OT: An Awfully Big Adventure
D: Georgina Cates, Alan Rickman, Hugh Grant
R: Mike Newell
Zum Inhalt:
Liverpool, 1947. Die sechzehnjährige Stella (Georgina Cates) träumt in den trostlosen Nachkriegsjahren vom Glanz des Theaters. Ein Traum, der in greifbare Nähe rückt, als sie von einer kleinen Theatertruppe als Aushilfe eingestellt wird. Sie verliebt sich in den herrisch-arroganten Regisseur Potter (Hugh Grant), beginnt jedoch aus Trotz ein Verhältnis mit dem alternden Theatermimen P.L. O’Hara (Alan Rickman) - und die Situation eskaliert, sowohl innerhalb der Theatertruppe als auch im Leben einzelner Personen.
Ich hab meinen Augen nicht getraut, als ich in der Fernsehzeitung entdeckte, dass dieser Film kommende Woche ausgestrahlt wird – denn er läuft eigentlich nie im TV, es ist nicht einmal eine deutschsprachige Version auf DVD erhältlich.
Vielleicht sogar verständlich, weil er damals, 1994, an den Kinokassen ein Totalflop war und auch reichlich schlechte Kritiken erhielt. Zu Unrecht, wie ich finde, denn ich war beim ersten Kinobesuch damals so hingerissen, dass ich mir den Film gleich noch ein zweites und drittes Mal angucken musste und er mir über all die Jahre in sehr, sehr guter Erinnerung geblieben ist.
Dabei ist es ein trauriger, nachgerade deprimierender Film; seine Charaktere sind fast ausnahmslos gescheiterte Existenzen, deren Lebensträume schon lange zerbrochen sind, nicht zuletzt durch den gerade erst überstandenen Krieg. Umso beharrlicher klammern sie sich an den blassen Hoffnungsschimmer, den ihnen die geplante Aufführung von „Peter Pan“ bietet – und an die Hoffnung auf Liebe. Es ist eine doppelbödige Geschichte über Schein und Sein, die hier erzählt wird, über den schmalen Grat, der manchmal Wirklichkeit und Illusion trennt und dann und wann gänzlich verschwindet.
Hugh Grant ist großartig als schmieriger, fieser Regisseur; nach „Maurice“ und diesem Film habe ich ihn nie wieder derart gut gesehen - aber der eigentliche Star des Films ist für mich Alan Rickman. Als O’Hara zeigt er die ganze Bandbreite seines darstellerischen Könnens und spielt dabei die restliche Besetzung glatt an die Wand; hinreißend ist er in diesem Film, und zu Herzen gehend sensibel und emotional hinter der knurrigen Fassade des alternden Schauspielers.
Fans von Alan Rickman empfehle ich deshalb besonders, den Videorecorder zu programmieren; aber auch sonst denke ich, dass dieser Film dem einen oder anderen gefallen könnte, der traurige Filme mag, die zugleich sperrig und subtil daherkommen.
Randnotiz: Der Originaltitel „An Awfully Big Adventure“ (den ich wesentlich treffender finde als den nichtssagenden, dümmlichen deutschen Titel) bezieht sich übrigens auf ein Zitat aus „Peter Pan“, nach dem Sterben ein schrecklich großes Abenteuer sei, und der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Beryl Bainbridge; die deutsche Ausgabe von 1995, ebenfalls unter dem Titel "Eine sachliche Romanze", ist leider vergriffen.