Über das Buch
(bei amazon.de ausgeliehen)
Brigitta, die Titelgestalt der zuerst 1844, in überarbeiteter Form dann 1847 im vierten Band der Studien erschienenen Erzählung, ist bei aller natürlichen Lebenskraft auf ungewöhnliche Weise benachteiligt: als Kind so häßlich, daß selbst die Mutter sich von ihr abwendet, wächst sie einsam und unverstanden auf, und auch ihre Ehe steht vorerst unter keinem guten Stern. Der Leser wird Schritt für Schritt in die Ereignisse eingeweiht, kann das die Erzählung beherrschende Geheimnis aber erst im Rückblick ganz verstehen.
Über den Autor
(dito)
Adalbert Stifter kam am 23. Oktober 1805 in Oberplan, heute Horní Planá, in Südböhmen zur Welt. Nach der Gymnasialzeit im Stift Kremsmünster studierte er in Wien Jura und Naturwissenschaften. Ohne Abschluss verdiente er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Bereits kurz nach dem Erscheinen seiner drei ersten Erzählungen 1839/1840 galt er als erfolgreicher Schriftsteller. Mit dem berühmten vierbändigen Erzählzyklus ›Studie‹ erreichte er seinen literarischen Höhepunkt. 1850 wurde er Schulrat und Inspektor der oberösterreichischen Volksschulen in Linz. Hier entstanden die Novellensammlung ›Bunte Steine‹ (1853) und die Romane ›Der Nachsommer‹ (1857) und ›Witiko‹ (1865-1867). Wegen einer unheilbaren Krankheit wollte sich Stifter in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1868 das Leben nehmen. Er starb am 28. Januar 1868 an den Folgen des Suizidversuchs.
Meine Meinung
Der namenlose Ich-Erzähler dieser Novelle besucht seinen Freund, den Major, auf dessen Landsitz in der ungarischen Puszta. Der Major führt dort ein zufriedenstellendes, in jeder Hinsicht reiches Leben – allerdings ohne Frau. Ganz ähnlich wie seine Nachbarin Brigitta, die ohne Mann lebt und gemeinsam mit ihrem Sohn Gustav ihre eigene Besitzung verwaltet. In Rückblicken wird die Geschichte Brigittas erzählt – und auch, was sie mit dem Major über die nachbarliche Freundschaft hinaus verbindet …
Diese Novelle war meine erste Lektüre aus der Feder Adalbert Stifters und ich bin absolut hingerissen. Nach modernen Maßstäben ist der Stil von „Brigitta“ vielleicht zu überschwänglich-blumig, die Geschichte vielleicht zu rührselig – mir ging sie ans Herz und ich bin immer noch völlig berauscht von der Sprache Stifters.
Vor allem aber hat mich überwältigt, wie viele weise und wahre und schöne Gedanken sich auf diesen wenigen Seiten finden, wie Stifter es gelingt, in dem kleinen Rahmen dieser Novelle solch tiefgehende Einsichten in die menschliche Psyche zu schildern.
Für mich ein erstaunliches und berührendes Büchlein, von dem ich sicher beim ersten Lesen noch nicht einmal die Hälfte dessen entdeckt, geschweige denn verarbeitet habe, was darin steckt.