Gebundene Ausgabe: 704 Seiten
Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 8 (28. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Ein einzigartiges Panorama des Berliner Lebens in der Nazizeit: Hans Falladas eindrückliche und berührende Darstellung des Widerstands der kleinen Leute avanciert rund sechzig Jahre nach der Entstehung zum internationalen Publikumserfolg. Jetzt erscheint erstmals die ungekürzte Fassung nach dem bislang unveröffentlichten Originalmanuskript. Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch den Dichter und späteren Kulturminister Johannes R. Becher in die Hände kam. Fieberhaft schrieb Fallada daraufhin im Herbst 1946 in weniger als vier Wochen seinen letzten Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der „normalen“ Leute im Berlin der Nazizeit: Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen, nüchternen Eheleute träumen von einem weitreichenden Erfolg und ahnen nicht, dass Kommissar Escherich ihnen längst auf der Spur ist. – Diese Neuausgabe präsentiert Falladas letzten Roman erstmals in der ungekürzten Originalfassung und zeigt ihn rauer, intensiver, authentischer. Ergänzt wird der Text durch ein Nachwort, Glossar und Dokumente zum zeithistorischen Kontext.
Über den Autor
RUDOLF DITZEN alias HANS FALLADA (1893–1947), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen 1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit "Der junge Goedeschal“. Der vielfach übersetzte Roman "Kleiner Mann – was nun?" (1932) machte Fallada weltberühmt. Sein letztes Buch, „Jeder stirbt für sich allein“ (1947), avancierte rund sechzig Jahre nach Erscheinen zum internationalen Bestseller. Weitere Werke u. a.: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937), »Der eiserne Gustav« (1938).
Meine Meinung
Hans Fallada erzählt in "Jeder stirbt allein" vom Schicksal von Anna und Otto Quangel, einem "normalen" und zurückgezogen lebenden Ehepaar, dass durch einen schweren Schicksalsschlag - ihr einziger gemeinsamer Sohn Otto fällt im Krieg - ihren ganz eigenen Weg des Widerstands wählen und gehen. Otto Quangel schreibt Postkarten mit "gefährlichen" Botschaften. Botschaften, die sich gegen das Nazi-Regime richten, gegen die Herrschaft Hitlers. Vor allem spricht Quangel auf diesen Karten auch die stille Erduldung dieser Schreckensherrschaft an.
Zitat"Wenn die schlau sind, wir können auch schlau sei. Schlau und vorsichtig. Vorsichtig, Anna, immer auf der Hut - je länger wir kämpfen, umso länger werden wir wirken. Es nützt nichts, zu früh zu sterben. Wir wollen leben, es noch erleben, dass die fallen. Wir wollen dann sagen können, wie sind auch dabei gewesen, Anna."
Fallada erzählt jedoch nicht nur die Geschicht von Anna und Otto Quangel, sondern verwebt auch noch das Schicksal einiger anderer Menschen damit. Der Kommissar Escherisch, der den "Klabautermann" - den Postkartenmann - jagt und wegen Erfolglosigkeit in das Gefängnis muss; Enno Kluge, ein Pferdewetter und Frauenheld, der fälscherlicherweise für den Postkartenmann gehalten wird und schließlich in den Selbstmord getrieben wird; Trudel und Karl Hergesell, die die Quangels noch von früher kennen. Alle werden auf ganz unterschiedliche Weise, aber in den meisten Fällen vollkommen unschuldig, in den Fall Quangel verwickelt.
Dies ist auch eine Erkenntnis die Otto Quangel am Ende des Romans quält: wieviel er mit seinen Postkarten eigentlich erreicht hat und wieviele Menschen er damit gleichzeitig ins Unglück gestürzt hat.
Hans Fallada zeigt in seinem Roman "Jeder stirbt allein" wieviel Mut und Widerstandskraft auch die sogenannten "kleinen Leute" gehabt haben, dass es Menschen gab, die - auch im Kleinen - versucht haben, sich gegen die bestehenden Verhältnisse zu wehren. Zum Ende des Romans hat mich die Geschichte immer intensiver eingenommen und berührt und ich bewundere die Quangels für den Mut und die Stärke, die sie bewiesen haben.
Die Geschichte die Fallada über das Ehepaar Quangel erzählt, beruht auf wahren Begebenheit: es hat wirklich ein Ehepaar namens Hampel gegeben, die Postkarten verteilt haben. Fallada bezieht sich weitgehend auf reale Ereignisse, auch wenn er an vielen Stellen fiktives dazu dichtet. Es wäre noch einmal interessant zu wissen, welche Stellen genau auf Fiktion beruhen, und welche der Realität entsprechen. In einem sehr guten und informativen Nachwort, werden diese Zusammenhänge noch etwas genauer erläutert.
Ein grandioses, ein unheimlich dichtes, aber gleichzeitig auch sehr leicht erzähltes Werk. Ich bin froh, dass es uns dank des Aufbau-Verlags in der Originalversion wieder zur Verfügung steht.
10 Punkte.