Kurzbeschreibung:
Pepi Prohaska ist ein junger Mann mit viel Phantasie und nicht weniger Chuzpe. Eines Tages fällt ihm ein, dass Gott etwas mit ihm vorhat. Vorerst zieht er sich an die Wiener Peripherie zurück. Später wird er Jünger und Jüngerinnen um sich sammeln, Politikern vom Widerspruchsgeist inspirierte Briefe schreiben und schließlich auf geheimnisvolle Weise verschwinden. Sein Biograf Engelbert, der mit ihm die Schulbank gedrückt hat, beschreibt diese Karriere mit einer Mischung aus Faszination und frommem Schreck. Auf manchmal komische, manchmal fatale Weise kreuzen sich die Wege der beiden. In der Konstellation zwischen dem zurückhaltenden Freund und dem provokanten Helden besteht einer der feinsten Reize dieses Buchs. Ein großer Schelmenroman, voll von Eulenspiegelei und heiligem Zorn.
Über den Autor:
Peter Henisch geboren 1943 in Wien. Studium der Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychologie. Buchpublikationen seit 1971. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt: Niederösterreichischer Landeskulturpreis 2005. Der Roman „Die schwangere Madonna“ war für den Deutschen Buchpreis 2005 nominiert.
Meine Meinung:
In „Pepi Prohaska Prophet“ erzählt der Ich-Erzähler Engelbert die turbulente Biographie seines einstigen Schulkameraden und Freundes Pepi Prohaska. Pepi ist schon als Volksschüler anders als alle anderen, sprachbegabt und extrovertiert, mit einem ausgeprägten Hang zur Ironie. Zeit seines Lebens sorgt er für Überraschungen und lehnt sich gegen die bürgerliche Moral auf; in den 60ern bringt der notorische Frauenheld es sogar zum Leiter einer Kommune in der Wiener Peripherie, wo er vor allem weibliche Jüngerinnen um sich schart. Zwischen seinen Eskapaden versucht sich Pepi immer wieder an die gängigen Wertvorstellungen anzupassen, jedoch nur mit temporärem Erfolg. Der Leser verfolgt nicht nur die Schilderung Engelberts, Pepis Leben in der Nachkriegszeit betreffend, sondern erhält so quasi nebenbei als Hintergrunduntermalung auch noch Einblick in die österreichische Geschichte und vor allem gesellschaftliche Entwicklung ab den 50er Jahren.
Ein großer Reiz dieses Romans liegt in der ambivalenten Haltung, die der zurückhaltende, angepasste und latent homosexuelle Engelbert gegenüber seinem Freund einnimmt; bei aller Sympathie und Wertschätzung, mitunter gar Bewunderung, die er empfindet, kommen immer wieder auch Neid- bis Aggressionsgefühle durch, was Henisch seinen Erzähler köstlich pointiert zu Papier bringen lässt. Überhaupt ist dieses Werk durchdrungen von geistreichem, launigem Humor; wer also Mario Barth als Gipfel der Unterhaltsamkeit empfindet, wird hier enttäuscht werden – billige Schenkelklopfer gibt es keine.
Weiters begeistern konnte mich die sprachliche Ausgestalung; Henisch formuliert sehr schön, zwar nicht poetisch, aber doch wohlüberlegt und mitunter originell unter Verwendung vieler Austriazismen, was mir als Österreicher natürlich immer besonders gut gefällt. Allerdings übertreibt er es mancherorts mit der Sprachgewalt, da gibt es durchaus Sätze, die man ob ihrer Verschachtelung mehrmals lesen muß, um ihres Sinnes gewahr zu werden.
Weiterer Kritikpunkt: Auf den letzten 100 Seiten wurde es mir etwas zu metaphysisch, davor war es ein Anwärter auf 10 Punkte, so gibt es schlussendlich 2 Punkte Abzug und die Erinnerung an ein erfreuliches Stück österreichischer zeitgenössischer Literatur.