Inhalt:
Palermo im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1209: Konstanze von Aragón und Friedrich, der nach Sizilien verbannte Thronerbe der Stauffer, von seinen Freunden Ruggero genannt, sind nun miteinander verheiratet, Konstanze hat sich vom Giftanschlag erholt, der Putschversuch der Adligen und mächtigen Händlerfamilien wurde abgewendet.
Zwischen Konstanze und Ruggero existiert eine Anziehungskraft, die sich leicht in Liebe verwandeln könnte - doch soviel, wie sie verbindet, trennt sie auch.
Konstanze, noch immer nicht ganz über den Tod ihres Kindes aus erster Ehe hinweg, leidet darunter, dass Ruggero sie aus Teilen seines Lebens ausschließt, und es ihr einfach nicht gelingt, wirklich zu ihm zu dringen, obwohl sie Nachts im Ehebett Leidenschaft und Zärtlichkeit erfährt. Und dann ist da auch noch Sarima, die glutäugige und stolze Schwester des Emirs der Sarazenen, eine ständige Bedrohung aus den Bergen, zwei Jahre lang die Geliebte Ruggeros, die die Königin mit jeder Faser haßt, denn sie hat ihr den Traum der gemeinsamen Zukunft mit dem König zerstört. Konstanze weiß von Samira und der Affäre, und sie leidet darunter, denn sie weiß nicht, ob sie nach der Hochzeit fortbesteht. Samira ist auch ein innenpolitisch heikles Thema, denn Ruggero, der dem Emir in Freundschaft verbunden ist, muss zwischen den Sarazenen und seinen eigenen Leuten vermitteln, er kann sich kriegerische Auseinandersetzungen an dieser Front nicht leisten.
Denn der deutsche Welfenkaiser Otto träumt von einen gewaltigen Reich und sucht nach einem Vorwand, seinen Eid gegenüber dem Papst zu brechen, seine Heere zu mobilisieren und in Sizilien einzufallen. Und genau dieser Vorwand fällt ihm in Gestalt eines Briefes in die Hände, von einem Verräter in Palermo nach Goslar gesandt, in dem die Adligen und Großbürger des Landes Otto um Hilfe anflehen und um Befreiung von Friedrichs Herrschaft. Eine geschickt eingefädelte Intrige, die nicht nur das kleine Sizilien bedroht, sondern auch das gerade erblühte, liebevolle Vertrauen zwischen Ruggero und Konstanze, nachdem sie endlich mit dem verzweifelt erhofften Thronfolger schwanger geht.
Meine Meinung:
Was habe ich auf dieses Buch hingefiebert, nachdem ich den ersten Band - der schlicht Konstanze heißt, gelesen habe. Dies ist nun die Fortsetzung, und das Warten hat sich gelohnt. Die zwei Könige ist wieder ein wunderbares, so unterhaltsam wie fesselnd erzähltes Buch, von dem man sich praktisch nicht lösen kann, wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat.
An farbenprächtigen Schauplätzen wird gekämpft und intrigiert, geliebt und gehasst, spielen sich Dramen ab und Momente überraschender Zärtlichkeit, regiert Leidenschaft und hitzige Voreiligkeit und dann, wenn man so sehr darauf hofft, scheint die Vernunft auf und bringt die Hoffnung mit sich.
Konstanze ist ein schwieriger, ein sperriger Charakter, die so sehr mit sich selbst kämpft, mit ihrem Stolz und Überschwang und der Sehnsucht nach mehr in der Ehe als nur der Erfüllung der Pflicht. Doch sie wächst im Verlauf der Geschichte, verwandelt sich in eine Königin, nicht nur der Krone nach.
Ruggero auf der anderen Seite hat seine jugendliche Unschuld verloren. Die Sorge um ein zerrissenes Land und vor allem die Vorbereitungen auf die unmöglich aufzuhaltene Invasion durch Ottos Heer treiben ihn vor sich her. Doch trotz allem bleiben ihm seine Leidenschaft, sein Überschwang, ein manchmal noch jungenhaft anmutender Stolz (zu dem sich im Laufe der Geschichte die Vernunft hinzuentwickelt), sein Charme und seine grenzenlose Wißbegier.
Wunderbar angereichert wird die Geschichte durch ihre großartigen Nebenfiguren. Da ist der einfach gestrickte, doch schlitzohrige junge Schweinehirt Rocca Gianluca, der mit mehr Glück als Verstand und aus reinem Zufall auf Wohl und Wehe von Kaiserreichen Einfluß nimmt, wo es ihm doch nur darum geht, endlich unter die Röcke einer von ihm hochverehrten edlen Dame zu gelangen, ein Quell wunderbarer Situationskomik und Bauernschläue, die dramatisches Geschehen auflockert. Oder Vela, die ehemalige Kammerzofe der Königin, die Konstanze nicht verzeihen kann, dass die sie beinahe hätte hängen lassen für den Giftanschlag, den sie nicht begangen hat, und die einem gewissen Hakim nachtrauert. Oder Walther von der Vogelweide, der auch mehr ist als ein gewöhnlicher Spielmann, der Minne an Fürstenhöfen singt. Und viele andere mehr.
Die zwei Könige ist saftvolles Historiengemälde und beste Unterhaltung zugleich, flüssig-leicht und intelligent geschrieben, niemals in Kitsch abdriftend, und dabei so spannend, dass man den Eindruck hat, beinahe jedes Kapitel ende mit einem Cliffhanger und das nächste hielte eine unerwartete Wende der Ereignisse bereit. Geschickt verflechtet die Autorin die zahlreichen Perspektiven zu einer logischen Handlung.
Wie schon bei Konstanze ist man sofort nahe bei den Figuren, man freut sich und leidet mit ihnen und die Momente tiefster Verzweiflung oder größten Jubels entfalten leidenschaftliche Wucht.
Hatte man bei Teil 1 noch bisweilen den Eindruck, dass sich die Stimme der Autorin erst formen musste (was seine Qualität nicht schmälert), so ist sie hier nun absolut trittsicher und findet eine feine Balance zwischen Drama, Humor und erzählerischer Qualität.
Das Buch kriegt eine klare Leseempfehlung von mir, jedoch macht es Sinn, zuvor Konstanze zu lesen. Eine wunderbare Lektüre, bei der die Stunden wie von selbst verfliegen.