Ausgewählte Gedichte 1974-2006.
Edition Lyrik Kabinett bei Hanser
– übersetzt aus dem Italienischen von Piero Salabè
152 Seiten
Kurzbeschreibung:
Patrizia Cavalli ist die bedeutendste Dichterin des zeitgenössischen Italien. Ihre Lyrik handelt von Erscheinungen des Alltags, von der Heimtücke der Gefühle, der Fülle und Leere der Liebe oder vom ungleichen Kampf gegen die Zeit. Momentaufnahmen ihrer Heimatstadt Rom, scharfsinnige Epigramme und Gedankenlyrik wechseln sich ab. Als stolpere die in Umbrien geborene Dichterin immer wieder in die trügerische Musik der Sprache, die den Eindruck eines längst aufgegebenen Sinns zu erwecken scheint. Ihre hier versammelten Gedichte werden ergänzt durch ein Nachwort des viel diskutierten Philosophen Giorgio Agamben.
Über die Autorin:
Geboren 1949 im umbrischen Todi lebt sie seit 1968 in Rom. Sie hat an Theater- und Hörspielproduktionen mitgearbeitet und seit 1974 einige Gedichtbände herausgebracht:
Le mie poesie non cambieranno il mondo, Il cielo, Poesie 1974-1992,L´io singolare proprio mio, Sempre aperto teatro, La Guardiana sowie Pigre divinità e pigra sorte. Patrizia Cavalli übertrug Werke Molières und Shakespeares ins Italienische und wurde selbst in zahlreichen Sprachen übertragen sowie mit vielen Preisen ausgezeichnet
Mein Eindruck:
Die Gedichte der italienischen Lyrikerin Patrizia Cavalli sind nicht gerade einfach zu verstehen. Obwohl sie meistens kurz sind, enthalten sie eine große Komplexität. In der NZZ und FAZ gibt es gute analytische Rezensionen, daher spreche ich lieber davon, wie die Lyrik auf mich wirkt.
Nämlich oft überraschend, die Gedichte entlarven den schönen Schein.
Patrizia Cavalli bleibt zurückhaltend und rückt in die Rolle der Zuschauerin, der Beobachterin und Interpretin:
Zitat„komm schon, blühe du – ich schau zu.“
Ein Pessimismus ist spürbar. „Man sollte auf Worte vielleicht verzichten“ schreibt sie, wenn sie glaubt, die dienstbaren Wörter sind zu ehrgeizig, erheben den Gegenstand, den sie beschreiben, um ihn dann doch wieder zu vernichten.
Dazu passt auch schon das Understatement des ersten Gedichts:
ZitatJemand sagte mir
Sicher werden meine Gedichte
die Welt nicht verändern.
Aber sicher, antworte ich,
meine Gedichte werden
die Welt nicht verändern.
Es sind Stimmungen, die gut transportiert werden.
Dazu kommt ihr eigenständiger, spezifischer Blick.
Beispiel:
ZitatHinkende Taube. Lächerliche
krumme hinkende Taube.
Sind Tiere gebrechlich
ähneln sie gleich den Menschen.
Die Herkunft prägt ebenfalls die Gedichte, auch Rom spielt eine Rolle, zum Beispiel in „Der Himmel“
Sie nähert sich auch den großen Themen wie Sterblichkeit / Unsterblichkeit. Das ist mir dann manchmal etwas „too much“.
Eine gewisse Anzahl an Gedichten bleibt mir unverständlich. Möglicherweise liegt das daran, dass sie teilweise einer italienischen Tradition entspringen, die mir unbekannt ist. Doch trotz der Rätselhaftigkeit erkenne ich das Geschick und die Eleganz, wie Patrizia Cavalli unterschiedlichste Wörter verbindet. Das führt immer wieder dazu, dass man die Gedichte bewundern kann.
Man kann froh sein, dass es endlich ein Buch mit deutscher Übersetzung gibt, um eine bedeutende italienische Lyrikerin kennen zu lernen.
Wie immer bei der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser handelt es sich um ein gut aufgemachtes, zweisprachiges Buch, das Auszüge aus folgenden Gedichtbänden enthält:
- Meine Gedichte werden die Welt nicht verändern
- Der Himmel
- Mein einzelnes eigens Ich
- Immer offenes Theater
- Träge Götter und träges Schicksal
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ASIN/ISBN: 3446264736 |