Sehnsucht nach Kapstadt – Otto de Kat

  • Suhrkamp Verlag, 2006
    Gebunden, 157 Seiten
    Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke


    Kurzbeschreibung:
    Im Januar 1935 verläßt Rob, ein junger Niederländer, auf der Cape Town seine Heimat: Es ist ein endgültiger Abschied, seine Eltern winken vom Kai aus, die Adressen, die er von seinem Vater bekommen hat, zerreißt er vor dessen Augen und wirft die Schnipsel ins Meer. Endlich sieht er die Chance, der bürgerlichen Enge, dem »Unvermeidlichen«, wie er es nennt, zu entfliehen und »der Abenteurer zu werden, der er war«. In Südafrika, wo er Arbeit in einer Goldmine findet, hält es ihn nicht, bald bricht er wieder auf, kämpft in Niederländisch- Indien als Freiwilliger gegen die japanischen Invasoren, gerät in Gefangenschaft. Dort, im Lager von Bandung, lernt er den gleichaltrigen Guus kennen, mit dem er sich eng befreundet. Doch als die beiden als Gefangene über Singapur nach Nagasaki gebracht werden sollen, kommt es zur Katastrophe: Das Schiff wird torpediert, die Freunde springen ins Meer – Guus verschwindet spurlos.
    Perfekt in der Komposition, feinsinnig in der psychologischen Gestaltung der Figuren, ist diese magische Reise eines Getriebenen eine Geschichte, die lange nachklingt


    Über den Autor:
    Otto de Kat, 1946 geboren, studierte niederländische Literatur an der Universität Leiden. 1986 gründete er mit Uitgeverij Balans seinen eigenen Verlag; seither lebt er als Verleger und Autor in Amsterdam. Sein Roman Sehnsucht nach Kapstadt war nominiert für den größten belgischen Literaturpreis für Niederländisch schreibende Autoren, De Golden Owl 2005, und wurde ausgezeichnet mit dem niederländischen Halewijn-Literaturpreis.


    Mein Eindruck:
    Dieser kurze Roman erzählt in kurzen Sätzen und auf komprimierten Raum die Lebensgeschichte eines Holländers, der als junger Mann 1935 sein Land verlässt und nach Südafrika geht. Dort arbeitet er erst Unter Tage in den Mienen, später wird er Soldat, gerät schon früh in japanische Kriegsgefangenschaft.


    Das kurze Buch wählt durch Konzentration aufs wesentliche eine ökonomische Form und erzählt doch viel. So viel, dass die 155 Seiten überfrachtet wirken. Der Roman hätte auch 800 Seiten haben können. Als Leser bin ich hin- und hergerissen. Einerseits bewundere ich Otto de Kats effektive Schreibtechnik, der mit wenigen Worten Gedanken und Empfindungen des Abenteurers (der Albert Schweitzer bewunderte) beschreibt. Andererseits hätte ich mir einige Passagen auch noch mehr ausformuliert gewünscht. Doch das Buch funktioniert auch so.


    Viele Beschreibungen sind eindrucksvoll, z.B. die von Südafrika vor der Apartheid. Dabei vermeidet der Autor klischeebehaftete Afrikabilder. Im Gegenteil zeigt er deutlich, wie sich eine anfangs blühende Stadt wie Johannesburg später durch eine große Arbeitslosenzahl der Einwohner in einen lebensfeindlichen Moloch wandelt.


    Einige Erlebnisse prägen den Protagonisten, dazu gehören neben den harten Erfahrungen der Kriegsgefangenschaft insbesondere Begegnungen mit Menschen, die ihm viel bedeuten. Und auch wenn er diese Freunde oder Lieben verliert, sind sie künftig in seinen Gedanken immer bei ihm und begleiten seinen einsamen Weg. Nach dem Krieg sucht er lange nach einem verschollenen Kriegskameraden, mit dem er sehr verbunden war. Die Rückkehr nach Holland meidet er, erst als seine Mutter im Sterben liegt, kehrt er für einen kurzen Besuch zurück. Doch dann zieht es ihn wieder nach Südafrika, nach Kapstadt.


    Otto de Kat gelingt es, sein Hauptthema adäquat umzusetzen. Ein Mann, der aus einer vorgegebenen Zukunft ausbricht und fortgeht, um seine eigene Identität zu finden. Auch wenn das bedeutet, sich von allem Vergangenen zu trennen, um die Freiheit zu finden.
    Seine Emotionen verbirgt er vor den meisten Menschen, doch der Leser erfährt sie. Insgesamt ist es ein schwieriger Weg, den auch ein Scheitern begleitet.


    Ich bin am Ende so vom konzentrierte und doch eleganten Stil des Autoren beeindruckt, dass ich gerne mehr von ihm lesen möchte!