OT: Divine by Mistake
Klappentext:
Eben noch Lehrerin an der Highschool – und plötzlich in einer Welt, in der Shannon wie eine Göttin behandelt wird.
In Parthalon halten sie alle für die Hohepriesterin der mächtigen Göttin Epona. Auch wenn Shannon zunächst nicht begreift, wie sie in diese Welt geraten ist, versucht sie, es mit Humor zu nehmen. Bestimmt ist das alles nur ein Traum. Aber nicht einmal im Traum würde sie sich vorschreiben lassen, wen sie heiraten soll! Auch wenn dieser ClanFintan ihr noch so tief in die Augen schaut und sie sich noch so stark zu ihm hingezogen fühlt... Erst als Shannon von Visionen heimgesucht wird, beginnt sie zu begreifen, dass sei dazu auserwählt worden ist, Parthalon zu retten. Sie muss die Menschen vor grausamen, vampirähnlichen Dämonen beschützen – und das kann sie nur mit ClanFintans Hilfe...
Meine Meinung:
Ich hatte ein verdammtes Pferd geheiratet.
Und es biss.
Okay, ich stamme aus Oklahoma, und ich mag große Pferde, und ich bin ein John Wayne Fan, also mag ich auch große Männer, aber das hier war mehr als nur ein bisschen lächerlich.
Und verdammt noch mal, er beißt! Seite 68
Die Englischlehrerin Shannon Parker findet sich nach dem Kauf einer Amphore und einem Gewitter in einer ihr völlig fremden Welt wieder – sozusagen einer Spiegelwelt, denn viele Menschen darin kommen ihr bekannt vor. Vor allem ihre Freundin Suzanne, die hier allerdings ihre Dienerin Alanna ist und sich so gar nicht freundschaftlich verhält, sondern ängstlich und unterwürfig. Sie bemerkt sofort, dass die Göttin Rhiannon, die Auserwählte von Epona, ihren Plan, den Platz mit Shannon zu tauschen, erfolgreich durchgeführt hat. Rhiannon allerdings war eine richtige Zicke, männerverschlingend und gemein zu ihren Untergebenen. Shannon tritt ein schweres Erbe an – denn sie ist nicht wie Rhiannon, sieht nur so aus und wird dafür gehalten. Sie weiß noch nicht genau, was sie hier eigentlich soll und gerät in konfuse Situationen, die sie mit Alannas Hilfe glorreich meistert – bis sie ClanFintan adhoc heiraten soll, der so gar nicht erbaut über Rhiannons Verhalten ist. Shannon ist hingerissen von diesem großen, sexy Zentaur, halb Mann, halb Pferd, dabei geistreich, hilfsbereit, gütig, humorvoll und ausgesprochen attraktiv. Genau wie seine „Jungs“, die Zentauren, die Shannon fortan begleiten bei ihren weiteren Plänen. Denn Parthalon wird bedroht von bösen Mächten, die sich Shannon in ihren Träumen offenbaren. Zusammen mit ClanFintan, dem sie schon nach kurzer Zeit vorbehaltlos vertraut, ersinnt sie eine Strategie, um das Böse endgültig zu vernichten. Aber wie auch die besten Strategien es so an sich haben – es kommt immer alles anders, als man denkt.
Verdammte Rhiannon mit ihrem Ränkeschmieden und ihren Einmischungen. Wieso hatte ich nicht einfach einen netten Anwalt heiraten und die üblichen 2,5 verhaltensgestörten Kinder in einem Vorort aufziehen können, nebenbei ein Vermögen für einen Seelenklempner hinblättern, dessen Name vage italienisch klang und von dem ich in meinen Träumen fantasierte, mit dem ich aber nie wirklich etwas anfing?
Stattdessen war ich in dieser bizarren Spiegelwelt gelandet, mit einem Pferd/Mann, den ich wirklich heiß fand, üblen Kreaturen, die die Bevölkerung terrorisierten, einem extrem wunden Hintern und beginnenden Schmerzen in den Oberschenkeln sowie deodorantlosen Achselhöhlen, die vermutlich schon streng rochen. Und ohne ein Fitzelchen Toilettenpapier.
Wie meine Schüler kurz und bündig sagen würden: echt ätzend
Seite 214
Es ist eindeutig der Erzählstil, der einem schon nach kurzer Zeit völlig in den Bann zieht. Anfangs noch etwas langatmig und die Ich-Erzählerin Shannon wirkt etwas irre, so wird man doch spätestens nach dem Personentausch das Buch nicht mehr von der Hand los. Shannon, die sich Rhea nennen lässt, damit niemand erfährt, wer sie wirklich ist, findet sich in einer altmodischen Welt wieder, die noch keine technischen Errungenschaften besitzt und auch völlig anders redet. Immer wieder stößt sie mit ihren Aussprüchen auf Unverständnis, mit viel Witz passt sie sie dann für die derzeitigen Verhältnisse an. Selbst ihr bekannte Geschichten enthalten Fallstricke, mit viel Wortwitz erfindet sie Synonyme für die noch unbekannten Wörter. So wird aus dem Phantom der Oper schon mal das Phantom des Tempels. Auch ihre sarkastischen Bemerkungen, die ständig in die Erzählung einfliessen, sind witzig und lösen manchmal wahre Heiterkeitsausbrüche aus, willkürlich schmunzelt man das ganze Buch über. Nie verliert sie ihren Humor und ihren realistischen Blick auf ihr neues Leben. Natürlich hat sie auch großartige Nebendarsteller an ihrer Seite, jeder hat etwas Besonderes und viel trockenen Humor. Vielleicht fügt sie sich ein bisschen zu schnell in die neue Welt ein, einer der wenigen Kritikpunkte.
Die Wachen salutierten. ClanFintan sah befriedigt aus und strich mir noch einmal sanft über die Wange. Dann drehte er sich elegant um und trabte den Flur entlang, wobei er absichtlich laut mit den Hufen klapperte und dabei sehr zufrieden mit sich wirkte. Seite 256
Zentauren – sie sind die absolut wahren Helden der Geschichte. Edel, sanftmütig, witzig, ironisch, sexy und selbstbewusst sind sie eine ganz eigene Nummer. Mit ClanFintan hat die Autorin einen Charakter erschaffen, nachdem sich jede Frau die Finger lecken würde. Wie er oft betont, wurde er geboren, um Rhea zu lieben, was er genau macht, mit Herz und Verstand. Schnell verlieben die beiden sich und nichts steht zwischen ihnen, sie vertrauen sich und ihre Liebe funkelt durch jede Zeile des Buches. Sie schwingt förmlich und ihre ironischen Wortgeplänkel sind oskarreif, ein paar entwickeln sich sogar zu running gags. Der Ton zwischen ihnen ist heiter und unbeschwert, es ist sehr erholsam, eine solche Beziehung mitzuerleben, in der es kaum Missverständnisse gibt und sie wirklich miteinander reden. Ständig bekommt man vor Augen geführt, dass ClanFintan ein Zentaur ist, mit viel Phantasie beschreibt die Autorin ihr Verhalten und ihre Schwierigkeiten oder besonderen Probleme. Nichts wirkt gekünzelt, sondern elegant und edel, die Jungs sind einfach zum Verlieben. Nicht nur die Jungs, auch die Jägerinnen, die weiblichen Zentauren, spielen eine große Rolle – sie wirken alle so völlig normal, wie man sich seine besten Freunde vorstellt.
Wie ich bereits wusste, war es eine angenehme Art zu reisen, aber es war sehr schwer, eine Unterhaltung mit meinem Ehemann zu führen, wenn er das Transportmittel war, doch es war okay; ich genoss einfach den Ausblick auf die Landschaft. Seite 398
Rhea wird das Einleben auch ungemein erleichtert, da sie viele bekannte Gesichter wiedertrifft. Sie heißen zwar in der Spiegelwelt anders, aber ihre Charaktere sind ähnlich, genau wie ihr Verhalten. Mit Parthalon hat P.C. Cast eine fantastische Welt erschaffen, genau wie mit ihren Charakteren. Mit farbenfrohen und plastischen Bildern entsteht diese Welt vor den Augen des Lesers, detailreich beschrieben von der Autorin. Das Böse spielt allerdings auch eine große Rolle, ein Krieg kündigt sich an und man bekommt schon Herzrasen alleine bei dem Gedanken, den geliebten Charakteren könnte etwas zustoßen. Eindringlich legt sich eine Stimmung über den Leser, man traut sich kaum, die Seiten umzublättern, um nicht die weiteren Geschehnisse zu erfahren. Wobei die Autorin niemals zu sehr ins Detail geht schafft sie es trotzdem großartig, Angst und Schrecken ins Gemüt einziehen zu lassen. Zwar ist das Buch in sich abgeschlossen, man legt es aber nur ungern aus der Hand, denn das heißt ja auch, sich von hinreißenden Charakteren verabschieden zu müssen. Einen ganz großen Dank auch an Mira, dass sie sich nicht dem allgemeinen Zug angeschlossen und dieses dicke, großformatige Taschenbuch zu einem hervorragenden Preis herausgebracht haben.
Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf an seine Brust und wünschte mir aus tiefstem Herzen, dass Rhiannon von einem Bus überfahren wurde. Seite 409
Fazit
Herrlich locker, witzig, ironisch, sarkastisch und gefühlvoll, auch spannend, düster, eindringlich und beängstigend wirkt der erste Teil der Tales of Parthalon von P.C. Cast. Die Geschichte verbreitet einfach nur gute Laune, ihre Helden sind anbetungswürdig. Ihr Miteinander ist ungezwungen, ihre Freundschaft tief und vertraut, nichts wirkt lächerlich oder übertrieben – außer einer Sache vielleicht, Situationskomik und Wortwitz beherrschen das Geschehen. Zentauren und eine phantastische Welt – unbedingt lesen *g*.
LG
Patty