Erschienen: 1. Juli 2011
330 Seiten
ISBN -13: 978-3-352-00814-6
Kurzbeschreibung:
Ein gutes Leben ist die beste Rache! Vom „Tal der Ahnungslosen“ ins West-Berlin der 80er Jahre – Falk Lutter hat es wirklich nicht leicht im vermeintlichen Land der Träume. „Sommerhit“ erzählt die Geschichte von einem, der auszog, es allen zu zeigen: eine meisterhaft ausbalancierte Tragikomödie über Heimatgefühle, Außenseitertum, Lebensträume und nicht zuletzt Familie und Freundschaft. „Ein Autor, den man in einem Atemzug mit Nick Hornby nennen kann.“ Radio AFK
Über den Autor:
Tom Liehr, geb. 1962 in Berlin, war Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ. Seit 1998 Besitzer eines Software-Unternehmens. Er lebt in Berlin. Bislang erschienen seine Romane Radio Nights (2003), Idiotentest (2005), Stellungswechsel (2007), Geisterfahrer (2008) und Pauschaltourist (2009).
Meine Meinung:
Wer Tom Liehr schon gelesen hat, wird Tom Liehr wiedererkennen. Da geht es um die Themen Entwicklung, Musik, Freunschaft und Liebe, da geht es um die achtziger Jahre, da kommt auch der feine Humor des Autors zum Zuge. Aber- wer Tom Liehr kennt wird überrascht werden, denn dieses Buch ist vom Thema tiefer, reifer.
Ein 14-jähriger Junge macht Urlaub mit seinen Eltern am Balaton. Ein Junge aus Dresden, DDR im Jahre 1980. Der erste Schock ist, als an der Grenze die Schwester nicht ausreisen darf und der Urlaub ohne sie fortgesetzt wird, der zweite Schock ist ein Kulturschock, als der junge Falk auf diese geheimnisvollen Wesen namens Westler trifft und sich noch gar in eines von diesen Wesen, Karen aus dem fränkischen, verguckt. Falk wird als Ostler in diesem Urlaub wie ein exotisches Maskottchen behandelt und setzt sich erstmals mit seinem Leben als DDR Deutscher auseinander- mit seinem bisherigen Leben, einer Selbstverständlichkeit musste er das ja nicht. Plötzlich erfährt er, dass seine Eltern diesen Urlaub zur Flucht in den Westen nutzen wollen und bevor er weiß wie ihm geschieht ist er im doppelten Boden eines Wohnmobils in den Westen verbracht. Der Vater, das erfährt er erst nach gelungenr Flucht, verbleibt im Osten um die Schwester zu suchen. Falk ist nun im Westen- und dort wird er als Ostler in Westberlin ausgegrenzt, der Looserfraktion zugeschlagen. Keine Markenklamotten, kein Geld, keine Englischkenntnisse- er kann mit den Rudelführern, den Siegertypen, nicht mithalten.
1983 geschieht dann in einem Schullandheimaufenthalt im Elsass etwas, das das Leben alles Schüler der Klasse auf immer prägen und belasten wird. Doch jetzt - 27 Jahre später soll ein Klassentreffen stattfinden. Ein Klassentreffen dennoch. In Rückblicken reflektiert der erfolgreiche Musiker Michael Gold seinen Weg zum Erfolg und seine Jugend in der er Falk Lutter war. Er lehnt erst den Gedanken ab zu diesem Klassentreffen zu fahren, doch dann entschliesst er sich dieses Trauma endgültig zu verarbeiten- und seine Rache kalt zu geniessen. Dort im Spreewald erfüllt sich der Spruch auf dem Cover- "Siegertypen sind die erbärmlichsten Verlierer" - und was aus den Loosern wurde? Selber lesen ist unbedingt zu empfehlen.
Ich lese etwa 3000 Seiten im Monat und nur wenige Autoren schaffen es, das ich nach der letzten Seite nicht sofort das nächste Buch in die Hand nehme und nur eine Handvoll schafft es, dass ich einen Tag oder mehr mit dem Lesen aussetze nach einem Buch, weil es mich so tief beschäftigt. Tom Liehr gehört seit diesem Buch dazu.