The Blackfoot Trail - Charles G. West

  • Neither white nor red are you, but a man alone. You must go your own way and follow the voices of the trees and rocks. (Seite 12)*


    234 Seiten, kartoniert (Mass-Market Paperback)
    Verlag: Signet (Penguin Group) New York, NY 2009
    ISBN-10: 0-451-22858-8
    ISBN-13: 978-0-451-22858-1



    Zum Inhalt (Quelle: Eigene Angabe)


    Joe Fox, dessen Eltern unbekannt sind und der bei den Blackfoot aufwuchs, hat nach dem Tod seiner Pflegeeltern ein einsames Leben als Mountain Man gewählt. So wenige haben ihn je zu Gesicht bekommen, daß er für einen Geist gehalten wird. Aber er ist immerhin so wenig ein Geist, daß er Pete und Malcolm durch die Berge hin zu einer Gruppe Verwandter führt, die auf dem Wege nach Oregon sind. Bei der Gruppe finden sie auch den undurchsichtigen Starbeau, der alles ist, nur nicht das, wofür er sich ausgibt. Als sich zwischen Callie, der Tochter eines der Siedlerpaare, und Joe Fox eine zarte Romanze anbahnt, geben die Eltern Joe unmißverständlich ihr Mißfallen zu verstehen. Er zieht sich zurück. Das nützt Starbeau aus, um den Siedlern ihr Geld zu stehlen und dabei zwei Menschen zu ermorden. Da Callie ihn dabei beobachtet, entführt er sie.
    Nun ist guter Rat teuer. Denn nur ein Mensch ist in der Lage, Callie - möglichst lebend - zurückzubringen: Joe Fox. Doch den haben Callies Eltern vergrault Joe würde nichts für die Eltern, aber alles für Callie tun. Und so macht er sich auf die Suche.



    Über den Autor (Qellen: Verlagsangabe, Website des Autors)


    Charles G. West lebt mit seiner Frau in Ocala/FA; das paar hat zwei erwachsene Söhne. West hatte früher ein Unternehmen in der Satz- und Druckbranche, ist seit 1998 jedoch hauptberuflich Schriftsteller.


    - < Klick > - die Website des Autors in englischer Sprache



    Vorbemerkung


    Ich habe lange über die Rubrikenzuordnung nachgedacht. Wieder einmal habe ich ein Buch gelesen, daß sich nicht der hier üblichen Einteilung fügen will. Für „Romance“ ist der Anteil an „Romance“ zu gering, für „Historische Romane“ ist es zu sehr westernmäßig. Das Genre „Western“ existiert hier nicht. Also habe ich mich für „Belletristik“ entschieden, zumal Herr Palomar letztens seine Western ebenfalls hier eingestellt hat. Andererseits findet sich Mike Blakelys „Moon Medicine“ unter „Historische Romane“. Nehmen wir einfach an, daß Buch wird von Interessierten gefunden, egal, wo es eingeordnet ist.



    Meine Meinung


    Hach, es gibt ihn doch noch: den Western. Den richtigen Western, wenngleich anscheinend auch nur noch in Büchern. Also mit einem Bösen, der so böse ist, daß selbst der Staub auf seinem Hut schwarze Farbe hat. Einem Guten, über den sich nichts, aber auch wirklich nichts Schlimmes sagen läßt, höchstens, daß er die falsche Hautfarbe hat. Die Siedler auf ihrem Weg nach Oregon, und dazwischen ab und zu ein paar Indianer auf dem Kriegspfad. Und am Ende ein Showdown. Ein richtiger, also nicht so ein Gefasel von „Resozialisierung“, „die Kindheit ist schuld“, „aber Recht und Gesetz...“ und was weiß ich. A man like that ain’t got no right to live on this earth, and I reckon I’m the one who the cards were dealt to. (Seite 169)** Damit ist klar, was für ein Mann Joe Fox, der Mountain Man ist, nach welchen Gesichtspunkten er entscheidet und handelt, und worauf das Buch letztlich hinausläuft.


    Wer mit solchem nichts anfangen kann, sollte es besser nicht lesen. Alle anderen erwartet - in Buchform - ein richtig schöner Hollywoodwestern: [sp]farbig, gewaltig, hart, mit einem richtigen Showdown - und mit einem Hollywood-Ende. Weshalb hätte ich das Buch sonst lesen wollen? ;-)[/sp]


    Die ganze Zeit über hatte ich für die Gestalt des Joe Fox übrigens Clint Walker vor meinem geistigen Auge, und zwar in der Rolle des Yellowstone Kelly. (Auf diesem Bild der linke von beiden). Zwar paßt die Beschreibung der Kleidung nicht so ganz, der Rest stimmt aber ziemlich genau. Weiß weiß, vielleicht hat der Autor beim Schreiben ja an Walker gedacht. ;-)


    Zu zimperlich oder zart besaitet sollte man vielleicht auch nicht sein. Zwar werden die Gewalttaten nicht sehr ausführlich beschrieben, aber eben doch so, daß man recht genau weiß, was passiert. Und das ist das eine oder andere Mal schon ... heftig. Wie erwähnt, Starbeau ist böse, richtig böse.


    Zwar hatte ich zunächst etwas Bedenken wegen der Verständlichkeit, doch West schreibt gut und flüssig lesbar mit relativ wenigen Fachausdrücken. Auch die Slangdialoge konnte ich gut verfolgen. Man darf nun keine bis ins Letzte entwickelten Figuren erwarten, aber das würde zum Genre sowieso nicht passen. Ich konnte mir alles und jeden bis hin zur Landschaft gut vorstellen, das Kopfkino raste nur so dahin; bisweilen entstanden die Bilder im Kopf schneller als ich mit dem Lesen nach kam. Die Indianer spielen nur eine Nebenrolle. Für mein Empfinden wurden sie relativ neutral dargestellt, ihr Verhalten paßt zu dem, was ich aus (Sach-)Büchern über sie weiß. Die Figuren handeln (in sich) logisch und konsistent. Nur ein Fehler ist mir aufgefallen:[sp]Es waren zwei Indianer, die auf der Suche nach Joe und Callie waren. Aber dann kommt nur einer an und Joe sagt, es sei einer alleine. Entweder hat er den zweiten still und heimlich erledigt, oder der Autor hat den zweiten vergessen.[/sp]


    Alles in allem habe ich es genossen, mal nicht fernseh-, sondern buchmäßig im Wilden Westen unterwegs gewesen zu sein. Der Autor hat mich überzeugt, solche „Reisen“ künftig öfter zu unternehmen, zumal das vom heimischen Lesesessel aus sehr bequem möglich ist. Wenn ich das richtig überblicke, gibt es in deutscher Sprache nicht allzuviel in der Richtung, Charles G. West kann mE ein guter Einstieg sowohl ins Genre als auch in die Bücher des Autors sein. Weitere werden bei mir jedenfalls folgen.



    Kurzfassung


    Ein Western wie aus der guten alten Hollywood-Zeit. Dennoch: so könnte sich eine Geschichte abgespielt haben, damals in den Bergen irgendwo zwischen Montana und Oregon.




    Sinngemäße Übersetzung (aus dem Kontext heraus):
    * = Du bist weder rot noch weiß, sondern einfach ein Mensch. Du mußt Deinen eigenen Weg gehen und den Stimmen der Bäume und der Felsen folgen.
    ** = Jemand wie dieser hat kein Recht, auf dieser Erde zu leben, und ich nehme an, daß ich derjenige bin, dem das Schicksal aufgetragen hat, sich darum zu kümmern.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")