==KZ Theresienstadt ==
Hallo lieber Leser, liebe Leserin.
===Einleitung===
Heute möchte ich euch ein Jugendbuch vorstellen, welches ich gerade zu Ende gelesen habe. Es hat den Titel „Ein Buch für Hanna“ und befasst sich mit der Thematik „Judenverfolgung“. Wie mir diese biographische Geschichte von Hanna gefallen hat, lest selbst....
===Buchdaten===
Autor: Mirjam Pressler
Titel: Ein Buch für Hanna
Verlag: Beltz
Erschienen: 2011
ISBN-13: 978-3407810793
Seiten: 348
Alter: ab 14
Einband: HC
Kosten: 17,95€
Serie: -
===Autor/in===
Mirjam Pressler, geb. 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main und lebt heute als Übersetzerin und Schriftstellerin in der Nähe von München. Sie ist die Übersetzerin des 'Tagebuchs der Anne Frank', hat eine Biographie Anne Franks veröffentlicht ('Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank') und mit großem Erfolg insgesamt fast vierzig Bücher publiziert. Mirjam Pressler ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, so u.a. 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache und 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk. (Quelle: Amazon.de)
***Weitere Werke***
Novemberkatzen
Nathan und seine Kinder
Ich sehne mich so
===Zitierter Klappentext===
Hanna ist erst 14, als sie Nazi-Deutschland verlassen muss: Damit beginnt eine Odyssee, die sie zuerst nach Dänemark führt, von wo sie, zusammen mit einer Gruppe von dänischen Juden, in das KZ Theresienstadt deportiert wird. Hanna hatte das Glück zu überleben. Ergreifend, poetisch und auf so intensive Weise wie es selten in der Literatur ist, erzählt Mirjam Pressler eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht.
===Meine Meinung===
Der zweite Weltkrieg und die damit verbundene Verfolgung von Juden ist ein düsterer Bestandteil der deutschen Geschichte. Damit auch die nachwachsenden Generationen diese Zeit nicht vergessen, gibt es zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die Aufklärung leisten. Dazu zählt auch das neue Werk von Mirjam Pressler.
Mirjam Pressler erzählt die Geschichte der damals 14jährigen Hannelore, die als Jüdin 1939 aus Deutschland nach Dänemark fliehen kann. Unter ihrem neuen Namen Hanna lebt sie glücklich in Kopenhagen bei einer netten jüdischen Familie bis Hitler 1940 in Dänemark einfällt. Von Kopenhagen wird sie auf die Insel Fünen gebracht, wo sie wie andere jüdische Flüchtlinge auf einem Bauernhof unterkommt. Für Hanna eine glückliche, aber auch schwere Zeit, die mit einem dramatischen, nächtlichen Abtransport ins KZ Theresienstadt endet. Hier muss sie, zusammen mit ihren Freundinnen, ums nackte Überleben kämpfen. Ein Kampf den nicht jede gewinnt.
Mit einem kleinen Vorwort stimmt Mirjam Pressler den Leser auf dieses bewegende Schicksal ein. Sie möchte mit ihrer kleinen Einleitung aufzeigen, dass es sich keineswegs um eine fiktive Geschichte handelt, sondern die Erinnerungen und Erlebnisse einer realen Person sind. Mirjam Pressler lernte die 2006 verstorbene Hanna vor über 30 Jahren in einem Kibbuz kennen. Dort freundeten sich beide an und nach dem Tod von Hanna kam der Autorin die Idee, die Erlebnisse von Hanna für die Nachwelt festzuhalten. Es ist daher keine exakte Biographie, aber gibt im Großen und Ganzen die Jugendjahre zwischen 14 und 20 von Hanna wieder.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird das Buch mit ganz anderen Augen gelesen, denn stets ist dieser biographische Aspekt gegenwärtig. Das Buch beginnt mit dem Bescheid, dass Hannelore ihre Sachen packen darf, um nach Dänemark auszuwandern. Auf den ersten Blick eine unpassende Stelle, die sich aber mit einigen Rückblenden und Anmerkungen schnell aufklärt. Trotzdem kommen zuerst die Fragen auf, warum eine Jüdin nach Dänemark auswandern will, im welchen Jahr man sich aktuell befindet und wer genau diese Hannelore ist, schließlich war vorab nur von Hanna die Rede. Wer sich informieren will und nicht blindlings in die Handlung gestoßen werden will, findet am Ende des Buches eine Zeitleiste, welche die groben Jahreszahlen und wichtigen Ereignisse noch einmal zusammenfasst. Dort befindet sich auch das Glossar mit den wichtigen Erklärungen von jüdischen Begriffen.
Trotz einiger Fragen kommt der Leser schnell in die Handlung hinein. Die groben Züge sind bekannt und die restlichen Informationen werden zügig geliefert, sodass Hannelore, die später zu Hanna wird, bald ein lebendiges Bild entstehen lässt. Mirjam Pressler lässt eine für diese Zeit authentische Hanna entstehen, die der Leser nachvollziehen kann und sofort ins Herz schließt. Nach rund 60 Seiten sind alle Fragen geklärt. Man befindet sich in Dänemark im Jahre 1939 und kennt die Familiengeschichte von Hanna.
Dabei verwendet die Autorin einen faszinierend, einfachen und doch authentischen Stil. Die Bedenken, die viele Leser und Nicht-Leser solcher Werke haben, dass hier auf die Tränendrüse gedrückt wird, kann ich komplett zerstreuen. Mirjam Pressler legt, wie ich finde, einen bildhaften, aber fast sachlichen Stil an den Tag. Emotionen, Ängste, Situationen und Gedanken werden glaubwürdig vermittelt ohne das unnötige Details es ausschmücken oder in die Länge ziehen. Man fühlt das Gewicht ihrer Worte, ohne dass sie viel sagen muss.
Durch diesen interessanten Stil merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht. Wäre nicht stets die Gefahr durch Hitler gegenwärtig, könnte man Hanna für ein ganz normales Mädchen halten. Sie verliebt sich, lernt den ersten Herzschmerz kennen, muss hart arbeiten, aber hat auch zahlreiche schöne Erlebnisse. Auch an diesen Dingen erkennt der Leser, dass es keinesfalls auf Tränen und Mitleid ausgelegt ist. Erst als es ab Seite 170 ins KZ geht, realisiert der Leser das gesamte Ausmaß. Auch dort schockiert Mirjam Pressler auf eine sachliche Art. Sie selbst hat es nicht erlebt und die wahren Gefühle, ohne Mitleid zu erwecken, kann nur ein Betroffener schildern. An einigen Stellen, wie zum Beispiel der Zusammentrieb im Kessel, sind mir persönlich etwas zu nüchtern geschrieben. Ich erfahre was passiert, kann die Emotionen erahnen und mit fühlen, aber nicht lesen. In einigen Momenten, wie in diesem, fehlt es mir dann doch.
Unterbrochen wird die Handlung regelmäßig von kleinen Zitaten, die sich mit den Märchen von Christian Andersen beschäftigen. Nicht nur Zitate, sondern auch kurze Inhaltsangaben werden regelmäßig von Hanna, die die Märchensammlung als einziges Buch aus Deutschland bei sich hatte, eingebaut. Sie zeigen, wie sehr sich ein teilweise 17jähriges Mädchen, an solch glückliche Geschichten klammert. Auf der anderen Seite wirken sie manchmal recht kindlich und wirft die Frage auf, warum auch andere Leute in ihr eher das Kind, als die Frau sehen. Neben den manchmal überflüssigen Märchen melden sich auch andere Personen, wie die Mutter oder eine Freundin zu Wort. Aus der Perspektive dieser Person wird in kursiver Schrift die aktuelle Situation beschrieben. Wenn man bedenkt, dass einige Personen verstorben sind und nicht jede die Autorin kannte, sind dies eher fiktive Ideen, die zwar die Situation verständlicher machen, aber auch fehlen dürften.
Durch den eigenen Stil eignet sich das Buch sowohl für junge als auch ältere Leser. Aus diesem Grund kann ich das Buch auch für Schulen empfehlen. Es zeigt eine jüdische Verfolgung, die nicht in einem Kellerloch beginnt oder im KZ endet, sondern sachlich verschiedene Perspektiven aufzeigt, die sich teilweise von den Berichten polnischer oder niederländischer Juden unterscheiden. Ich empfand dieses Buch trotz der Märchen und des manchmal zu sachlichen Stils als sehr lehrreich. Man erfährt genügend über die geschichtlichen Fakten, die damalige Zeit und die Menschen.
===Bewertung===
Mirjam Pressler ist mit ihrem neusten Werk ein geschichtlicher Beleg gelungen, der bildhaft und doch sachlich die biographischen Jugendjahre der inzwischen verstorbenen Hanna festhält. Ohne wenn und aber kann ich hier fünf Sterne vergeben.
Pro: Thematik, Cover, Glossar, Zeitleiste, Einleitung
Contra: Märchen, manchmal zu sachlich
Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
Eure Sarah
===Leseprobe===
Wer jetzt neugierig geworden ist, kann hier einen kurzen Blick in das Buch werfen.