Zwölf Geschichten
Suhrkamp,1984
Taschenbuch: 118 Seiten
Kurzbeschreibung:
»Es sind Geschichten, in denen Verhängnisse passieren. Diese Verhängnisse sind nicht passiert in ferner Vergangenheit, sie passieren gerade jetzt in diesen Geschichten. Jede Geschichte ist ein aktuelles Verhängnis. Unabwendbar. Aber man kann es erzählen. Die Verhältnisse stammen allesamt aus unserem Alltag, also aus Lebensangst und Liebesmangel. Die verhängnisvollen Bedingungen: Konkurrenz, Arbeitslosigkeit, Mangel an Genugtuung. Statt Erlebnis-Offenheit herrscht Konvention überall. Diese Geschichten schneiden in die Konventionsfesseln, die uns angelegt werden von Kindheit an. Diese Geschichten sind also Befreiungsversuche.« Martin Walser
Über den Autor:
Martin Walser wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren. Nach seinem Arbeitsdienst erlebte er das Ende des Zweiten Weltkrieges von 1944 bis 1945 als Soldat der Wehrmacht. Nach Kriegsende machte er 1946 in Lindau am Bodensee-Gymnasium das Abitur und studierte an den Universitäten Regensburg und Tübingen Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. Mit einer Dissertation zu Franz Kafka wurde er 1951 in Tübingen promoviert. Von 1949 bis 57 arbeitete er beim Süddeutschen Rundfunk. In dieser Zeit unternahm er Reisen für Funk und Fernsehen nach Italien, Frankreich, England, CSSR und Polen und schrieb erste Hörspiele.1950 heiratete er Katharina Neuner-Jehle. Aus dieser Ehe gingen die Töchter Franziska, Alissa, Johanna und Theresia hervor. Seit 1953 wurde Walser regelmäßig zu den Tagungen der Gruppe 47 eingeladen, die ihn 1955 für die Erzählung Templones Ende auszeichnete. Sein erster Roman Ehen in Philippsburg erschien 1957 und wurde ein großer Erfolg. Walser lebte von da an mit seiner Familie als freier Schriftsteller erst in Friedrichshafen und dann in Nußdorf am Bodensee.
Mein Eindruck:
Die Geschichten sind alle früher schon erschienen, in dem Sammlungsband „Ein Flugzeug über dem Haus“, in Zeitschriften wie Akzente, Literatur konkret, in der Zeit. Sie wurden hier so zusammengestellt, dass sie zueinander passen und ein eigenständiges Werk ergeben.
Sie sind verfasst in der Form von Monologen, Berichten, Geständnissen, die in den Gedanken der Hauptfiguren entstehen. Die Protagonisten der Kurzgeschichten haben gemeinsam, dass sie von innere Problemen belasten sind, die aus gesellschaftliche Zwängen entstehen. Sie mühen sich ab in bürgerlichen Berufen: Vertreter, Pförtner, Oberstudienrat, Boten usw.
Ein klagender Ton bestimmt den Stil. Das wirkt manchmal komisch und amüsant, doch nimmt man das Übertriebene, das Groteske zurück, dann auch real und beklemmend, wie es Walser beabsichtigt hatte.
Während mich die ersten Geschichten ein wenig an Thomas Bernhard erinnern, sind manche Geschichte zu kurz und führen trotz guter Ansätze nicht ans Ziel, das fällt mir jedenfalls bei „Bericht eines Besuchers“ und „Die Rede…“auf.
Enthalten sind folgende Geschichten:
Fingerübungen eines Mörders.
Der Halbierer.
Die Klagen über meine Methoden häufen sich.
Mein Riesen-Problem.
Ein Angriff auf Perduz.
Nach Siegfrieds Tod.
Bericht eines Besuchers.
Ein Flugzeug über dem Haus.
Der Wurm.
Die Rede des vom Zuschauen erregten Gallistl vom Fernsehapparat herunter, daß es keine Wirklichkeit geben dürfe.
Erlebnis.
Annemaries Gerschichte.
Meine Lieblingsgeschichte aus dem Band ist die Titelgeschichte.
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ASIN/ISBN: 351838824X |