Den Mond aus den Angeln heben - Gregory Hughes

  • Den Mond aus den Angeln heben - Gregory Hughes


    Inhalt:
    Bobs Schwester, die Ratte, ist das tollste Mädchen in ganz Kanada. Wenn sie den Fußball durch den Präriegarten dribbelt, ist sie so glücklich wie sonst niemand. Wenn sie aristokratisch spricht, klingt sie wie der größte Snob bei der BBC. Und wenn sie etwas voraussagt, dann tritt es auf jeden Fall ein. Nur wenn der Rapper Iceman im Fernsehen kommt, ist die Contenance der Ratte futsch. Dann biept sie, was das Zeug hält. Denn geflucht wird nicht. Doch von einem Tag auf den anderen müssen Bob und die Ratte ihr Zuhause verlassen - die Frank-Sinatra-Songs zum Aufstehen, ihr Boot am Fluss, Bobs angebetete Lehrerin Miss Gabriela Felipe Méndez, ihren Freund Harold. Und die beiden Waisenkinder aus der Prärie machen sich auf einen verwegenen Roadtrip - quer durch Kanada und bis nach New York.


    Über den Autor
    Brigitte Jakobeit lebt als Übersetzerin englischsprachiger Literatur in Hamburg. Sie hat u.a. Werke von William Trevor, Lorrie Moore und Audrey Niffenegger ins Deutsche übertragen.


    Meine Meinung:


    Mich hat der Titel und das Titelbild angesprochen, da ich noch einen Gutschein hatte, habe ich das Buch gekauft.
    Bob ist dreizehn und hat eine 10jährige Schwester die einen indianischen Namen hat, da sie auf Indianerland geboren wurde - Wazhashnoons - das bedeutet "Ratte". Die Ratte ist schlau und nett, versteht sich mit ganz vielen Leuten prima und kann Sachen vorhersehen. Als der Vater - wie vorhergesagt stirbt- machen die beiden sich auf nach New York um ihren verschollenen Onkel zu suchen. Ein großes Abenteuer - und mit der Ratte an der Seite kann man nur jede Menge guter Freunde finden. Leider bekommt die Ratte immer solche "Krampfanfälle" und keiner weiß genau was das ist.
    Ein Buch, mit nur einem halben Happy End. Es passiert unheimlich viel und das Tempo hält bis zum Schluß an. Sicherlich ist das eine oder andere etwas überzeichnet, aber mir hat besonders der Charakter der Ratte gut gefallen. Bob ist fast immer nur der große, besorgte Bruder, der es mit so einer hellsichtige Schwester gar nicht so einfach hat...

  • Der Klappentext:
    Bobs Schwester, die Ratte, ist das tollste Mädchen in ganz Kanada. Wenn sie den Fußball durch den Präriegarten dribbelt, ist sie so glücklich wie sonst niemand. Wenn sie aristokratisch spricht, klingt sie wie der größte Snob bei der BBC. Und wenn sie etwas voraussagt, dann tritt es auf jeden Fall ein. Nur wenn der Rapper Iceman im Fernsehen kommt, ist die Contenance der Ratte futsch. Dann biept sie, was das Zeug hält. Denn geflucht wird nicht. Doch von einem Tag auf den anderen müssen Bob und die Ratte ihr Zuhause verlassen - die Frank-Sinatra-Songs zum Aufstehen, ihr Boot am Fluss, Bobs angebetete Lehrerin Miss Gabriela Felipe Méndez, ihren Freund Harold. Und die beiden Waisenkinder aus der Prärie machen sich auf einen verwegenen Roadtrip - quer durch Kanada und bis nach New York.


    Die Geschichte:
    Die Ratte macht Bob manchmal schon das Leben schwer. Zehn Jahre alt, unglaublich altklug, vorlaut und immer drauf und dran, das Leben noch komplizierter zu machen, als es ohnehin schon ist. Für Bob dreht sich alles um seine kleine Schwester und die Schwierigkeiten, in den sie ihn immer wieder bringt. Und doch liebt er sie und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ihre kleine heile Welt kommt ins wanken, als ihr Vater überraschend stirbt und die beiden Geschwister allein zurück bleiben. Um nicht ins Heim zu kommen, fassen sie den aberwitzigen Entschluss, von Kanada nach New York zu fahren und dort den einzigen noch lebenden Verwandten ausfindig zu machen. Ausgerechnet ein Dealer nimmt die beiden mit nach New York - und damit beginnt eine abenteuerliche, komische und gefährliche Reise für die Kinder, die ihr Leben komplett verändern wird.



    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich wirklich begeistert und berührt, wie kaum eines in diesem Jahr. Die Geschichte von Robert und Marie Claire ist mitreißend, lustig und traurig, einfühlsam und sarkastisch - man muss als Leser einfach mit dabei sein, bei diesem verqueren Roadtrip nach New York.
    Die beiden Kinder als Hauptcharaktere sind wunderbar dargestellt und gleichermaßen sympathisch. Marie Claire, die Ratte, natürlich wegen ihres losen Mundwerks, ihrer besonderen Gabe, ihrem Hang zur maßlosen Übertreibung, ihrem an Größenwahnsinnigkeit grenzenden Schauspieltalent und ihrer sturen Art. Robert, wegen seiner Geduld, seinem jungenhaften Charme, seiner Gutmütigkeit, der Liebe zu seiner Schwester und seinen Bemühungen, Marie Claires Verrücktheiten mit Gelassenheit zu begegnen.
    Auch die weiteren Figuren - ob es nun der alte Herr, Harold, Miss Méndez, Joey, Tommy oder Ice sind - haben alle ihre Eigenheiten, ihren ganz eigenen Charme und eine unverwechselbare Stimme, die ihnen Gregory Hughes verleiht. Man schließt sie alle gleichermaßen ins Herz.
    Der Schreibstil ist wunderbar zu lesen, meiner Meinung nach, leicht und komisch an den passenden Stellen und dann wieder etwas melancholisch oder bedrohlich, wenn es sein musste. Es gibt viele lichte Momente, in denen ich als Leser in lauthalses Lachen ausgebrochen bin, aber auch einige düstere und beklemmende Szenen, die mich betroffen gemacht haben.


    Für mich ist das Buch während und nach dem Lesen eindeutig auf die Position "Lieblingsbuch" gerutscht und wird mit Sicherheit eines meiner Highlights in diesem Lesejahr sein.

  • Zum Inhalt:
    Marie Clarie, Roberts jüngere Schwester, sieht in ihren Träumen die Zukunft voraus. Wenn sie spürt, welches Schicksal anderen bevorsteht, wacht diese bemerkenwerte kleine Persönlichkeit mitten in der Nacht auf. In der Familie wird Marie Claire Ratte genannt, weil sie zufällig auf dem Stammesgebiet kanadischer Ureinwohner zur Welt kam. Ratte kann andere Menschen perfekt imitieren und möchte gern einmal Schauspielerin werden. Für ihr Alter wirkt Roberts Schwester reichlich ausgebufft, Rattes Lieblingsgetränk ist Mokka und ihr heftigster Spruch, dass man immer vor Pädophilen auf der Hut sein sollte. Seit der Ermordung von Rattes Freundin wissen die Kinder über Missbrauch Bescheid; bei Ratte kann man sich jedoch noch nicht sicher sein, ob sie Wirklichkeit und Sprüchemachen voneinander trennen kann. Jeden, der Ratte nicht in den Kram passt, bezeichnet sie als Pädophilen. Nach dem Tod des Vaters, den Ratte vorausahnte, machen sich Bruder und Schwester mit Güterzug und Fahrrad auf den Weg von Winnipeg nach New York. Die Kinder wollen auf keinen Fall in ein Heim oder eine Pflegefamilie "gesteckt werden". Ihr Onkel Jerome soll in New York erfolgreicher Drogenhändler sein und man erzählt sich, er sei Fremdenlegionär gewesen. Mit einer raffinierten Mischung aus Gutgläubigkeit und Durchtriebenheit findet die Ratte auf dieser Fahrt Verbündete. Neben der Bronx und Manhatten lernen die Kinder auf ihrer Suche die markantesten Sehenswürdigkeiten New Yorks kennen. Rattes schauspielerische Talente sorgen dafür, dass der Geldbeutel der Kinder stets gefüllt bleibt. Durch die unerwartete Begegnung mit dem Rapper Ice, den Ratte verehrt, tritt ein Erwachsener auf den Plan, der sich um die elternlosen Kinder kümmert.


    Fazit:
    Mit Bob und Ratte hat Hughes unbestreitbar zwei anrührende Figuren geschaffen. Der dreizehnjährige Robert nimmt in der Geschichte die Rolle des Beobachters und Berichterstatters ein. Er weiß, dass die Ratte viel Freiraum braucht und stellt seine eigenen Wünsche völlig zurück. Ratte übernimmt im Geschwister-Duo die Rolle der rastlosen Antreiberin. Obwohl fast drei Jahre jünger als Bob, ist sie die weise Person, die über Leben und Tod nachdenkt. Bob betätigt sich als Puffer zwischen Rattes verrückten Ideen und der Realität. Besonders anrührend fand ich Roberts Nationalstolz, Kanada sei "etwas Besonderes, wie Amerika ohne die Armee und die Arroganz". (S. 102) Hughes märchenhaftes Roadmovie hat mich mit der Frage gefesselt, welches der beiden Kinder in diesem ungewöhnlichen Team die stärkere Persönlichkeit ist, wer das Projekt Onkelsuche zusammenhält. Obwohl mich die Geschichte von Ratte, Bob und Rapper Ice vorzüglich unterhalten hat, begeistert mich die Botschaft des Buches weniger. Die unreflektiert negative Sicht, dass elternlose Kinder "ins Heim oder in eine Pflegefamilie gesteckt" werden passt in ihrer Naivität nicht zu der Schläue, mit der die Kinder sonst ihren Alltag bewältigen. Dass zwei Kinder in New York tagelang im Freien schlafen und auf ihrer Odyssee immer an herzensgute Gauner geraten, die Kindern nichts Böses tun, finde ich als Botschaft an die zwölfjährige Zielgruppe des Buches ebenso fragwürdig wie die Rechtfertigung von Selbstjustiz und Gewalt, um Kinder aus einem staatlichen Heim zu "befreien".


    Kurzfassung:
    Rührendes, streckenweise groteskes Roadmovie mit schrägen Charakteren und fragwürdiger Botschaft, das die Spannung bis zum Schluss des Buches nicht halten kann.


    6 von 10 Punkten

  • Das Buch beginnt wirklich toll. Ein wirklich gelungener Schreibstil, tolle Charaktere, ein schönes Setting mitten in Kanada, Indianer und eine etwas schräge Familie.
    Wäre es so weiter gegangen, wäre das Buch schon allein wegen der Ratte für mich eines der Jahreshighlights geworden. Das kleine Mädchen ist herrlich schräg und respektlos.
    Dummerweise startet dann eine Flucht quer durch Kanada und Nordamerika bis nach New York und diese Flucht eben konnte mich für ein Jugendbuch so gar nicht begeistern.
    Ja, auch hier stimmt der Stil noch, die Figuren bleiben toll gezeichnet, aber die Geschichte nimmt für mich Wendungen, die ich in einem Jugendbuch einfach nicht gutheißen kann. Abgesehen davon, daß die Ratte jeden als Pädophilen beschimpft, der nicht schnell genug aus dem Weg geht und den Lesern suggeriert wird, daß es durchaus in Ordnung ist, vor dem Kinderheim zu fliehen, mitten in New York in einem Park zu schlafen und dass die meisten Gangster und fiesen Typen eigentlich ganz nett sind, wenn man ihnen nur eine Chance gibt, daß Selbstjustiz in manchen Fällen ganz ok ist und in Kinderheimen nur böse Menschen und Pädophile arbeiten.
    Dieser Schwachsinn hat mir das ganze Buch verdorben, da konnte auch der begeisterte Eindruck zu Beginn des Lesens nichts mehr retten.
    Diese Botschaft ist einfach nur fragwürdig und aus meiner Sicht für kindliche Leser ganz klar ungeeignet, da sie ein völlig falsches Bild der Wirklichkeit abgibt.
    Ich habe wirklich keine Ahnung, was der Autor sich dabei gedacht hat, aber vermutlich nicht viel.
    Mich stört es deutlich, abgesehen davon, daß mir das Ende auch überhaupt nicht gefiel, weil es nicht zur sonstigen Stimmung des Buches paßte.
    Und obwohl es ein wirklich berührender Text ist und ich sonst immer bei solchen Texten weine, war ich hier über die ein oder andere Wendung so entsetzt, daß ich ausnahmsweise mal nicht in Tränen zerfloß.


    Von mir ganz klar keine Leseempfehlung für Kinder.