'Die Schule des Schweigens' - Seiten 165 - 347

  • Mittlerweile gehen die Verhandlungen zwischen Potter und Handy los.


    Ich finde es wahnsinnig interessant, wie Deaver Potter's Verhandlungstaktik beschreibt. So, als ob man sich direkt in das Denken Handys hineinversetzen kann.


    Was ich nicht mag, sind diese "aus der Welt"-Flüchteileien von Melanie, wenn sie im virtuellen Zwiegespräch mit Potter ist - das paßt meines Erachtens gar nicht in die Story rein - zuviel Gefühlsdusselei. :grin

  • Zitat

    Original von Lilli
    Was ich nicht mag, sind diese "aus der Welt"-Flüchteileien von Melanie, wenn sie im virtuellen Zwiegespräch mit Potter ist - das paßt meines Erachtens gar nicht in die Story rein - zuviel Gefühlsdusselei. :grin


    Wenn ich darf als stiller Mitleser, da ich das Buch schon vor längerer zeit gelesen habe:


    War und bin ich ganz anderer Meinung. Neben der Crime-Story bringt Deaver auch die Welt der Gehörlosen etwas nahe. Ein Welt in der es nicht einfach ist zu leben. Während Blindsein und Intelligenz ohne weiteres mtieinander vereinbar sind, ist es nicht so, wenn man gehörlos ist. Das wird auch heute noch gern mit dumm assoziiert, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Demnach dürfte auch Melanie nicht sehr viel Zuneigung erfahren haben.
    Und jetzt, wo sie dringend Hilfe braucht, selbst kaum etwas tun kann, voller Angst ist, diese Stimme, die für sie die Rettung. die Hilfe verkörpert. Fand ich recht gelungen, diese Tagträume um die Realität für eine kurze Zeit auszublenden und um nicht verrückt zu werden


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Bin jetzt auch hier angelangt...............


    Mir geht es wie dyke: Ich finde es sehr gut, dass man noch so vieles über die Welt der Gehörlosen erfährt.
    Und Melanies "abschalten" bzw. "flüchten" hilft ihr, nicht verrückt zu werden. Eigentlich schön für sie, dass sie diesen Ausweg hat.


    Potter finde ich auch richtig klasse.


    Und wenigstens ist jetzt eine Geisel gerettet. :-)

  • Ich finde es super von Melanie, wie Sie, als Shannon freigelassen werden sollte, auch Kielle zur Flucht verholfen hat. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut, so ängstlich kann Sie also nicht sein, Sie traut sich nur leider selbst zu wenig zu. Ich denke, das liegt zum großen Teil an ihren Eltern und deren Erziehung. Für mich scheint es so, als ob die Eltern versucht hätten, Melanie, nachdem Sie ihr Gehör komplett verloren hatte, in Watte zu packen und ihr alle Entscheidungen abzunehmen. So was prägt natürlich!


    Was ich nicht verstehe ist: Einerseits (leider fehlen mir jetzt die genauen Seitenzahlen dazu) wird gesagt, dass in der Gehörlosenwelt zwischen Leuten unterschieden wird, die seit Geburt taub sind und nicht sprechen gelernt haben und zwischen denen, die ihr Gehör erst später nach Erlernen der Sprache verloren haben. Es wird gesagt, es gäbe unterschiedliche Stufen!
    Die Dolmetscherin sagt aber irgendwann, dass Gehörlose militant zusammenhalten!!! Das widerspricht sich doch, oder???:gruebel


    :waveEmilia

    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber dem Tag mehr Leben


    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Zitat

    Original von Emilia


    Was ich nicht verstehe ist: Einerseits (leider fehlen mir jetzt die genauen Seitenzahlen dazu) wird gesagt, dass in der Gehörlosenwelt zwischen Leuten unterschieden wird, die seit Geburt taub sind und nicht sprechen gelernt haben und zwischen denen, die ihr Gehör erst später nach Erlernen der Sprache verloren haben. Es wird gesagt, es gäbe unterschiedliche Stufen!
    Die Dolmetscherin sagt aber irgendwann, dass Gehörlose militant zusammenhalten!!! Das widerspricht sich doch, oder???:gruebel


    :waveEmilia


    Ich habe das so verstanden, dass Gehörlose die von Geburt an taub sind, (und im "Idealfall" auch noch taube Eltern haben) auf der höchsten Stufe stehen. Schliesslich kennen sie die Welt der Hörenden nicht, sie werden sich nicht an den Hörenden orientieren und somit quasi zu "Verrätern"werden. Menschen die erst später im Leben ertaubt sind, wissen was hören bedeutet. Sie werden immer versuchen diesen Verlust zu kompensieren. Sie versuchen Lippenlesen und auch Sprechen, damit verneinen sie in den Augen der prälingual Ertaubten die Welt der Gehörlosen.

  • Aber das ist doch ganz normal, dass man versucht solche Verluste zu kompensieren :-)das würden die prälingual Ertaubten andersrum auch tun, wenn Sie NICHT SOFORT nach Geburt ihr Gehör verloren hätten. Diese Einteilung in verschiedene Stufen verstehe ich einerseits, aber dieser feste Zusammenhalt, den die Dolmetscherin beschreibt (hab jetzt auch die Seite: S.265) passt da meiner Meinung nach absolut nicht zu, das widerspricht sich doch :-(
    Diese Stufeneinteilung kommt mir mehr wie purer Neid der prälingual Ertaubten vor. Die anderen haben was erlebt, was Ihnen verborgen geblieben ist. Aber wenn sie in der Welt der Gehörlosen leben, teilen sie alle das gleiche Schicksal :-)

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    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

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    Original von Emilia
    Ich finde es super von Melanie, wie Sie, als Shannon freigelassen werden sollte, auch Kielle zur Flucht verholfen hat. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut, so ängstlich kann Sie also nicht sein, Sie traut sich nur leider selbst zu wenig zu. Ich denke, das liegt zum großen Teil an ihren Eltern und deren Erziehung. Für mich scheint es so, als ob die Eltern versucht hätten, Melanie, nachdem Sie ihr Gehör komplett verloren hatte, in Watte zu packen und ihr alle Entscheidungen abzunehmen. So was prägt natürlich!


    Melanie wurde immer mit Samthandschuhen angepackt, ihr wurde das Klavier weggenommen als sie noch etwas hören konnte, aus dem Grund, weil der Vater meinte - besser erst gar nicht dran gewöhnen, als dann traurig sein, wenn man gar nichts mehr hören kann. Das ist für mich auch der Grund, warum Melanie nicht wieder zu ihren Eltern auf die Farm zurück will - sie möchte eine eigenständige Person sein und das kann sie da nicht.

  • Zitat

    Original von Lilli
    Mittlerweile gehen die Verhandlungen zwischen Potter und Handy los.


    Ich finde es wahnsinnig interessant, wie Deaver Potter's Verhandlungstaktik beschreibt. So, als ob man sich direkt in das Denken Handys hineinversetzen kann.


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    Diese "aus der Welt"-Flüchteleien stören mich nicht, es ist einfach Melanies Art, mit brenzligen Situationen umzugehen. Sie träumt sich in ihre eigene Welt, das passt sehr gut zu ihrem Charakter. Schließt man als Gehörlose die Augen...schwupp...schon ist man weg...die Dolmetscherin hält dies allerdings für gefährlich (ich auch), weil Melanie sich dadurch den GN völlig schutzlos ausliefert... :-(

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  • Gestern bin ich noch ein gutes Stück weiter gekommen ( konnte ein paar Überstunden nehmen und hatte frei :lache ).


    Die Ereignisse überschlagen sich jetzt ja so langsam.
    Handys Brutalität/Berechenbarkeit ( manchmal auch Unberechenbarkeit ) wird gut dargestellt. Der Erzählstil ist eh so, dass man sich die einzelnen Szenen immer sehr gut vorstellen kann ( wie gesagt, dieses Buch könnte super verfilmt werden ).
    Hab mir schon überlegt, welche Schauspielerin als Melanie passen würde..... :lache


    Hoffe, dass ich heute abend weiterlesen kann...........

  • Arthur Potter finde ich als Person sehr interessant: einerseits ist er dieser eiskalte Verhandler (zwar eiskalt, aber er macht seinen Job meiner Meinung verdammt gut). Ich bin so ein bißchen hin und her gerissen: Roland Marks hat Recht, wenn er behauptet, Potter denkt nicht oder nur zu wenig an die Mädchen, aber Potters Ansicht "Wenn es Handy gelingt aus dem Schlachthaus zu fliehen, tötet er noch mehr bzw. andere Menschen" ist auch einleuchtend. Welches Leben ist mehr wert, das der Mädchen oder irgendein anderes? Sehr schwierige Frage, ist wohl kaum zu beantworten. Ich möchte nicht in Potters Haut stecken :grin als Mensch kommt Potter mir ein wenig "armselig" vor, er ist nie über den Tod seiner Frau hinweggekommen (das zeugt von großer Liebe, Respekt), trotz allem heilt die Zeit doch alle Wunden, da ist wirklich was dran, aber er hat nie wieder einen richtig innigen Kontakt zu einem Mitmenschen aufgebaut, das sagt er ja selbst. Die vertrautesten Gespräche führt er nicht mit seiner angeheirateten Cousine, sondern mit Schwerverbrechern wie Handy. Mein Mitleid :knuddel1

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  • Zitat

    Original von Emilia
    Die vertrautesten Gespräche führt er nicht mit seiner angeheirateten Cousine, sondern mit Schwerverbrechern wie Handy. Mein Mitleid :knuddel1


    Das kommt aber davon, weil er mit dem GN eine intensive Beziehung aubaut (aufbauen muß) - dadurch entsteht mehr Nähe als zur Cousine oder ähnlichen Verwandten. Ich könnte mir auch vorstellen, daß diese Art Beziehung einen ein Leben lang prägt. Er hatte sich ja auch in eine "Terroristin" verliebt, die sich dann vor seinen Augen in die Luft gesprengt hat. Verständlich ist die Art der Beziehung schon.

  • Zitat

    Original von Lilli


    Das kommt aber davon, weil er mit dem GN eine intensive Beziehung aubaut (aufbauen muß) - dadurch entsteht mehr Nähe als zur Cousine oder ähnlichen Verwandten. Ich könnte mir auch vorstellen, daß diese Art Beziehung einen ein Leben lang prägt. Er hatte sich ja auch in eine "Terroristin" verliebt, die sich dann vor seinen Augen in die Luft gesprengt hat. Verständlich ist die Art der Beziehung schon.


    Für mich ist das nicht verständlich, man muss doch klar zwischen Beruf und Privatleben unterscheiden können, als Verhandler spielt Potter nur eine ROLLE, er muss versuchen, die GN zum Aufgeben zu bewegen und er erledigt seinen Job hervorragend, trotzdem muss er wissen, wo die Grenzen sind. Er hat ja gesehen, wo das hinführt, wenn er sie überschreitet, er hätte fast damit sein Leben aufs Spiel gesetzt. :-(

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    Original von Emilia
    Für mich ist das nicht verständlich, man muss doch klar zwischen Beruf und Privatleben unterscheiden können, als Verhandler spielt Potter nur eine ROLLE, er muss versuchen, die GN zum Aufgeben zu bewegen und er erledigt seinen Job hervorragend, trotzdem muss er wissen, wo die Grenzen sind. Er hat ja gesehen, wo das hinführt, wenn er sie überschreitet, er hätte fast damit sein Leben aufs Spiel gesetzt. :-(


    Er ist sowas wie ein Psychologe, auch die spinnen Beziehungen, die teilweise weiter gehen als sie dürfen. Beruf und privat trennen sie schon nur wo ist da die Grenze?

  • Zitat

    Original von Lilli


    Er ist sowas wie ein Psychologe, auch die spinnen Beziehungen, die teilweise weiter gehen als sie dürfen. Beruf und privat trennen sie schon nur wo ist da die Grenze?


    Die Grenze ist für mich dann erreicht, wenn ich mich als Verhandler in eine GN verliebe, solche Gefühle sind völlig fehl am Platz, Potters Berufserfahrung sollte ihn doch gelehrt haben, dass Schwerverbrecher / Terroristen die Polizei / FBI gern an der Nase herumführen. Liebe macht blind und diese Blindheit darf Potter sich nicht erlauben im Job meiner Meinung nach :-)

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  • Da hast Du schon recht, aber das macht Potter schon wieder menschlich, nachdem er oft davon sprach, daß man "Opfer" bringen muß bei einer Geiselnahme, auch wenn die Geiseln dabei draufgehen...

  • Zitat

    Original von Lilli
    Da hast Du schon recht, aber das macht Potter schon wieder menschlich, nachdem er oft davon sprach, daß man "Opfer" bringen muß bei einer Geiselnahme, auch wenn die Geiseln dabei draufgehen...


    Diese Aussage fand ich sehr gruselig, aber irgendwie hat er ja Recht...:gruebel

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