Allgemein
Verlag: Atlantis Verlag Guido Latz (15. April 2011)
Format: Broschiert, 220 Seiten, Größe 21,1 x 14,7 x 1,8 cm
ISBN-10: 394125829X
ISBN-13: 978-3941258297
Der Autor:
Dirk van den Boom, geb. 1966 in Fürstenau, wuchs an der Nordseeküste in Wilhelmshaven auf. Er studierte Politikwissenschaft an der Universität Münster und arbeitet seitdem als Consultant in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Migrationspolitik und Sozialpolitik. Seit 2005 ist er selbständig.
Sein erstes Romanhonorar erhielt er 1998 für einen Ren-Dhark-Roman aus dem "Projekt 99" des Mohlberg-Verlages, 2000 startete die von ihm initiierte SF-Serie "Rettungskreuzer Ikarus". Er schrieb Romane zu den Serien "Rex Corda", "Die Abenteurer" und "Professor Zamorra" und ist regelmäßiger freier Mitarbeiter des SF-Magazins "phantastisch!". Von 2007 bis 2009 publizierte er seine ersten serienunabhängigen Romane, die "Tentakelkrieg"-Trilogie. Derzeit arbeitet er an einem sechsteiligen "alternative history"-Zyklus namens "Kaiserkrieger". Darüber hinaus ist er als Übersetzer für eine Reihe von Genre-Verlagen tätig und gehört zur Redaktion von "phantastik-news.de und zu den Ausrichtern des Deutschen Phantastik Preises (DPP). Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Saarbrücken.
(Quelle: wikipedia.de)
Inhalt:
Trunken von ihrem Triumph vor Adrianopel setzen die Goten zur Eroberung Ostroms an und bedrohen Thessaloniki. Während die Männer des Kleinen Kreuzers Saarbrücken noch versuchen, ihre Nützlichkeit für das Römische Reich unter Beweis zu stellen, formiert sich der Widerstand gegen die "Zeitenwanderer". Mächtige Kirchenfürsten intrigieren gegen den wachsenden Einfluss der Deutschen, und sogar auf der "<em>Saarbrücken</em>" selbst wird der Keim des Verrats gepflanzt. Und nicht nur dort …
(Quelle: amazon.de)
… geht es nahtlos weiter …
… mit der spannenden Geschichte um Kapitän Rheinberg und die Mannen der "Saarbrücken".
Wie schon in Band I (siehe Rezi zu Kaiserkrieger Teil I, "Die Ankunft") kämpft die Besatzung des in der Zeit der Spätantike gestrandeten Schiffes an mehreren Fronten gleichzeitig um das Vertrauen der römischen Politik, die sich nicht alleine auf den Kindkaiser stützt, selbst wenn der das (vermeintlich) letzte Wort hat.
So verfolgt Dirk van den Boom die in Band I ausgelegten Handlungsstränge konsequent weiter, schickt Kapitän Rheinberg zum Kaiser, schlägt eine kleinere Schlacht gegen die Goten, zeigt uns, wie es dem heimlichen Liebespaar, der Senatorentochter Julia und dem aus Liebe desertierten Thomas Volkert ergeht, und der erste Offizier von Klasewitz zeigt dem Leser sein wahres Gesicht, das sich bereits in Band I erahnen ließ.
Kurz:
Es rummst und kracht, es wird intrigiert, und es wird verraten. Ich habe eine spätantike "Spezialeinheit" bei ihrer Arbeit beobachten dürfen, wurde zwangsweise für die Legion rekrutiert und habe politische Winkelzüge verfolgt, in denen die sich selbst neu findende christliche Lehre eine große Rolle spielt.
Wo im ersten Band des Zyklus noch eine gewisse "Luftigkeit" im Plot vorhanden war, wird es hier nun um einiges dichter. Die Geschehnisse folgen Schlag auf Schlag, die Wechsel der Perspektiven sind gut und leicht nachvollziehbar, die Handlung wird schneller.
Sehr gelungen finde ich hierbei die Einsprengsel der notwendigen Recherche für dieses Buch. Der Roman ist kein historisch korrektes Werk, und es stellt diesen Anspruch auch in keinster Weise. Dieses Buch soll nicht lehren, sondern unterhalten. Und das tut es einwandfrei. Dirk van den Boom schafft es dabei mit leichter Feder, die wichtigen Hintergründe, die auch historisch belegt sind, in die Handlung einzuflechten.
Ein wichtiger Punkt, denn ohne dieses Wissen würde man als moderner Leser vor vielen Situationen, und den daraus resultierenden Handlungen der Personen, zunächst ratlos dastehen.
Die Sprache …
… des Buches ist wie im ersten Band sehr einfach und locker gehalten, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist. Die Bandwurmsätze, die vereinzelt in "Die Ankunft" noch auftauchten, sind vollends verschwunden, so als hätte Dirk van den Boom sich nun warm geschrieben. Ein Pluspunkt, denn so kann sich das Geschehen der einzelnen Stränge als angenehm, und leicht zu genießendes Kopfkino, vor dem Leser ausbreiten.
Als ebenso angenehm empfand ich es, dass die Schlacht gegen die Goten nicht in epischer Breite dargestellt wurde. Denn im eigentlichen Sinne war es keine Schlacht, sondern ein Massaker, oder eher eine Massenhinrichtung. Es war ein geschickter Schachzug des Autoren, hier auf unangebrachtes Pathos zu verzichten.
Schwerter und Bogen gegen Maschinengewehre …
Wer benötigt da noch den Kamermann, der voll draufhält?
Wer möchte da noch von einer echten Schlacht und Heldenmut reden?
Dirk van den Boom hat diesen Punkt nach meinem Dafürhalten exzellent gelöst.
Erste Wirkungen …
… des Eingreifens in die Geschichte, das die Mannschaft unter Kapitän Rheinberg bereits durch ihr Auftauchen unweigerlich darstellt, lassen sich bereits erahnen. Diese Ahnung verdichtet sich am Ende dieses zweiten Bands zu einer Gewissheit, aber mehr möchte ich hierzu nicht verraten. Es bleibt spannend, inwieweit sie die bekannte Historie verändern können oder werden.
Auch das in Band I nur wenig beachtete Gefühl der Verlorenheit, dass die Besatzung mit Sicherheit nach ihrer Ankunft befallen haben dürfte, wird nun hier und da thematisiert. Aber es wird nicht aufdringlich, oder sogar federführend in die Handlung eingeflochten, was mir gut gefällt.
Die Besatzung der "Saarbrücken" besteht eben aus Soldaten, die durch ihren "Beruf" die Trennung von Familie und Heimat bereits kennen. Da sie unter ihrem Kapitän aber versuchen ihr Schicksal soweit es geht in die eigenen Hände zu nehmen, fände ich als Leser es unpassend, alle paar Seiten von Sehnsucht und Heimweh zu lesen.
Es schimmert dann und wann bei einigen Personen durch. Aber dann geht es zurück an den großen Plan, der das alles vielleicht gar nicht so schlimm werden lässt, und vielleicht wieder zurück in die eigene Zeit führt.
Man mag mich jetzt für einen Aufschneider halten, aber ich persönlich würde es auch nicht anders halten.
Mein Fazit:
Es fällt mir schwer, bei dieser Rezension nicht zu spoilern. Zu vieles geschieht gleichzeitig, ist gleichrangig wichtig und spannend, ist bereits ersichtlich miteinander verzahnt, oder man ahnt, dass hier bestimmte Personen und Ereignisse noch eine große Rolle spielen werden, als dass ich bestimmte Punkte (vielleicht sogar vorsichtig umschrieben) besonders darstellen könnte.
Wer Spaß an dem Subgenre der Science Fiction "Alternative history" hat, wird hier auf alle Fälle weiterhin sehr gut bedient. Jeder Strang der Handlung hat sein eigenes Thema, sei es Politik (Thriller), Action (der Verrat und seine Folgen), Zwischenmenschliches … eine erstaunliche Bandbreite, die dem zweiten Teil des auf sechs Bände ausgelegten Zyklus eine zusätzliche Würze verleiht.
Das Gesamtpaket hat mich auch beim zweiten Teil voll überzeugt. Der erste Band hatte ja schon eine Odyssee mitgemacht, während ich ihn gelesen habe, und auch dem zweiten Buch des Zyklus ist es nicht besser ergangen. Dennoch haben beide Bücher keine Knicke oder sonstigen Beschädigungen. Die Bindung hält, das Cover verdient auch nach einigen Tagen in meiner Arbeitstasche, Frühstücks- und Mittagspausen, sowie dem traditionellem "Nur-noch-ein-Kapitel-dann-mache-ich-das-Licht-aus"-Lesen im Bett seinen Namen.
Insgesamt ist "Der Verrat" also wieder ein Rundumsorglos-Paket aus dem Atlantis Verlag, der spätestens jetzt zur festen Liste meiner ersten Anlaufstellen gehört, wenn ich neues Lesefutter benötige.
Ich wurde aufs Beste unterhalten, und freue mich bereits jetzt auf den dritten Band "Der Aufbruch".