Bastei Lübbe,
ca. 1966 geschrieben
Kurzbeschreibung:
Der Fahrer tritt nochmals an die Kutsche, öffnet den Schlag und ruft hinein:
"He, Mister! Dies hier ist Smoky Day! Und bis hier gilt Ihre Fahrkarte! Aussteigen, Mister! Sie sind am Ziel!"
Er tritt zur Seite, und man sieht dann einen Mann, der mühsam aus der Kutsche klettert und dessen linke Seite steif oder gelähmt zu sein scheint.
Der Fremde ist schrecklich mager.
Seine abgetragene Weidekleidung schlottert um seinen Körper. Er ist auch sehr blaß. Man kann sofort erkennen, daß der Mann krank ist.
Er blickt die drei Männer, die auf die Postkutsche warteten, aus fiebrigen Augen an.
Über den Autor:
G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.
Gert Fritz Unger ist 1921 geboren und 2005 gestorben. Er schrieb mehr als 700 Heftromane und ist sogar in den USA veröffentlich worden.
Mein Eindruck:
G.F.Unger hat Westernheftromane am Fließband geschrieben und das merkt man den Ergebnissen auch oft an. Mit „Wer einsam reitet“ ist dem Autor jedoch ein guter Roman gelungen. Die Regeln und Konventionen des Genres hat er dabei natürlich dennoch nicht überschritten und bleibt so auch in diesen Grenzen behaftet.
Die Handlung ist perfekt in Szenen gesetzt. Der Protagonist Alan kommt krank und pleite in einer Stadt an. Hier endet eine Fahrt mit der Postkutsche, weil er kein Geld für die Weiterfahrt hat. Geschwächt von einer Schussverletzung bricht er auf der Straße zusammen. Eine Frau nimmt ihn auf und pflegt ihn gesund.
Alan ist ein verbitterter Mann. Als Marschall hat er in der Vergangenheit viel erreicht, doch von den Menschen wurde er als Revolverheld gemieden. Jetzt will er Konfrontationen ausweichen, doch hier herrscht ein Weidenkrieg, in den er schon bald verwickelt wird.
Für Alan Gannon stellt sich die Frage, ob er für eine Gesellschaft, die sich nicht wehrt, kämpfen soll. Sein Einsatz wurde früher nicht gedankt, die erfahrene Ablehnung lässt ihn auf Distanz gehen. Er leidet unter der Ausgrenzung du sucht deshalb sogar die Einsamkeit.
Diese Ausgangssituation lässt den Roman interessant werden. Als man ihn zur Konfrontation zwingt, handelt er. Das Thema, ob ein Einzelner etwas bewirken kann, hat mich schon immer interessiert. Mir fällt in diesem Zusammenhang der Film „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ ein.
Ob man den Kampf als Politiker oder als Revolvermann, wie in diesem Western, aufnimmt, ist unwichtig. Entscheidend ist es, seine Fähigkeiten einzubringen.
Und für Alan Gannon wird es sich zeigen, dass es auch anders sein kann und sich der Einsatz für eine gute, gerechte Sache lohnt.
Dieser Roman funktioniert, weil die Figuren lebendig wirken. Dass der Protagonist voller Zweifel ist, halte ich für realistisch. Dadurch hebt er sich ab von dem Durchschnittshelden dieses Genres, der von seiner Unbesiegbarkeit überzeugt ist.
„Wer einsam reitet“ gehört zu den besseren Romanen des Autors, die ich kenne.
Dennoch ist er natürlich fest im Genre verankert, also hauptsächlich für Fans etwas Besonderes.