'Der zweite Engel' - Teil I, Kapitel 1 - 5

  • Im Prolog erfährt man erstmal sehr viel über die Zeit, in der der Roman spielt und die gesellschaftlichen Entwicklungen, die stattgefunden haben. Durch die vielen Fußnoten entsteht ein sehr authentischer Eindruck, der an ein Sachbuch erinnert (und das meine ich in diesem Zusammenhang durchaus positiv!). Für mich trägt das sehr zur Atmosphäre bei, so daß man recht schnell Zugang zur Umgebung des Plots findet.


    Mit Gates wird zudem der erste Protagonist der Story eingeführt und man erfährt etwas über die Zustände auf dem Mond und gleichzeitig etwas über die medizinische Zwei-Klassen-Gesellschaft, die sich durch die dargestellten Entwicklungen im Prolog gebildet hat.


    Gruss,


    Doc

  • Na gut, wie per ICQ schon angekündigt, werde ich nicht meiner normalen Leseart folgen und den Prolog zum Schluß lesen, sondern von Anfang bis Ende normal durchackern... :-]


    Toll gefällt mir schon mal die Widmung:


    Für CaraDOC King


    (Hollywood, hättest auch sagen können, daß du was mit dem Buch zutun hast) :lache

  • Hallo,


    mal an dieser Stelle noch einen schönen Dank an Doc. Das Buch ist spitzenmäßig...kann kaum aufhören mit dem Lesen, bin fast komplett durch und werd mich erst danach auch an der Leserunde beteiligen (wegen anderer Beschäftigungen noch)...werde aber das Buch gleich zwei Science-fiction-Fans wärmstens empfehlen.


    Gruß
    Baumbart

  • Ich hab mich gerade zum 2. Kapitel durchgelesen.


    Finde es bis jetzt wirklich sehr gut....bewege mich da ja immer noch auf unbekanntem Terrain, lerne SF-Literatur ja erst langsam kennen.


    Der Prolog (vor allem der zweite kursiv gedruckte Teil) war dann doch etwas anspruchsvoller zu lesen und vor allem auch zu verstehen, fand ich. (war aber trotz der doch arg wissenschaftlichen Schreibe keineswegs langweilig)


    Iris wird sich freuen, daß ihr geliebter Ovid Erwähnung fand und sogar Kaiser Marc Aurel zitiert wurde.... :lache


    Ein wenig befremdlich fand ich allerdings den Namen Aria in diesem Zusammenhang.....läßt mich ständig an die Nazis denken.....


    Auch wird mir ein wenig zu oft der Holocaust erwähnt. Bei den ganzen Katastrophen und Kriegen, die laut der fiktiven Weltgeschichte in der Zwischenzeit stattgefunden haben, würde man eigentlich meinen, daß Hitlers schreckliche Verfehlungen ein wenig an Bedeutung verloren hätten. Trotzdemm wird hin und wieder mit sanften unterschwelligen Bemerkungen darauf hingewiesen, während die fiktiven Kriege und Naturkatastrophen nur kurz genannt werden.


    Auch bin ich gespannt was aus dem einarmigen Gates noch wird und welche Rolle die kleine kranke Caro´noch spielen wird.....


    Das Computerprogramm (ok, vereinfacht ausgedrückt, aber das Fachwort ist mir zu kompliziert) Dixy, finde ich schon mal sehr gelungen dargestellt.
    Allderdings wüße ich gerne, ob die Sache mit den Tulpenzwiebeln in Holland tatsächlich so statt gefunden hat...
    Ha, bin fündig geworden:


    http://www.paltur.de/seiten/Pflanzen/Tulpe.htm

  • Hallo


    habe die ersten 60 Seiten hinter mir. Die Story zieht sich doch ziemlich. Ich könnte jetzt jede Menge über Blut wissen, wenn ich alles behalten hätte. Mal sehen, in wie weit das Wissen notwendig ist. Meine mich erinnern zu können, das ich das Buch schon einmal wegen des Prologs wieder ins Regal stellte. Aber vielleicht ist es ja auch nur notwendig, um gewissen Nörglern gleich das Wasser abzugraben.


    Parallel bin ja noch bei 1984 und stelle im Zweiten Engel fest, das mir diese Trennung zwischen Eliten und Pöbel so langsam auf den Keks geht.
    Die Schönen, Mächtigen, Reichen, die tun und lassen können was ihr eigener Kodex erlaubt und dabei auf die „Massen" selbstgefällig angewidert herabschauen: „Ach, was sind wir doch so wertvoll!".
    Sollte es wieder einmal zu dem Szenario - Mächtiger verliert Status, wird zum Prol und führt diese zu einem besseren Leben - kommen, hoffe ich wenigstens auf ein paar unerwartete Wendungen.


    Als Todessrafe wieder "Aufs Rad flechten" einzuführen klang im ersten Moment heftig, aber wenn die Gesellschaft wieder zu einer Art Feudalismus zurückkehrt (wie's den Anschein hat), warum dann nicht auch die entsprechenden Strafen.


    Die Fragen von Dixy am Ende des Kapitels haben mich stutzen lassen. Hat sich da jemand Wohlwollendes ins Programm gehackt??


    LG Dyke


    baumbart
    Schon wieder fertig - Mensch das sind 7-8 Stunden Lesezeit *Dyke wird grün vor Neid*

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke


    Parallel bin ja noch bei 1984 und stelle im Zweiten Engel fest, das mir diese Trennung zwischen Eliten und Pöbel so langsam auf den Keks geht.
    Die Schönen, Mächtigen, Reichen, die tun und lassen können was ihr eigener Kodex erlaubt und dabei auf die „Massen" selbstgefällig angewidert herabschauen: „Ach, was sind wir doch so wertvoll!".
    Sollte es wieder einmal zu dem Szenario - Mächtiger verliert Status, wird zum Prol und führt diese zu einem besseren Leben - kommen, hoffe ich wenigstens auf ein paar unerwartete Wendungen.


    dyke : will ja nicht spoilern, aber wenn Du Filme wie "Ein Mann sieht rot", "Fleisch" etc. gesehen hast, dann weißt Du ungefähr, was Dich erwartet...:-)


    Aber die Abhandlung über Blut wird noch sehr wichtig.


    Zitat

    Die Fragen von Dixy am Ende des Kapitels haben mich stutzen lassen. Hat sich da jemand Wohlwollendes ins Programm gehackt??


    Stichwort: emotionale künstliche Intelligenz...in der Richtung.


    Zitat

    baumbart
    Schon wieder fertig - Mensch das sind 7-8 Stunden Lesezeit *Dyke wird grün vor Neid*


    Worauf? Glaube ich nicht, dass Du Dir das wirklich in der Form wünschen würdest. Schau mal in Dein Mailfach bei Gelegenheit...:-)


    LG
    Baumbart

  • Zitat

    Original von dyke
    ... hoffe ich wenigstens auf ein paar unerwartete Wendungen.


    Die gibt es meiner bescheidenen Meinung nach in dem Roman. :-) Aber ich will nicht jetzt schon zuviel verraten.


    Sicherlich ist es zu Beginn eine für den Kenner einel irgendwie irgendwo bereits schon einmal gelesene/gesehene Story. Der Roman arbeitet (wie ja viele andere auch) immer wieder mit Versatzstücken und Bildern, die ein SF-Leser sicherlich schon im Kopf hat. Aber der Plot entwickelt sich und wartet mit zig spannenden Momenten auf.


    Gruss,


    Doc

  • habe gestern festgestellt, daß man das Buch besser nicht liest, wenn man schon halb schläft, glaub den Teil muß ich noch mal lesen, um ihn zubehalten.

  • Ich habe die ersten 5 Kapitel gestern und heute gelesen - bin sogar schon ein Stückchen weiter...


    Den Prolog durchzuhalten fiel mir außerordentlich schwer. Ich hatte immerzu diesen Gedanken, was für schöne Bücher in meinem Regal stehen und gelesen werden wollen ..... denn dieser Fußnoten durchsetzte Text war für mich kein bisschen interessant. Das was interessant hätte sein können, wurde mir dadurch kaputt geschrieben.
    Auch die meisten der Fußnoten, die die folgende Geschichte begleiten sind meiner Meinung überflüssig - diese Informationen hätten gleich in den Text eingeflochten werden können und einige erscheinen mir völlig verzichtbar. :sleep



    Das Durchhalten hat sich aber gelohnt - jedenfalls verschwand dieser Gedanke, der mir zuflüsterte, dass ich doch "bessere" Bücher hätte, auf einmal. :-]


    In der Story, die sich im wesentlichen darum dreht, wer "wertvoll" ist weil gesund und wer nicht, ist für mich die sympatischste Figur Dixy - nicht menschlich aber weniger gefühllos als die Menschen.


    Dallas geht in seiner Arbeit auf ohne Gedanken daran, weshalb diese Blutbanken so unglaublich durchdachte Sicherheitssysteme benötigen. Für ihn ist es wohl wie ein Spiel, in dem er sich beweisen kann.
    Dass das Verwahren gesunden Blutes dafür sorgt, dass Kranke nicht geheilt werden können, scheint so normal zu sein, dass er gar nicht auf die Idee kommt, dass es auch anders sein könnte. ... Bis er durch die Erkrankung seiner Tochter aus seiner heilen Welt gerissen wird ...


    Sein Weg als "Ausgestoßener" verspricht spannend zu werden.

  • *arrrgs*


    Offenbar fällt es mir schwer den Sprung von der Germania um die Zeitenwende in eine am Boden liegende Gesellschaft des ausgehenden 21. Jahrhunderts zu schaffen. :wow




    Was mich etwas wundert:


    Das P2 Virus tötet den Wirt ja nach 10-15 Jahren und grassiert ja auch schon seit einiger Zeit. Da muss doch die Menschheit kurz vorm Aussterben stehen ?!
    Oder übertragt sich das Virus nicht automatisch auf die Nachkommen ?



    Zudem sind ja dort auich die meisten Männer zeugungsunfähig und die künstliche Befruchtung scheint ein aufreibendes und nicht gerade einfaches Verfahren zu sein...

  • GR:


    Die Fragen habe ich mir auch schon gestellt.... ????



    (Die Fußnoten empfinde ich übrigens nicht als störend, sondern irgendwie witzig.)


    Wenn ich ein Dixy-Ding hätte dann hätte das so auszusehen:


  • Hi,
    ich bin jetzt mit dem ersten zu lesenden Teil durch. Bis auf "Per Anhalter durch die Galaxis" habe ich keine Erfahrung mit SF. Nun denn ...


    Für den Prolog hätte ich mir ein abgeschlossenes Medizinstudium gewünscht. Ich habe es gelesen aber nicht wirklich verstanden. Es wird schon einiges angedeutet, was ev. wichtig wird...
    Dann die Abhandlung über Blut - kursiv geschrieben, es wird von einem "Verfasser" geredet.
    Kapitel 1: Die Geschichte beginnt und ich merke: Philip Kerr kann richtig gut schreiben. Er liest sich recht flüssig (Wenn nicht nur diese ständigen Fußnoten wären - aber ich bin brav und lese auch die).


    Was mir weiter aufgefallen ist: Ich möchte in dieser Welt nicht leben. Bis jetzt wird ja nur die Welt der "Gesunden" beschrieben. Aber sind das noch Menschen? Eine degenerierte Gesellschaft. Teilweise sehr unappetitlich.
    Dixie ist für mich die Einize, die die Moral hoch hält. Und sie ist ein Computer.


    Der Autor streut immer wieder sehr cool die zu erwartenden Erfindungen und Spielereien ein. Nach meinem Geschmack etwas zu cool.


    Und obwohl die eigentliche Story, der Plot bis jetzt sehr durchsichtig und einfach gestrickt ist (Tanaka und Dallas vertauschen die Mäntel, also bitte), bin ich auf den Fortgang gespannt.


    Wie gesagt, ich bin SF nicht gewohnt, daher ist das meine sehr subjektive Meinung.


    bis dann :wave
    Jules

  • Zitat

    Original von GastRedner
    Was mich etwas wundert:


    Zudem sind ja dort auich die meisten Männer zeugungsunfähig und die künstliche Befruchtung scheint ein aufreibendes und nicht gerade einfaches Verfahren zu sein...


    Danke, das habe ich mich auch gefragt ... Aber irgendwie hat es die Menschheit ja immer geschafft.


    Jules

  • Kapitel 1 – 5 beendet


    Wir sind also im Jahre 2069 (Bill Gates 1955 geb und heute 114 Jahre, Seite 115 Fußnote Wunderlich-TB)


    Das heißt 44 Jahre nach dem der Virus zu P2 wurde. Da nicht alle Menschen gleichzeitig mit dem Virus infiziert worden sind, kann es durchaus sein, dass noch der größere Teil am Leben ist. Wobei noch nicht nachvollziehbar ist, ob es einen Grund dafür gibt oder der Autor es einfach so bestimmt hat.


    Am interessantesten finde ich bisher die Zukunftseinschätzungen von Kerr, wie u.a.
    In Russland wird es noch doppelt so viel Revolutionen geben als bisher.
    Durch die Ausschöpfung der Goldreserven unter dem Meeresboden halbiert sich dessen Wert, Blut dagegen steigt auf ein vielfaches, das eines Menschen ist 7,4 Millionen Dollar (weenn ich mich richtig erinnere, finde die Stelle jetzt nicht) wert
    Die heute so gehypte Anspruch der Gentechnik Erbkrankheiten heilen zu wollen, spielt keine Rolle, sonst wäre ein Gentest vor der Kinderzeugung Pflicht, statt nur ein Bluttest.
    Sogar das Wetter für das Jahr 2005 wird beschrieben: ein feuchtes Frühjahr gefolgt von einem knallheißem Sommer: Danach kommt der Klimawandel. Also sein übriges Geld nicht mehr in Bücher anlegen sondern in Wein.


    Die Story des Romans verläuft bisher doch ziemlich stereotyp für einen Leser der SF liest seit Anfang der 60er. Für mich sind bisher die Erklärungen und Informationen an denen der Autor den Leser teilhaben lässt, die Highlights. Eine ausgewogenen Mischung zwischen leicht lesbarer und nachvollziehbarer Abenteuerstory und Anregung für die kleinen grauen Zellen.
    Und jede Menge Tipps für die zukünftig abzuarbeitenden Leselisten


    Mein Favorit unter den Sätzen bisher:


    Zitat

    Des Menschen Dilemma ist es, Maschinen geschaffen zu haben, deren Potential r nur undeutlich ahnt und bei weitem nicht ausschöpft.


    An meinem Gemeckere bitte nicht stören, das mache ich meist so, hat aber letztendlich keine endgültige Auswirkung auf meine Bewertung eines Buches.


    Lg Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Und jede Menge Tipps für die zukünftig abzuarbeitenden Leselisten


    Lg Dyke


    Das stimmt wohl, habe schon zettel und stift gezückt :lache

  • Zitat

    Original von GastRedner
    *arrrgs*


    Offenbar fällt es mir schwer den Sprung von der Germania um die Zeitenwende in eine am Boden liegende Gesellschaft des ausgehenden 21. Jahrhunderts zu schaffen. :wow


    Diesen Zeitsprung hab ich gerade auch gemacht, und lese das Buch nach dem Tribun. Werde dana das 2.Buch von Iris lesen, und somit den Zeitsprung zurück auch vollziehen!

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
    ----------------------

  • Zitat

    Original von dyke



    Die Story des Romans verläuft bisher doch ziemlich stereotyp für einen Leser der SF liest seit Anfang der 60er. Für mich sind bisher die Erklärungen und Informationen an denen der Autor den Leser teilhaben lässt, die Highlights. Eine ausgewogenen Mischung zwischen leicht lesbarer und nachvollziehbarer Abenteuerstory und Anregung für die kleinen grauen Zellen.


    Die erklärenden Beifügungen des Autors sind für mich auch die Highlights des ersten Teiles! Besonders gelungen finde ich auch die Darlegungen zur Künstlichen Intelligenz! Was mich ein wenig verärgert hat, ist die Vorverurteilung von Dana.

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
    ----------------------