Matthias Matussek, Das katholische Abenteuer

  • Klappentext:
    Nichts wühlt die Welt derzeit so auf wie die neuen Kämpfe um Religion und Glauben. Da ist der fundamentalistische Terror. Da ist die Reizfigur des Papstes. Da sind die Angriffe der Wissenschaften auf Glaubensbastionen. Der streitbare Katholik und Bestsellerautor Matthias Matussek hat aus seinen Grundüberzeugungen nie einen Hehl gemacht. In seinem neuen Buch hält er der hedonistischen Moderne eine politisch inkorrekte Gardinenpredigt über die »Sieben Todsünden«. Er erläutert, warum Lügen in der Politik nicht lohnen. Er fühlt Gregor Gysi beim Katholikentag auf den Zahn. Er beschreibt die Nacht, in der der alte Papst starb und beobachtet den neuen beim Besuch in seinem Heimatdorf. Er schildert Baptisten und orthodoxe Juden in den USA wie Favela-Priester in Rio de Janeiro. Da der Glaube eine persönliche Angelegenheit ist, ist auch dieses Buch eine: Matussek erzählt, wie er wurde, was er ist. Er legt, auf seine Art, Zeugnis ab.


    Inhalt:
    Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel - Ausgangslagen, Glaubensschlachten, Meine Kirche, Gott und die Welt, Endspiele -, zu denen jeweils eine Handvoll Texte zusammengefasst sind. Es hat keinen durchgängigen "roten Faden", obwohl einige Beiträge Bezug aufeinander nehmen. Die Textform umfasst Essays und Reportagen.
    Etwa 250 (von 350) Seiten wird der Fokus stark auf eine Innensicht der katholischen Kirche aus der Perspektive eines deutschen Intellektuellen gezogen. Danach kommt ein "Blick über den Tellerrand" zu Baptisten, orthodoxen Juden in New York oder spirituell durchdrungenen Klavierspielern.


    Meine Meinung:
    Erfrischend finde ich den ersten Teil des Buches. Matussek ist dort stark, wo er persönlich ist, wo er seine religiöse Erziehung schildert, wo er berichtet, dass die Madonnenfigur auch in seine maoistische WG einzog, wo er undiplomatisch seine Meinung zu Papst, Zölibat, Liturgie darstellt. Es sind kämpferische Reden, die er da schwingt. Unwillkürlich taucht bei der Lektüre die Vorstellung des Autors auf, der leidenschaftlich die Zeilen in seinen Computer feuert, um der Welt mitzuteilen, was aus seiner Perspektive endlich einmal gesagt werden musste. Wohl noch nicht einmal, um irgendjemanden zu umwerben oder zu überzeugen, sonden um einmal Dampf abzulassen. Ein in diesem Sinne sehr offensives Buch. Da reitet jemand eine Attacke auf Oberflächlichkeit, Kantenlosigkeit und Herumgekicher. Und das macht er gut. Matussek besteht darauf, eine eigene Meinung zu haben, auch und gerade dann, wenn diese Meinung von der nur noch in Schlagworten denkenden Spaßgesellschaft nicht geteilt wird. Er will keinen Konsens, er will Kante zeigen. "Randschärfe beweisen" scheint das größte Lob, das er zu vergeben hat, und er attributiert seine Kirche bei mehreren Gelegenheiten damit.
    Deutlich schwächer dagegen das letzte Drittel des Buchs. Hier fehlt der Bekenntnischarakter, der dem ersten Teil sein Charisma gegeben hat. Matussek schildert als nahezu unsichtbarer Beobachter (selbst dann, wenn er als Interviewer auftritt) so etwas wie "Sitten und Gebräuche exotischer Völker". Vielleicht fällt die geringe Eindringtiefe vor allem deswegen auf, weil man den ersten Teil so "gnadenlos von innen" um die Ohren gehauen bekam.
    In jedem Fall ist der Titel glücklich gewählt: Katholizismus nach Matussek - das hat nichts mit Duckmäusertum oder Jenseitsverklärung zu tun - er ist ein Abenteuer.

  • Dazu passt vielleicht dieser Bericht aus der BILD-online.


    Schaust du hier


    Ich hoffe, dass dieser Link noch einige Zeit mit Leben erfüllt bleibt. :wave


    Ansonsten reizt mich das Buch schon. In jedem Falle herzlichen Dank für diese Buchvorstellung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die Rezi. Auf das Buch bin ich heute morgen aufmerksam geworden, weil in einem Newsletter >auf diesen Artikel hier< über das "Kampfblatt Spiegel" hingewiesen wurde, eben im Zusammenhang mit dem Domradio-Interview. Wobei die Erkenntnis daß der Spiegel ein "antikirchliches Kampfblatt" ist, eigentlich nichts Neues ist. :grin :schnellweg

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")