Kap der Finsternis – Roger Smith

  • Verlag: Random House Audio, 2011
    Originaltitel. Mixed Blood


    6 Audio-CDs, Laufzeit: ca. 420 Minuten
    Gekürzte Lesung
    Gesprochen von Matthias Brandt


    Kurzbeschreibung:
    Für manche ist Kapstadt ein Paradies. Für andere die Hölle. Ein Amerikaner mit zwielichtiger Vergangenheit ist mit Frau und Sohn in der südafrikanischen Metropole untergetaucht. Als die drei einem willkürlichen Gewaltverbrechen zum Opfer fallen, beginnt eine atemlose Hetzjagd durch die riesigen labyrinthischen Ghettos. Ein hochtouriger Thriller, der in die Abgründe des heutigen Südafrika führt.


    Über den Autor:
    Roger Smith, 1960 in Johannesburg geboren, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, lebt und arbeitet in Kapstadt. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine Reihe von wichtigen, international erfolgreichen Protestfilmen hervorgegangen.
    Sein Debüt »Kap der Finsternis« aus dem Jahr 2009 war ein großer internationaler Erfolg und wird in Hollywood verfilmt. 2010 erschien »Blutiges Erwachen«, beide Bücher standen wochenlang auf Platz 1 der KrimiWelt-Bestenliste.


    Über den Sprecher:
    Matthias Brandt, 1961 geboren, ist der jüngste Sohn Willy Brandts. Nach seiner Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover spielte er an verschiedenen deutschen Bühnen, bevor er im Jahre 2000 mit vielbeachteten Fernsehrollen von sich reden machte. Ab 2011 ist er als Münchner Kommissar in der beliebten Kriminal-Serie "Polizeiruf 110" zu sehen. Für seine schauspielerischen Leistungen ist er u.a. mit der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Als Hörbuchsprecher wurde er 2010 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet und dem Osterwold.


    Er las auch Blutiges Erwachen von Roger Smith.


    Mein Eindruck:
    Da mir der letzte Roman von Roger Smith „Staubige Hölle“ ganz gut gefallen hatte, dachte ich, ich könnte es auch mit seinem ersten Roman versuchen, diesmal als Hörbuch. Das war leider keine so gute Idee, denn nach gutem Anfang mit der ersten CD wurde es auf den künftigen 5 weniger spannend. Dafür aber ziemlich brutal. Die Gewalt wird sozialpolitisch durch Reich-Arm-Konflikte in Südafrika begründet. Dass die explizite Gewalt psychologisch untermauert wurde, macht sie besonders wirkungsvoll. Für harte Thrillerfans funktioniert das sicherlich gut. Für zartbesaitete wird gerade beim Hörbuch schwierig, diese Passagen zu überblättern.
    Matthias Brandt liest zwar OK, jedoch relativ spannungsarm
    Das alles war noch zu verkraften, jedoch den zunehmenden Klischeefaktor nicht. Der entsteht vor allen beim Entwurf und Entwicklung der handelnden Figuren.
    Benny Mongrel, der ohne Bedenken foltert, aber seinen getöteten Hund betrauert und der (natürlich korrupte und zudem noch fette) Polizist Barnard sind total überzeichnete Figuren.
    Eine drogensüchtige Frau, die ihr Kind vernachlässigt und sich prostituiert, funktioniert auch nicht. Spät im Buch wird angedeutet, dass sie sich so verhält, weil sie als Kind missbraucht wurde. Das ist als Begründung zu abgedroschen, da hat es sich der Autor zu bequem gemacht.
    Der eigentliche Protagonist Jack Burn bleibt leider farblos, obwohl er ausdauernd seinen entführten Sohn sucht.


    Insgesamt halte ich Roger Smith kompromisslose Darstellung einer erbarmungslosen Realität in der südafrikanischen Gesellschaft für engagiert, jedoch so übertrieben, dass die Leser doch nur ein eingeschränktes Bild erhalten. Ich kann daher nur maximal 6 von 10 Punkten verteilen.


    Lobend zu erwähnen ist noch das aufklappbare Pappcover mit den darin enthaltenen Informationen zum Hörbuch.


    Hier geht es zu den Büchereulen-Rezensionen der Buchausgabe: Kap der Finsternis von Roger Smith

  • Der Amerikaner Jack Burn ist zusammen mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn auf der Flucht vor der Polizei in Kapstadt gelandet. Mit neuer Identität und viel Geld fühlt er sich hier sicher. Als in sein Haus eingebrochen wird, er die Einbrecher tötet und anschließend verschwinden lässt, ruft das Rudi "Gatsby" Barnard auf den Plan, einen physisch und moralisch abstoßenden, korrupten Polizisten, der wirkt wie ein Überbleibsel aus der Zeit der Apartheid. Rudi spürt, dass mehr hinter Jack steckt als nur ein amerikanischer Tourist. Auch das Interesse des Nachtwächters Benny Mongrel ist geweckt, er allerdings sucht Rache. Zulu Polizeiermittler Disaster Zondi hat noch eine alte Rechnung zu begleichen hat und will gleichzeitig einen korrupten Polizisten zur Strecke bringen.


    Roger Smith lebt in Kapstadt und er weiß, wovon er schreibt. Er hat einen düsteren und gewalttätigen Thriller geschrieben, der die Auswirkungen der jahrzehntelangen Apartheid auf erschreckende Weise thematisiert. Der Leser wird gleich mitten ins Geschehen geworfen. Die Handlung ist wie eine Achterbahn mit schnellen Szenen, belebt durch die Höhen und Tiefen, durch die die Charaktere gehen. Auch ohne den Personen Sympathie entgegenzubringen, interessierte es mich doch, was ihnen widerfährt. Sie kämpfen entweder ums Überleben oder für eine Chance auf ein besseres Leben. Unerbittlich bewegen sich alle auf einen Höhepunkt zu, an dem niemand mehr wirklich gewinnen kann.


    Dem Autor ist ein harter, schockierender Thriller gelungen, der durch seine authentisch wirkenden Charaktere und seine realistische Darstellung Kapstadts jenseits der Touristenpfade überzeugt. Ich fand die Figuren auch keineswegs überzeichnet, im Gegenteil, ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Moloch Kapstadt sie genau zu dem gemacht hat, wie der Autor sie darstellt.


    Die unterkühlte Lesart des Sprechers Matthias Brandt passt ausgezeichnet zum Buch. Mir hat es gefallen, dass er den aufwühlenden Text mit Distanz und gleichbleibend emotionsloser Stimme liest.


    Ach ja: Ich las, dass die Filmrechte an dem Buch bereits verkauft seien.

  • Jane, ich hab das Buch gelesen und nicht gehört, stimme aber mit deiner Empfindung überein.
    Eines der wenigen Bücher, die mich nachhaltig beeindruckt haben und mir erschien es sehr gelungen und realitätsnah!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Die Gewalt wird sozialpolitisch durch Reich-Arm-Konflikte in Südafrika begründet. Dass die explizite Gewalt psychologisch untermauert wurde, macht sie besonders wirkungsvoll. Für harte Thrillerfans funktioniert das sicherlich gut. Für zartbesaitete wird gerade beim Hörbuch schwierig, diese Passagen zu überblättern.


    Ehrlich gesagt auch für harte Thrillerfans, die abgebrüht sind was blutige Thriller angeht, ist das Hörbuch schon etwas leicht extrem.


    Ich habe es heut nacht zu Ende gehört und bin eigentlich reltiv unzufrieden mit dem Inhalt.


    Weniger mit dem Inhalt, als mit der extremen Sprache.
    Ich habe sie zwar auch als brutal empfunden, was mich nicht so sehr stört, aber ich empfand hier dann doch einen höheren Ekelfaktor, als ich es eigentlich kenne.
    Da bin ich sonst nicht sonderlich zartbesaitet - hier aber war es mir entschieden zu viel.


    Ich empfand es auch als teilweise zu übertrieben dargestellt - zu sehr das negative betonend.
    Auch die Hauptperson des Jack mochte ich zwar anfangs noch, seine Sympathien hat er letztlich bei mir aber völlig verspielt.
    Ein Feigling wie aus dem Buche. So garnz und gar nicht mein Fall.


    Einzig "Desaster" hat es bei mir noch erreicht, daß ich ihn als positiv und menschlich interessant wahrnehmen konnte.



    Den Sprecher Matthias Brandt hingegen habe ich als das positivste des Hörbuches gesehen. Seine Art des lesens hat mir richtig gut gefallen. Für das, was er mir da vorlesen mußte, kann er ja nichts.


    Fazit:
    Ich werde mich dann doch erst einmal wieder anderen Thrillerrautoren widmen, als dem guten Roger Smith.
    Spannung und Thrill läßt sich auch anders und wesentlich spannender und nahegehender darstellen ohne den ekelfaktor ständig in die Höhe zu treiben.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Johanna ()