung und jede geschmackliche Auseinandersetzung in Zukunft abwägen, könnte ich nicht mehr schreiben. Ich muss ja nach meinem Geschmack schreiben.


    Wünschen würde ich mir als Autor, dass mehr nach Hintergründen gefragt wird, denn dazu sind wir schließlich da. Ich hatte schon Leserunden - nicht unbedingt hier - wo es bis auf inhaltliche Zusammenfassungen und "war toll" und "nicht meines" Kundgebungen kaum Fragen gab. Dann poste ich von mir aus Fotos von Schauplätzen oder erzähle, wie diese oder jene Idee entstanden ist, was immer auf Begeisterung stößt. Dann denk ich mir: Ja fragt doch! Lasst mal den Geschmack beiseite, nutzt den Mehrwert des Autors und löchert ihn. Wir reden gerne über unsere Ideen, es fühlt sich aber komisch an, es immer von sich aus tun zu müssen...


    lg Claudia

  • An einer Leserunde mag ich besonders den Austausch, viele verschiedene Ansichten zu ein und demselben Thema/Buch.


    Ich selbst bin jemand dem Fehler nicht so vordergründig in`s Auge springen und ich lese mir auch die Kommentare anderer erst durch, wenn ich selbst meinen Abschnitt beendet und kommentiert habe.


    Kritik darf meiner Meinung nach angebracht werden, solange sie sachlich begründet ist. Ein komplettes "Verreissen" eines Buches denke ich sollte man unterlassen.


    Wenn ein Autor sich entscheidet, an einer LR teilzunehmen, denke ich wird er nicht erwarten, dass nur alles positiv kommentiert und schöngeredet wird ....

  • Claudia :


    Zitat

    Wir reden gerne über unsere Ideen, es fühlt sich aber komisch an, es immer von sich aus tun zu müssen...


    Stimmt! :)


    Worüber ich allerdings nicht so gerne rede, das sind "Was wird aus"-Fragen, also Fragen, bei denen irgendwie davon ausgegangen wird, die Figuren wären real. Ich gebe zu, dass mich das redlich verwirrt. Romanpersonal existiert nicht außerhalb des Romans. Trotzdem fragen Leute immer wieder solche Dinge, merkwürdigerweise. ;) Okay, das ist eigentlich ein verstecktes Lob, weil die Figuren sehr plastisch und authentisch wirken, aber trotzdem irgendwie ... seltsam.

  • Ich nehme nicht sehr oft an Leserunden teil, da ich dann ja "gezwungen" bin, das Buch auch zu dem entsprechenden Zeitraum zu lesen. Aber wenn mich ein Buch besonders anspricht und dann noch der Autor oder die Autorin die LR begleitet, dann mache ich gerne mit. Dabei habe ich gemerkt, dass ich bei der ersten LR eigentlich nur den Inhalt wiedergeben habe und das ist eigentlich nicht wirklich interessant, weder für den Autor noch für die Leser. Also hab ich bei den folgenden Runden versucht, mehr meine Gefühle beim Lesen zu beschreiben oder meinen Eindruck über die Figuren.
    Und gerade bei Leserunden mit Autorenbegleitung finde ich den Austausch darüber spannend. Ein gutes Beispiel fand ich "Der Trakt" (ist schon länger her), da jeder versucht hat, das große Rätsel hinter dem Buch schon vorher zu lösen und ich schätze, da ist es für den Autor ungemein spannend, ob sein Buch auch so "funktioniert" wie man sich das beim Schreiben gedacht hat. Bei Arno Strobel hatte ich persönlich den Eindruck, dass er richtig Spaß daran hatte, zu lesen, ob wir schon früh die Zusammenhänger erahnen oder ob er uns auf falsche Fährten locken konnte :-)
    Auch könnte ich mir vorstellen, dass man gespannt ist, ob die Figuren so ankommen wie man sie selbst vor Augen hatte oder ob sie vielleicht vom Leser ganz anders wahrgenommen werden.
    Ich selbst mag einfach auch gerne, dass man sich austauschen kann bei Fragen zum Test oder Passagen, die einem nicht klar sind - sowohl mit dem Autor als auch mit den anderen. Gerade bei "Smaragdgrün" z.B. hätte ich ein paar kleine Fragen vielleicht später nicht wirklich beantworten können, wenn sie nicht in der LR zur Sprache gekommen wären.


    Aber ein Buch zu lesen ist und bleibt etwas, das mit dem persönlichen Geschmack zu tun hat und somit gibt es auch Leserunden zu Büchern, die mir nicht so gut gefallen haben wie ich vorher angenommen habe. Dann formuliere ich zwar vielleicht etwas vorsichtiger, wenn der Autor dabei ist, aber ich gebe schon zu, dass es mir nicht so gefällt und was genau mich stört. Sonst wäre es ja nur "Lobhudelei" und kein wirklicher Leseeindruck. Bis jetzt habe ich auch noch keine Leserunde erwischt, wo ich das Gefühl hatte, meine Kritik würde den Autor verärgern. Natürlich denke ich mir, dass man als Autor traurig ist, wenn einem Leser das Buch nicht gefällt, aber wenn man an einer solchen LR teilnimmt, kann man ja nicht davon ausgehen, dass das Buch wirklich allen absolut gefällt ohne wenn und aber.
    Ich würde aber nie an Leserunden teilnehmen, wo ich mir vorher schon denke, dass das Buch nicht in mein "Beutschema" passt. Und Fehler fallen mir eh' selten auf, höchstens logische, keine fachlichen. Ich forsche auch selten nach, ob alle Angaben, z.B. bei historischen Geschichten, auch stimmen. Nur wenn ein wirklicher logischer Fehler vorliegt, würde ich das auch schreiben (unlogische Altersangaben der Figuren oder plötzlich falsche Familiennamen o.ä.).


    Also, alles in allem liebe ich Leserunden mit Autorenbegleitung und es macht mir Spaß, die Person hinter dem Buch zumindest ein bisschen kennenzulernen. Und wenn ich dann noch etwas über die Hintergründe des Romans oder über die Entstehung eines Buches erfahre, dann ist das halt doppelt spannend als das Buch "einfach so" zu lesen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Mir stellt sich die Frage, ob man wirklich jeden Fehler oder jedes ungenaue Detail aufführen muss, auch wenn es auf die Geschichte an sich keinen Einfluss und keine Auswirkung hat.


    Doch, warum nicht!?
    Es ist ja auch für den Autor gut, eine Sache erklären zu können, die sich vielleicht viele Leser im Stillen fragen.
    Und manchmal weiß man etwas wirklich nicht, hat vielleicht falsch recherchiert, sich blöden Quellen bedient, etc.
    Sowas erfährt man nur, wenn es einem jemand sagt. Dazu sind die Leserunden eine feine Sache.


    Andererseits sehe ich Leserunden eher als Leserservice. Als Autor muss ich nicht aus jeder Anmerkung etwas mitnehmen, ich kann mich auch mal zurücklehnen und meine Leser einfach nur ihre Gedanken und ihren Schnack austauschen lassen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Zu Fehlern:
    Ich mag ja aufgelistete Tippfehler z.B. sehr viel lieber als einen generellen Hinweis, denn die Liste kann ich dem Verlag weiterreichen und die nächste Auflage wird verbessert. Der generelle Hinweis lässt mich frustriert das Buch zum 198.sten mal lesen - die Fehler finde ich nie.


    Ich verstehe das vollkommen - aber in einer Leserunde bin ich immer noch Leser und nicht Lektor... (oder wie heißt der Korrekturleser im Verlag richtig?).
    Mir jeden Tippfehler, den ich sehe zu notieren, würde mich völlig rausbringen und Striche an den Rand setzen erinnert mich zu sehr an meinen Deutschlehrer *grusel*

  • Kritik verletzt mich. Wenn sie trifft. Und das ist gut so.
    Mir ist ziemlich egal, ob die Kritik sachlich und politisch korrekt formuliert ist oder nicht. Das Ergebnis von "hast dir ja wacker Muehe gegeben, aber weisst du, diese aehh leicht ueberzogene Ausdrucksweise auf Seite 876 ..." und "was sollte denn diese Kitsch-SCheisse" ist fuer mich das gleiche.
    Ich merke ziemlich gut, wo der Kritiker den Nagel auf den Kopf getroffen hat, dieses Tomaten-von-Augen-fall-Gefuehl ist kaum zu verkennen, und dann tut das weh, und das muss es auch. Fuer mich sind das die Augenblicke, in denen ich die Chance habe, mich zu bewegen. Nach vorn. Nicht immer bin ich in der Lage dazu. Ich koennte zu faul sein oder an den Grenzen meiner Begabung angelangt sein oder auch in die falsche Richtung galoppieren. Aber der Kritiker hat in meinem Kopp eine Lampe angezuendet.
    Das ist prima.
    Solchen Maekelheini mit Google-Hobby - im Uebrigen einen unveroeffentlichten Autor - hatte ich in meiner letzten Runde auch. Der ist leicht zu ignorieren, den finde ich weder verletzend noch sonst irgendwie relevant.
    Aber die, bei denen ich merke, die haben dem Buch Zeit und Energie geschenkt und sind haengengeblieben, weil mein Text Haken, Oesen, Holper hat, die tun weh und helfen. Das geht nicht anders.
    Bei den positiven Aeusserungen ist es uebrigens so aehnlich: "Hach war das alles toll hier" loest in mir den Reflex: "Hat der das gelesen?" aus. Das nuetzt mir nicht viel. Aber dann gibt's wieder welche, die zeigen: Oh, da ist mir einmal genau das gelungen, was ich wollte - und ein aufmerksamer Leser hat es bemerkt und sich daran gefreut. Das sind wundevolle Momente.


    Zu alledem sind Leserunden grossartig.


    Womit ich ueberhaupt nicht kann, was mich blockiert, demoralisiert und auf lange Sicht regelrecht hindert, ist das hier: Vierzig Mann sind zur Leserunde angemeldet, zwanzig tanzen an, und zehn sterben ab. Da kommen dann Begruendungen wie: Meine Oma hatte Geburtstag, mein Hamster hustet, ich musste zum Sport, das Wetter war so schoen. Die nuetzen mir nix, weil ich die von mir selber kenne. Die bring' ich auch, wenn ich ein Buch einfach zu oede zum Weiterlesen finde. Wenn's mich packt, les' ich das bei Omas Geburtstag auf dem Klo. Aber wenn's zur Pflichtveranstaltung wird, laengt mich eben jedes Hamsterhusten ab.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Gronik


    Ich verstehe das vollkommen - aber in einer Leserunde bin ich immer noch Leser und nicht Lektor... (oder wie heißt der Korrekturleser im Verlag richtig?).
    Mir jeden Tippfehler, den ich sehe zu notieren, würde mich völlig rausbringen und Striche an den Rand setzen erinnert mich zu sehr an meinen Deutschlehrer *grusel*


    :grin
    Verstehe ich, ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich sowas erwarte.
    Ich habe es nur einmal miterlebt, dass jemand für das Auflisten der Tippfehler regelrecht angegangen wurde, weil es angeblich unhöflich sei.
    Nee, gar nicht. Für den Autor ist es ein toller Extra-Service und wahnsinnig praktisch. Finde ich.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Bei den positiven Aeusserungen ist es uebrigens so aehnlich: "Hach war das alles toll hier" loest in mir den Reflex: "Hat der das gelesen?" aus. Das nuetzt mir nicht viel. Aber dann gibt's wieder welche, die zeigen: Oh, da ist mir einmal genau das gelungen, was ich wollte - und ein aufmerksamer Leser hat es bemerkt und sich daran gefreut. Das sind wundevolle Momente.


    Alles Liebe von Charlie


    Das stimmt. Am Schönsten sind Kommentare zu diesen kleinen perfekten Szenen, von denen man weiß, dass sie einem gelungen sind. Wenn dann jemand schreibt: Dieser Dialog zwischen dem und dem auf Seite soundso, da musste ich die ganze Zeit grinsen oder wie du diese Begegnung beschreibst, toll, dann weiß man wieder, warum man das Leserfeedback sucht. :-) Die generellen "Toll!" oder "Alles super!" Kommentare schmeicheln zwar, sind aber lange nicht so befriedigend.


    Im übrigen Charlie: :write


    lg Claudia

  • Zitat

    Original von Carina
    Das kann ich nur voll und ganz unterschreiben :write. Ich frage mich oft, warum die Autoren sich diese Leserunden überhaupt antun. Denn es geht - wie claudiatoman schreibt - nur äußerst selten um konstruktive Kritik, sondern einzig um den persönlichen Geschmack.


    Ich hatte bis jetzt immer den Eindruck, als sei dies ein Forum für Leser.
    Leser, die an Leserunden teilnehmen, weil sie ein Buch interessiert, sie die Geschichte mit anderen teilen wollen, sich mit anderen (Mit-)Lesern darüber austauschen wollen und nicht, weil von ihnen eine Kritik unter literaturwissenschaftlichen Aspekten erwartet wird. Dies galt für mich bis jetzt auch immer für Leserunden mit Autorenbegleitung, mit der Ausnahme, daß man hier die Möglichkeit sich mit dem Autor auszutauschen. :gruebel


    Wir sind doch hier alle keine Literaturkritiker, sondern beurteilen ein Buch in aller erster Linie nach unserem Geschmack und nach unserem Empfinden beim Lesen des Buches und hieraus entsteht doch auch die positive oder negative Kritik. Wenn das nicht gewünscht ist, dann kann ich den Sinn einer Leserunde in einem Leserforum nicht ganz nachvollziehen.



    So und nun zu Voltaires Fragen: :-)


    Zitat


    • Profitieren andererseits die Leserinnen und Leser einer Leserunde von Fachkenntnissen der Teilnehmern dieser Leserunde, die aus deren beruflichen oder privaten Umfeld/Kenntnisstand kommen?


    • Und ganz allgemein gefragt: Wieviel Kritik darf sein?


    Ich habe hier schon von Fachkenntnissen anderer Leserundenteilnehmer profitiert und einiges dabei gelernt. Wenn mich eine Szene fesselt, eine Begebenheit im Buch so richtig anspricht oder sich im Buch ein roter Faden ergibt, erforsche ich das Thema gerne weiter. Wenn ich mein Wissen mithilfe von anderen Leserundenteilnehmern erweitern oder meines auch teilen kann, umso besser.


    Sich mit einem Buch intensiver zu beschäftigen, manches zu hinterfragen, Eindrücke zu vergleichen, sich gemeinsam zu erfreuen, zu kritisieren und zu diskutieren, ist für mich der Sinn einer Leserunde und der Anreiz sich für eine solche anzumelden. Dieser gemeinsame Austausch macht doch eine Leserunde aus.


    Ich stelle bei Leserunden immer wieder fest, daß sie mir eine andere Sichtweise als meine eigene auf die Geschichte eröffnen und mich dazu verleiten mich noch intensiver damit auseinanderzusetzen. Das funktioniert auch bei Büchern, die mir persönlich dann doch nicht gefallen.


    Zum zweiten Punkt:
    Ich finde positive und/oder negative Kritik muß sein. Allerdings in einem sprachlich gemäßigten Rahmen. Das gilt für mich bei allen Arten von Leserunden, also auch für die mit Autorenbegleitung.


    Einen kleinen Fehler, den der Autor aus seiner Sicht zugunsten der erzählten Geschichte eingefügt hat, finde ich persönlich nicht erwähnenswert oder er fällt mir gar nicht auf. Erst dann, wenn sie sich häufen, empfinde ich sie als störend und dann sollte man sie auch kritisch erwähnen dürfen. Ich mag auch keine Rezensionen, die sich nur an solchen Kleinigkeiten aufhalten oder beleidigend geschrieben sind.


    Ohne Lob oder Kritik wird sich keine Leserunde gestalten lassen, denn so liest man doch ein Buch: man freut sich, man ärgert sich und alles orientiert am eigenen Empfinden und natürlich auch dem persönlichen Geschmack. ;-)

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Zitat

    Original von claudiatoman
    Das stimmt. Am Schönsten sind Kommentare zu diesen kleinen perfekten Szenen, von denen man weiß, dass sie einem gelungen sind. Wenn dann jemand schreibt: Dieser Dialog zwischen dem und dem auf Seite soundso, da musste ich die ganze Zeit grinsen oder wie du diese Begegnung beschreibst, toll, dann weiß man wieder, warum man das Leserfeedback sucht. :-) Die generellen "Toll!" oder "Alles super!" Kommentare schmeicheln zwar, sind aber lange nicht so befriedigend.


    Im übrigen Charlie: :write


    lg Claudia


    Für mich als Leser ist genau das das Schönste an einer Leserunde!


    Man selbst entdeckt solch eine besondere Stelle im Buch, macht in der Runde darauf aufmerksam - oder wird darauf aufmerksam gemacht - und erfreut sich dann mit den Mitlesern gemeinsam daran. Das sind die Szenen in einem Buch, die man nicht vergißt und die durch den Austausch in der Leserunde noch nachhaltiger im Gedächtnis bleiben.


    Wenn der Autor die Leserunde begleitet und er den Eindruck bestätigt bzw. sich darüber freut, daß er (oder sie) genau DAS vermitteln wollte, bestätigt mich das doch auch wieder als Leser. So ein Austausch ist doch herrlich.


    Ich freue mich immer, wenn jemand über ein Buch erzählt, eine besondere Stelle erwähnt, die mich selbst auch so fasziniert hat. Darüber könnte ich stundenlang "quatschen". :grin

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich hatte bis jetzt immer den Eindruck, als sei dies ein Forum für Leser.
    Leser, die an Leserunden teilnehmen, weil sie ein Buch interessiert, sie die Geschichte mit anderen teilen wollen, sich mit anderen (Mit-)Lesern darüber austauschen wollen und nicht, weil von ihnen eine Kritik unter literaturwissenschaftlichen Aspekten erwartet wird. Dies galt für mich bis jetzt auch immer für Leserunden mit Autorenbegleitung, mit der Ausnahme, daß man hier die Möglichkeit sich mit dem Autor auszutauschen. :gruebel


    Ist es auch. Aber wenn man den Austausch mit dem Autor sucht, ist es ganz normal, dass auch der Autor dazu eine Meinung hat bzw etwas davon profitieren will. Leserunden mit Autoren kann man keinesfalls nur als Austausch zwischen Lesern sehen, denn wozu braucht es dann den Autor? Nur um zu allem "schön, dass es euch gefallen hat" oder "schade, dass es euch nicht gefallen hat" zu sagen? Austausch mit dem Autor sollte weit tiefer gehen, also entweder die Ebene des Schreibenden, die Hintergründe, die Entstehung mit einbeziehen oder sinnvoll über das Geschriebene diskutieren. Ein reines Geschmackserlebnisteilen ist da zwar für Leser nett und interessant, aber für einen Autor sehr viel Zeit. Klar brauchen wir Feedback unserer Leser und freuen uns über Austausch. Aber wenn es an der Oberfläche bleibt und nur darum geht, dass Leute beim lesen Gesellschaft wollen, dann überlegt man sich, ob man es wieder macht. Und ehe ich dafür jetzt getadelt werde: Überlegt mal, wie viele Autoren keine Leserunden machen im Verhältnis zu denen, die es tun.


    lg Claudia

  • Ich melde mich mal hier als ziemlicher Frischling zu Wort.


    Bisher habe ich an zwei LR mit Autorenbeteiligung teilgenommen, das war ein wirklich schönes Erlebnis. Zum einen mit Oliver Uschmann, dessen Bücher ich sehr gerne mag und es war einfach klasse, über einige Dinge zu plaudern. Kritik wurde auch geäußert, allerdings geht es ja immer nur um die Geschichte, die in einem Roman ja ganz klar fiktiv sein kann und eben nur nicht meinem Geschmack entspricht.


    Nicht jeder Autor kann es jedem Leser recht machen und ich denke, dass subjektive Kritik, die nicht über die Strenge schlägt, ok ist. Haarig wird es m.E dann, wenn man nicht mehr sachlich bleibt, sondern durch unschöne Adjektive beleidigend und persönlich wird und dem Autor Dummheit etc unterstellt, das hat Mm nach in einer LR nichts zu suchen.


    Bei Jan von der Banks "Hundewache" waren auch ein paar Ungereimtheiten, die gar nicht so sein konnten, da haben Nofret und ich aus medizinischer Sicht mal drauf hingewiesen. (ohne ihm irgendeine Dummheit o.ä. zu attestieren, weil er nun mal kein Mediziner ist) Ich fand es sehr sympathisch, wie er reagiert hat, nämlich selbstironisch und spaßverstehend. Und obwohl das Buch gar nicht so mein Fall war (was aber an meinem Geschmack liegt, nicht an dem Buch, denn es war dennoch sehr spannend), hat mir die LR doch sehr großen Spaß gemacht, eben weil es etwas Besonderes war und ich sehr viel lachen konnte. Klar ist es aus medizinischer Sicht unmöglich, jemandem bei Unterzuckerung Insulin zu spritzen- aber was solls? Der Spannung hat dieser Fehler nicht geschadet. Und der Lr auch nicht- im Gegenteil. ;-) Edit: ich wollte damit sagen, dass ich mich auch als Leser nicht so wichtig sehen sollte. Für mich dominiert der Spaß, den man zusammen in einer solchen LR zusammen hat.


    Ich finde Kritik üben gut, aber das geht doch auch freundlich.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Also für mich schließen sich "sinnvoll über das Geschriebene diskutieren" und das "Geschmackserlebnisteilen" nicht aus, ganz im Gegenteil.
    Ich behaupte ja auch nur, daß es einem literaturwissenschaftlichen Laien wie mir, nicht möglich ist eine Geschichte anders als aus seinem Geschmack und Empfinden oder auch Erfahrung heraus zu "sezieren" und zu berurteilen.


    Natürlich habe ich keine Lust mich in einer Leserunde nur darüber auszutauschen, ob mir ein Buch gefällt oder nicht. :wave

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Es gibt ja auch Geschmacksurteile und Geschmacksurteile.
    Wenn mir ein Leser sagt: "Du, ich fand dein Buch stinklangweilig", ist das zweifellos ein Geschmacksurteil, aber es kann mir einen wertvollen Hinweis geben - auch dann, wenn drei andere das Buch als "ziemlich spannend" einstufen. Vielleicht ist es ja doch nicht spannend genug, vielleicht lohnt es sich, hier genauer zu pruefen?
    Wenn hingegen jemand sagt: "In deinem Buch kam ja 'n gruenes Auto vor, und gruene Autos finde ich sowieso doof", oder: "Den Hansi fand ich irre beknackt, weil der ist so wie der Ex-Freund von meiner Ex-Schwiegermutter", dann ist das meiner Ansicht nach (die braucht ja keiner zu teilen!) weder fuer den Autor noch fuer die anderen Mitlesenden eine irgendwie relevante Aussage. Die kann man natuerlich trotzdem hinschreiben, wenn man gerade Spass am Tippen hat. Die interessanten Diskussionen in Leserunden kommen - denke ich - aber auf, wenn Leser einander - und dem Autor - vom Text erzaehlen.
    Auf: "Dein Buch war kitschig", kann ich nachfragen: "Wo hat es dich besonders gestoert?" etc. Die anderen Teilnehmer koennen ihr eigenes Empfinden vergleichen. Bei der Sache mit der Ex-Schwiegermutter dagegen kann bedauerlicherweise nur mitreden, wer eine hat - und das Buch haette er sich dazu nicht kaufen muessen.


    Ich hatte auch mal eine Runde, bei der sich die Teilnehmer dann ueber ihre Ex-Schwiegermuetter unterhielten. War ja auch ganz nett. Lag nur so ein bisschen in der Thema-verfehlt-Kiste.


    Alles Liebe von Charlie (intolerant, da ohne Ex-Schwiegermutter)