ZitatAber vielleicht wird ja der Autor dazu gehört
Im Prinzip hat der Autor die Möglichkeit, auf die diversen Marketingkanäle des Verlags einzuwirken, aber so etwas wie ein Vetorecht gibt es nicht - das gibt es höchstens bei der Titelwahl, die tatsächlich Verlagssache ist, aber nicht die Persönlichkeitsrechte des Autors verletzen darf (steht auch so in den Verträgen). In diversen Konferenzen wird heftig darüber diskutiert, wie ein Titel zu platzieren und zu bewerben ist, in welche Richtung die Klappentexte gehen sollen usw. usf. - und das wird dann gemacht, wobei die Buchhandelsvertreter eine maßgebliche Rolle spielen. Einige Autoren bekommen das zur Kenntnis oder werden sogar beteiligt, andere nicht. Bei zwei oder drei Büchern habe ich die Klappentexte mitgeschrieben, bei den anderen letztlich nur abgenickt oder erst kurz vor der Produktion gesehen. Die Titel selbst stammen übrigens alle von mir, wenn es sich auch nicht bei allen um die ersten Vorschläge handelt ("Radio Nights" hieß ursprünglich - im Arbeitstitel - "Fuck Radio", "Idiotentest" hieß "Am Leben bleiben", "Geisterfahrer" hieß "Rewind" - die anderen drei Bücher hießen schon in der Planungsphase so, wie sie dann auch als gedruckte Bücher betitelt wurden).
Dieser Hornby-Vergleich erfolgte gleich mehrfach. Er ist vermutlich ein nützliches Marketingargument, weil er Leuten, die noch nie von mir gehört haben (derzeit noch die Mehrheit), die vermeintliche Einordnung erleichtert - obwohl er falsch ist, wie übrigens jeder Vergleich. Ich schreibe Liehr-Romane, Punkt. Aber Hornby ist ein großer Name im Bereich der Popliteratur, und ich finde ihn immer noch um Längen besser (insofern sich der Vergleich auf Titel wie "Fever Pitch" und "High Fidelity" bezieht) als ich etwa einen Jaud-Vergleich fände, der nach "Pauschaltourist" (leider) hin und wieder kam. Whatsoever: Namedropping verkauft Bücher. Und wenn der Name dann auch noch von der Presse gedroppt wird, hat es den Anschein von Objektivität. Deshalb nutzen die Verlage solche Zitate sehr gerne. Der französische Verlag ließ übrigens auf die Klappe von "À contresens", der "Geisterfahrer"-Übersetzung, tatsächlich "Liehr gilt als der deutsche Nick Hornby" drucken, trieb es also noch weiter. Damit muss man leben - und, wie gesagt, ich kann damit recht gut leben. Hornby hat ein paar große Bücher geschrieben - und ein paar weniger große. Thematisch mag es sogar gewisse Ähnlichkeiten geben. Stilistisch schon kaum noch welche. Aber man kauft ja auch das Buch - und nicht den Klappentext.