Dracula, my Love von Syrie James

  • Klappentext:
    Dieser Roman erzählt die legendäre Geschichte des Grafen Dracula erstmals aus weiblicher Sicht. England 1890: Mina ist glücklich mit Jonathan Harker verlobt, als sie sich in den charmanten Herrn Wagner verliebt. Selbst als sie bereits mit Jonathan verheiratet ist und erfahren muss, dass der faszinierende Fremde und der gefürchtete Dracula ein und dieselbe Person sind, kann sie nicht von ihm lassen. In ihrem intimen Tagebuch enhüllt uns Mina Harker, dass in Wahrheit alles noch erregender war, als es Bram Stoker in seinem Roman "Dracula" geschildert hat.


    Meine Meinung:
    Das geheime Tagebuch der Mina Harker. So lautet der Untertitel des Buches. Wer "Dracula" gelesen hat, der weiß, dass Mina wie alle anderen Hauptpersonen auch hier bereits Tagebuch über die Ereignisse in Whitby, London und Transsilvanien geführt hat.


    In "Dracula, myl love" erzählt die Autorin allerdings eine etwas andere Geschichte. Im Anhang gibt es ein Interview mit Syrie James, in dem sie erklärt, sie hatte die Idee zu diesem Buch, nachdem sie Stokers Buch ein zweites Mal gelesen hatte und mit einigen Dingen unzufrieden war. Es fehlten ihr z.B. Erklärungen, warum der Graf ausgerechnet in Whitby von Bord ging, warum er ausgerechnet Mina auswählte. In Stokers Buch hat er außerdem eine vergleichsweise kleine Rolle. Er taucht am Anfang auf und später ist er war der Grund für alle Ereignisse, erscheint aber nur noch ganz selten. Auch das wollte die Autorin ändern, genau wie sein Äußeres. So, wie sie sich die Geschichte zwischen Mina und Dracula vorstellte, musste er wesentlich jünger und attraktiver sein. Und wer ist dieser Dracula überhaupt? Genau erwähnt wird das nie, aber Syrie James gibt ihm eine Geschichte, die durchaus glaubwürdig ist.


    Auch, dass der Leser bei "Dracula" so wenig über Mina und ihre Vergangenheit erfuhr, störte sie. In ihrem Buch erfährt man schließlich viel über ihre Kindheit und warum sie im Waisenhaus aufwuchs. Auch wie sie und Jonathan sich kennenlernten, wird in der urprünglichen Geschichte nicht näher erwähnt.


    In "Dracula, my love" wird die Geschichte von Bram Stoker aus Sicht von Mina Harker erzählt, sieben Jahre nach den Ereignissen in Transsilvanien und Draculas Tod. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber das Ende ist anders, als wir es bisher kannten. Und auch sonst ist es Syrie James gelungen, eine rundum fesselnde, teilweise neue Version eines großen Klassikers des Horrorgenres zu schreiben mit einer tapferen, für ihre Zeit sehr modernen jungen Frau, die zwei Männer liebt und zum Schluss eine schwere Entscheidung treffen muss.


    Und bis zum Schluss fragt man sich: Meint Dracula es ehrlich mit Mina oder ist er doch das Ungeheuer, für das ihn alle halten? Ich werde es hier nicht verraten, aber allen, die Bram Stoker's "Dracula" kennen und lieben, lege ich dieses Buch ans Herz.


    Aber auch wer "Dracula" nicht gelesen hat und gute Vampirromane dennoch zu schätzen weiß, dem kann ich "Dracula, my Love" sehr empfehlen.

  • Ich überlege grade, ob ich die Idee gut finde oder nicht?


    Ich liebe ja den Roman von Bram Stoker und mich störte halt auch nicht, dass Dracula nicht so präsent ist oder man von den protagonisten nicht so viel weiß, aber dennoch finde ich die Idee von diesem Roman ganz spannend, vielleicht weil sie ein wenig an den Film erinnern, der ja enorm vom buch abweicht.


    Ich werde das Buch mal im Blick behalten. Danke für die Rezi.

  • Ich habe vor einiger Zeit "Die Geständnisse des Grafen Dracula" von Fred Saberhagen gelesen. Es hat mir zwar recht gut gefallen, aber zum Ende war ich doch ziemlich enttäuscht. Ich hatte auf irgendeinen Knalleffekt gehofft, natürlich nichts, was in Stokers Handlung eingreift, aber zumindest etwas, das Bekanntes in völlig neuem Licht erscheinen lässt.
    Danach war ich von dem Thema erstmal kuriert.
    Aber die Rezi hat Lust auf die James-Version gemacht. Vielen Dank für den Tipp!

  • Gern geschehen.
    "Dracula" ist mein absolutes Lieblingsbuch, daher betrachte ich solche Bücher auch immer erst mit Skepsis.
    Aber hier war ich wirklich nicht enttäuscht.


    Katerina, Fred Saberhagens Buch habe ich auch gelesen und fand es klasse, teilweise sehr witzig und zynisch.
    Dass der Knalleffekt für dich fehlte, mag daran liegen, dass es eigentlich das erste Buch einer Reihe von Fred Saberhagen ist. Leider wurden die weiteren bisher nicht übersetzt.


    Cathrine: Du schreibst, der Film weicht enorm vom Buch ab, damit meinst du sicherlich Stokers Buch. Aber die Verfilmung von Coppolla ist die einzige Verfilmung, die am dichtesten an der Handlung des Buches ist.

  • Ich weiß, dass dies die 'romantreuste' Verfilmung ist, aber ich war bass erstaunt, dass es viele Stränge die im Film gezeigt werden, im Buch nicht existieren.
    Ich muss sagen, ich hab zuerst den Film gesehen, nachdem ich mich lange geweigert hatte, weil ich dachte er sei sehr gruselig. Ich fand ihn dann sehr dramatisch finde es ist eine Liebesgeschichte die ich wirklich wunderschön finde. Logischerweise habe ich das dann im Buch auch erwartet und wartete und wartete und es kam nicht.


    Wie gesagt, es hat mich nicht enttäuscht, sondern im Gegenteil, ich liebe den Roman. Und dieses Buch jetzt klingt ja schon ein wenig nach dem was im Film gezeigt wird. Und den Gedanken, dass Dracula auch liebt, den finde ich ganz toll. :grin

  • Als großer Dracula Fan, konnte ich an diesem Buch natürlich nicht vorbei gehen.


    Ich muss sagen, ich bin total begeistert. :anbet Die Autorin hat ein wunderbares Buch erschaffen.


    Ich hatte schöne Lesestunden, und habe mich gut unterhalten gefühlt.


    Wie Jenks schon schrieb, gab es in Bram Stokers Dracula, viele Fragen, die unbeantwortet geblieben sind. Zum Beispiel, wie sich Mina und Jonathan kennen gelernt haben. Von Minas Vergangenheit. Wer die Frauen in Draculas Schloss waren. Wie Dracula auf Lucy aufmerksam geworden ist, u.s.w.


    Die Autorin hat diese Fragen und die Ereignisse und Tatsachen aus dem ursprünglichen Buch wunderbar miteinander verknüpft, und dadurch ein sehr spannendes Werk erschaffen. Die Verbindungen zwischen dem schon gekannten, und neuen Ideen sind einfach genial. Man kann sich vorstellen, dass alles so abgelaufen ist, wie die Autorin es schildert. Es gibt viele unerwartete Wendungen im Buch, so das keine Langeweile aufkommt.


    Ich bin wie gesagt begeistert, und kann das Buch nur weiter empfehlen.


    Von mir gibt es 9 Punkte.

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Woran scheiterten die 10 Punkte? :gruebel


    Vom Gefühl her. ;-)


    Aber ich fand das Buch toll, und kann es nur weiter empfehlen!

  • Danke für die Rezi Jenks. Die Idee, die Geschichte ausführlicher aus Minas Sicht zu erzählen ist super. Das werde ich mir auf jeden Fall bald zu Gemüte führen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."