'Der menschliche Makel' - Seiten 001 - 090

  • Hallo JuHu. Was machst du denn hier? :lache


    Das Buch hab' ich von dir, habe ich das richtig in Erinnerung?




    Zitat

    Original von JuHu


    Diesen Satz kann man natürlich auch so interpretieren, dass Faunia immer wieder Untreue erlebt/erlitten hat.


    Das ist klar. :-) Jedenfalls muss das Wort irgendwie interpretiert werden, klar wird es von selbst nicht, was damit gemeint ist.




    Zitat

    Dabei verbinde ich mit dem Wort "Treubruch" auch nicht ausschließlich sexuelle Beziehungen.


    Da stimme ich dir ebenfalls zu! Und das passt wohl auf jeden Fall auf Faunia.


    Zitat

    Und da diese Schilderung Faunias von Nathan stammt, sagt sie auch wenig darüber aus, wie Coleman Faunia einordnet.


    Hm, von Nathan? Weil er quasi der Erzähler ist? Aber was er weiß, weiß er ja auch nur durch Coleman. Aber gut, dass du das erwähnst! :-)

  • Zitat

    Original von Ronja
    Hallo JuHu. Was machst du denn hier? :lache


    Ich bin quasi nur hier, weil ich Dich hier gesehen hab'... ;-)


    Zitat

    Original von Ronja
    Das Buch hab' ich von dir, habe ich das richtig in Erinnerung?


    Kann ich nicht genau sagen, ist aber gut möglich.


    Zitat

    Original von Ronja
    Hm, von Nathan? Weil er quasi der Erzähler ist? Aber was er weiß, weiß er ja auch nur durch Coleman. Aber gut, dass du das erwähnst! :-)


    Von Nathan, weil er es beobachtet und zwar in der Szene, zu der Du folgendes geschrieben hast:


    Zitat

    Original von Ronja
    Himmel, muss es Nathan nicht furchtbar langweilig geworden sein, 1 1/2 Stunden Faunia beim Melken und der Reinigung des Melkgeschirrs zuzusehen? Diese Szene kommt mir vor, als wären es zwei Teenager. Klar, dass der eine dem anderen seine Eroberung zeigen will und dass der eine auch lange der Frau beim arbeiten zugucken kann, aber man bringt seinen Freund nicht in diese Situation - jedenfalls nicht 1 1/2 Stunden lang!


    Coleman stellt Nathan vor und danach beschreibt Nathan als Erzähler in der Ich-Form seine Beobachtungen. (Zitat: "Ich hatte nicht mit Gelassenheit gerechnet. Ich hatte mit einer Frau gerechnet, die....")

  • Hallo


    habe das Buch jetzt agefangen bin bis ca. S. 50 gekommen.
    Bin auch schwer reingekommen, zum Anfang sind schon ein paar ellenlange Sätze. Obwohl ich die von Thomas Mann gewohnt bin... fiel mir der Stil erst schwer.
    Naja, erst war es sehr akademisch und ein literarisches Buch für Literaten,
    dann wurde es sehr sexbetont, erinnert mich etwas an Henry Miller.
    Ihr habt ja schon geschrieben, um was es eigentlich geht:
    Eine falsch ausgedeutete Bemerkung, auf die sich all die Feinde stürzen,
    die sich Coleman an der Uni gemacht hat.
    Dann die Beziehung 71 jähriger Mann Professor und 34 jährige Frau, Putzfrau.
    Dank Viagra..
    Wollte einmal sogar schon aufgeben...
    Zuerst erfährt man ja fast gar nichts vom Ich Erzähler
    Als beide Männer tanzten fragte ich mich, was folgt darauf? Erotik?
    Dann erfährt man, der Ich Erzähler ist durch eine Prostata-Op KrebsOp
    inkontinent und impotent. Schien sich damit abgefunden zu haben,
    durch die Nähe beim Tanz und die Gespräche über Frauen, ist er aber
    aufgewühlt.
    Bin gespannt wie es nach dem anonymen Brief weitergeht, der Konsens
    heißt wohl, niemand darf in USA so leben, wie es ihm gefällt?


    Werde weiter lesen.

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








    Bei tauschticket: wallilanda
    Bei tauschgnom: evalitera

  • Zitat

    Original von evalitera
    Bin gespannt wie es nach dem anonymen Brief weitergeht, der Konsens
    heißt wohl, niemand darf in USA so leben, wie es ihm gefällt?


    Ich weiß nicht, ob das wirklich der Konsens ist, und ob dieser auf die USA beschränkt ist. Leute, wie Delphine Roux, Mensch, die neidisch sind, missgünstig und nur an ihre eigene Karriere denken, gibt es wohl überall ...

  • Zitat

    Original von Ronja
    Ich frage mich die ganze Zeit, was genau er in dieser Beziehung sucht? Für mich bleibt seine Meinung über Faunia irgendwie schwammig. Gut, er respektiert sie vielleicht als Frau, die schon herbe Erfahrungen machen musste und daran nicht kaputt gegangen ist. Aber er hält sie ja nicht für sehr intelligent. Interessiert er sich für mich als nur für die gemeinsame Zeit im Bett?


    Hallo Ronja,


    ich habe den Eindruck, er ist sich selbst noch nicht so ganz klar über die Art und Hintergründe seiner Beziehung mit Faunia. Er wirkt etwas überrascht und überrumpelt, auch verunsichert.
    Sicher empfindet er es aber tatsächlich als willkommene Bestätigung seiner Männlichkeit, gerade auch im Bett.
    Vermutlich ist für ihn die Begegnung mit einer ganz anderen Art zu Leben in seiner Situation auch ein angenehmer Kontrast zu seinen Erfahrung mit der Universitätswelt.
    Bei Faunia geht es um sehr konkrete Arbeit, jeder Handgriff hat einen nachvollziehbaren Sinn und führt zu einem sichtbaren Ergebnis.
    Mir wurde das besonders bei der Schilderung der Melk- und anschließenden Putzarbeiten bewußt.
    Beide Männer scheint es schon sehr fasziniert zu haben, Faunia bei diesen Arbeiten zu beobachten.
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß Faunia dazu neigt, ständig irgendwelche Hintergedanken in Colemans Worte hineinzuinterpretieren - im Gegensatz zu seinen Erfahrungen mit den ehemaligen KollegInnen.
    Mir erscheint die Beschreibung ihres Schicksals auch etwas als Gegenpol zu den StudentInnen, bei denen versucht wird die ausbleibenden Erfolge an der Uni mit äußeren Umständen zu erklären.
    Faunia, der wirklich übel mitgespielt wurde, nimmt mit Fleiß und harter Arbeit ihr Leben selbst in die Hand.
    Ich kann mir vorstellen, daß dieses Verhalten Coleman sehr imponiert, schließlich wurde er gleich am Anfang damit charakterisiert, daß er Professoren, die nicht seinen Leistungsvorstellungen entsprachen, nahegelegt hat zu gehen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Vielleicht lasse ich mich auch von Nathans Interpretation täuschen, aber ich glaube, dass Faunias Art Silk gefällt, neben der sexuellen Amziehung, natürlich!


    Faunia wird als starke, berufstätige Frau geschildert, die schweigsame Analphabetin, die energisch zupackt.
    Das ist für mich keine negative Charakterisierung.


    Genau so meinte ich das auch!
    Jetzt fällt mir erst auf, daß Du bereits kurz und knackig formuliert hattest, wofür ich lange Windungen und Wendungen brauchte... ;-)


    :wave

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Thematisch hat mich das Buch übrigens noch an "Schande" von Coetzee erinnert, in der auch ein Universitätsprofessor über eine Affäre stolpert ...


    Was mich noch interessieren würde, wäre welche Begriff für "dunkle Gestalten" im englischen Original verwendet wird. Ich glaube nicht, dass der Ausdruck "dunkle Gestalten" in Deutschland dasselbe Aufsehen nach sich gezogen hätte, wie das hier der Fall ist ... ich habe mir einfach etwas schwer getan mit dem Ausdruck "dunkle Gestalten, die das Licht scheuen", der auf mich ein wenig ungelenk wirkt.


    Ich habe mich ebenfalls spontan an "Schande" erinnert gefühlt, auch was die Beschreibungen der landwirtschaftlichen Tätigkeiten (im Kontrast zum akademischen Leben) angeht. :wave

  • So, ich bin noch nicht ganz durch bis Seite 90, aber viel fehlt nicht mehr.


    Die Szene mit der inkontinenten Beschreibung fand ich ebenfalls sehr interessant, vor allem, es kommt so ruhig herüber, kein Drama, kein Mitleid, nur eine kurze präzise Beschreibung und ein "... ist eben so". Diese Schreibweise gefällt mir. Roth schreibt für mich generell sehr schön, ruhig, klar aber ohne allzu lapidar zu sein. Eher wie Faunia ist. Undramatisch. Mir gefällt auch, dass er alle Themen aufnimmt, es gibt nichts konstruiertes, überzeichnetes, nur das alltäglich amerikanische Leben, das an sich schon anstrengend genug ist.


    Er wirft Schlaglichter auf die Gesellschaft indem er einzelne Menschen und Handlungsweisen beschreibt: das bigotte Amerika, dass nach den billigsten Einzelheiten des außerehelichen Sexuallebens ihres Präsidenten lechzt, um ihn dafür zu verachten. Gleichzeitig treiben es nicht wenige Mitmenschen genau so! Überall omnipotente Männer, ein reisender Absatz an Viagra, aber wehe, der Pillen einnehmende Mann ist ihnen bekannt, alt und ... auch noch an einer jüngeren Frau interessiert. Selbstverständlich (!) hat sich diese Frau nicht freiweillig in die Arme jenes Mannes begeben. Es erstaunt mich, wie sehr das Privatleben der Einen für Andere von Interesse ist und wie selbstverständlich man für sich in Aspruch nimmt, diesen Menschen sagen zu müssen, was sie dürfen und vor allem, was nicht. Hass- und Drohbriefe. Auch eine Art der Einmischung.


    Ich lese es nur sehr langsam.
    Nun ja, sympathisch ist Coleman Silk für mich nicht, dann schon eher der Erzähler. Silk ist für mich ein älterer verbitterter Herr, der eben eine Beziehung führt. Dennoch interessiere ich mich für ihn und seine Geschichte. Ich mag diese Romane, in denen man erfährt, welche Entscheidung zu welchem Schicksalsschlag führt ... Warum sich Faunia sexuell für ihn interessiert verstehe ich nicht, auch nicht, warum Silk sich für Faunia interessiert. Es ist eben so, wie vieles im Leben eben einfach so ist. Muss sich dahinter immer ein großes psychologisches Konstrukt verbergen?


    Interessant finde ich auch diese vielen kleinen Begebenheiten, welche die Gesellschaft schildern:
    - pschologische Defizite, die schlechte Leistungen erklären sollen
    - vermutete Diskriminierung, statt regelmäßiger Anwesenheit in Vorlesungen
    - ein Professor, der sich wegen der Hautfarbe hinter seine Studenten stellt, anstatt aus Überzeugung ...
    Irgendwie kommt es mir so vor, als suchten die Leute ständig Ausflüche, um ihre eigenen Interessen und Schwächen und Überzeugungen zu kaschieren. Warum nicht einfach und ehrlich geradeaus? Das Buch ist wie das wahre Leben, zumindest so, wie ich es häufig empfinde.

  • Zitat

    Original von Liesbett
    ... Warum sich Faunia sexuell für ihn interessiert verstehe ich nicht, auch nicht, warum Silk sich für Faunia interessiert. Es ist eben so, wie vieles im Leben eben einfach so ist. Muss sich dahinter immer ein großes psychologisches Konstrukt verbergen?


    Ganz genau. Wie in der Realität ist auch im Roman nicht alles rational erklärbar, vielmehr entscheidet das Gefühl.
    Auch Coleman fragt sich (Seite 44/45), was sie (Faunia) eigentlich von mir will.
    Nathans ironischer Kommentar: "Es gibt offenbar irgendwo eine Behörde, Coleman, eine Bundesbehörde, die für alte Männer zuständig ist, und sie kommt von dieser Behörde."


    Diese Ironie in der Erzählhaltung gefällt mir, auch weil sie nicht übertrieben oder zynisch rüberkommt.


  • Genau so empfinde ich es auch, ich könnte alles nicht besser ausdrücken, als Liesbett. :-] Ich lese ebenfalls sehr langsam, bin grade über Seite 95 hinaus, bin aber dabei!

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • So, ich bin immer noch dabei, auch wenn es nicht so aussehen mag :grin
    rienchen
    Danke für das Kompliment.
    Und zum Skandal: für einen Skandal ist das Buch vielleicht etwas zu subtil geschrieben, es schreit ja niemanden plakativ an, fordert durch allzu deftigen Sex heraus oder beschreibt die tiefsten Untiefen der menschlichen Kriminalität. Die brökelige Fassade der guten Menschen zeigt sich ja eher im Detail, im feinen.

  • Zitat

    [i]


    Ich konnte nichts über einen möglichen Skandal finden. Wüsste auch nicht, aus welchem Grund es einen Skandal hätte geben sollen ... meinst du wegen der teils deftigen Sprache?


    Hätte mich nicht gewundert, wegen des öffentlichen Ausspruchs bezüglich des Rassismus' gegenüber den "weißen Juden", wie Coleman sich selbst bezeichnet und den er den Farbigen am College unterstellt.


    Seite 25, unten. "Aus einem Puff haben sie mich als Schwarzen rausgeschmissen...aus dem College als weißen Juden , der an ihrem amerikanischen Elend Schuld ist"..so in etwa.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()