Konstanze: Die zwei Könige - Elisabeth Herrmann

  • Inhalt:
    Palermo im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1209: Konstanze von Aragón und Friedrich, der nach Sizilien verbannte Thronerbe der Stauffer, von seinen Freunden Ruggero genannt, sind nun miteinander verheiratet, Konstanze hat sich vom Giftanschlag erholt, der Putschversuch der Adligen und mächtigen Händlerfamilien wurde abgewendet.
    Zwischen Konstanze und Ruggero existiert eine Anziehungskraft, die sich leicht in Liebe verwandeln könnte - doch soviel, wie sie verbindet, trennt sie auch.
    Konstanze, noch immer nicht ganz über den Tod ihres Kindes aus erster Ehe hinweg, leidet darunter, dass Ruggero sie aus Teilen seines Lebens ausschließt, und es ihr einfach nicht gelingt, wirklich zu ihm zu dringen, obwohl sie Nachts im Ehebett Leidenschaft und Zärtlichkeit erfährt. Und dann ist da auch noch Sarima, die glutäugige und stolze Schwester des Emirs der Sarazenen, eine ständige Bedrohung aus den Bergen, zwei Jahre lang die Geliebte Ruggeros, die die Königin mit jeder Faser haßt, denn sie hat ihr den Traum der gemeinsamen Zukunft mit dem König zerstört. Konstanze weiß von Samira und der Affäre, und sie leidet darunter, denn sie weiß nicht, ob sie nach der Hochzeit fortbesteht. Samira ist auch ein innenpolitisch heikles Thema, denn Ruggero, der dem Emir in Freundschaft verbunden ist, muss zwischen den Sarazenen und seinen eigenen Leuten vermitteln, er kann sich kriegerische Auseinandersetzungen an dieser Front nicht leisten.
    Denn der deutsche Welfenkaiser Otto träumt von einen gewaltigen Reich und sucht nach einem Vorwand, seinen Eid gegenüber dem Papst zu brechen, seine Heere zu mobilisieren und in Sizilien einzufallen. Und genau dieser Vorwand fällt ihm in Gestalt eines Briefes in die Hände, von einem Verräter in Palermo nach Goslar gesandt, in dem die Adligen und Großbürger des Landes Otto um Hilfe anflehen und um Befreiung von Friedrichs Herrschaft. Eine geschickt eingefädelte Intrige, die nicht nur das kleine Sizilien bedroht, sondern auch das gerade erblühte, liebevolle Vertrauen zwischen Ruggero und Konstanze, nachdem sie endlich mit dem verzweifelt erhofften Thronfolger schwanger geht.



    Meine Meinung:
    Was habe ich auf dieses Buch hingefiebert, nachdem ich den ersten Band - der schlicht Konstanze heißt, gelesen habe. Dies ist nun die Fortsetzung, und das Warten hat sich gelohnt. Die zwei Könige ist wieder ein wunderbares, so unterhaltsam wie fesselnd erzähltes Buch, von dem man sich praktisch nicht lösen kann, wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat.
    An farbenprächtigen Schauplätzen wird gekämpft und intrigiert, geliebt und gehasst, spielen sich Dramen ab und Momente überraschender Zärtlichkeit, regiert Leidenschaft und hitzige Voreiligkeit und dann, wenn man so sehr darauf hofft, scheint die Vernunft auf und bringt die Hoffnung mit sich.
    Konstanze ist ein schwieriger, ein sperriger Charakter, die so sehr mit sich selbst kämpft, mit ihrem Stolz und Überschwang und der Sehnsucht nach mehr in der Ehe als nur der Erfüllung der Pflicht. Doch sie wächst im Verlauf der Geschichte, verwandelt sich in eine Königin, nicht nur der Krone nach.
    Ruggero auf der anderen Seite hat seine jugendliche Unschuld verloren. Die Sorge um ein zerrissenes Land und vor allem die Vorbereitungen auf die unmöglich aufzuhaltene Invasion durch Ottos Heer treiben ihn vor sich her. Doch trotz allem bleiben ihm seine Leidenschaft, sein Überschwang, ein manchmal noch jungenhaft anmutender Stolz (zu dem sich im Laufe der Geschichte die Vernunft hinzuentwickelt), sein Charme und seine grenzenlose Wißbegier.
    Wunderbar angereichert wird die Geschichte durch ihre großartigen Nebenfiguren. Da ist der einfach gestrickte, doch schlitzohrige junge Schweinehirt Rocca Gianluca, der mit mehr Glück als Verstand und aus reinem Zufall auf Wohl und Wehe von Kaiserreichen Einfluß nimmt, wo es ihm doch nur darum geht, endlich unter die Röcke einer von ihm hochverehrten edlen Dame zu gelangen, ein Quell wunderbarer Situationskomik und Bauernschläue, die dramatisches Geschehen auflockert. Oder Vela, die ehemalige Kammerzofe der Königin, die Konstanze nicht verzeihen kann, dass die sie beinahe hätte hängen lassen für den Giftanschlag, den sie nicht begangen hat, und die einem gewissen Hakim nachtrauert. Oder Walther von der Vogelweide, der auch mehr ist als ein gewöhnlicher Spielmann, der Minne an Fürstenhöfen singt. Und viele andere mehr.


    Die zwei Könige ist saftvolles Historiengemälde und beste Unterhaltung zugleich, flüssig-leicht und intelligent geschrieben, niemals in Kitsch abdriftend, und dabei so spannend, dass man den Eindruck hat, beinahe jedes Kapitel ende mit einem Cliffhanger und das nächste hielte eine unerwartete Wende der Ereignisse bereit. Geschickt verflechtet die Autorin die zahlreichen Perspektiven zu einer logischen Handlung.
    Wie schon bei Konstanze ist man sofort nahe bei den Figuren, man freut sich und leidet mit ihnen und die Momente tiefster Verzweiflung oder größten Jubels entfalten leidenschaftliche Wucht.
    Hatte man bei Teil 1 noch bisweilen den Eindruck, dass sich die Stimme der Autorin erst formen musste (was seine Qualität nicht schmälert), so ist sie hier nun absolut trittsicher und findet eine feine Balance zwischen Drama, Humor und erzählerischer Qualität.



    Das Buch kriegt eine klare Leseempfehlung von mir, jedoch macht es Sinn, zuvor Konstanze zu lesen. Eine wunderbare Lektüre, bei der die Stunden wie von selbst verfliegen.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Wow, was für eine Rezi :wow


    Die macht direkt Lust auf die Bücher. Hab sie mal direkt auf die WL gesetzt! :-]

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



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  • hallo,
    als ich neulich wieder mal in der Buchhandlung zum WÜHLEN war, fiel mir "Konstanze: die zwei Könige" in die Hände und ich konnte sie einfach nicht wieder loslassen. :knuddel1
    Zu Hause mußte ich dann feststellen, daß Konstanze schon auf meinem SUB lag. Allerdings eine andere Ausgabe mit anderem Einband - und was war das - ein anderer Anfang und ein anderes Ende :help
    Ich hab natürlich sofort versucht, etwas in den verschiedenen Foren zu erfahren, was aber nicht sonderlich viel war, bis ich auf die Eule gestoßen bin!! Verstanden, -Fortsetzung-
    Ich konnte nicht anders, als mich sofort bei der Eule anzumelden.
    Vielleicht, wenn ich es bald zu meinem SUB schaffe, wird dies mein erster Rezi-Beitrag. :lesend
    Hoffentlich liege ich hier nicht allzu verkehrt, aber ich mußte es einfach loswerden und werde mich auch noch im richgtigen thread vorstellen
    lg
    gealein

  • Zitat

    Original von gealein
    Allerdings eine andere Ausgabe mit anderem Einband - und was war das - ein anderer Anfang und ein anderes Ende :help


    Was? Wie kommt denn sowas zustande ... ? :gruebel
    Wie unterscheiden die sich denn?

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • ups, da war ich dann wohl kurz schwer von Begriff :chen


    ... diese Reihe ist aber auch echt missverständlich aufgemacht.
    Das fängt mal beim Klappentext von Teil 1 an: Der hat wirklich nichts mit dem zu tun, worum es im Buch geht - und dass es sich dabei um den ersten Teil einer mehrteiligen Serie handelt, geht ebenfalls nicht daraus hervor.
    Und es geht mit der Titelfindung von Teil 2 weiter, der übrigens auch wieder einen ziemlich dämlichen Klappentext hat.


    Ändert aber zum Glück nichts am Inhalt - ich finde beide Bücher einfach nur supertoll.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • hallo
    nun habe ich mal versucht, meine Meinung zu Papier zu bringen. Seid bitte nicht zu streng mit mir, es ist mein erster Beitrag in dieser Richtung.



    Der zweite Teil hat mir noch besser gefallen als der Erste. Er war meiner Meinung nach weitaus spannender aufgezogen.
    Besonders interessant waren die Intrigenspiele des gegen Friedrich stehenden sizilianischen Adels und der Kaufleute, trotz Inhaftierung! Obgleich mich die zahlreichen kurzen Sprünge zwischen den einzelnen Personen etwas genervt haben.
    Dann wurde es bei den Fluchtvorbreitungen so richtig spannend, bis zum Schluß die Erleichterung kam.


    Für mich war Konstanze eine tolle Frau, die hier noch nicht ganz zur Geltung gekommen ist. Nun bin ich fest überzeugt, daß es noch einen weiteren Teil geben muß. Schließlich hat sie in Friedrichs Abwesenheit Sizilien regiert und war dann eine Zeit lang allein mit ihrem unmündigen Sohn in Deutschland.


    Ich kann das Buch (bzw. beide) nur empfehlen.

  • Ein nettes Buch. Für mich wird Elisabeth Herrmann immer eine Empfehlung als Kriminalschriftstellerin bleiben. Sicher- ich werde auch die Fortsetzung dieser Reihe lesen, doch als Autorin historischer Romane ist Elisabeth Herrmann eine gute Autorin, eine unter einer Vielzahl guter deutscher Autoren dieses Genres, keine herausragende Leistung noch oben, kein Ausrutscher nach unten, nett eben, ihre Krimis sind Spitzenkost, das hier ist kein Fast Food, aber eben deutsche Hausmannskost.