Hallihallo!
Mein jüngster Sohn geht seit sieben Jahren auf eine Waldorfschule. Es war für uns die Alternative, nachdem wir mit unseren großen Jungs auf den staatlichen Schulen irgendwann nur noch frustriert waren. Auch die studieren heute, aber es war ein harter Weg.
Ich war auch sehr skeptisch damals und habe alle Einführungsveranstaltungen und was so angeboten wurde im Vorwege besucht. Zu Waldorf hatte ich vorher auch keinen Draht, war aber ziemlich angetan von dem, was dort über Pädagogik erzählt wurde. Das Kind steht als Individuum im Mittelpunkt, hier werden nicht alle über einen Kamm geschoren, etc, pp. Allerdings dachte ich auch gleich: Die Worte hör ich wohl, aber können die das auch umsetzen?
Wir haben den Versuch gewagt. Und eins kann ich nach all diesen Jahren sagen: Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich alle drei Jungs auf diese Schule schicken.
Mein Jüngster, der gerade sein Zeugnis für die siebte Klasse bekommen hat und - auch wenn es noch ein paar Jahre sind - jetzt schon das Auge aufs Abi geworfen hat, geht noch immer gern zur Schule, was ich von meinen beiden Großen in dem Alter nicht behaupten konnte. Das Lernen funktioniert anders bei Waldorfs, es wird sehr viel Rücksicht auf die Entwicklung der Kinder genommen, besonders in den ersten acht Jahren. Manches geht langsamer als an staatlichen Schulen, andere Bereiche werden intensiver gefördert, als dort, gerade jetzt, wo überall gespart wird. Es geht eben nicht darum, den Kopf zu öffnen und möglichst viel Wissen reinzukippen, sondern die Kinder zu selbstbewussten, selbstständigen Menschen zu erziehen. Sie stehen ab der ersten Klasse auf der Bühne, lernen freies Sprechen und sich präsentieren, das soziale Klima ist bemerkenswert und Eurythmie ist mehr als den Namen tanzen. Man muss sich einfach drauf einlassen - nur als ein Beispiel. Das Niveau in der Oberstufe ab Klasse 9 kann sich mit dem der Gymnasien messen. Schwache Schüler werden "mitgetragen".
Ich weiß natürlich nicht, wie eure Schulen in Berlin sind. Wir leben auf dem Land, hier geht es recht undogmatisch zu. Es besteht keine Verpflichtung Waldorf auch zu Hause zu leben. Keiner von uns rennt mit dem Knochen hinterm Ohr oder Wollstrümpfen rum, Computer gehören für unsere Schule zum heutigen Lebensalltag, aber es geht eben darum, den Kids auch etwas anderes zu bieten, als das Abhängen vor dem Rechner. Als Eltern bist du mehr gefordert als an staatlichen Schulen. Aber du begleitest dann die Schulzeit deines Kindes auch ganz anders.
So far, meine spontanen Einfälle zum Thema. Falls du noch Fragen hast ... immer gern mehr