So ruhet in Frieden - John Ajvide Lindqvist

  • Originaltitel: Hanteringen av Odöda (2005)
    Lübbe Audio 2008, bearbeitete Fassung, 6 CDs, 445 Min.


    Über den Inhalt:
    Stockholm, August 2002: Nach einer extremen Hitzewelle legt sich ein elektrisches Feld über die Stadt. Lampen können nicht mehr gelöscht, Maschinen nicht mehr ausgeschaltet werden. Die Menschen leiden unter Kopfschmerzen, ein Chaos droht. Doch plötzlich ist alles wieder vorüber. Oder doch nicht? Irgendetwas ist verändert.
    Als der pensionierte Journalist Gustav Mahler einen Anruf aus dem nahegelegenen Krankenhaus bekommt, will er nicht glauben, was ihm berichtet wird: Die Toten seien erwacht …


    Über den Autor:
    John Ajvide Lindqvist, geboren 1968, ist aufgewachsen in Blackeberg, einem Vorort von Stockholm. Nach einer Karriere als TV-Standup-Comedian hat er mit dem Schreiben von Thrillern mit Horrorelementen begonnen. John Ajvide Lindqvist gilt in Schweden als eines der größten Talente der Literaturszene. 2008 wurde er mit dem Selma Lagerlöf-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Über den Sprecher:
    Sascha Rotermund, Jahrgang 1974, absolvierte sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Als Synchronsprecher lieh er seine Stimme u.a. Harry Connick jn., Jeff Bridges sowie Jesse Spencer in der Serie Dr. House.


    Meine Meinung:
    Eine Erklärung liefert uns Lindqvist nicht, warum in Stockholm auf einmal alle Menschen, die in den letzten zwei Monaten gestorben sind, als Zombies wiedererwachen und nur eines wollen: nach Hause zurückkehren.


    Zunächst schien es auf einen normalen Zombie-Roman hinauszulaufen. Drei unterschiedliche Handlungsstränge stehen im Mittelpunkt der Geschichte: David sitzt im Krankenhaus am Bett seiner soeben verstorbenen Ehefrau, als diese erwacht. Gustav gräbt seinen toten Enkel auf dem Friedhof aus. Floras Großvater steht plötzlich vor dem Haus seiner Ehefrau und will hereingelassen werden. Die Charaktere wirken wie zufällig ausgewählt. Nach einem vielversprechenden Anfang passiert nicht mehr viel und die Handlung kommt nicht so recht von der Stelle.


    Lindqvist macht sich Gedanken darüber, wie mit diesen sogenannten „Wiederlebenden“ umzugehen ist, in kultureller, juristischer, politischer, religiöser und auch rein praktischer Hinsicht. Denn die meisten von ihnen sind kein erfreulicher Anblick. Sie sind in dem Zustand erwacht, in dem sie sich gerade befanden, im Leichenschauhaus, auf dem Friedhof, in der Pathologie. Das ganze Szenario wirkt schon dadurch surreal, dass die Stockholmer Bevölkerung das Auftauchen der Zombies als Tatsache akzeptiert, ohne sich groß darüber zu wundern oder mit Schock oder Hysterie darauf zu reagieren, was für mein Gefühl nachvollziehbarer gewesen wäre. Die eingestreuten Nachrichtenmeldungen sind ein Versuch, Realitätsnähe zu erzeugen. Am Ende bleiben viele Fragen unbeantwortet. Alles passiert ohne Erklärung, ohne Versuch, Sinn in die Sache zu bekommen. Das überlässt Lindqvist dem Leser selbst. Um mir aber im Nachhinein weitere Gedanken über die Geschichte zu machen, dafür war sie mir zu abgehoben und hat mich nicht genug berührt.


    In seinem ersten Werk „So finster die Nacht“ ist es Lindqvist hervorragend gelungen, eine düstere, realitätsnahe Stimmung zu erzeugen und der spannenden Geschichte einen gesellschaftspolitischen Hintergrund zu verpassen. Abgesehen davon, dass „So ruhet in Frieden“ in kein Genre zuverlässig einzuordnen ist, verschwimmt die Handlung zu einer kruden Abfolge von teils ekeligen, teils absurden Szenen ohne rechte Atmosphäre mit einem in meinen Augen merkwürdigen, unbefriedigenden Ende.

    Sascha Rotermund hat mir als Sprecher gut gefallen. Er liest in ordentlichem Tempo und bewältigt auch die schwierigen Passagen mühelos.