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Die Fortsetzung des Bestsellers "Die Seidenweberin"
Köln zu Beginn des
16. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres geliebten Mannes hat die
erfolgreiche Seidenweberin Fygen Lützenkirchen in Spanien ein neues
Glück gefunden, und in Köln steht ein Generationenwechsel bevor, denn
Fygens Tochter Lisbeth muss das Erbe ihrer Mutter antreten – ein Erbe,
das ihr Neid und Missgunst so mancher Seidmacherin der Stadt einbringt.
Doch Lisbeth gibt nicht auf …
Autoreninfo (Klappentext)
Ursula Niehaus wurde 1965 geboren. Ihre Leidenschaft für Stoffe führte dazu, dass sie sich nach dem Studium mit einem Stoffgeschäft selbstständig machte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem kleinen historischen Winzerstädtchen am Rhein. Ihr erster Roman, "Die Seidenweberin", war ein Bestseller.
Mit diesem Roman kehrt Ursula Niehaus in ihre Heimatstadt Köln zurück und erzählt.
Eigene Beurteilung
"Die Tochter der Seidenweberin" setzt die Geschichte um die Familie der Kölner Seidenweberin Fygen Lützenkirchen und ihre Familie fort, wobei diesmal nicht mehr Fygen, sondern ihre Tochter Lisbeth im Mittelpunkt steht. Für das Verständnis des Romans wäre es empfehlenswert, zunächst den ersten Band, "Die Seidenweberin ", gelesen zu haben.
Fygen hat sich nach dem Tod ihres Mannes Peter aus dem täglichen Geschäft zurückgezogen, arbeitet aber - ungewöhnlich für eine Frau - als Faktor (Vertreter einer Handelsgesellschaft). In dieser Eigenschaft reist sie nach Valencia, als sie das Gefühl hat, vom dortigen Handelspartner bei der Lieferung von Rohseide übervorteilt worden zu sein. In Valencia begegnet sie dem Mann, der ihr zweiter Ehemann wird und bleibt dort. Ihr Mann richtet ihr eine Werkstatt ein, sodass sie wieder ihrer geliebten Seidenweberei nachgehen kann. Ab diesem Zeitpunkt tritt Fygen in der Handlung nicht mehr direkt auf, jetzt richtet sich das ganze Augenmerk des Lesers auf ihre Tochter Lisbeth, die ihren Betrieb übernommen hat.
Lisbeth ist ebenfalls eine begeisterte Seidenweberin und eine ebenso kompetente wie menschliche Lehrherrin. Außerdem ist sie sozial engagiert und bekämpft unermüdlich die eklatanten Missstände in der Seidenmacherzunft. Die Zunftregeln werden immer wieder übertreten: Einige extrem wohlhabende Seidenmacherinnen beuten ihre ärmeren Kolleginnen schamlos aus, indem sie sie für sich arbeiten lassen, ohne sie angemessen zu entlohnen, sodass diese Lohnarbeiterinnen nicht am Weiterverkauf der Seidenstoffe beteiligt sind und am Rande des Exixtenzminimums herumkrebsen.
Lisbeth verschreibt sich, unterstützt von ihrem einflussreichen Ehemann Mertyn Ime Hofe, dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, womit sie sich mächtige Feinde schafft, die vor Verleumdung, Denunziation und Mord nicht zurückschrecken...
Der Roman ist in einen Prolog (1490) und vier Hauptteile (1499 bis 1500, 1502 bis 1504, 1505 bis 1509, 1511 bis 1513) gegliedert, was für große Übersichtlichkeit beim Handlungsverlauf sorgt. Der Erzählstil ist flüssig, ansprechend und im wahrsten Sinne des Wortes sehr farbenprächtig, die Prozesse der Seidenweberei und Seidenfärberei werden detailliert und anschaulich dargestellt, man glaubt die farbenprächtigen, glänzenden Seidenstoffe geradezu vor sich zu sehen und riecht auch den fauligen Urin in den Beizmitteln.
Wie schon im ersten Band besticht auch hier die Einsicht in frühneuzeitliche Geschäftspraktiken und die Rolle der durchaus einflussreichen berufstätigen Frauen, die ihr eigenes Geld verdienen. Keine Frau muss sich hier als Mann verkleiden, um ihren Mann zu stehen.
Der Anhang umfasst "Ein Wort zum Schluss", in dem die Autorin weitere Informationen zu den im Roman präsentierten Geschehnissen und historisch belegten Figuren gibt, und ein Glossar mit Erklärungen zum Vokabular des frühen 16.Jahrhunderts.
Die Lützenkirchens und die Familie Ime Hofe sind sämtlich historisch belegt, hier findet man Informationen dazu.
Fazit: "Die Tochter der Seidenweberin" ist ein rundum gelungener, lesenswerter Roman, der trotz des "Die..."-Titels nichts mit den seichteren Vertretern des historischen Genres gemein hat. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 9 Punkte.