Die tödliche Familie Lee - Shamini Flint

  • Inhalt
    Inspektor Singh von der Singapurer Kripo ist nicht unbedingt eine Prachtexemplar seiner Art, viel zu dick, ungepflegt, Kettenraucher. Und da er sich auch sonst eher durch Dickköpfigkeit denn durch Loyalität auszeichnet, wird ihm der undankbare Job zugewiesen, sich in Malaysia um den Fall Chelsea Liew zu kümmern. Die, singapurische Staatsangehörige, soll ihren Mann, den malayischen Holzmagnaten Alan Lee, umgebracht haben. Der, das wird schnell klar, war nämlich keineswegs der ehrenwerte Geschäftsmann, sondern eine Ekel, der seiner Familie das Leben zur Hölle machte, aber erst während des Scheidungsverfahrens das Ausmaß seiner Bösartigkeit offenbart.
    Doch nicht nur in der Familie tauchen jede Menge Motive auf. Auch die Geschäftsgebahren von Lees Firma, die ohne Rücksicht auf Verluste Malysias Wälder abholzt, liefern so manches Motiv.


    Meine Meinung
    Eigentlich bietet diese Geschichte also Stoff für einen spannenden Krimi vor interessanter Kulisse. Leider ist daraus ein nur sehr, sehr mittelmäßiger Roman geworden.
    So sind die Charaktere nur sehr oberflächlich gezeichnet. Etwa die malayische Polizei, die zunächst einmal ziemlich unerfreut darüber ist, dass ihnen dieser seltsame Inspektor aus Singapur zur Seite gestellt wird. Doch kaum ist dessen offizieller Auftrag erledigt, nämlich Chelsea aus der Todeszelle zu befreien, erweisen sie sich als höchst kooperativ, nehmen ihn, obwohl er nun auf eigene Faust ermittelt, überallhin mit und lassen sich von ihm sogar Aufträge erteilen. Diesen Sinneswandel hat der Leser einfach zu akzeptieren. Auch bei den meisten anderen Charakteren sind solche Brüche häufig, was ambivalente Persönlichkeiten, wie sie ja durchaus wünschenswert sein können, sein sollen, wirkt eher unschlüssig.
    Auch die Sprache ist hölzern und voller falscher Floskeln, etwa, wenn einer stockstill dasitzt. Oder die Heldin ist „völlig erstaunt und sprachlos vor Schock“, obwohl es nicht mal einen gibt, zu dem hätte sie sprechen können. An solchen und anderen Stilblüten hat freilich sicherlich auch die Übersetzerin ihren Anteil, oft hat man den Eindruck, bei der Übersetzung handele es sich um eine Rohfassung, die an vielen Stellen in sprachlich vertretbares deutsch gefeilt werden müsste.
    Da kann auch der Plot nichts retten, obwohl er doch ein ziemlich spannendes Thema aufgreift: Zum einen den Raubbau an Malaysias Wäldern im Zuge des "Biohypes", aber auch die Diskrepanz zwischen dem buddhistisch geprägten, perfekt organisierten Singapur, und dem hauptsächlich islamischen, doch eher chaotischem Malaysia. Das kratzt aber alles nur an der Oberfläche, bietet kaum Überrschungen und ist vor allem eines: furchtbar langweilig.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)