Süß wie Schattenmorellen - Claudia Schreiber

  • KLAPPENTEXT:
    Dass Erwachsene ihr Leben keineswegs immer besser im Griff haben als Kinder, hat Annie schon früh lernen müssen. Wie oft hat sie ihrer Mutter aus den verrücktesten Schwierigkeiten heraus geholfen. Und auch sonst – wo immer etwas schiefgeht oder jemand Hilfe braucht, ist sie zur Stelle. So zögert sie selbst dann nicht anzupacken, als die hochschwangere 16-jährige Paula bei ihr auftaucht und es mit einem Mal um Leben und Tod geht.


    ZUR AUTORIN:
    Claudia Schreiber wurde in einem kleinen Dorf in Nordhessen geboren, lebt nun aber schon seit über 12 Jahren in Köln. Sie beschreibt sich selbst als „eine glückliche Frau“.
    Sie hat mehrere Bücher für Erwachsene, aber auch ein Kinderbuch veröffentlicht. Ihr Roman „Emmas Glück“ (unbedingt lesen!!!) wurde verfilmt und in mehreren Ländern veröffentlicht. Für „Süß wie Schattenmorellen“ wurden ebenfalls Filmrechte erworben.


    EIGENE MEINUNG:
    Sehnsüchtig habe ich auf ein neues Buch von Autorin Claudia Schreiber gewartet, deren Roman „Emmas Glück“ zu meinen absoluten Lieblingsbüchern zählt. Nun hat mein Warten endlich ein Ende. Wieder einmal glänzt die Autorin mit Charakteren, die etwas skurril, aber liebenswert und etwas ganz besonderes sind.
    Annie lebt gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Opa auf einem Hof in einem hessischen Dorf. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Kirschplantage. Einen Vater hat Annie nicht. Gezeugt wurde sie per „Windbefruchtung“, wie ihre Mutter es so schön sagt. Der wird eines Tages alles zu viel und als Opa dann auch noch seinen zweiten Frühling erlebt, wird es ihr endgültig zu bunt und sie haut ab. Nun ist Annie auf sich allein gestellt. Einzig ihre Freunde, der hilfsbereite Apotheker und Galle, der etwas verquere Dorftrottel, stehen ihr zur Seite. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und nichts ist mehr wie es scheint.
    Claudia Schreiber glänzt mal wieder durch ihre Charaktere. Allen voran Protagonistin Annie, die ganz anders ist als die Mädchen in ihrem Alter und Ruhe und Geborgenheit in der Arbeit auf der Kirschplantage findet. Auf der einen Seite gilt sie als eher zurückgeblieben. Hat kein Handy, kein Internet, keine gleichaltrigen Freunde. Auf der anderen Seite ist sie sehr intelligent und weise. Außerdem betreibt sie eine Studie über das Sexualleben ihrer Mitmenschen, deren Ergebnisse sie sich sorgfältig in ihrem Herbarium notiert.
    Mutter Nette wird einfach alles zu viel. So viel Arbeit, so viel Verantwortung und dazu keinen Mann. Das kann sie einfach nicht ertragen. Sie leidet an einer Art Burn-Out-Syndrom, was wiederum einiges an Verantwortung auf Annie abwirft, denn Opa hält sich mal schön aus allem raus. Trotzdem ist er mein Lieblingscharakter der Geschichte. Ich liebe einfach seine Sprüche und Lebensweisheiten. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt was er denkt und macht, wozu er Lust hat.
    Aber nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebencharaktere sind mit ganz viel Liebe und netten kleinen Details kreiert. So, dass ich ständig dachte: “Nee! Das is ja wie bei uns auf ´m Dorf!!“ Dies gibt dem Leser nicht nur das Gefühl ganz nah am Geschehen dran zu sein, sondern auch mitzufühlen, mitzuerleben und richtig in die Geschichte hinein zu leben.
    Claudia Schreiber berichtet aber nicht nur aus Annies Leben, sondern auch aus dem der 16-jährigen Paula, die von ihren Eltern überbehütet und sogar elektronisch überwacht wird. Damit steht diese im krassen Kontrast zu Annie, die schon sehr viel Verantwortung tragen muss und größtenteils auf sich allein gestellt ist. Die Autorin beleuchtet somit zwei gegensätzliche Erziehungsstile, die sie durch übertriebene Handlungen überspitzt darstellt. Das war mir an manchen Stellen etwas zu überdreht, hat aber auf die Gesamtqualität des Buches kaum Auswirkungen. Sie übt indirekte Kritik an diversen Eltern bzw. deren Beziehung zu ihren Kindern und macht uns ganz klar deutlich, dass die Entwicklung des Kindes sowieso nicht von seinen Eltern abhängt. Die Persönlichkeit eines jeden Heranwachsenden ist individuell und nur bedingt beeinflussbar.
    Wieder einmal hat Claudia Schreiber einen sehr schönen Roman geschrieben, der mich vor allem auch sprachlich überzeugt hat. Mit jeder Menge Humor und Sarkasmus erzählt sie vom Leben auf dem Land und den damit zusammenhängenden Höhen und Tiefen.


    FAZIT:
    Für alle Fans von Claudia Schreiber ein Muss!! Wer sie noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt endlich mal ein Buch von ihr lesen!!
    „Süß wie Schattenmorellen“ ist ein herrlich erfrischendes Buch über Familie, Erziehung, Freundschaft und den Sinn des Lebens.

  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: Kein & Aber; Auflage: 2 (1. März 2011)
    ISBN 978-3036956008
    Preis: € 19,90



    Meine Meinung:
    Was ist passiert im Leben einer 13jährigen die zu dem Schluß kommt, dass das Leben weh tut?


    Annie wächst auf einer Schattenmorellenplantage auf. Ihre Bezugspersonen und Erziehungsberechtigen, Mutter und Großvater, liegen sich mehr in den Haaren als sonstwas.
    Ihre Mutter Nette "die sich oft und gern verliebt ohne auf die Männer zu achten sondern bloß auf den Zustand" ist völlig überfordert mit ihrem Leben als solches und dem Hof im allgemeinen.
    Der Großvater, der sich kurz vor seinem Lebensabend nochmal kräftig in eine 19jährige verliebt und das auch, beobachtet von Annie, kompetent lebt.


    Nach einem schrecklichen Streit und einem unabwendbaren Nervenzusammenbruch geht Nette! Einfach so! Einfach weg! Um zu sich zu kommen! Als wäre das noch nicht schlimm genug verläßt der Großvater mit seiner Geliebten den Hof, in dem Glauben Nette würde ja bald wieder zurückkommen.
    Und Annie ist irgendwo im Hessischen, auf einer Schattenmorellenplantage, auf sich ganz alleine gestellt.


    In einem anderen Teil Deutschlands, in Dresden, haut die 16jährige Paula aus ihrem Elternhaus ab. Überbehütet und die Zukunft minutiös verplant (...dann kommt Berkeley, da warten sie schon auf dich) flieht sie vor der erdrückenden Wirklichkeit.


    ...und dann eines Tages treffen diese beiden allein gelassenen Mädchen aufeinander!


    Süß wie Schattenmorellen ist mir zwischenzeitlich aufgestoßen wie bittere Galle! Annie völlig allein gelassen, muss Entscheidungen treffen die so manchen Erwachsenen bestimmt überfordert hätten. Aber auch in diesen Extremsituationen bleibt Claudia Schreiber glaubwürdig und sie schafft es trotz der schwierigen Themen ein optimistisches, versöhnliches und humorvolles Buch zu schreiben.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire