Waldorfschule?

  • Liebe Eulen!


    Nächstes Jahr steht (eventuell) die erste Einschulung bei uns an. Ich weiß noch gar nicht, was ich eigentlich wirklich davon halten soll, aber das Thema "Waldorfschule" schwebt mir zumindest im Kopf herum. Das heißt nicht, dass ich dazu tendiere, aber ich schließe dieses Schulmodell auch nicht aus. In meinem Bekanntenkreis gibt es eigentlich so ziemlich jede Form von Meinung, von absoluter Ablehnung bis hin zu Verherrlichung.


    War jemand von Euch auf einer Waldorfschule? Habt Ihr Kinder auf Waldorfschulen? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?


    Ich würde mich über jede Meinung, egal welcher Art, freuen. Nur zu! :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Wir haben bei der Großen auch mit dem Gedanken gespielt, allerdings haben mich dann doch die Waldorf-Eltern am meisten abgeschreckt. :yikes


    Außerdem halte ich die soziale Segregation für problematisch. Ich denke es ist wichtig, dass Kinder nicht in einem Elfenbeinturm groß werden, sondern mit allen möglichen sozialen Schichten in Berührung kommen. Allerdings haben wir hier, obwohl tendentiell Assi-Viertel, ein sehr, sehr gute staatliche Grundschule.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hey, Draper.


    Das Problem der Segregation haben wir hier nicht. Die Waldorfschule ist im Markischen Viertel, "eher" ein "Problembezirk", zumindest konträr zu dem beschaulichen, friedlichen Kiez, in dem wir wohnen. Allerdings müsste ich mit dem Auto dorthin- das gefällt mir auf keinen Fall. Das Problem ist- mein Sohn ist irgendwie...individuell. Ich denke eher in die Richtung, dass er in einer "normalen" Schule eher untergeht.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Warum es bei Waldorfschulen ein breites Spektrum von glühenden Verehrern bis zu Hasstiraden gibt ist ganz einfach zu beantwoerten- keine ist wie die andere.


    Alles hängt von dem Trägerverein, von den Eltern also ab. Es gibt ein pädagogisches Grundkonzept, wie eng das gesehen wird und welche Ausgestaltung das hat, das ist sehr unterschiedlich. Generell würde ich abraten, mein Neffe hat auf der Waldorfschule Abitur gemacht- er hat erst beim Zivildienst gelernt soziale Verantwortung zu übernehmen, zuvor war er von überwältigender Arroganz. Mein Patenkind hat die Waldorfschule auf eigenen Wunsch nach der Grundschule verlassen, sie war mit den Lehrerin nicht einverstanden und empfand es als unangenehm nicht mit ihren Nachbarskindern die Schule zu besuchen. Der Vater eines Studienfreundes war Konzertmeister Violine. Er hat nebenher an einer Waldorfschule unterrichtet. Er war entsetzt darüber, dass er dort Talente entdeckt hat, sie aber nicht fördern durfte, weil sie sofort auf ein anderes Instrument umgeschult wurden schließlich wolle man keine Eliten mit einseitiger Begabung ausbilden.

  • @Beo:


    Ja, das stimmt. Natürlich hängt ganz viel von den Eltern, Lehrern etc, ab. Und ich glaube, überall gibt es einen Faktor, der einem nicht gefällt. So ist das überall, etwas Perfektes in dem Sinne gibt es ohnehin nicht.


    Ich muss dazu sagen, dass meine Kinder im Waldorfkindergarten sind, das war nicht geplant, entstand eher aus der Not heraus- ich hatte meine Vorurteile und habe damit gerechnet, Die Kita baldmöglichst wieder zu wechseln. Im Nachhinein gesehen ist es tatsächlich das Beste, was uns passieren konnte. Die Eltern sind toll, weil sie sich um ihre Kinder kümmern und Gemeinschaftssinn haben. Klar, es gibt auch total beknackte, aber die gibt es überall. Ich glaube aber, eine Kita ist was ganz anderes, als eine Schule. daher interssieren mich einfach Eure Erfahrungen. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Meinst du, Problembezirksbewohner schicken ihre Kinder auf die Waldorfschule?


    Die Fahrerei fände ich auch nervig, zumal es, wie beowulf erwähnte, sehr viel schöner ist, wenn die Schulfreunde in der Nähe wohnen und die Kinder sich nach der Schule einfach mal treffen können.


    Meine Kleine ist auch ziemlich speziell, wenn sie früher von Erwachsenen angesprochen wurde, die sie bisher nicht kannte, hat sie sofort dicht gemacht, auf ihre Füße gestarrt und keinen Ton gesagt. In der Schule wurde sie dann sehr schnell sehr viel entspannter, so dass sie mittlerweile keinerlei Hemmungen mehr hat, selbst fremden Omas in der Straßenbahn ein Gespräch ans Knie zu nageln. Ich denke nicht, dass seltsame Kinder in staatlichen Schulen zwangsläufig untergehen. Und spätestens im richtigen Leben müssen sie lernen, sich auch in unangenehmen zurechtzufinden.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Meinst du, Problembezirksbewohner schicken ihre Kinder auf die Waldorfschule?


    Na ja...den Begriff "Problembezirksbewohner" finde ich jetzt schon alleine eher unpassend. Freunde von uns wohnen dort, und sie fahren ihre Kleine jeden Morgen in unsere Waldorf- Kita. Um Punkt 7.30. Und zerreissen sich in ihrem Job, weil sie Punkt 15 Uhr wieder auf der Matte stehen müssen. Sie könnten sie auch in eine staatliche "Verwahranstalt" geben, wie es hier- im "besseren" Viertel- nicht Wenige tun. Es gibt hier viele Eltern aus "Problemvierteln", die dieses Modell für ihre Kinder wünschen und deshalb Strapezen in Kauf nehmen, weil das hier die einzige Waldorfkita weit und breit ist. Ich bin kein Freund von Pauschalisierungen, aber - um Deine Frage zu beantworten- ich denke: ja, wenn Du so möchtest.


    Zitat

    Und spätestens im richtigen Leben müssen sie lernen, sich auch in unangenehmen zurechtzufinden.


    Ich habe nicht das Gefühl, dass sie dort in Watte gepackt werden. Das war mein erster Gedanke, weswegen ich sie gar nicht in die Kita geben wollte- der sich nicht bestätigt hat. Im Gegenteil herrschen dort klare Strukturen, auf Jahr und Jahreszeiten ausgelegt, außerdem strikte Grenzen und Regeln. das gefällt mir besser als eine Kita, in der Eltern die Kinder imal um acht, mal um elf, mal gar nicht "abgeben". Sowas gibt es bei uns nicht. Aber, wie gesagt, das ist etwas anderes als eine Schule. :-)

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    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Liebe Rienchen,
    ich glaube, das ist ein sehr schweres Thema. Jeder hat eben eine andere Meinung. Ich kenne ein Mädchen, sie ist ein Jahr jünger als ich, die ebenfalls auf der Waldorfschule war.
    Sie kam in der fünften Klasse dann auf die Realschule und meinte, es wäre dort schrecklich gewesen. Sie hatte ziemliche Probleme in der ersten Zeit in der Realschule, weil dort (anscheinend) nicht auf die Fehler eingegangen wurde. Es wurde eben nichts rot angestrichen, damit die Kinder nicht darunter leiden, vielleicht mehr als die anderen Kinder falsch zu haben.
    Ich weiß natürlich nicht, ob sie übertrieben hat, ob das überhaupt so stimmt und ob sich da vielleicht was geändert hat.
    Durch meine Ausbildung kenne ich nur den Waldorfkindergarten und muss sagen: Er ist schon sehr speziell.
    Es gibt natürlich Für und Wieder, wie in jedem anderen Kiga oder Schule auch.


    Ich an deiner Stelle würde fragen, ob du dort mal hospitieren darfst?
    Dann kannst du mal den Tag über oder ein paar Stunden sehen, wie es dort läuft.


    Hast du dir denn noch Alternativen überlegt?
    Ich kann dich verstehen, wenn du meinst, dein Sohn ist speziell.
    Der kleine Bruder meines Freundes ist auch auf der normalen Grundschule und geht dort unter. Er ist einfach noch nicht so weit, wie seine Klassenkameraden, vom sozialen, sprachlichen und motorischen her. (Ich weiß natürlich nicht, wie es bei deinem Sohn ist)
    Seine Mutter ist nun dazu bereit, ihn in die Montessorischule zu geben.


    Ich denke, diese Art von Schule ist für den Bruder meines Freundes am besten geeignet. Das kann ich aber nur beurteilen, da ich ihn kenne und auch schon in der Schule selbst ein Praktikum gemacht habe.


    Ich denke aber, wenn er schon im Waldorfkindergarten war, dann ist die Schule für ihn vielleicht auch am besten.
    Wie gesagt: Frag doch mal nach einer Hospitationsstunde/Tag. Da kann ma sich am besten ein Bild machen.
    In der Montessorischule war das kein Problem.


    Nur rein interessemäßig: Was hältst du von Montessori? ;-)
    ( Ist nämlich meine Lieblingspädagogin und ich glaube, ich würde meine Kinder auch in den Kiga und die Schule geben, wenn ich mal welche habe :grin)

  • ich verstehe nun nicht, warum staatliche Schulen und Kitas zwangsläufig Verwahranstalten sein müssen :gruebel


    Was den Problembezirk angeht: ich meinte eben, dass die Leute, die einen Bezirk zum Problembezirk machen, ihre Kinder eher nicht in die Walddorfschule schicken, sondern doch das Bildungsbürgertum, egal, wo die Schule nun genau ist

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    ich verstehe nun nicht, warum staatliche Schulen und Kitas zwangsläufig Verwahranstalten sein müssen :gruebel


    Was den Problembezirk angeht: ich meinte eben, dass die Leute, die einen Bezirk zum Problembezirk machen, ihre Kinder eher nicht in die Walddorfschule schicken, sondern doch das Bildungsbürgertum, egal, wo die Schule nun genau ist


    Draper, anscheinend habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte doch nur diesen einen, speziellen Fall von unseren Freunden aus dem "Problemkiez", die sich eher zerreißen, als ihr Kind in die (hier ansässige) staatliche "Verwahranstalt" (ist sie wirklich, ich war dort und hätte meine Kinder nie dort angemeldet) zu geben, obwohl das viel einfacher für sie wäre. das war nur ein subjektives Beispiel zur Beantwortung Deiner Frage.


    Merke: nicht jede staatliche Einrichtung ist schlecht und nicht jede private Einrichtung ist klasse. ;-) Wie gesagt, ich bin nicht auf Zoff aus- nur an Euren Meinungen interessiert.


    Juli : danke für Deine Antwort, ich antworte Morgen. *binsomüdegääähn* :wave

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    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Soweit ich weiss, lernen die Kinder erst in der 3. Klasse Lesen und Schreiben.
    Schön ist es vielleicht, dass sie einen Klassenlehrer bis zur 8. Klasse haben - aber das kann auch auch für manche Kinder schwierig werden.
    Der Stundenplan ist jedenfalls voll und oft gibt es auch am Samstag Unterricht (und Hausaufgaben!). Wochenendausflüge müssen sich so zwangsläufig auf den Sonntag beschränken.


    Das sollte man auch im Hinterkopf haben.


    Ich kenne allerdings nur diese Waldorfschulen näher:
    Chiemgau


    Namibia

  • Ja, Oryx, das sind berechtigte Einwände. Auf Waldorfschulen wird natürlich viel mehr Elterneigeninitiative gefragt, bzw sie wird dort auch bewusst verlangt. Ist ja selbst in der Kita schon so, das funktioniert allerdings Bestens, weil sich die Eltern sehr gut verstehen.


    Ich kenne beide Schulen, die für uns in Frage kommen. Die staatliche Grundschule und die Waldorfschule. Beide haben einen guten Ruf, aber aucch ihre Vor- und Nachteile. Mein Sohn ist in sofern individuell, dass er u.a. Linkshänder ist (der Kinderarzt sagt, ich müsse das vor der Schule unbedingt versuchen, zu ändern :wow) und allgemein habe ich das Gefühl, dass er für eine "normale" Schule im nächsten Jahr einfach noch zu sehr hinterher hinkt und verträumt ist. Da gibt es eben einen Lehrplan, der wird durchgezogen und fertig. Wer nicht mitkommt, wird zurückgestuft. Und wird aus seinem grade aufgebauten, sozialem Gefüge rausgerissen. Auf einer Waldorfschule wäre das eben anders, da bekäme er mehr Zeit.


    Ich denke, wenn wir uns für die konventionelle Schule entscheiden, werden wir von vorneherein versuchen, ihn erst mit sieben einzuschulen, was aber von den Behörden gar nicht gern gesehen wird. Zwar ist er erst fünf, es kann sich noch was tun, aber das kommt mir eher utopisch vor.


    Juli : mit Montessouri kenne ich mich gar nicht aus. Ist das vergleichbar mit einer integrativen Schule? Ich werde mich mal darüber informieren. :-)

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    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Vor über einem Jahr habe ich mich auch mit der Frage beschäftigt in welche Schule ich meine Tochter gehen lassen. Ich habe mich dann ganz viel belesen. Natürlich was genau Anthroposophie eigentlich bedeutet und was das Prinzip einer Waldorfschule ist.....


    Dann habe ich einige Eltern befragt von Kindern beider in Frage kommenden Schulen. In meinem Umfeld gibt es ganz viele Kinder, die die Waldorfschule besuchen und die sind einfach toll. Die spielen auch noch ganz anders als das die meisten Kinder heutzutage tun.


    Sie geht nun jedenfalls auf die Waldorfschule - auch wenn ich sie dafür in die Stadt fahren muss. Vorher war sie auch in einem solchen Kindergarten und ich war aus unzähligen Gründen schon sehr begeistert. Ihre Vorschullehrerin meinte letztens, dass man total merkt, welche Kinder aus dem Waldorfkindergarten kommen. Die haben noch viel mehr Fantasie und sind kreativer...


    Ich denke, dass das, was die Kinder in einer Waldorfschule für´s Leben mit auf den Weg bekommen weitaus wichtiger ist als irgendwelche Fakten runtersagen zu können, die später kein Mensch mehr braucht. Sie können erwiesenermaßen selbstständiger arbeiten und leichter eigene Lösungen finden, weil sie nicht stur aus Büchern ablesen und lernen, sondern sich ihr Wissen selbst erarbeiten usw.... Auch die sozialen Aspekte und das Kreative finde ich total schön und überaus wichtig.


    Ich war letztens mal beim Tag der offenen Tür der Montesorrischule/ -kindergarten. Auch da hat mich vieles überzeugt, aber letztendlich finde ich es etwas zu verschult. Man hat kaum "normales" Spielzeug wie z.B. ne Puppe gesehen. Nur diese Montesorrimaterialien. Die sind natürlich toll, aber es geht das kreative und soziale zu sehr unter, finde ich.


    Mein Mann und ich meinten danach, dass eine Kombination aus beiden ideal wäre. "Montewaldo" oder so :)

  • Bei mir ist es schon Jahre her, das ich auf der Waldorfschule war. Aber ehrlich ich würde meine Kinder hin tun. Aus dem einfachen Grund, wir wohnen hier in Schul nähe und das was ich da oft mitbekomme ne, mein Kind soll normal aufwachsen und nicht schon in der Grundschule gemobbt werden.
    Gut ich war nur 2 Jahre auf der Schule aber gebracht hat es mir sehr viel. Ob das mit dem Lesen und Schreibenlernen so stimmt kann ich so nicht sagen, nur das die in meiner Klasse ein Deutsch hatten, das kannte ich vorher nicht. Also Schreibfehler und so weiter. Was mir gefallen hat, war das es keine Bücher im allgemeinen gibt sondern man sich den Stoff in der Klasse erarbeitet hat. Die Kreativität wird auch gefördert. Allerdings habe ich auch von einem Mitschüler gehört das er als er Studieren wollte sehr große Probleme hatte, denn allein beim Englisch hatte er sehr große Probleme und er war gar nicht gut auf die Schule zu sprechen. Was ich aber auch gewußt habe. Denn ich bin in der Siebten Klasse in die Waldorfschule gewechselt und als ich ging habe ich nicht mehr Vokabeln gekonnt. Was aber auch daran liegen konnte, die Schule befand sich noch im Aufbau und wir waren die älteste Klasse.
    Das mit dem Unterricht an Samstagen hatte wir auch, aber dafür hatten wir Ostern und die Herbstferien länger frei, also auch nicht zu verachten, man konnte schon günstiger in den Urlaub reisen.


    Ich würde einfach mal bei der Waldorfschule nachfragen ob sie eine Führung machen oder ob es einen Informationsabend gibt, damit man sich über einige Dinge informieren kann und man danach seine Entscheidung treffen kann.

  • Also zu Montessori:
    Ich sag jetzt nur mal was zu der Schule.
    "Normalerweise" sollte es in einer Montessorischule so sein, dass Kinder mit Behinderung und "normale" Kinder in einer Klasse sind. Also zusammen spielen, lernen, Freundschaften schließen.
    In vielen Schulen wird das aber leider nicht so umgesetzt, weil es oft nicht möglich ist.
    Maria Montessori wollte das aber so.
    In einer Montesissorischule ist es so, dass die Kinder von der 1-3. Klasse zusammen sind. Ca. 24 Schüler, eine Lehrerin und eine Begleitkraft.
    Die Kinder haben in der Früh einen Morgenkreis, wie im Kindergarten, danach ist "Unterricht". Jedes Kind sucht sich ein Material aus, z.b.: Das Rechenbrett oder eben eine Lesegeschichte.
    Die Kinder dürfen am Tisch arbeiten, auf dem Teppich, im Liegen, im Sitzen, im Stehen arbeiten. Es ist sehr viel mit Bewegung. Das heißt, es gibt auch z.b.: so große Tücher auf denen die Zahlen 1-100 drauf sind und sie die Rechenaufgaben im Gehen lösen. Also z.b.: Wie viel ist 5+8? Dann stellen sie sich auf die Zahl 13. Usw.
    Die Kinder können auch zu zweit oder zu dritt arbeiten. Es gibt auch normalen Unterricht, wie Werken, Kunst, Religion, Musik.
    Es werden auch Diktate geschrieben. Aber der Hauptunterricht findet eben so statt, dass die Kinder selbst wählen dürfen, was sie machen wollen.
    Viele, die sich mit Montessori nicht auskennen, meinen dann immer, dass die Kinder, die ein Faible für Mathematik haben dann auch wochenlang nur Mathematik machen. Das stimmt aber nicht. Die Kinder haben ein Heft, indem steht, was sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums machen sollen. Jeden Tag unterschreibt die Lehrerin, was die Kinder gemacht haben und kann so auch überprüfen, ob es mal Zeit für etwas anderes wäre.
    Was mich an Montessori überzeugt hat, ist: Die Kinder, die etwas langsamer sind, werden einfach nicht gezwungen, etwas bestimmtes zu machen. Sie haben eigentlich drei Jahre Zeit, z.B.: Die Schreibschrift zu lernen. Was auch ein Pluspunkt ist, dass die älteren, also die aus der 3. Klasse oft den Jüngeren helfen. Kinder aus der 1. Klasse, die schon super in einem bestimmten Fach sind, können dann auch Materialien für die zweite oder dritte Klasse nehmen.
    In der normalen Grundschule sitzen die Kinder oft 4-5 Stunden am Tisch, lösen starrsinnige Rechenaufgaben oder schreiben etwas ab.
    Das ist in Montessori eben nicht so. Es ist sehr individuell und natürlich auch mit viel Engagement von den Lehrern, aber auch Eltern und Schülern verbunden.
    Kinder, die einfach nicht lernen wollen, sind auf einer solchen Schule nicht gut aufgehoben.
    Sie müssen lernen wollen. Denn sonst passiert es, dass sie einfach da sitzen und nichts machen. Was aber, wenn es begrenzt vorkommt, auch in Ordnung ist.
    Die Kinder können genauso gut einfach mal eine Pause in der Bücherecke machen und lesen.
    Es wird viel Zeit im Garten verbracht, mit eigenem Anbau (so war es bei uns zumindest).


    Wie man merkt, bin ich sehr davon begeistert :grin
    Ich fand es einfach wundervoll, wie die Kinder gelernt haben. Sie haben mir mit Begeisterung alles erklärt und waren wirklich daran interessiert, etwas zu lernen.
    Das Praktikum, welches ich in einer normalen Grundschule gemacht habe, war dagegen wirklich schrecklich für mich. Die kleinen 5-6jährigen sitzen da an ihren Tischen und es wird schon ziemlich früh dieser Leistungsdruck rübergebracht.
    In der Montessorischule ist das einfach anders. Und der wichtigste Satz für mich von Maria Montessori "Hilf mir, es selbst zu tun".
    Die Kinder machen einfach selbst, bringen sich selbst etwas bei oder anderen, lernen aus Interesse und nicht, weil sie müssen.
    Natürlich mit Hilfe der Lehrerin, wenn es notwendig ist.


    Und wegen dem, das dein Sohn Linkshänder ist.
    Tut mir Leid, aber was ist das für ein Arzt?
    Das ist wirklich der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe. Linkshänder sind meistens sehr intelligent und bitte: NICHT versuchen, das umzuändern. Das ist einfach nur Schwachsinn!

  • Zitat

    Original von rienchen
    Mein Sohn ist in sofern individuell, dass er u.a. Linkshänder ist (der Kinderarzt sagt, ich müsse das vor der Schule unbedingt versuchen, zu ändern :wow) und allgemein habe ich das Gefühl, dass er für eine "normale" Schule im nächsten Jahr einfach noch zu sehr hinterher hinkt und verträumt ist.


    Mensch Rienchen, was habt Ihr für einen Kinderarzt! Das Umerziehen von Linkshändern macht man doch schon seit 50 Jahren nicht mehr. Das Thema eignet sich aber wunderbar, um Schulen auf den Zahn zu fühlen, die ihr jetzt vor der Einschulung besichtigt.


    Die kleinen Buchdoktor-Kinder hatten den deutlichen Wunsch, dass sie für die Schule möglichst wenig ihrer kostbaren Zeit investieren wollten. Ganztagsschulen oder Schulen, in denen die Präsenz der ganzen Familie zu Schulveranstaltungen gefragt war (Waldorf) schieden aus diesem Grund aus. In der gewonnen Freizeit wurden am Nachmittag Tunnel nach Grönland gegraben und jede nur denkbare bildnerische Kunst ausprobiert. Mit unserer Entscheidung, die nächstliegende staatliche Schule zu nehmen, ist die Familie im Rückblick sehr zufrieden.

  • Zitat

    Schulen, in denen die Präsenz der ganzen Familie zu Schulveranstaltungen gefragt war (Waldorf) schieden aus diesem Grund aus


    Also bei uns muss man hin und wieder den Klassenraum sauber machen, was natürlich nervt, aber eigentlich schnell erledigt ist. Ich beziehe meine Tochter dann auch mit ein und so macht man eben was gemeinsam. Die älteren Schüler sehe ich mittags oft die Flure fegen /wischen, wenn ich meine Tochter abhole und finde es gut, dass sie sowas auch lernen und Verantwortung übernehmen.


    Ich finde es gut, dass man als Eltern Mitsprache hat und mitwirkt. Bei diversen Veranstaltungen lernt man auch die anderen Eltern und Kinder gut kennen. Meine Tochter hatte in diesem 1 Jahr Vorschule mit ihrer Klasse schon an drei Vorführungen mitgemacht. Entsprechend kleine "Rollen", aber die waren allesamt so stolz. Wenn ich mir immer vorstelle, dass ich da auf die Bühne müsste und wohlmöglich noch singen oder so..... aber schön zu sehen mit welch einer Selbstverständlichkeit all die Kinder da Mitmachen und Spass haben, weil sie das von Anbeginn eben so machen.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Was den Problembezirk angeht: ich meinte eben, dass die Leute, die einen Bezirk zum Problembezirk machen, ihre Kinder eher nicht in die Walddorfschule schicken, sondern doch das Bildungsbürgertum, egal, wo die Schule nun genau ist


    Und damit hast du Recht, in meinem alten Schutzbereich und absolutem Problembezirk, ich würde es schon eher Ghetto nennen wollen, Köln Chorweiler gab es neben verschiedenen anderen Schulen auch eine Waldorfschule...
    Die Kinder dort, stammten ALLE nicht aus Chorweiler (vielleicht gab es eine oder zwei Ausnahmen, so genau hab ich mich damit nicht befaßt), sprich der von den Eltern der dortigen Schüler durch den Schulort angestrebte Nutzen, eben die Segregation zu verhindern, fand schlichtweg nicht statt. Alles wohlerzogen brave Kinderchen von wohlerzogenen braven Elterchen, die mit ihren Nobelkarrossen morgens vorm Schulgebäude vorfuhren, die Kinderchen abluden und sie nachmittags wieder dort abholten, denn veirrte sich so ein Waldorfkindchen auf die in der Nähe gelegene Hauptschule endete das dann auch schon mal etwas unschön...


    http://www.waldorfschule-koeln.de/


    Ich erinnere mich, daß wir im Reitstalle eine ganze Waldorffamilie hatten, Vater Lehrer an der Schule und alle Kinder gingen dort hin, ein wenig sonderbar waren die schon und wirklich was anfangen konnte man mit denen auch nicht, die spielten anders, die konnten weniger Sachen als wir (Rechnen/Lesen) und wurden so sehr schnell als dumm abgestempelt und eben ausgegrenzt, gemein, aber so sind Kinder halt.


    Von mehreren Freunden, die in ihrem Job für Personalentscheidungen großer Wirtschaftsunternehmen zuständig sind, weiß ich, daß Waldorfschüler generell im Berufsleben schlechtere Chancen haben. Ihnen wird unterstellt schlechter mit Autorität umgehen zu können, schwieriger im täglichen Umgang zu sein, mit Leistungsdruck nicht umgehen zu können und eben Leistungsdefizite zu haben, ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Letztlich im Gespräch sagte einer der beiden ganz klar, wenn er die Wahl habe zwischen einem Waldorfschüler, einem Gesamtschüler und einem Gymnasiasten, werde er definitiv immer den Gymnasiasten nehmen und seine Erfahrungen zeigen, daß er damit bisher meist die richtige Wahl getroffen habe.


    Sicherlich ein nicht ganz unwichtiger Aspekt, der natürlich auf die angestrebte Beschäftigung ausgerichtet ist, in sozialen Berufen kann dies natürlich auch als positives Plus gesehen werden... weiß ich nicht.

  • Wenn Kinder eingeschult werden, kann man sich nur schwer damit abfinden, dass die Eltern sie jetzt nicht mehr beschützen können. Im Übergang ins Leben sehe ich aber auch die Chance, sich Herausforderungen und Neuem zu stellen. Wenn mein Kind in der Montessori-Schule vielleicht vier Jahre hauptsächlich rechnet, weil es Mathe so toll findet, befriedigt das mein Schutzbedürfnis. Ebenso wichtig finde ich, dass man auch Dinge tut, die man sich nicht selbst ausgesucht hat. Dem Mathe-Überflieger schadet es m. A. nicht, wenn er sich in Deutsch, Englisch oder Sport - für ihn ungewohnt - anstrengt. Probleme sehe ich, wenn jemand seine Mathe-Phase hinter sich hat und dann auf keine staatliche Schule wechseln kann, weil ihm in den anderen Fächern der Stoff fehlt.


    Die Schule, die kleinen Kindern Schutzraum bietet und ältere Kinder beflügelt, muss wohl noch erfunden werden. Eine staatliche Schule mit Montessori-Elementen würde mir gefallen, die die schnellen Rechner eben schneller rechnen lässt und ihnen dafür in anderen Fächern mehr Zeit lässt.

  • Ich habe ja geschrieben: In der Montessorischule ist es NICHT so, dass die Kinder dann nur vier Jahre rechnen und nicht auf eine andere Schule wechseln können.
    Sie dürfen eben rechnen, auch schon Stoff aus höheren Klassen, wenn sie das wollen und können und müssen aber genauso den anderen Stoff machen. Jedes Kind hat ein Heft, indem steht, was es machen muss während dem Jahr. Es kann vier Wochen Mathe machen, aber die Lehrerin hat ja ein Auge drauf, dass es dann auch mal etwas in Deutsch oder Heimat und Sachkunde macht. Es lernt also alles nur halt dann, wann es möchte.
    Und mal ehrlich, was bringt das einem Kind, wenn es gezwungen wird, am Montag ne Stunde Mathe zu machen, wenn es das nicht möchte?
    Was wird es da lernen? Ich glaube nicht so viel, als wenn es am Mittwoch Mathe macht, weil es gerade da Lust drauf hat.
    Ich spreche da aus Erfahrung. Ich selbst war auf der Grundschule, Mathe war mein Hassfach und wäre ich in der Monte gewesen, wäre da vielleicht bei mir etwas anders gelaufen. Es läuft halt vieles ohne Zwang ab und ich glaube, das ist für kleinere Kinder extrem wichtig.
    Natürlich brauchen manche Kinder diesen Notendruck, andere gehen deshalb unter, wiederholen Klassen und machen dann den Hauptschulabschluss.
    Und Kinder, die auf die Monte gehen, können genauso gut den M-Zweig oder Realschulabschluss machen. Sie können auch aufs Gymnasium.
    Alles kein Problem.
    Und ab den höheren Klassen (5.6. ) haben sie ja dann auch mehr richtigen Unterricht, so dass sie langsam daran geführt werden, wie es später einmal im Arbeitsleben sein wird.


    Unsere Kinder in der heutigen Gesellschaft müssen doch eh so viel machen, warum sollen sie nicht lernen, was sie wann möchten?
    Es reicht doch, wenn sie mit 16, 17 in die Lehre, Ausbildung gehen und dann den Druck verspüren.
    Warum den Kleinen 6jährigen den Spaß am Lernen und Leben nehmen, nur damit sie gute Noten schreiben?
    Es ist doch wichtig, dass die Kinder aus Spaß lernen und nicht, weil irgendein blöder Lehrer ihnen vorschreibt, dass sie jetzt genau das machen müssen.