1984 betrat eine neue Gestalt die Kinderbuch-Bühne, das war Franz, genauer gesagt: der Franz, wie es auf gut österreichisch heißt. Er ist klein, blondlockig und am Anfang ca. fünf, aber am Wachsen und Älter - und Klügerwerden, was ihm und seiner Umgebung so einiges an Freud und nicht wenig Leid bringt. Was Franz (und seine Umgebung) so mitmacht, erfreut in inzwischen 16 Einzelbänden mit jeweils mindestens drei Geschichten die LeserInnenschaft. Oder auch nicht. Den Franz mag man oder man mag ihn nicht, es gibt kaum etwas dazwischen.
1991 stößt unser tapferer Held auf ein neues Phänomen in seinem jungen Leben, die Liebe. Und es ist gleich eine unglückliche. Josef, Franz’ älterer (und nicht selten von ihm geplagter) Bruder liebt. Ein unbekanntes Mädchen, dem er im Treppenhaus begegnet. Franz, der bislang nur glückliche Liebe kennengelernt hat, ist erschüttert. Natürlich muß er alles in seiner Macht stehende unternehmen, um Josef auch glücklich zu machen. Seine Tatkraft macht weder vor Mutters Kartoffeln noch vor dem Klavier der Nachbarin halt. Aber Franz muß lernen, daß man sich nicht ungestraft in die Liebesangelegenheiten anderer Leute einmischt. Eine ziemlich schmerzliche Erfahrung.
Die hat er noch kaum verdaut, als es auch beim ihm ‚knallt’. Allerdings schlägt nicht die Liebe zu, sondern die Eifersucht. Seine beste Freundin Gabi hat eine neue Freundin und keine Augen mehr für Franz. Gut, daß der Gabi-Mama auffällt, wie unglücklich Franz ist. So kann sie ihm einen Tip gebe. Franz ist gescheit genug, den Tip in die Tat umzusetzen und alle drei entkommen mit knapper Not dem Herzensdrama.
Das muß Franz dann allerdings in der dritten Geschichte ganz allein durchmachen. Er ist zu Ferien bei seinen drei Tanten. Das macht Franz sowieso gern, aber diesesmal trifft ihn der Blitz. Aus dem Nachbarsgarten winkt ihm nämlich ein wunderschönes Wesen zu. Sie heißt Elfe. Franz wandelt wie im Traum. Aus dem er jäh erwacht. Elfe hat es nämlich faustdick hinter den niedlichen Ohren. Franz ist seelisch am Ende, als er das herausfindet. Gut, daß es Gabi gibt!
Die drei Geschichten sind gut ausgedacht und lebhaft erzählt. Nöstlinger hat einen wunderbaren Sinn für das Unerwartete, das zugleich für den Blick von Kindern das völlig Natürliche sein kann. Die zugrunde liegenden Themen sind durchaus ernst, Einmischung hat unangenehme Folgen, Eifersucht und Rücksichtslosigkeit, am Ende sogar Ausnützen von Liebesgefühlen anderer.
Eine wirklich schöne Zusammenstellung fürs erste Selbstlesealter, wie zum Vorlesen. Die Geschichten lassen auch bei Erwachsenen nicht den Albernheitszeiger ausschlagen, im Gegenteil gibt es auch für Große etwas zum Staunen und Lachen. Die Illustrationen von Erhard Dietl betonen die pfiffige, aber auch die emotionale Note der Texte aufs Beste.