Grete Minde – Theodor Fontane

  • Nach einer altmärkischen Chronik


    Kurzbeschreibung:
    Tangermünde, man schreibt das Jahr 1615. Das Waisenkind Grete Minde, das in der Familie ihres Stiefbruders Gerdt aufwächst, leidet unter dessen Kaltherzigkeit und der Abneigung seiner Frau. Mit Valtin, ihrem einzigen Halt, verläßt sie heimlich die Stadt, kehrt aber nach drei Jahren zurück, mit einem Kind und Valtin, der dem Tode geweiht ist. Als er stirbt, bittet er Grete, um des Kindes willen in das Haus ihrer Familie zurückzukehren.

    Über den Autor:
    Theodor Fontane, am 30. Dezember 1819 in Neuruppin/Brandenburg geboren, war beinahe 60 Jahre alt, als sein Romanschaffen mit dem historischen Roman »Vor dem Sturm« 1878 einsetzte. Der Weg dorthin war lang und führte Fontane vom Apothekerberuf über journalistische Tätigkeiten schließlich zu den großen realistischen Zeit- und Gesellschaftsromanen. Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.


    Mein Eindruck:
    Aus meinem Bücherschrank habe ich wieder einmal ein altes Buch rausgezogen. Grete Minde vom Th.Knaur Nachf.Verlag aus dem Jahr 1942. Diese Ausgabe habe ich einmal in einem Antiquariat gefunden und für 6 DM erstanden. Da dieses Buch keine ISBN hat, wird unten die aktuelle Ausgabe angegeben,


    Dieser Novelle ist zu Eigen, dass Theodor Fontane 1880 praktisch eine Biographie schrieb, denn eine Grete Minde und die hier beschriebenen Ereignisse gab es zu Anfang des 17.Jahrhundert wirklich.


    Es beginnt mit einem Idyll und einer Kinderliebe zwischen Grete und dem Nachbarsjungen Valtin. Aber dieses Idyll bekommt schon nach wenigen Sätzen Risse, wenn man erfährt, dass Grete keine Mutter, dafür aber eine unliebsame „Schwieger“ hat. Gretes Mutter war eine Katholische!!
    Man kann sich schon denken, dass den Kinderträumen der beiden im späteren Leben erhebliche Hindernisse in den Weg gelegt werden.


    Im nächsten Kapitel legt Fontane einen geschickten Wechsel des Blickwinkels ein. Hervorragend auch, wie er die Figuren reden lässt, absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Die Auseinandersetzungen mit ihrer Schwägerin Trud spitzen sich im Laufe der Jahre zu, bis Grete und Valtin beschließen gemeinsam als Paar wegzugehen. Aber nach 3 guten Jahren wird es eine schwere Zeit geben und von der Heimatstadt ist kein Mitleid oder Hilfe zu erhoffen.


    Fontanes Sympathien bleiben stets auf Seite von Grete Minde. Ihr wird Unrecht getan und Fontanes Text wird Rechtfertigung und Erklärung der Motive gestaltet. Dabei spricht viel dafür, dass die reale Grete Minde nicht so gehandelt hat, wie in Fontane Handlungsverlauf zwangsläufig. Ein Problem der Novelle ist für mich, dass Verlauf und Ende von Beginn an vorgegeben waren, deswegen habe ich den Text als düster und hoffnungslos empfunden.


    Die Novelle gilt im Gesamtwerk Fontanes nicht als besonders gelungen oder wichtig. Dem hatte ich nach meiner ersten Lektüre vor Jahren im Vergleich zu anderen Fontane-Werken angeschlossen, doch es gibt doch auch einige gelungene Passagen. Deshalb ist für Fontanestarter Grete Minde eine gute Option!

  • Zum einen herzlichen Dank für diese Buchvorstellung - und zum anderen auch Danke für den Anstoss, mal wieder etwas von Theodor Fontane zu lesen. Gerade Fontane gehört zu meinen erklärten Favoriten. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Als nächsten Roman von Fontane habe ich mir "Quitt" vorgenommen. Eines seiner weniger bekannten Werke von 1891.


    Auch wenn es sicher weniger bekannt ist, so fand ich es trotzdem mehr als lesenswert. Ich wünsche dir ein schönes Leseerlebnis mit diesem Buch. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin kein ganz grosser Fontane-Liebhaber (oder sagen wir - nur ein theoretischer Bewunderer, kein hingerissener Oftleser), aber dieses ist mein Lieblingsbuch von ihm. Ich habe eine so gelungene Beschreibung eines Brandes noch nirgendwo gefunden. Beim Lesen beisst's einem auf der Haut und in den Lungen.


    Viel Freude an der Grete wuenscht Charlie