Das Eisenbahnunglück – Thomas Mann

  • und andere Begebenheiten


    Gelesen von Loriot


    Verlag: Universal Music (1996)


    Kurzbeschreibung:
    "Das Eisenbahnunglück" (1909) schildert den fast schon anarchischen Zustand im Augenblick einer Katastrophe, der Normalsterbliche, Autoritäten und gesellschaftliche Schranken ins Wanken geraten lässt.


    Über den Autor:
    Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren und wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955.
    Thomas Mann zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns umfangreiches und vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Für seinen ersten großen Roman Die Buddenbrooks erhielt er 1929 den Nobelpreis für Literatur.


    Über den Sprecher:
    Zu Loriot muss man wohl nicht viel sagen.
    Hier der Link auf den Wikipedia-Bericht über ihn: http://de.wikipedia.org/wiki/Loriot

    Mein Eindruck:
    Loriot ist eigentlich nicht der Sprecher, den man bei einem Thomas Mann Hörbuch erwartet, aber gerade dadurch wird es interessant und Loriot macht seine Sache ganz gut.
    Er liest die Kurzgeschichte Ein Eisenbahnunglück und dann Ausschnitte aus Felix Krull, Lotte in Weimar und Herr und Hund. Dazwischen kommentiert er und macht Überleitungen. Dadurch funktioniert die CD als Gesamtwerk gut.


    Das Eisenbahnunglück von 1909 ist eine sehr autobiographische Geschichte, die Thomas Mann als junger Mann erlebte. Er schreibt sehr ironisch, seziert seine Mitreisenden geradezu. In diesen Momenten funktioniert Loriot als Sprecher auch sehr gut. Thomas Mann betrachtet die Leute (Reisende wie Bahn) vor und nach dem Zugunglück und zeigt, wie sich die Gemeinschaft dadurch verändern. Geltende Standesunterschiede werden außer Kraft gesetzt.
    Da ist ziemlich gut gemacht, genau wie Thomas Manns eigener Zustand, der kurz befürchten musste, sein einziges Romanmanuskript (vermutlich Buddenbrooks) wäre vernichtet. Er fragt sich, ob er die Kraft aufbringt, ggf. den ganzen Text noch einmal zu schreiben. Diese Ängste sind bei Thomas Mann nicht ganz grundlos gewesen, immer wieder spielte der Verbleib seiner Manuskripte, die er von Hand schrieb, eine große Rolle. Auch später, als seine Kinder diese wertvollen Unterlagen nur unter großer eigenerer Gefahr aus Nazideutschland holten.
    Aber das ist eine andere Geschichte. Das Eisenbahnunglück ist eine unterhaltsame Geschichte, weniger pessimistisch als manch andere. Mir hat sie gut gefallen.


    Der folgende Ausschnitt „Der Theaterbesuch“ aus Felix Krull passt dann gut zum ersten Text. Es geht wieder um eine Begebenheit, einen besonderen Moment. Der 14jährige Felix Krull erhält einen Einblick in das Showgeschäft und erkennt de Unterschied zwischen Glanz und Täuschung. Dieser Moment prägt ihn und bereitet die Methoden seiner eigenen, kommenden Hochstapeleien vor.
    Eine Passage, die man als Hörer auch nicht so schnell vergisst.


    Der Ausschnitt „Die Ankunft“ von Lotte in Weimar ist dann OK, wirkt aber nicht so gut wie das ohnehin episodenhafte Felix Krull. Lotte in Weimar habe ich immer mehr als geschlossenen Text gesehen.


    Es schließt dann mit „Soviel von Schafen“, ein Ausschnitt aus Herr und Hund, in dem Thomas Manns Hund Bauschan die Hauptrolle spielt.


    Eine abwechslungsreiche CD, die ich gerne gehört habe und die besonders Thomas Mann-Einsteigern zu empfehlen ist.