Muriel Spark - Das Mandelbaumtor

  • Titel: Das Mandelbaumtor
    OT: The Mandelbaum Gate
    Autorin: Muriel Spark
    Übersetzt aus dem Englischen von: Hans Wollschläger
    Verlag: Diogenes
    Erschienen: März 2004 (3. Auflage)
    Seitenzahl: 352
    ISBN-10: 3257214669
    ISBN-13: 978-3257214666
    Preis: 9.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Muriel Spark erzählt das Abenteuer der englischen Lehrerin Barbara Vaughan, die nach Jerusalem fährt, um sich über sich selbst klarzuwerden. Sie ist eine zum Katholizismus konvertierte Halbjüdin und sie liebt einen verheirateten Mann, der nach katholischem Recht nicht geschieden werden kann.


    Die Autorin:
    Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, ist Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Sie war Herausgeberin der "Poetry Review" und Mitarbeiterin des "New Yorker". 1992 wurde sie für ihr Werk mit dem T.S.-Eliot-Preis für kreatives Schreiben ausgezeichnet, 1997 erhielt sie den David Cohen British Literature Prize, 1999 den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. Muriel Spark starb im April 2006 in der Toskana, wo sie drei Jahrzehnte lang lebte.


    Meine Meinung:
    Muriel Spark gehört ohne Frage zur Spitzengruppe der englischsprachigen Erzählerinnen. Dieses stellt sie auch mit diesem Buch wieder eindrucksvoll unter Beweis. Dieser Roman spielt im Jahre 1961 in Jerusalem. Gerade in dieser Stadt prallen zwei völlig verschiedene Welten aufeinander. Jerusalem, der Schnittpunkt der Religionen und Weltanschauungen, wie es so treffend auf dem Buchrücken beschrieben wird. Barbara Vaughn fährt in dieses Jerusalem um sich und ihre Situation klarzuwerden. Wobei man anführen könnte, ob gerade dieser Ort so unbedingt dafür geeignet ist Selbstfindung zu betreiben. Aber gerade auch das macht diese Geschichte unter anderem so reizvoll. Sehr positiv anzumerken ist auch, dass sich die handelnden Personen erst im Laufe der Geschichte entwickeln, der Leser resp. die Leserin bekommt nicht gleich zu Beginn ein fertiges „Protagonisten-Menü“ vorgesetzt, alles entwickelt sich und man ist bei dieser Entwicklung immer hautnah als „Lesezeuge“ dabei – sitzt quasi in der ersten Reihe. Muriel Spark schreibt in einer „hochintelligenten“ Sprache wie es die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG so treffend formulierte. Sprache ist dieser Autorin wichtig – und zu keiner Zeit vernachlässigt sie Sprache oder Handlung zu Lasten oder zu Gunsten des einen oder anderen. Dieses ist ganz einfach lobend hervorzuheben. Bei aller Spannung, ist es trotzdem ein ruhiger Roman – ruhig jetzt nicht im Sinne von einschläfernd oder Langeweile produzierend – nein, ruhig im Sinne von „alles fließt – nicht geschieht ohne Sinn“ und Aufgeregtheiten haben in diesem Buch keinen Platz. Ein lesenswertes Buch von einer Autorin für die das Wort „Sprache“ nicht nur ein normales Wort ist, sondern gewissermaßen ihre Einstellung zum Schreiben dokumentiert. Anspruchsvolle Unterhaltung der Spitzenklasse.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.