Nach viel innerlichem Hin und Her entscheide ich mich letztlich für acht Sterne. Um einmal einen griffigen Vergleich aus der Ernährung zu bemühen, dies ist sicherlich kein labberiger Toast von McDonald's, sondern eher ein Bio-Vollkornbrot - und das sollte man schließlich auch langsam essen, und sehr gründlich "durchkauen". Ein schneller Happen für zwischendurch ist es also sicherlich nicht!
Nach der Leseprobe war ich skeptisch, wie dieses Buch sein Ziel verfolgen würde. Nun sehe ich ein wenig klarer. Der Aufbau ist tatsächlich durchgehend derselbe wie im ersten Kapitel: Zuerst wird eine historische Gestalt, die die Autorin als "Prophet" ansieht, in einer spirituellen Schlüsselszene dargestellt, wobei sie eine sehr blumige Sprache verwendet, und die Episode durchaus ein wenig frei nacherzählt. Anschließend erläutert sie die Essenz dieser Szene noch einmal in eigenen Worten, jeweils unterstützt von einem Beispiel aus ihrem eigenen Leben. Und drittens wird das jeweilige Kapitel abgeschlossen von einer erneuten Formulierung in "Gesetzes-Form", die in einzelne, teils recht praktische Schritte unterteilt ist - sprich: wie kann ich dies im Alltag umsetzen.
Es gibt einiges, was ich an diesem Buch sehr gut fand, aber ich habe auch etliche Male die Stirn gerunzelt. Letztlich bin ich zu der Auffassung gekommen, dass ich die mir unverständlichen Aspekte nicht als Kritik formulieren sollte, sondern sie lieber als sehr eigene Sicht der Autorin verbuche, und ihr nicht negativ auslege. Sie selber begründet ja auch, warum sie dieses Buch schrieb: sie wurde schon oft gefragt, ob sie nicht einmal aufschreiben könne, was für sie die Grundlagen der Lichtarbeit ausmache. Und genau das hat sie getan, nicht mehr, nicht weniger. Insofern will das Buch auch niemanden bekehren. Es ist eine sehr persönliche Sicht der spirituellen Welt, mit der man ja nicht übereinstimmen muss.
Zum Positiven. Wie bereits gesagt, gestaltet sie jedes Kapitel in drei Schritten. Blumiger erster Abschnitt - erläuternder, persönlicher zweiter Abschnitt - praktischer Teil für die Umsetzung. Im Prinzip sind dieses drei Teile voneinander unabhängig, man könnte sie also auch einzeln nachlesen. Je nachdem, ob man mehr blumig oder mehr praktisch veranlagt ist. Bei mir persönlich kamen die jeweils dritten Abschnitte am besten an. Frau Schöfmann erläutert wirklich sehr gut, was Hindernisse auf dem spirituellen Weg sein können, und wie man mit ihnen umgeht: dabei berührt sie so unterschiedliche Themen wie Meditationspraxis, Umgang mit Hindernissen, und Wahl eines geeigneten Lehrers.
Zweitens, die gewählten spirituellen Persönlichkeiten werden als Menschen geschildert, nicht als Supermänner. Es wird glaubhaft gemacht, wie auch sie zweifelten, und dass der Einstieg in die Spiritualität durchaus am Anfang für sie erschreckend gewesen ist. Gleichzeitig liegt hier für mich ein Kritikpunkt: die ausgesprochen freie Auslegung, und die Auswahl dieser Persönlichkeiten. Macht es wirklich Sinn, Adam, Jesus, Mohammed und Buddha in einem Atemzug zu nennen? Da möchte ich doch sehr dran zweifeln! Vor allem, weil Buddha beispielsweise eben NICHT den Glauben an Gott vertreten hat, wie Frau Schöfmann. Und auch die geschilderte Episode aus dem Leben Buddhas kenne ich aus der Überlieferung her anders! Er hat die Motivation zu seinem "Ausstieg" NICHT durch einen Traum gewonnen, sondern auf den berühmten "4 Ausfahrten". Sicher kann man hier leicht in Haarspaltereien geraten. Doch ich möchte nur zeigen, dass die Autorin nicht immer den jeweiligen Überlieferungen folgt.
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zu den mir unverständlichen Aspekten - die ich, wie weiter oben geschildert, eben nicht als Kritik verstanden wissen möchte.
Dieses Buch ist persönlich, und zwar durch und durch. Gut, dann darf es auch Eigenheiten haben. Aber muss man in einem spirituellen Buch wirklich den Glauben an Gott als Schöpfer voraussetzen? Und das tut sie! Und das hakt eben für mich ganz enorm an der Erwähnung Buddhas in diesem Buch. Der Buddha wird hier als ein Prophet von vielen unter dem Gottesglauben subsumiert, und da frage ich mich, ob die Autorin die Lehre Buddhas wirklich verstanden hat. Gut, es ist ihre Perspektive, und wenn sie ihr auf ihrem persönlichen Weg weiterhilft, bitteschön.
Ferner kann ich persönlich ihre Formulierung dessen, was ein "Prophet" nun war, nicht so ganz akzeptieren. Sie bezeichnet Mohammed als den "letzten Propheten". Aha? Und was ist dann beispielsweise mit Swedenborg, Jakob Lorber, oder, in neuerer Zeit, Neale Donald Walsch?? Auch sie haben unzähligen Menschen neue Weisheiten offenbart. Auch sie sprechen alle von "Gott". Und warum sind sie dann keine Propheten? Hm!
Als dritten (und letzten) Punkt, bei dem es bei mir "hakte", möchte ich den Begriff der Lichtarbeit selbst erwähnen. Ich habe wirklich genau gelesen, aber meiner Meinung nach wird an keiner Stelle dieser Begriff mal grundsätzlich erklärt! Er wird vorausgesetzt, und das finde ich ein wenig schade. Eine Religion ist es offenbar nicht - aber bedient sich munter bei allen möglichen Weltreligionen. Möglicherweise wird das "Licht" ja mit Gott gleichgesetzt, aber wie gesagt, auch das wird nicht wirklich klar.
Als Fazit komme ich noch einmal auf die 8 Sterne zurück, die ich letzten Endes verleihe. Dies ist sicher kein Buch, dass man "glauben" muss. Es ist ein spirituelles Zeugnis, und das hat man letztlich nicht zu bewerten. ich würde lediglich der Autorin für weitere Bücher raten, in Zukunft noch mehr Grundsätzliches auf- und einzuarbeiten - und den Literaturteil demnächst ein wenig liebevoller und ausgewogener zu gestalten! Der war ausgesprochen dürftig!