Der Elefantenflüsterer / The Elephant Whisperer – Lawrence Anthony

  • Kompletter deutscher Titel: "Der Elefantenflüsterer: Mein Leben mit den sanften Riesen und was sie mir beibrachten"
    OT: The Elephant Whisperer


    Zum Inhalt
    (bei amazon.de gemopst)


    Der bewegende Bericht vom preisgekrönten Umweltschützer Lawrence Anthony über seine Elefantenherde in der Wildnis Südafrikas. In Lawrence Anthonys Naturschutzreservat hatten fast hundert Jahre keine Elefanten mehr gelebt. Eines Tages erfuhr er von einer heimatlosen und bedrohten Herde, die er bei sich aufnahm. Er entwickelte eine enge Beziehung zu den sanften Riesen, die sein Leben für immer veränderten.



    Über den Autor
    (dito)


    Der Umweltschützer Lawrence Anthony ist Gründer der Earth Organization. Für seine Arbeit wurde er mit dem Earth-Day-Award der Vereinten Nationen ausgezeichnet. Er lebt im südafrikanischen Zululand.



    Meine Meinung


    Thula Thula („Ruhe und Frieden“) heißt der Besitz von Lawrence Anthony und seiner Frau Françoise im Westen Südafrikas, in Kwa Zulu Natal, gut zwei Stunden von Durban entfernt. Ruhe und Frieden sollen vor allem die wilden Tiere finden, deren Schutz sich Anthony verschrieben hat, denn Thula Thula ist vor allem ein Reservat für bedrohte Tierarten.


    1999 erhält Anthony einen Anruf: für eine Herde von sieben durch menschliche Grausamkeit traumatisierte und äußerst aggressive Elefanten wird ein neues Zuhause gesucht; finden diese Elefanten keinen neuen Platz, werden sie getötet. Lawrence Anthony zögert, weil er sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlt, kann dann aber doch nicht anders, als diese Elefanten aufzunehmen. Innerhalb kürzester Zeit wird ein Gehege errichtet und die Herde kommt nach Thula Thula. Die Herde – das sind Nana, die Chefin und „Mama“ des Clans; Frankie, die sich durch besondere Aggressivität auszeichnet; Mnumzane, der halbwüchsige Bulle, Mabula und Marula, Sohn und Tochter von Frankie sowie Nandi, die Teenager-Tochter Nanas und der noch kleine Sohn Nanas, der den Namen Mandla erhält.


    Die Anwesenheit der von tiefem Misstrauen, ja sogar Hass gegenüber den Menschen geprägten Elefanten auf Thula Thula gestaltet sich schwierig, fast unmöglich; mehr als einmal gibt es brenzlige, nachgerade lebensgefährliche Situationen für Anthony und seine Ranger. Aber mit Geduld und Intuition gelingt es Anthony tatsächlich, das Vertrauen der Elefanten zu erringen und ihr Freund zu werden, um sie später dann auf dem Grundstück wieder auszuwildern.


    Klingt kitschig – ist es aber nicht; das Buch kommt gänzlich ohne Disney-Kinderfilm-Romantik aus. Dafür ist es umso anrührender, als Leser mitzuerleben, wie aus den traumatisierten Elefanten wieder glückliche, in Freiheit lebende Tiere werden. Die ersten Elefanten in der Gegend von Thula Thula seit über einhundert Jahren.

    Dabei ist der gemeinsame Weg von Mensch und Elefant nicht frei von Rückschlägen, von traurigen Ereignissen und Fehlern, die Lawrence Anthony dabei macht und im Buch ehrlich eingesteht, aber auch voller Glücksmomente. Und quasi nebenbei erfährt man noch allerhand Wissenswertes und Erstaunliches über Elefanten.


    Dabei ist dieses Buch nicht nur eines über Elefanten, das zahlreiche, durchaus auch witzige Anekdoten über das Leben mit ihnen schildert. Auch andere Wildtiere wie Rhinozerosse, Schlangen, ein epileptisches Warzenschwein namens Napoleon, Hyänen, Löwen und Leoparden, Krokodile und nicht zu vergessen die drei Hunde der Anthonys, Max, Penny und Bijou, haben ihre Auftritte, genauso wie die Ranger David und Brandon - und Anthonys Frau Françoise, die als gebürtige Pariser Großstadtpflanze den Alltag im Busch mit einer Mischung aus trockenem Humor und tatkräftiger Dickköpfigkeit meistert. Ihr ist es schließlich auch zu verdanken, dass aus Thula Thula eine luxuriöse Unterkunft für eine kleine Anzahl für Gästen wird; Einnahmen, die die Kosten und letztlich auch den Erhalt dieses Reservats sichern.


    Anthony schildert die Probleme, die sich daraus ergeben, mit Thula Thula sowohl den Tieren als auch den Menschen gerecht zu werden; er berichtet von Wilderern und blutigen Stammesfehden und seiner Arbeit im Zoo von Baghdad während des Irakkriegs 2003. Er gibt Einblicke in die Stammeskultur der Gegend und in den oft schwierigen Alltag des Landes.


    Dabei ist Anthony ein begnadeter, humorvoller Erzähler; ich hatte während des Lesens oft das Gefühl, ich würde mit ihm auf der Veranda sitzen, über Thula Thula schauen und ihm bei einem Glas Hochprozentigem dabei zuhören, wie er mir all diese Geschichten erzählt.


    Ein in höchstem Maße unterhaltsames Buch, von einer ganz eigenen Spannung und Emotionalität, manchmal traurig, sehr oft lustig und immer interessant. Vor allem aber lebensbejahend, ein Plädoyer für die Natur und die Balance zwischen eben dieser Natur und dem Menschen, frei von Kitsch und Verromantisierung, mit leisen, ernsten Untertönen, ohne dass Anthony dabei auch nur ein einziges Mal den moralischen Zeigefinger hebt.


    Absolut empfehlenswerte Lektüre, nicht nur für Elefanten-Fans wie mich – aber für die ganz besonders!



    Links:


    Wikipedia-Artikel über Lawrence Anthony (englisch)


    Offizielle Website von Lawrence Anthony (wahlweise englisch oder französisch)