Kann das alles Zufall sein? - Heinz Oberhummer

  • Geheimnisvolles Universum


    Heinz Oberhummer erzählt in seinem Buch von der Geburt unseres Universums durch den Urknall vor etwa 13 Milliarden Jahren, und macht wie Frank Close in "Luzifers Vermächtnis" einen winzigen Bruch in der Symmetrie von Teilchen und Antiteilchen für die Entstehung der Materie verantwortlich. Weiters erfährt der Leser vom Leben und Sterben der Sterne, in denen durch das nukleare Brennen all die chemischen Elemente erzeugt wurden, die für die Entstehung des Lebens auf unserem Planeten notwendig waren. Wäre die Stärke der Kernkraft in den Wasserstoff- und Sauerstoffatomen nur geringfügig stärker oder schwächer gewesen, gäbe es diese für das Leben unerläßlichen Elemente nicht in genügendem Ausmaß, und wir wären aller Wahrscheinlichkeit nach nicht hier, um uns fragen zu können, warum es überhaupt etwas und nicht nichts gibt.
    In weiterer Folge denkt der Autor auch über die Möglichkeit anderer Lebensformen in unserem Universum nach und stellt seinen Lesern die Multiversumtheorie vor, die besagt, dass unser Universum nur eines von vielen sein könnte, die alle womöglich einem stetigen Wandel von Entstehen und Vergehen unterworfen wären.
    In seinen Betrachtungen wendet sich Oberhummer aber auch dem Raumschiff Erde zu und macht auf die Gefahren aufmerksam, die unserem Planeten sowohl von außen als auch von innen drohen.
    In den letzten Kapiteln staunt der Wissenschaftler darüber, dass es dem Menschen mittels seines Abstraktionsvermögens gegeben ist, sich gedanklich sowohl in der Welt des Mikro- als auch des Makrokosmos zu bewegen und die geltenden Naturgesetze zu verstehen.
    In seinen Schlußbetrachtungen bekennt sich der Autor schließlich zur Multiversumtheorie und gibt zu bedenken, dass alleine diese Form der Schöpfung eines allmächtigen Gottes würdig wäre, wie bereits Giordano Bruno durch rein philosophische Überlegungen vor mehr als 400 Jahren behauptet hat. Für diese Theorie, die er niemals widerrief, musste er im Februar 1600 in Rom den Tod auf dem Scheiterhaufen erleiden.


    Heinz Oberhummer, Professor für Theoretische Physik, versteht es wie kaum ein anderer seiner Zunft, seinen Lesern auf nur 160 Seiten Grundlegendes über das Universum so zu erklären, dass man auch schon Bekanntes besser versteht und Zusammenhänge erkennt.
    Mir haben außerdem seine persönlichen Gedanken zur Schöpfung und auch seine historischen Rückblicke sehr gut gefallen. In seinen Formulierungen ist sein praktischer Sinn, sein Humor, aber auch sein Respekt vor den Wundern des Seins und seine Fähigkeit, noch immer staunen zu können, deutlich spürbar.
    Manchmal hatte ich während der Lektüre jedoch das Gefühl, dass es um Welten geht, die nicht real sein können, die mir so fremd und fern sind, dass sie sich meiner Vorstellung entziehen. Neu war für mich auch die Multiversumtheorie, für die meiner Meinung nach schon der Umstand spricht, dass sie von der Amtskirche abgelehnt wird. Wenn man bedenkt, wie viele Lichtjahre von den Tatsachen entfernt die offizielle Kirche bei der Einschätzung naturwissenschaftlicher Fragen stets war, hat die Multiversumtheorie doch gute Chancen, sich eines fernen Tages als richtige Antwort auf die Fragen der Wissenschaft zu etablieren.
    Mich haben des Herrn Professors Betrachtungen jedenfalls als kleiner Ausschnitt großen Wissens begeistert, und ich kann nur einmal mehr staunen über das Wunder der Schöpfung und die Fähigkeit des menschlichen Geistes, dieses wenigstens ansatzweise erkennen zu können.