Waldorfschule?

  • Ja, es gibt viele Dinge zu bedenken, Oryx. Die Klassenstärke der WD- Schule beträgt hier im Moment zB. 36 Schüler. :wow


    Während es in der staatlichen nur 24 sind. Außerdem gibt es an der staatliche auch SAF- Klassen (ich weiß nicht genau, wofür die Abkürzung steht), die lernübergreifend erste und zweite Klasse zusammen legen und erst ab der dritten Klasse wird entschieden, ob das Kind in die dritte Klasse kommt oder nochmal in eine (seperate) Zweite. Da gefällt mir zB sehr gut. Erst dann gibt es auch Noten, was aber von vielen Eltern als unbefriedigend empfunden wird. Sie möchten lieber schon ab der 2. Noten haben und darüber wird ewig diskutiert.


    Das mit dieser Farblehre nach Goethe sagt mir nix. Was ist denn das? Das mit dem Schreiben sehe ich nicht soo problematisch. Mein Sohn kann jetzt auch schon Namen und Adresse und so leichte Sachen schreiben, obwohl er das in der Kita nicht lernt. Aber man muss sich natürlich nebenbei hinsetzen und Zeit investieren, das stimmt.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • noch eine Bemerkung aus völlig unerfahrenem Munde:
    die Stieftochter eines Freundes ging auch auf eine freie Schule. Die hatten da nur Wochenpläne, die Kinder konnten sich frei aussuchen, wann sie welche Aufgabe erledigen. Dieses Mädel hatte montags keine Lust auf Mathe, dienstags bis freitags leider auch nicht, sie schob sämtliche Aufgaben hinaus, so dass am WE unter viel Geschrei das Wochenpensum zuhause abgearbeitet werden musste. Will sagen: manche Kinder brauchen zum Lernen klare Strukturen, jemanden, der sich hinstellt und sagt, was zu tun ist.
    Wie das in der WD-Schule im allgemeinen und bei deinem Sohn im Speziellen ist, weiß ich natürlich nicht

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Es gibt bei Waldorf Dinge, die, wenn sie Hardcore- mässig betrieben werden, total beknackt sind. Andere hingegen machen wirklich Sinn, wie ich durch die Zeit in der Kita erfahren habe. Einige Sachen habe ich intuitiv immer schon unterbewusst gatan, was mich sehr verblüfft hat.


    @ rienchen: Hast Du ein paar Beispiele für solche Waldorf-typischen Dinge, die Du sowieso schon unterbewusst getan hast? Würde mich mal interessieren.

  • Hallo Chiclana!


    Ein ganz einfaches Beispiel: ich habe von Anfang an den Tag stark strukturiert und ritualisiert. Immer die gleiche Aufstehzeit, immer zur gleichen Zeit (bei jedem Wetter) raus, immer zur gleichen Zeit essen, schlafen etc. Ich habe Rituale eingebaut, beispielsweise vor dem Aufräumen eine Geschichte lesen. Immer die gleichen Rituale vor dem Schlafengehen (bei uns ist es immer ganz Waldorf- untypisch Sandmännchen :grin), Reize reduzieren in kritischen Situationen. Spielen mit älteren und jüngeren Kindern.


    Meine Kinder hatten nie Schlafprobleme, sie sind wie kleine Uhrwerke. Außerdem haben sie ein starkes "Urvertrauen", ich war beispielsweise nicht eine Minute in der Kita zur Eingewöhnung. Ob es daran liegt alleine liegt, ist schwer zu sagen, aber in der Kita läuft es genauso ab.


    Alles ist ganz stark strukturiert, sogar auf die Jahreszeiten bezogen. Es gibt feste Bringzeiten, damit sich keine extremen Grüppchen bilden. Das Alter der Kinder in der Gruppe umfasst Zwei- bis Sechsjährige. Und es gibt feste Abholzeiten, entweder um 12.15 Uhr, um 12.45 Uhr, um 15.00 Uhr oder um 17.oo Uhr. Was natürlich manchmal ganz schönen Stress bedeuten kann, wenn man arbeiten muss. Trotzdem funktioniert es und auf meine Kinder hat es einen positiven Effekt, da sie Grenzen und Regeln brauchen. Die Waldorfpädagigik erklärt das mit "gefestigten Lebensprozessen im Inneren, die Sicherheit schaffen", oder so. Ich kann das nicht so genau widergeben, aber es hat mich einfach verblüfft, dass ich das schon immer so gemacht habe, ohne irgendwas darüber zu wissen. Und das hat bei uns sehr gut funktioniert.


    @Draper: ich weiß noch nicht genau, wie das auf unserer WD- Schule ist. Dein Einwand ist auch etwas, worüber ich mir Gedanken mache und was mich eher abschreckt. Wie gesagt, ich finde Regeln und Grenzen (also "Erziehung", wenn man so will) ganz wichtig für Kinder. Rumgeeiere ist nix. Ja, manch einer braucht den Druck, mein Sohn tendentiell auch. Zu diesem "Freien Lernen" und wie das dort gehandhabt wird, kann ich erst mehr sagen, wenn ich mal einen Tag auf der Schule war, wahrscheinlich Ende des Jahres.


    Meine Freundin hat mir mal erzählt, dass Kinder, die sich beispielsweise mit dem Rechnen Probleme haben, aus der Rechengruppe rausgenommen werden und erstmal Werken. Damit sich Strukturen im Hirn verändern. Oder so. Nach einiger Zeit versucht man es dann nochmal von Neuem. Das ist wieder etwas, was mir gut gefällt und m.E. nach mehr Sinn macht, als den Stoff einfach einzupauken.


    Aber das wird sich bei einer Hospitation alles zeigen und klären, wie das wirklich und in der Realität aussieht. Und so ganz weiß ich auch nicht, ob es in einer Klasse mit 36 Kindern gelingt, das Individum wahrzunehmen. Na ja.....ein bisschen Zeit ist ja noch. ;-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Nur mal so als Gedanke: Gibt es nicht auch Interforen über Waldorf-Schulen, Waldorf-Pädagogik etc. - Ggf. könnte man sich da mit Betroffenen austauschen...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Rienchen.


    da schaut man mal einen Tag nicht rein und die Diskussionen haben sich total hochgeschaukelt. Das ist so typisch bei einem solchen Thema.


    Ich wollte noch mal sagen, dass für mich auch die allgemeine Atmosphäre total entscheidend war. Das Gebäude, die Räume, das Auftreten der Schüler und Lehrer ..... in der "normalen" Schule war alles so stressig, laut und "steril" (schwer zu beschreiben) während es bei uns nun alles sehr harmonisch und angenehm wirkt. Da gibt es im Klassenraum die Jahreszeitentischchen, Tücher, gemütliche Ausruhecken, man hört irgendwo ein Kind Klavier spielen in der Pause...
    Ja - wie gesagt: es ist schwer zu beschreiben. Es wirkt einfach anders auf mich ein und eben auch auf meine Tochter, die auch recht geräuschempfindlich und sensibel ist.

  • Hallo rienchen,


    ich habe selbst mit Waldorf-Schulen keine Erfahrung, lese diese Diskussion aber höchst interessiert mit und musste an einigen Stellen doch schwer schlucken.


    Zitat

    Original von rienchen
    Ja, es gibt viele Dinge zu bedenken, Oryx. Die Klassenstärke der WD- Schule beträgt hier im Moment zB. 36 Schüler. :wow


    DAS wäre für mich das absolute Gegenargument. 36 Grundschüler in einer Klasse, da eine schöne Lernatmosphäre hinzubekommen, stelle ich mir als extrem schwer vor. Meine Tochter war auf einer staatlichen Grundschule mit (anfangs) 18 Kindern. Und das war auch wirklich gut so, denn da waren einige Schüler mit starken Förderbedarf dabei, die wären in einer größeren Klasse vielleicht untergegangen.


    Zitat

    Original von rienchen
    Während es in der staatlichen nur 24 sind. Außerdem gibt es an der staatliche auch SAF- Klassen (ich weiß nicht genau, wofür die Abkürzung steht), die lernübergreifend erste und zweite Klasse zusammen legen und erst ab der dritten Klasse wird entschieden, ob das Kind in die dritte Klasse kommt oder nochmal in eine (seperate) Zweite.


    Kann ich nur empfehlen - wenn die denn auch tatsächlich jahrgangsübergreifend arbeiten. Ich habe schon von Klassen gehört, da wird dann strikt getrennt - die 1. Klässler machen zusammen Aufgabe A, die 2.Klässler alle Aufgabe B. Die Klasse meiner Tochter war jahrgangsgemischt von Klasse 1 bis 4, und das war einfach großartig. Die Kinder, die schon weiter waren, wurden nicht ausgebremst und die Kinder, die mehr Zeit brauchten, mussten nicht aus der Klasse, nur weil sie nicht versetzt wurden. Nicht vergessen, ich spreche von einer staatlichen Grundschule ;-)


    Zitat

    Original von rienchen
    Das mit dem Schreiben sehe ich nicht soo problematisch. Mein Sohn kann jetzt auch schon Namen und Adresse und so leichte Sachen schreiben, obwohl er das in der Kita nicht lernt. Aber man muss sich natürlich nebenbei hinsetzen und Zeit investieren, das stimmt.


    Da siehst du doch, dass sich dein Sohn schon sehr für Buchstaben/Schreiben/Lesen interessiert - und dann willst du ihn ernsthaft bis zur dritten Klasse bremsen?!? Das wäre für mich ein weiteres ganz starkes Gegenargument ... Mich würde mal interessieren, warum mit Schreiben (und damit ja auch mit dem Lesenlernen) so lange gewartet wird? ?(



    Diese ganzen ritualisierten Abläufe sind übrigens nicht typisch Waldorf - ich kenn das auch aus staatlichen/konfessionellen KiGa und natürlich auch aus der staatlichen GS. Bei meiner Tochter in der Klasse war der Ablauf ganz stark ritualisiert. Es ist halt keine Einrichtung genau wie die andere, daher würde ich mir nicht nur die Waldorfschule ansehen, sondern auch die staatliche Grundschule(n). Wie schon andere ausführten, gibt es da nämlich solche und solche.

  • Huhu, Tilia Salix.


    Zitat

    daher würde ich mir nicht nur die Waldorfschule ansehen, sondern auch die staatliche Grundschule(n). Wie schon andere ausführten, gibt es da nämlich solche und solche.


    Na klar, das habe ich ja auch geschrieben. Ich selber tendiere ja eher zu der staatlichen, ( die Argumente habe ich ja ausgeführt), möchte aber mal offen sein für Neues und meine Vorurteile abbauen. Daher schaue ich mir Beides mal an. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Eigentlich wollte ich ja nichts mehr zu diesem Thema schreiben, aber es juckt mich doch immer wieder in den Fingern. Denn so, liebe rienchen, wie du deinen Sohn schilderst, ist er gerade an eine Walddorfschule meiner "Fernansicht" nach, nicht gut aufgehoben. Die großen Klassen rühren daher, dass mehr Kinder auch mehr Geld bringen. Zum zweiten verbietet sich bei dem gleichschrittigen und äußerst lehrerzentriertem Unterricht so eine große Zahl auch nicht. Wenn alle Schüler gleichzeitig ein Gedicht nachsprechen, ist es egal, ob da 10 oder 35 Kinder mitmachen. Für Individualisten und besondere Kinder ist da kein Platz. (Alles nur meine persönliche Meinung).
    Ich möchte keinem meiner Schüler zumuten, mich 8 Jahre lang ertragen zu müssen. Obwohl ich mir alle Mühe gebe :kiss und meinen Beruf wirklich liebe, genieße ich es immer wieder, neue Kinder und Eltern kennenzulernen. Uns ganz ehrlich: Es gibt immer wieder Konstellationen, da stimmt die Chemie nicht. Da bin ich dankbar über einen Wechsel in der Shcülerschaft- die Schüler betsimmt auch über einen Lehrerwechsel. ;-)


    Zitat

    Original von Tilia Salix
    ....
    Kann ich nur empfehlen - wenn die denn auch tatsächlich jahrgangsübergreifend arbeiten. (....)Die Klasse meiner Tochter war jahrgangsgemischt von Klasse 1 bis 4, und das war einfach großartig. Die Kinder, die schon weiter waren, wurden nicht ausgebremst und die Kinder, die mehr Zeit brauchten, mussten nicht aus der Klasse, nur weil sie nicht versetzt wurden. Nicht vergessen, ich spreche von einer staatlichen Grundschule ;-)


    Wir arbeiten an unserer Schule genau so. In meiner Klasse gibt es eine Könnerwand mit den Kompetenzzielen, die ein Kind erreichen sollte am Ende der Unterstufe (bei uns 0.-2. Klasse). Ein Kind, dass etwas kann, darf jederzeit ein Schild mit seinem Namen hinhängen, wenn es etwas kann und nicht, wenn das Buch fertig ist oder die Woche um ist. Die Kinder nehmen sich ein Ziel vor und üben dann dafür. Manche kommen mit 5 Jahren in die Schüle und können schon lesen oder rechnen. Die dürfen dann da weiterarbeiten, wo sie sind. Andere brauchen 2 Jahre, um die Lesefertigkeit zu erlangen. Die bekommen dann auch diese Zeit- ohne Sitzenzubleiben und die Klasse zu wechseln.
    Jedes Kind ist anders, jedes Kind kann etwas anderes und jedes Kind lernt in der Lernzeit etwas anderes, manche Mathe, mache lernen, dem Nachbarn etwas zu erklären, manche lernen, sich endlich an die Klassenregeln zu halten. Alle diese Ziele sind gleich wertvoll.
    Eine normale stattliche Schule sind wir.


    Zitat

    Original von rienchen
    Das mit dem Schreiben sehe ich nicht soo problematisch. Mein Sohn kann jetzt auch schon Namen und Adresse und so leichte Sachen schreiben, obwohl er das in der Kita nicht lernt. Aber man muss sich natürlich nebenbei hinsetzen und Zeit investieren, das stimmt.


    Da siehst du doch, dass sich dein Sohn schon sehr für Buchstaben/Schreiben/Lesen interessiert - und dann willst du ihn ernsthaft bis zur dritten Klasse bremsen?!? Das wäre für mich ein weiteres ganz starkes Gegenargument ... Mich würde mal interessieren, warum mit Schreiben (und damit ja auch mit dem Lesenlernen) so lange gewartet wird? ?([/quote]


    Liebe rienchen, es ist doch toll, wenn dein Kind sich für etwas interessiert. Ein Grund zu jubeln! Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass der "richtige" Zeitpunkt beim Lernen nicht steuerbar ist. Es ist wie beim Laufenlernen- der eine macht das schon mit 8 Monaten, das andere Kind mit 1,5 Jahren. Was ist richtig? Das Ergebnis zählt, nämlich, dass ein Kind lesen lernt. Alles, was ein Kind selbstgesteuert lernt, behält es sich besser und das Kind empfindet es als Freude. Alles was es lernt, weil es das jetzt lernen muss, wird negativ eingestuft. Der Lernerfolg mag sich einstellen- oder auch nicht.
    In der Waldorfschule wird nach dem Entwicklungsmodell Steiners gearbeitet, d.h. danach richtet sich auch der Lehrplan, den er für die erste Schule vor etwa 80 Jahren erstellt hat. Es ist die sogenannte "Viergliederung der Leiber" und da ist erst einmal zuhören statt lesen angesagt- ganz grob gesagt.



    Diese ganzen ritualisierten Abläufe sind übrigens nicht typisch Waldorf - ich kenn das auch aus staatlichen/konfessionellen KiGa und natürlich auch aus der staatlichen GS. Bei meiner Tochter in der Klasse war der Ablauf ganz stark ritualisiert. Es ist halt keine Einrichtung genau wie die andere, daher würde ich mir nicht nur die Waldorfschule ansehen, sondern auch die staatliche Grundschule(n). Wie schon andere ausführten, gibt es da nämlich solche und solche.[/quote]
    Kinder brauchen Rituale, das weiß jeder, der mit Kindern zu tun hat. Wie du vorher schon geschrieben hast, machst du das in deiner Erziehung ganz automatisch. Und das ist auch in den Grundschulen ganz wichtig. Bei uns gibt es jeden Tag ein Kalenderkind, das den Tag beginnen darf, feste Frühstücksrituale, die tägliche Lesezeit, die Frage- und Sage-Zeit, den Klassenrat, den Kummerkasten, den Bänkchenkreis etc.....


    Jetzt ist es doch ein ganzer Senftopf geworden.... :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Wie viele Kinder wären denn in seiner Klasse? Die Klasse meiner Tochter besteht aus 14 Kindern. Du (und auch dein Sohn) kannst ja zudem vorher die Lehrerin kennenlernen, die dann die Klasse übernehmen würde, um auch diesbezüglich Zweifel aus dem Weg zu räumen.


    Was das "Nicht-Lernen" betrifft: meine Tochter hat in diesem einem Vorschuljahr schon so viel mitgenommen. Aber auf spielerische Weise - durch Lieder, Sprüche beim Seilspringen, Tischdecken, malen und und und... sie wird da in keinster Weise gebremst. Und sie ist auch recht weit für ihr Alter.

  • Hallo Regenfisch!


    Zitat

    Eigentlich wollte ich ja nichts mehr zu diesem Thema schreiben, aber es juckt mich doch immer wieder in den Fingern.


    Warum? Ich freue mich darüber, danke! :-)


    Zitat

    Die großen Klassen rühren daher, dass mehr Kinder auch mehr Geld bringen. Zum zweiten verbietet sich bei dem gleichschrittigen und äußerst lehrerzentriertem Unterricht so eine große Zahl auch nicht. Wenn alle Schüler gleichzeitig ein Gedicht nachsprechen, ist es egal, ob da 10 oder 35 Kinder mitmachen. Für Individualisten und besondere Kinder ist da kein Platz. (Alles nur meine persönliche Meinung).


    Wie ich jetzt erfahren habe, bezieht sich die Zahl 36 auf die erste Klasse, die dort wie eine Art "Vorschule" gehandhabt wird. Die Klasse wird von zwei Lehrern betreut. Die Kinder bekommen ein Jahr Zeit, um sich an alles zu gewöhnen, den Klassenlehrer kennenzulernen, die anderen Schüler, etc. Sie gehen durch die verschiedenen Stationen, machen Ausflüge, lernen das Gelände kennen, etc, bevor es dann in die "richtige" Klasse geht. Die ist dann von der Schüleranzahl kleiner, momentan sind es 20 Kinder, das kann aber natürlich permanent variieren.


    Zitat

    Da siehst du doch, dass sich dein Sohn schon sehr für Buchstaben/Schreiben/Lesen interessiert - und dann willst du ihn ernsthaft bis zur dritten Klasse bremsen?!? Das wäre für mich ein weiteres ganz starkes Gegenargument ... Mich würde mal interessieren, warum mit Schreiben (und damit ja auch mit dem Lesenlernen) so lange gewartet wird? verwirrt


    Mit dem Schreiben kam er irgendwann an, das hat er auch aus der Kita. Er wollte wissen, wie man seinen Namen schreibt, also hat man es ihm gezeigt. Er wird nicht gebremst! Aber es wird dort auch nicht verlangt. Er muss weder hier Zuhause noch in der Kita Buchstaben nachmalen etc, bis er sie kann. (meine Freundin praktiziert das mit ihrem Vierjährigen. Er muss jeden Tag unter Gezeter und Geschrei "Buchstaben üben", eine Stunde lang. Ich persönlich sehe den Sinn darin nicht, finde das sogar schrecklich.) Wenn das Kind allerdings Freude daran hat, kann man es unterstützen. Kalliope schrieb:


    Zitat

    Was das "Nicht-Lernen" betrifft: meine Tochter hat in diesem einem Vorschuljahr schon so viel mitgenommen. Aber auf spielerische Weise - durch Lieder, Sprüche beim Seilspringen, Tischdecken, malen und und und... sie wird da in keinster Weise gebremst. Und sie ist auch recht weit für ihr Alter.


    Meines Wissens nach ist das auch ein Prinzip in der Waldorfpädagigik, in diesem Alter wird ein anderer Schwerpunkt gelegt. Es wird Sicherheit geschaffen, um auf das Folgende vorzubereiten. Aber- wie ich schon schrieb, kenne ich mich damit noch zu Wenig aus und das wird sich alles zeigen, wenn ich dort mal hospitiert habe.


    Die Lehrpläne sind allerdings komplett gleich, auch das Abitur unterliegt genau den gleichen Anforderungen als an einer "normalen" Schule, wie ich jetzt herausgefunden habe. Es muss also auch dort eine Leistung erbracht werden.


    Zitat

    Liebe rienchen, es ist doch toll, wenn dein Kind sich für etwas interessiert. Ein Grund zu jubeln! Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass der "richtige" Zeitpunkt beim Lernen nicht steuerbar ist. Es ist wie beim Laufenlernen- der eine macht das schon mit 8 Monaten, das andere Kind mit 1,5 Jahren. Was ist richtig? Das Ergebnis zählt, nämlich, dass ein Kind lesen lernt. Alles, was ein Kind selbstgesteuert lernt, behält es sich besser und das Kind empfindet es als Freude. Alles was es lernt, weil es das jetzt lernen muss, wird negativ eingestuft. Der Lernerfolg mag sich einstellen- oder auch nicht.


    Sehe ich ganz genauso. :-]


    Wie gesagt- ich sehe es mir doch nur mal an. Ist doch gut, dass es verschiedene Optionen gibt wenn man das Gefühl hat, es passt nicht alles in eine vorgefertigte Norm. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Da eine Freundin ihre Kinder im Waldorfkindergarten hat, hab ich damals als mein Sohn cirka 1,5 Jahre alt war reingeschnuppert. Da ich die Einstellung habe, ich kann nicht gegen was sein- was ich nicht angeschaut habe :lache.


    Hinterher war ich sehr geschockt, es ist einfach nicht unsere Lebensphilosophie. Ich habe nichts gegen Waldorfinstitutionen, nur für uns persönlich ist es nichts. Ich finde, wenn man das Kind in einen Waldorfkindergarten steckt, muss man auch privat Waldorf leben. Bei meiner Freundin ist dies der Fall, und somit ist es rund. Bei uns ist es nicht so.


    Hier gibt es allerdings auch nur den Waldorfkindergarten, und keine weiterführende Schule. Da müsste ein Kind von Anfang an ins Internat, was auch nicht unseres gewesen wäre.


    Die Vermieter von unserer Urlaubswohnung haben früher in der Waldorfhochburg gewohnt (wie heißt der Ort noch, irgendwas mit "A" :gruebel) und waren sehr überzeugt von Waldorf, leben aber auch so. Nur dort wo sie jetzt leben gibt es keine Waldorfschule, und die Kinder hatten schon große Probleme mit der Umstellung.


    Es ist ja schön, wenn man seinen Namen tanzen kann, aber für mich werden Waldorfkinder ziemlich weltfremd erzogen. Ich möchte mit diesem Satz aber keinen angreifen, ist einfach meine persönliche allgemeine Meinung dazu.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Zitat

    Ich finde, wenn man das Kind in einen Waldorfkindergarten steckt, muss man auch privat Waldorf leben.


    Ja - ich weiß nicht. Man sollte vielleicht nicht "entgegenwirken", aber man muss auch nicht gleich Antroposoph sein. Ich denke, wenn man "normal" lebt und eingestellt ist, kann man ja (in dem man das Kind auf eine Waldorfschule gehen lässt) ihm so noch mehr mit auf den Weg geben.


    Zum Beispiel, wenn man selbst eher nicht kreativ veranlangt ist oder nichts mit Musik am Hut hat etc. (was eben alles zu Waldorf gehört) so wird das Kind eben dadurch trotzdem in diesen Dingen gefördert, geprägt.


    Warum meinst du, Katja, dass Waldorfkinder weltfremd erzogen werden?


    Das mit dem "Namen tanzen" ist übrigens so abgedroschen. Der typische Spruch von Waldorfgegnern.

  • Ich sehe es auch nicht so, dass man nur eine Weltanschauung hat, und nach der richtet man sich dann. M.E. ist alles, was exzessiv betrieben wird, nicht erstrebenswert. Ob das nun Religion ist (ich lasse mich besser nicht über katholische Schulen oder Kitas aus) oder Waldorfphilosophie oder Alkoholabusus oder Gummibärchenkonsum. Die Dosis macht das Gift.


    Meine Kinder leben hier Zu Hause ganz normal, sie dürfen (zensiert) fernsehen, wir lesen "normale" Bücher, wir haben "normales" Spielzeug (also anderes, als in der Kita, dort haben sie eher die phantasieanregenden Baustoffe etc), wir leben nicht Hardcore nach Waldorf, so wie wir überhaupt nicht hardcore nach irgendwas leben. Und alle Erzieherinnen etc wissen auch davon und niemand, auch nicht die Pädagogen in der Schule, verlangen von einem, das man das Zuhause auch durchziehen muss. Mag ja sein, dass es Menschen gibt, die gerne in Extremen leben, aber das ist nun wirklich ganz weit weg von modernen Vorstellungen. Das liegt wohl eher an der eigenen Einstellung.


    Edit: und nochmal: es kommt in erster Linie darauf an, was man seinem Kind an Werten, die einem wichtig erscheinen, vermittelt. Es wäre wohl zu einfach, sein Kind in der Schule "erziehen" zu lassen, sich zurückzulehnen und das wars dann. Der Ausdruck "weltfremd" erscheint für mich ebenfalls verwunderlich. Was ist für Dich das Gegenteil davon, Katja? Hast Du ein Beispiel?

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Also wir haben garantiert nicht nach Waldorf gelebt, sondern so wie früher auch. Aber da gibt es schon extreme, nur das soll jeder selbst wissen.


    Den Musikunterricht fand ich jetzt nicht so toll, das Instrument das ich gespielt hatte wurde nicht anerkannt und so musste ich ein anderes lernen. Dann wurde die Gruppe abgeschafft und wir saßen auf dem Teil und ich musste in den Schulchor. Dabei kann ich nicht singen, habe dann eben den Mund auf und zu gemacht ohne Ton.


    Der Spruch mit dem Namen tanzen ist wirklich abgedroschen. Wobei ich musste mal bei einer Aufführung mitmachen, Leute ich sah aus wie Ado mit der Goldkante :rofl.


    Kennt ihr eigentlich den Spruch von der Figur Heinz Becker?!


    Was haben Waldorschüler für Winterstiefel?
    Sandalen mit Stoff umwickelt. :rofl


    Ich fand den Spruch damals Super.

  • Zitat

    Original von rienchen


    ... M.E. ist alles, was exzessiv betrieben wird, nicht erstrebenswert. Ob das nun Religion ist (ich lasse mich besser nicht über katholische Schulen oder Kitas aus) oder Waldorfphilosophie oder Alkoholabusus oder Gummibärchenkonsum. Die Dosis macht das Gift.


    Das sehe ich ganz genauso. Die Vielfalt bereichert eigentlich nur, man muss seinen Weg finden. Meine Überzeugung wäre Waldorf und die Antroposphie nicht, aber letztendlich muss jeder das finden, wohinter man stehen kann. Es gibt keine Versicherung für richtiges Leben, sondren nur für gelebte Erfahrungen.
    :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zu Waldorf kann ich nix sagen, wohl aber nachvollziehen, wie schwer die Entscheidung zu finden ist.


    Unser Sohn hatte mit 5 Jahren Probleme Störgeräusche zu filtern und war daher in einigen Bereichen nicht so fit, wie gleichaltrige. Ein Test durch die beim Kinderarzt angesiedelte Fördertante (keine Ahnung welche Berufsbezeichnung das damals war) ergab, das die Schulfähigkeit nicht gegeben war.


    Er hat einen privaten KiGa besucht, der sehr liebevoll und personalintensiv geführt wurde. Es gab nur Kinder aus "guten" Familien, da auch Arbeitsstunden und monatliche Elternabende gefordert wurden (neben den höheren Kosten).


    Hier gibt eine Freie Christliche Schule, der man nachsagt, besonders gut auf ihre Schüler zu achten. Es ist eine Privatschule zu der Kinder aus allen Ecken Nordwest-Deutschlands gefahren werden.


    Viele Dinge hörten sich dort ganz gut an. Letztlich habe ich mich doch für die staatl Grundschule entschieden. Dort war nicht alles toll, das ging schon mit der Klassenlehrerin los, der ein ziemlich übler Ruf vorauseilte und wurde mit der Klassenstärke fortgeführt (29 Kinder). Dazu kam auch noch die erneute Umverteilung nach Klasse 2 (von 4 auf 5 Klassen) mit jeweils neuen Klassenlehrerinnen. Schon in der ersten Klasse waren 5 verschiedene Lehrkräft im Einsatz. Diese Grundschule hat im Schnitt 450 Kinder - also eher nicht klein.


    Im nachhinein hat Sohni alle diese Hürden mit Bravur gemeistert. Natürlich habe ich mich manches Mal aufgeregt!! Aber wäre das auf der FCSO anders gewesen? - keine Ahnung. Das gesparte Geld kann ich jetzt anders investieren - ein Studium bleibt locker dabei übrig. (mit 150 Euro im Monat ist die FCSO aber noch vergleichsweise günstig)


    Auf das Gymnasium das er jetzt besucht, hat diese wuselige GS gut vorbereitet. Die Kinder aus kleinen GS, mit all den Goodies die man als Mama so gerne für die Kinder hätte, hatten schwer zu kämpfen. Sie sind erst 10 Jahre alt, wenn der Übergang zu einer Schule mit 1.500 Schülern mitten in der Stadt passiert. Letztlich muß dieser Übergang spätestens nach Beendigung der Schulzeit stattfinden - Vielleicht steckt man das besser weg, wenn man jünger ist.


    Ich habe mich gefreut, das Sohni seine Klassenkameraden in der nahen Umgebung hat und hatte. Er konnte frühzeitig alleine mit dem Rad seine Freunde besuchen. Auch in der GS mußten schon Gruppenreferate uä angefertigt werden, auch hierfür war das kleine Einzugsgebiet von Vorteil.


    Mein Rat ist: melde Dein Kind erstmal in der Waldorfschule und in der staatl Schule (wobei das ja automatisch läuft) an und warte bis zum Schluß mit der endgültigen Entscheidung. 1 Jahr ist verdammt viel in dem Alter. Dreh das Thema noch hundertmal im Kreis, irgendwann wirst Du wissen was Du willst.


    Ach ja: einige seiner besten Freunde sind linkshänder - alle diese "Linkepods" sind schulisch besser als er.