Die Pforten der Ewigkeit - Richard Dübell

  • Erschienen : 03/2011
    862 Seiten
    ISBN -13: 978-3-785-72422-4



    Kurzbeschreibung:


    1250: Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. beginnt die Zeit des großen Interregnums.


    Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden, das Reich in Aufruhr.


    Im nahen Osten stirbt ein junger Mann in den Armen dreier Kreuzritter. Mit seinem letzten Atemzug berichtet er von einem Geheimnis, das der Kaiser ihm kurz vor seinem Tod anvertraute.


    In der Nähe von Bamberg gründen einige unerschrockene Zisterzienserinnen eine neue Zelle inmitten des Waldes. Sie haben den Schutz der Einsamkeit dringend nötig, denn eine von ihnen hat Visionen und läuft Gefahr, als Ketzerin verbrannt zu werden.


    Kreuzritter und Ordensschwestern treffen in der Stadt Wizinsten aufeinander.


    Hand in Hand bauen sie ein neues Kloster, einen prächtigen Bau, der die Gemeinschaft unter den Schutz des neuen Kaisers stellen und die Pforten der Ewigkeit öffnen soll ...


    Richard Dübells großer Mittelalterroman um einen Klosterbau, eine mutige junge Nonne und die Liebe im Angesicht des Jüngsten Gerichts


    Meine Meinung:


    Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen.


    Es gibt in Deutschland eine große Anzahl, eine breite Basis guter Autoren auf dem Gebiet des historischen Romans. Richard Dübell gehört definitiv nicht dazu. Spätestens seit der Teufelsbibeltrilogie hat er sich von dieser Basis entfernt und gehört nun zu der Handvoll wirklich überragender Schriftsteller dieses Genres. Jedes neue Buch muss sich an diesen hohen Erwartungen messen und die Messlatte wurde nicht gerissen. Richard Dübell gelingt es dem Leser die Atmosphäre der Bedrückung und Angst der einfachen Bürger nach dem Tod des Kaisers genauso gut nahezubringen, wie den Machtkampf der Großen und den Ehrgeiz des Rudolf von Habsburg eine große Dynastie zu begründen. Geschickt werden dabei die Handlungsstränge um verschiedene historische und fiktive Personen verbunden um das Panorama des 13. Jahrhundert farbig entstehen zu lassen. Glücklicherweise nur als buntes, vielschichtiges Panorama, das Geruchsbuch wurde noch nicht erfunden- die Phantasie reicht aber durch Dübells Sprache angeregt durchaus aus um sich daran zu erfreuen, wie schön eine Dusche in jeder Wohnung heute doch ist.


    Ein Hinweis zum Schluss: Wer kann sollte eine sich vornehmen eine Lesung von Richard Dübell zu besuchen. Das ist immer ein Erlebnis, dass ich schon mehrfach das Vergnügen hatte während der Leipziger Buchmesse zu genießen.

  • Ich habe "Die Pforten der Ewigkeit" letzte Woche aus der Bücherei geholt und angelesen. Aber wie schon bei "Die Teufelsbibel" konnte ich mit dem Buch nicht warm werden. Der Sprachstil, der mir manchmal gewollt und "gekünstelt" humorvoll vorkam, sagte mir nicht zu, außerdem fand ich einige Szenen zu langatmig beschrieben (irrelevante Details).
    Die Themen von Dübells Büchern finde ich interessant und ich zweifle auch nicht daran, dass seine Bücher deutlich anspruchsvoller sind als die meisten anderen des Genres. Ich denke, es liegt wohl an mir, dass der Funke bei mir einfach nicht überspringt. :gruebel

  • Zitat

    Original von beowulf


    Es gibt in Deutschland eine große Anzahl, eine breite Basis guter Autoren auf dem Gebiet des historischen Romans. Richard Dübell gehört definitiv nicht dazu. Spätestens seit der Teufelsbibeltrilogie hat er sich von dieser Basis entfernt und gehört nun zu der Handvoll wirklich überragender Schriftsteller dieses Genres. Jedes neue Buch muss sich an diesen hohen Erwartungen messen und die Messlatte wurde nicht gerissen. Richard Dübell gelingt es dem Leser die Atmosphäre der Bedrückung und Angst der einfachen Bürger nach dem Tod des Kaisers genauso gut nahezubringen, wie den Machtkampf der Großen und den Ehrgeiz des Rudolf von Habsburg eine große Dynastie zu begründen. Geschickt werden dabei die Handlungsstränge um verschiedene historische und fiktive Personen verbunden um das Panorama des 13. Jahrhundert farbig entstehen zu lassen. Glücklicherweise nur als buntes, vielschichtiges Panorama, das Geruchsbuch wurde noch nicht erfunden- die Phantasie reicht aber durch Dübells Sprache angeregt durchaus aus um sich daran zu erfreuen, wie schön eine Dusche in jeder Wohnung heute doch ist.


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    Wie sehr kann ich mich dieser Meinung anschließen. Ich habe diesen Autor erst heuer entdeckt. Jetzt bin ich regelrecht süchtig nach seinen Büchern. Ich bin immer auf der Suche, nach den Perlen unter den historischen Romanen. Jetzt gibt es wieder einen Autor, dessen Bücher ich unbesehen kaufe.

  • Dübells Geschichte beginnt in Italien im Winter 1350 mit dem Tod des Kaisers Friedrich des Zweiten. Wie immer, wenn ein omnipotenter Herrscher das Zeitliche segnet, gibt es einige politische Strömungen, die hoffen an die Macht zu kommen oder ihre Machtbefugnisse auszuweiten. Unter diesen ist auch Rudolf der Erste von Habisburch, der noch auf dem Sterbebett des alten Kaisers gehofft hat, von diesem zu seinem Nachfolger ernannt zu werden. Statt dessen entsendet der Sterbende einen Mann mit einer geheimen Botschaft und Rudolf ist sicher, nur wenn er den Boten fangen kann und die letzte Nachricht Fredericos erfährt, kann er verhindern, dass jemand anderes zum neuen Kaiser wird.
    Der Bote erzählt im Heiligen Land einen unzusammenhängenden Teil davon Rogers de Bezers. Rogers widerum, ältester Sohn eines großen Katharerführers hofft, dass diese Nachricht von Friedrich seiner fast gänzlich vernichteten Glaubensgemeinschaft zum Überleben verhilft und macht sich auf die Suche nach dem Rest der Botschaft. Dadurch landet er in Wizinsten, wo er einen Mitwisser des Boten vermutet.
    Schwester Elsbeth, eine engagierte Zisterzienserin, will hier mit ihren Nonnen ein neues Kloster erbauen und mischt damit nicht nur die ganze Gemeinde auf, sondern auch Rogers Gefühlsleben gerät in arge Wallungen. Neben den großen politischen gibt es aber auch noch die kleineren persönlichen Pläne einiger anderer Protagonisten. So zum Beispiel die der vom Leben gebeutelten Constantia, die mit ihrem übergroßen Wunsch nach Rache an einigen Männern sich selbst und das ganze Dorf in große Gefahren bringt.


    Richard Dübell verwebt das Leben und Streben einer Vielzahl von Personen - geschichtlich belegter und dramaturgisch erdachter - zu einem dichten, gehaltvollen Teppich, in dem es nicht mangelt an hervorragend recherierten Details aus dem damaligen Alltag, aus dem Treiben der historischen Persönlichkeiten, den politischen und militärischen Verwicklungen. Der Untergang der Katharer spielt eine große Rolle in diesem Roman; ihr Weg in den Untergang aber auch ihre Weltansichten und Glaubenstheorien. Aber es geht auch um die ganz großen Gefühle: Liebe und Hass, Machtgier und religiöse Vorurteile. Dieser historische Roman ist ein Kaleidoskop der damaligen Zeit, in dem die Personen einem schnell ans Herz wachsen und man mit ihnen leidet und vor Freude erbebt.


    Der Autor bedient sich einer sehr kraftvollen und farbenfrohen Sprache, in der gerne mal geröhrt und gefurzt wird, in der keine menschliche und unmenschliche Regung ausgelassen werden. Neben einer spannenden, abwechslungsreichen Handlung mit einigen überraschenden Wendungen hat mir vor allem der Witz und Humor in vielen Szenen sehr gefallen. Dies geht vom feinen Hintersinn im Erzählen bis zu derben Späßen der Akteure über- und untereinander und beim Lesen musste ich einige mal Schmunzeln oder gar lauthals lachen.
    Es handelt sich aber trotzdem nicht um leichte-seichte Kost. Vor allem die historischen belegten Geschehnisse, Zusammenhänge und Abläufe verlangen die ganze Aufmerksamkeit des Lesers und hier hatte ich zwei-, dreimal etwas Probleme, der Handlung zu folgen und musste den Text nochmals lesen. Dies kann natürlich daran liegen, dass ich relativ unbedarft in diesen Teil der Historie eingetaucht bin und vielleicht öfters nach hinten hätte blättern sollen, um mir dort hiflreiche Erklärungen aus dem Anhang zu holen. So wurde leider mein Lesefluss manchmal etwas gestört. Außerdem fand ich, dass einige Personen in ihren Handlungen ein klein bisschen überzeichnet waren, was ihre Gefühle oder Charaktereigenschaften ausmachte. Bei den meisten konnte man im Laufe des Buches eine Enwicklung feststellen oder zumindest die ganze Facette ihres Wesens erahnen, was für die anderen Leutchen entschädigte.


    Ich stimme zu, dass eine Dübell-Lesung mit zum Besten gehört, was ich in dieser Richtung erlebt habe (bin wirklich auf vielen Lesungen) und dass ich auch froh war, dass es noch kein Geruchslesen gibt, dann hätte ich es wahrscheinlich nur mit Wäscheklammer auf der Nase lesen können.


    Für alle die neben einer gut erzählten "Geschichte" auch gut vermittelte "Geschichte" schätzen ist dieses Buch eine Empfehlung.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Pforten der Ewigkeit
    Richard Dübell
    Lübbe
    ISBN: 978-3-7857-02422-4
    861 Seiten, 19,99 Euro


    Klappentext: 1250: Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. beginnt die Zeit des großen Interregnums. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden, das Reich in Aufruhr.
    Im nahen Osten stirbt ein junger Mann in den Armen dreier Kreuzritter. Mit seinem letzten Atemzug berichtet er von einem Geheimnis, das der Kaiser ihm kurz vor seinem Tod anvertraute.


    In der Nähe von Bamberg gründen einige unerschrockene Zisterzienserinnen eine neue Zelle inmitten des Waldes. Sie haben den Schutz der Einsamkeit dringend nötig, denn eine von ihnen hat Visionen und läuft Gefahr, als Ketzerin verbrannt zu werden.


    Kreuzritter und Ordensschwestern treffen in der Stadt Wizinsten aufeinander.


    Hand in Hand bauen sie ein neues Kloster, einen prächtigen Bau, der die Gemeinschaft unter den Schutz des neuen Kaisers stellen und die Pforten der Ewigkeit öffnen soll ...


    Über den Autor: Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen bei Landshut und zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren historischer Romane. 2007 erschien sein bisher größter Erfolg. "Die Teufelsbibel", der Auftakt um den Codex Gigas, die größte Handschrift der Welt. Seine Bücher sind in vierzehn Sprachen übersetzt.


    Meine Meinung: Winter 1250 – es wird eine dunkle Zeit für das Kaiserreich, denn Kaiser Frederico (Friederich II), den man für den einen Reiter der Apokalypse gehalten hatte, stirbt im Kreis seiner Getreuen und derer, die seine Nachfolge antreten wollen. Mit seinen letzten Atemzügen sendet er einen Boten mit einer geheimnisvollen Nachricht auf die Reise. Rudolf von Habisburch, der sich erhofft hatte, als neuer Kaiser benannt zu werden, findet sich ohne diesen Titel wieder, doch er weiß, wenn er die Botschaft des Kaisers kennt, wird er auch seine Macht erlangen…


    Rogers de Bezers, ein Feind des wahren Glaubens der römischen Kirche und Sohn des berühmten Katharerfürsten Ramons II Trencavel ist es ausgerechnet, in dessen Armen der Bote stirbt, der ihm nur noch einen kleinen Teil der Nachricht mitteilen kann.


    Noch ahnt niemand in der kleinen Stadt Wizinsten, in der die Zisterzienserin Elsbeth einen alten Steinbruch wieder aufleben lässt, um ein Kloster zu bauen, dass bald hier alle Fäden zusammen laufen werden und genau an diesem kleinen unbedeutenden Ort die Geschichte zu ihrem Ende gelangt.


    Es ist schwer, in nur ein paar Sätzen zusammen zu fassen, worum es in diesem Buch geht, so viele Personen, so viele kleine und große Abenteuer finden sich zwischen den zwei Buchdeckeln – am besten man greift ohne Angst zu und ist bereit, sich auf über 800 Seiten auf eine abenteuerliche Reise ins Mittelalter zu begeben.


    Oft war ich beim Lesen froh, dieser Zeit warm und sicher in meiner Leseecke zu begegnen, denn aus dieser Sicherheit heraus kann man sich zusammen mit den Protagonisten unbeschadet in die vielen spannenden Kämpfe begeben – und gekämpft wird nicht zu wenig. Genau diese Kampfszenen waren es, die mich so beeindruckt haben. Sie waren so plastisch beschrieben, dass man sich mittendrin fühlte und meinte, den Klang von Schwertern und Armbrustbolzen zu hören.


    Genauso echt wirkten die einzelnen Protagonisten, die im Laufe der Zeit immer mehr an Tiefe und Persönlichkeit entwickelten. Eingebettet in eine gut recherchierte politische und soziale Landschaft findet sich so ein fulminantes und üppiges Abenteuer das nach viel zu kurzer Zeit endet.


    Viele kleine Handlungsstränge an vielen verschiedenen Handlungsorten – Personen, von denen man sich fragt, was sie miteinander zu tun haben könnten – alle werden im Laufe der Zeit meisterhaft mit einander verknüpft und alles ergibt so einen Sinn, der zu Anfang noch nicht absehbar war. Was so groß dimensioniert angelegt ist, könnte sich durch diese Vielzahl an Personen, Orten und Handlungsfäden verlieren, und den Leser verwirren, doch das war nicht Fall. Man merkte jederzeit, dass der Autor von Beginn an ein Ziel verfolgte und so läuft alles strukturiert zusammen, was zusammen gehört.
    Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen und die Dialoge sind gut ausgearbeitet, einzig die Figur Rogers de Bezers ist für meinen Geschmack etwas zu flapsig, das hätte ich nicht gebraucht.


    Mein Fazit: Ein großes Lesevergnügen, üppig, fulminant und kurzweilig - Ich hoffe und wünsche dem Autor, dass das Buch noch viele Leser findet und dass es nicht in der großen Masse an Romanen aus dieser Zeit untergeht.

  • Ausgangslage


    Kaiser Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer und Enkel Barbarossas war eine grosse Persönlichkeit und einer der berühmtesten Herrscher des römischen Reiches. Er war wissbegierig, gebildet und umgab sich mit Gelehrten aller Wissens- und Glaubensrichtungen und verbrachte die meiste Zeit seiner Regentschaft in Sizilien, er ist deshalb auch unter dem lateinischen Namen Federico bekannt. Mit seinem Tod, der übrigens im ersten Kapitel dieses Buches geschildert wird, begann das sogenannte Interregnum, die kaiserlose Zeit die mehr als zwei Jahrzehnte anhielt bis Rudolf I. von Habsburg den Kaiserthron besteigt. Nach seinem Tod wurde Friedrich ehrfürchtig der Beiname „stupor mundi“ verliehen was soviel bedeutet wie „das Staunen der Welt“.


    Die Zeit des Interregnums war eine schwere Zeit, geprägt von anarchischen Zuständen und grosser Verunsicherung der Bevölkerung mit diversen Fürsten und Könige von denen es aber keiner schaffte vom Papst zum Kaiser gekrönt zu werden.


    Eine weitere grosse Rolle in diesem Roman nehmen die Katharer ein, sie wurden im Zuge des Albigenserkreuzzugs und weiterer Feldzüge sowie durch die Inquisition als Häretiker verfolgt und fast vollständig vernichtet. Die Geschichte dieses Buches spielt rund zwei Jahrzehnte nach diesen Kreuzzügen und die letzen Bonhommes und Perfecti der grossen Katharerfamilien sind über ganz Europa verstreut und sie sind sogar bis in das Heilige Land geflüchtet und haben an geheimen Orten Unterschlupf gefunden.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    1250. Friedrich II. ist tot, das Reich in Aufruhr. Nur einer kennt das letzte Geheimnis des Kaisers: Rogers de Bezers, ein Katharer. Er begibt sich auf die Spur des Geheimnisses – eines Geheimnisses, das sein Leben für immer verändern wird.


    Zur gleichen Zeit, macht sich die Zisterzienserin Elsbeth auf, in der Abgeschiedenheit des Steigerwaldes ein neues Kloster zu erbauen. Sie hofft, dadurch ihren Schützling Hedwig vor der Inquisition zu bewahren. Als sich die Menschen im benachbarten Ort und die reichen Mönche im nächsten Tal gegen Elsbeths Pläne stellen, greift sie auf die Hilfe dreier Fremder zurück, nicht ahnend, was Rogers und seine Gefährten wirklich zu ihr geführt hat.


    Meine Meinung


    Auf den ersten Blick erinnert dieses Buch an den berühmten Roman „Die Säulen der Erde“. Der Titel, das Cover, die Länge mit 860 Seiten und die Handlung lassen wahrscheinlich die meisten unweigerlich an Folletts Bestseller denken. Nach der Lektüre dieses Romans kann ich aber alle beruhigen die mit dem Kauf liebäugeln, aber sich nicht sicher sind bloss einen Abklatsch von Folletts Opus magnum zu erwerben. Richard Dübell hat einen vollkommen eigenständigen Roman geschrieben bei dem die ersten paar Kapitel genügen alles bisher Dagewesene zu vergessen und gedanklich ins tiefste Mittelalter zurückzureisen.


    Von Beginn weg vermag die abwechslungsreiche Handlung zu fesseln und es ist überraschend einfach sich in die drei Haupthandlungsstränge hineinzuversetzen. Die Geschichten haben Hand und Fuss, sind stichhaltig erzählt und mit bemerkenswert vielen spasshaften Passagen ausgestattet. Dabei werden grosse Namen der Zeitgeschichte ebenso wie frei erfundene Personen zusammengebracht und sie haben ambitiöse Vorhaben wie etwa den Neubau eines Klosters oder die Bewahrung des richtigen Glaubens oder sie haben nur einfache Wünsche wie etwa die Gefangenschaft zu überleben. Sie meistern zusammen etliche Abenteuer, überwinden grosse Herausforderungen beim Bau und dem Leben an sich, schmieden hinterhältige Intrigen oder sie verlieben sich sogar ineinander. Die letzten rund 80 Seiten sind so spannend und ereignisreich das sie problemlos mit jedem Kriminalroman mithalten können.


    Die Figuren sind so lebendig gestaltet das sie sich sofort im Gehirn und in der Gefühlswelt des Lesers einnisten und ihn latent im Bewusst- oder Unterbewusstsein beschäftigen. Ich hatte vom Anfang bis zum Schluss nie Probleme die handelnden Personen auseinanderzuhalten und einzuordnen, in Anbetracht von immerhin 860 Seiten und zahlreichen Figuren eine Glanzleistung des Autors. Die Charaktere sind aber auch unverschämt gut ausgearbeitet und jeder, ganz egal ob nun gut oder böse, trägt seinen Teil dazu bei das die Geschichte dermassen gut funktioniert. Bloss wer gehört zu den „Guten“ und wer zu den „Bösen“? Nur nicht zu früh urteilen, es könnte sein das einige Figuren den Leser im Verlaufe des Romans überraschen und sich erst nach und nach in ihrer vollständigen und komplexen Wesensart zeigen… ausser vielleicht Meister Hartmann... :zwinker


    Fazit


    Für mich ist es das erste Buch von Richard Dübell, aber nun weiss ich warum er zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren im Bereich der Historischen Romane zählt. Die authentische Schilderung des Mittelalters und der Personen verbunden mit seinem fesselnden Erzählstil und dem unvergleichlichen Humor den er immer wieder einstreut machen dieses Buch zu einem wahren Leckerbissen für den Freund guter Historischer Literatur und sorgen für zufriedene und gesellige Lesestunden. Von mir gibt es nach längerer Zeit wiedermal 10 von 10 Punkten für ein Buch. :-]


    Tipp


    Vor und/oder während des Lesens sich im Internet über Friedrich II und die Katharer informieren. Es erleichtert das Verständnis der Geschichte und einiger Dialoge.

  • Ich hab das Buch auch in der LR mitgelesen. Nach den Teufelbibel-Büchern meine 4. mit Richard. Wie schon zuvor eine gelungene Mischung aus Fiktion und viel Geschichte. Hier wird sie super an den Mann (äh und Frau) gebracht. Besonders super fand ich die Ernsthaftigkeit und Brutalität dieser Zeit wird von Richard immer wieder aufgelockert mit viel Witz und Charme, und ein wenig Liebelei. Alles in Allem ein kurzweiliges Lesevergnügen.


    Von mir gibt es volle 10 Punkte!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich kann mich den tollen Rezensionen nur anschließen. Leider kann ich so tolle Rezies nicht selber schreiben.


    Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Es flüssig und sehr bildhaft geschrieben. Ich habe mehrmals laut lachen müssen und habe mit den Figuren gesprochen, was bei mir ein Zeichen dafür ist, das ich total versunken bin. Zuerst hatte ich Bedenken wegen des Humors, diese haben sich mit jeder weiteren Seite verflüchtigt. Die Personen waren sehr vielschichtig gezeichnet. Mir hat Constanzia am besten gefallen.


    Ich habe mir die ersten beiden Bücher der Teufelstrilogie schon zugelegt und hoffe am Wochenende damit beginnen zu können.


    Von mir auch volle 10 Punkte :-]


    Gruß tweedy39 :wave


    @sapperlot


    Ich lese Deine Rezensionen bei Amazon auch immer sehr gerne :-)

  • Es ist wirklich immer wieder ein Vergüngen Richards Bücher zu lesen. So auch die Pforten der Ewigkeit, nach der Teufelsbibeltriologie mein viertes Buch von ihm.


    Was mir gefällt und ihm auch in diesem Buch gelingt ist das herausbilden starker Charaktere (erfundene und historische) und das vermitteln geschichtlicher Epochen eingeflochten in spannenden Geschichten.


    So auch in diesem Buch, dass die Zeit nach dem Tode Friedrich II von Hohenstaufen im Fokus hat (sog. Interregnum). Die wirren dieser Zeit, angereichert um Themen wie die Katharer lässt keine Langeweile aufkommen.


    Ich hatte zunächst, da ein Klosterbau im Fokus steht, befürchtet, man findet eine Vielzahl an Anleihen aus den bekannten Follet-Werken. Aber weit gefehlt, Richard findet seinen eigenen Weg und schafft es auf amüsante Weise den Baumeister und die Tücken des Objekts in Szene zu setzen.


    Was mir persönlich auch gut gefallen hat, ist die Darstellung von Rudolf von Habichsburg, der als Rudolf I erster Kaiser aus dem Geschlecht der Habsburger wurde. Im Buch ist er in seinen jungen Jahren echt ein ganz schön wildes Früchtchen.


    MIr gefällt es, wenn so lebensnah erzählt wird und dabei auch noch Geschichte erklärt oder interpretiert wird. Insofern kann ich Leser historischer Bücher dieses hier auf jeden Fall empfehlen.

    Viele Grüße
    Thomas


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    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Wiederbelebung der alten Leserunde gelesen. Es war mein erster Roman von Dübell - und wird sicherlich nicht mein letzter sein
    Von Anfang an riss mich der Wortwitz und die Sprache des Autors mit. EIne humorvolle und bildhafte Sprache, der es, neben allem Humor, nicht daran mangelt, die Düsternis und Gewalt des Mittelalters darzustellen. Die Gewaltszenen werden so nüchtern und realistisch beschrieben, dass man beinahe meint, der Autor wäre damals dabei gewesen ... . Ja, so könnte es gewesen sein. Da wird nichts beschönigt oder weggelassen.


    Die Figuren waren samt und sonders sehr gut ausgearbeitet. Jede hatte ihre eigenen Charakterzüge und Besonderheiten. Ich kam leicht in die Handlung des Buches hinein. Herr Dübell hat es exzellent verstanden, tatsächliche historische Ereignisse mit der Fiktion zu verweben. Die Verknüpfung der Handlungsstränge ist ihm fehlerlos gelungen, was auf fast 900 Seiten schon was heißen mag.
    Ich befand mich während des gesamten Buches wie in einem Spannungs-Sog, der am Ende (auf den letzten 100 Seiten) nochmals enorm gesteigert werden konnte.



    Da ich am Ende zwei klitzekleine Kleinigkeiten "auszusetzen" hatte, vergebe ich 9/10 Eulenpunkte.