Rory Clements: Revenger

  • Kurzbeschreibung (amazon)


    1592. England and Spain are at war, yet there is peril at home, too. The
    death of her trusted spymaster Sir Francis Walsingham has left Queen
    Elizabeth vulnerable. Conspiracies multiply. The quiet life of John
    Shakespeare is shattered by a summons from Robert Cecil, the cold but
    deadly young statesman who dominated the last years of the Queen's long
    reign, insisting Shakespeare re-enter government service. His mission:
    to find vital papers, now in the possession of the Earl of Essex. Essex
    is the brightest star in the firmament, a man of ambition. He woos the
    Queen, thirty-three years his senior, as if she were a girl his age. She
    is flattered by him - despite her loathing for his mother, the
    beautiful, dangerous Lettice Knollys who presides over her own
    glittering court - a dazzling array of the mad, bad, dangerous and
    disaffected. When John Shakespeare infiltrates this dissolute world he
    discovers not only that the Queen herself is in danger - but that he and
    his family is also a target. With only his loyal footsoldier Boltfoot
    Cooper at his side, Shakespeare must face implacable forces who believe
    themselves above the law: men and women who kill without compunction.
    And in a world of shifting allegiances, just how far he can trust Robert
    Cecil, his devious new master?


    Inhalt
    Nach den Ereignissen des ersten Bandes "Martyr" (dt."Seelenfänger ") hat John Shakespeare sich aus dem Geheimdienst zurückgezogen und sich mit seiner katholischen Frau Catherine als Schulmeister niedergelassen. Sein früherer Arbeitgeber Walsingham ist inzwischen verstorben.
    1592, nach fünf friedlichen Jahren, wird Shakespeare zum[URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Devereux,_2._Earl_of_Essex] Earl von Essex [/URL]beordert, der ihm einen merkwürdigen Auftrag erteilt: er soll Eleanor Dare, eine junge Frau, die seinerzeit unter den "verlorenen" Kolonisten in Roanoke Island war, ausfindig machen. Angeblich soll diese Frau in London gesehen worden sein und man erhofft sich von ihr Aufschluss über das Schicksal der verschwundenen englischen Siedler in Neuengland.
    Es ist erstaunlich, warum sich der Earl of Essex dafür interessieren sollte, aber da sein irischer Gefolgsmann Mc Gunn ihm eine hohe Belohnung zusagt und ihm andererseits für den Weigerungsfall Sanktionen gegen Shakespeares katholische Frau androht, erklärt Shakespeare sich bereit.
    Auch [URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Cecil,_1._Earl_of_Salisbury]Robert Cecil[/URL], wichtigster Minister von Königin Elizabeth, der sich für ihre Sicherheit verantwortlich fühlt, hat einen wichtigen Auftrag für Shakespeare: Cecil verdächtigt den ehrgeizigen Essex, Günstling der alternden Königin, nach ihrem Tod den Thron an sich reißen zu wollen - eventuell auch, diesen Tod beschleunigen zu wollen. Um seinen Anspruch zu untermauern, plane er angeblich, seine Frau Frances (Tochter des verstorbenen Walsingham) zu vergiften und die junge, dem Thron nahestehende Arbella Stuart heiraten zu wollen. Shakespeare soll Essex beobachten und eine solche Heirat verhindern.
    Als hätte er nicht schon genug zu tun, wird Shakespeare auch noch in einen Mordfall verwickelt. Ein junges Paar wurde im Wald erschlagen aufgefunden, das Mädchen aus einer ehrbaren Familie war die unwillige Braut eines Puritaners, die an ihrem Hochzeitstag beim "Seitensprung" mit ihrem Geliebten den Tod fand. Es zeigt sich bald, dass dieser Doppelmord mit den anderen Aufträgen zusammenhängt, denn auch der ermordete junge Mann war auf der Suche nach Eleanor Dare gewesen...
    Im Privatleben Shakespeares steht es nicht zum Besten, er will seine Frau Catherine immer wieder daran hindern, ihre katholische Religion zu pflegen, da sein alter Widersacher, der fanatische und grausame Richard Topcliffe (s."Seelenfänger") nur darauf wartet, Catherine als Verräterin festzunehmen und hinzurichten. Catherine ist jedoch ziemlich uneinsichtig und die Eheleute trennen sich in schlechtem Einvernehmen, als Shakespeare sie zu ihrer Familie in den Norden schickt, um sie sowohl vor Topcliffe als auch vor der in London grassierenden Pest zu bewahren.
    Shakespeare und sein treuer Diener Cooper Boltfoot bleiben in London zurück und stürzen sich in lebensgefährliche Ermittlungen.



    Meine Meinung


    Die Handlung dieses gutrecherchierten Romans ist sehr komplex. Die meisten Figuren sind historisch belegt und werden realitätsgetreu dargestellt, das gilt nicht nur für die Hauptfiguren, sondern auch für deren Familienangehörige, besonders die extrem ehrgeizige und skrupellose Familie des Earl of Essex. Man muss aufmerksam und konzentriert lesen sowie möglicherweise zusätzlich recherchieren, um den Überblick über die verschiedenen Handlungsstränge zu behalten. Am Ende wird der Leser dann belohnt, wenn alle Puzzleteilchen sich zu einem höchst interessanten Gesamtbild vereinigen.
    Mir persönlich hat besonders die Beschreibung der Tätigkeit des "Searcher of the Dead" gefallen, dieser war sozusagen ein Vorläufer der heutigen Gerichtsmediziner. Es ist sehr eindrucksvoll, welche Erkenntnisse er bei der Leichenschau gewinnt, obwohl ihm keinerlei moderne forensische Methoden zur Verfügung stehen.
    Der Schreibstil des Autors sagt mir sehr zu, es wird sehr spannend erzählt, wobei auch unangenehmere Szenen wie Folterbeschreibungen nicht ausgespart werden. Das Vokabular ist dem 16.Jahrhundert angepasst, im Anhang befindet sich ein 10 Seiten (!) umfassendes Glossar, in dem die altertümlichen Ausdrücke erläutert werden.
    Außerdem enthält der Anhang ein historisches Nachwort des Autors und ein Verzeichnis über diverse (historisch verbürgte) Romanfiguren und ihr Schicksal. Mehr darüber bietet auch die Homepage des Autors.


    Fazit: "Revenger" ist ein anspruchsvoller und komplexer Roman, der unbedingt empfehlenswert ist, wenn man Zeit und Ruhe hat, sich voll darauf zu konzentrieren. Interessenten an englischer Geschichte sollten sich das Buch nicht entgehen lassen, diese Serie kann den exquisiten Shardlake-Büchern von C.J.Sansom das Wasser reichen. Ich würde empfehlen, wegen des besseren Verständnisses den ersten Band, "Seelenfänger" zuerst zu lesen.
    Von mir gibt es für "Revenger" 10 Punkte. :respekt


    "Revenger" ist derzeit noch nicht ins Deutsche übersetzt. In England ist vor Kurzem der dritte Band ("Prince") als HC erschienen.

  • @ Enigma


    huiiiiiii, Du hast also auch Feuer gefangen, wenn Du den nächsten Band nach Seelenfänger schon gelesen hast.


    Ich habe mir Revenger auch schon geholt und freue mich schon drauf.


    @ Herr Palomar
    ja, das ist das gleiche Buch

  • Habe gerade auf der histocouch gelesen, dass die nachfolgenden Bände (nach Band 1) nicht mehr ins Deutsche übersetzt werden. So´n Mist. Ich kann die Bücher nicht auf Englisch lesen. Ich werde ab jetzt vorsichtig mit Serien sein. Wobei man natürlich auch Band 1 so stehen lassen kann, wäre allerdings schöner gewesen, wenn man weis wie es weiter gehen kann.

  • Zitat

    Wahrscheinlich war das Buch kein Verkaufserfolg


    Vermutlich sind diese Bücher zu anspruchsvoll für die breite Masse und treffen mit ihrer speziellen Thematik auch nicht so das allgemeine Interesse.
    Ich fand alle drei Bände sehr lesenswert und bin wirklich froh, dass ich bei englischen Büchern nicht auf die Übersetzung angewiesen bin.

  • Zitat

    Allerdings habe ich den neuen Band auch nicht mehr in den Mengen ausgelegt gesehen, wie Band 3.


    In den Münchener Hugendubelfilialen liegen alle Bände aus, aber dort ist das Angebot auch größer als in den Durchschnittsbuchhandlungen. Letzte Woche war ich auf "Tournee" durch die Bremer Thalias, die können sich überhaupt nicht mit dem Hugendubel messen.
    Ich wundere mich darüber, dass der fünfte Band eher selten erhältlich ist, er ist meiner Meinung nach der beste dieser ohnehin sehr ansprechenden Reihe.


    Vom Anspruch würde ich C.J.Sansom und Rory Clements ungefähr gleichsetzen.

  • Zitat

    Original von €nigma
    Ich wundere mich darüber, dass der fünfte Band eher selten erhältlich ist, er ist meiner Meinung nach der beste dieser ohnehin sehr ansprechenden Reihe.


    Ja, das wundert mich auch. Der dritte Band lag damals stapelweise aus, der vierte war auch noch einigermaßen präsent, den fünften siehst Du so gut wie gar nicht.


    BTW: als ich letztens in München war und mich voller Freude in den Hugendubel gestürzt habe, weil ich dachte, daß mich eine riesige Abteilung englischsprachiger Bücher erwartet, war ich sehr überrascht, daß die nicht größer war als in den hiesigen großen Thalias (mit den kleinen ist es nicht vergleichbar und Hugendubel ist im 150 km-Kreis nicht verbreitet).

  • Danke für den Tipp, den kannte ich nicht. Bisher war ich nur in denen in der Fußgängerzone (Kauffinger Straße heißt die glaube ich). Wahrscheinlich komme ich Ende Oktober nach München und hoffe, daß ich noch ein bißchen extra Zeit einplanen kann.