'Das Mädchen und der Leibarzt' - Seiten 093 - 186

  • Was haben wir es doch einfach mit Krankheiten vom Arzt die Medikamente/ Wirkstoffe genannt zu bekommen und nicht wie zu Helenas Zeit selbst Krankheiten zu studieren/Antworten und Wirkstoffe aus Literatur „herauszulesen“. Nun, in Zeiten des Internets hat wohl kaum einer med. Fachliteratur in seinem Haushalt, von regelmäßig aufgefrischten Erst-Hilfe-Kenntnissen fange ich man lieber gar nicht an. :wow


    Der Leibarzt ist ein interessanter Charakter – Erziehung, Standesdenken u.v.m. haben ihn zu dem gemacht, der er ist. Seine Überlegungen/ Ansätze sind interessant und sicher nervt die Sanduhrenabrechnungsmethode und das Nicht-Helfen und sich Nicht-Interessieren am Schicksal der einfachen Leute. Aurelia scheint ihn ganz besonders zu interessieren.


    Ich finde sehr gut, dass die Fürstäbtissin sich so für Helena einsetzt, zum einen gleichberechtigt aufnimmt und ebenbürtig behandelt, sowie ihrem Wort Gehör schenkt und Wichtigkeit zumisst. Auch wenn der Leibarzt droht den Raum zu verlassen und die „dumme“ Helena zu schweigen hat.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Okay, jetzt hat es mich erwischt, schon hab ich den zweiten Abschnitt durch.


    Mir tut ja Aurelia wirklich leid. Auch wenn es natürlich nicht in Ordnung war, einfach fremdzugehen, so liebt sie Gregor ja trotzdem und würde ja am liebsten alles ungeschehen machen. Aber ich glaube, für die beiden gibt es leider keine Chance mehr.


    Helena entpuppt sich ja als echtes Naturtalent, was die Medizin angeht. Erst Gregors gebrochener Arm und dann die Behandlung von Lea - da musste ich übrigens auch schlucken, als man erfahren hat, dass sie an den Blattern leidet. Aber laut Helena besteht ja noch ein bisschen Hoffnung und ich bin mir sicher, dass sie alles daran setzen wird, die Kleine zu retten, ganz egal, ob der Dottore da mitspielt oder nicht.


    Gespannt bin ich jetzt darauf, wie es bei Aurelia weitergeht, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie und Helena bald aufeinander treffen. Schließlich ist sie Helena schon in der Kapitalsitzung aufgefallen und Gregors Verhalten hat sie auch stutzig gemacht. Was ich Gregor wünsche, weiß ich noch gar nicht, er und Helena harmonieren zwar so ganz gut, aber momentan liebäugel ich noch mit der Vorstellung von ihm und Aurelia :-]

  • … und munter geht’s weiter. Ich habe – wie meine Vorschreiber ebenfalls – natürlich herrlichst über den „Zickenkrieg“ schmunzeln müssen :-]. Das gab es scheinbar in jeder Zeit und hier protzte wohl jede mit mehr Reichtum. Herrlich … hab mir das mal bildlich vorgestellt, wie die „Damen“ dort stilecht saßen und rumzickten :chen.


    In diesem Zusammenhang hat mir auch Sinas Beschreibung der einzelnen Damen teilweise sehr viel Freude und herzhaftes Lachen bereitet. Vor allem die Stiftsälteste … „die Falten an Hals und Gesicht harmonisierten bestens mit den gerafften Spitzchenhäubchen … „ bis hin zur Riesenschildkröte. HERRLICH :rofl :anbet.


    Was mich doch etwas schockiert hat und ich da doch mal nachfragen muss: Warum lässt man die Toten (hier der Kutscher) so lange im Haus? Ich meine, die verwesen doch ziemlich schnell und wenn man nicht gleich das Geld zusammen hat …. Wie lange soll er denn da liegen bleiben????????!!!!!! :yikes


    Aurelia und Gregor. Wie füreinander geschaffen und doch glaube ich auch kaum, dass er ihr den Fehltritt verzeihen wird. Ich denke auch, dass sie so schnell wie möglich versuchen wird, das Kind loszuwerden. Aber ob das wirklich mit den Petersiliensamen klappt? Wir werden es lesen. Gregors Verzweiflung kann ich auch verstehen. Aber irgendwas hätte ich auch an Aurelias Stelle gesagt, um ihn nicht zu vergraulen. Ich glaube allerdings nicht, das Helena und Gregor ein Paar werden könnten. Gregor bleibt mir weiterhin sehr sympathisch.


    Gegen den Strich geht mir immer noch der Leibarzt :bonk … obwohl gute Ansätze vorhanden sind (der Kaktus und der Igel) … logische Erklärungen, er fängt ganz klein an. Aber seine Methoden und die Behandlung der Kranken ist unter aller Würde :hau. Schön, dass sie sich der kleinen Lea angenommen hat. Aber das geht mir ganz schön an die Nieren :-(. Armes Ding. Ich hoffe, sie schafft es …


    Es wird immer spannender. Helena versucht sich durchzusetzen, was in dieser Zeit, in der Frauen nichts zu sagen haben, mehr als schwer ist. Wie geht es weiter mit Gregor und Aurelia, mit Lea, mit dem toten Kutscher und mit Helena … ich werde es erfahren.

    :lesend Sophie Bonnet - Provenzalische Flut

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Geheimnisse

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 317

  • Auf Seite 150 steht jetzo ist das eine Aussprache von früher?


    Ansonsten geht es spannend weiter, die Stiftsältesteste ist gut beschrieben :lache


    Der Leibarzt ist ein gieriger ekliger schmieriger Typ, der seine Patienten nicht richtig behandelt aber Unsummen von Geld dafür verlangt :hau


    Helena ist spritzig und nicht auf den Mund gefallen.
    Lea`s Behandlung war ganz schön mutig von Helena und ich hoffe der Erfolg stellt sich ein, dann könnte Helena es dem Leibarzt mal so richtig zeigen.


    Sina in Gandersheim gab es ein Stift ? :wow Ich google mal eben das wusste ich gar nicht.

  • Zitat

    Original von Schubi
    Was mich doch etwas schockiert hat und ich da doch mal nachfragen muss: Warum lässt man die Toten (hier der Kutscher) so lange im Haus? Ich meine, die verwesen doch ziemlich schnell und wenn man nicht gleich das Geld zusammen hat …. Wie lange soll er denn da liegen bleiben????????!!!!!! :yikes


    Entsetzlich, ja. In Nicht-Seuchenzeiten war es üblich, einen Toten drei Tage im Haus aufgebahrt zu lassen. Offenkundig hatte man keine Angst vor der Verwesung, sondern mehr vor dem Scheintod. So jedenfalls findet man es in einigen Quellen. Und wenn dann noch das liebe Geld fehlte ...


    Mozart wurde übrigens 1791 gemeinsam mit drei Erwachsenen und zwei Kindern in einem Grab bestattet. Das kostete 8 Gulden 56 Kreuzer, zzgl. 3 Gulden für den Sargtransport.

  • Zitat

    Original von Sina
    Entsetzlich, ja. In Nicht-Seuchenzeiten war es üblich, einen Toten drei Tage im Haus aufgebahrt zu lassen. Offenkundig hatte man keine Angst vor der Verwesung, sondern mehr vor dem Scheintod. So jedenfalls findet man es in einigen Quellen.


    So lange ist das noch gar nicht her... Als ich Kind war, war das bei uns ebenfalls noch üblich, den Leichnam 3 bis 4 Tage bei sich Zuhause (im offenen Sarg) aufzubahren. Ich war 9 Jahre alt, als ich meinen ersten Toten so gesehen habe. Das war der Onkel meines Vaters.


    Ich bin jedoch sehr froh, dass sich das bei uns jetzt auch geändert hat.

  • Ich möchte euch noch etwas zum "Essig der vier Räuber" erzählen, der auf S. 129 vom Leibarzt angewendet wird.


    Gefunden habe ich dieses Rezept auf dem Vorsatzblatt in einem Medizinbuch, das sich in meinem Besitz befindet. Es trägt den spannenden Titel: B. Cornwell's Hausarzt oder die Beschreibung der Zufälle einer jeden dem menschlichen Geschlechte zustoßenden Krankheit, nebst ihrem Fortgange und der Heilmethode derselben. Erfurt 1788


    Den Titel muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen :grin


    Und hier das Rezept:

  • Zitat

    Original von Ayasha



    Ich bin jedoch sehr froh, dass sich das bei uns jetzt auch geändert hat.


    In Deutschland verbieten das mittlerweile die Bestattungsgesetze. Aber eine 24 stündige Totenwache wie sie früher oftüblich war kann ich nachvollziehen. Das ist die Zeit, in der der Körper vom Menschen zur Sache wird.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das muss man erst mal lesen können. Recherche von Primärquellen ist ja sinnvoll, aber mühsam.


    Ja, beowulf, das ist manchmal wirklich mühsam, selbst wenn man so alte Handschriften lesen kann. Und in diesem Fall hatte der Verfasser eine ziemlich unleserliche Handschrift (so wie das eben heute auch noch ist), aber als das Buch in meinen Besitz kam, war ich einfach zu neugierig und wollte wissen, was da steht. Zwei Tage saß ich dran. Aber als es sich dann herausstellte, dass dieses Rezept auch noch genau zu meinem Roman passt (heute würde man sagen, das ist so etwas wie ein Vorläufer des chemischen Desinfektionsmittels), da hat sich die Mühe doch gelohnt.


    Der Name "Essig der vier Räuber" geht übrigens wohl auf eine Räuberbande zurück, die wohl zu Beginn des 18. Jahrhunderts bei einer Pestwelle die Häuser ausraubte, ohne selbst krank zu werden, weil sie sich mit diesem Mittel schützten.


    Hier also der Text zum Bild oben in Maschinenschrift :-]


    Vorschrift zum Essig der 4 Räuber
    Rauten, Salbey, Minze, Wermuth, Lavendel ca. eine Handvoll, 2 Maas Weinessig. Dies wird in einem wohlbedeckten Topfe 4 Tage lang auf eine warme Stelle gesezt. Sodann wird das Flüssige durchgeseihet, auf Flaschen gefüllt, die gut verstopft werden. Auf 1 Maas Essig wird wird 1/2 Löff. Campher beigefügt. - Mit diesem Essig spült man bei Kranken oder sonstig gefährl. Fällen den Mund aus, riecht daran oder wäscht sich Schläfe und und Hände, führt einen damit beträuften Schwamm zum Mund, oder tröpfelt etwas auf Zucker und nimmt es.

  • Danke Sina für deine Antworten und Erläuterungen. Das hilft doch sehr zum Verständnis dieser Zeit bei und macht das Lesen noch interessanter :-).


    Auch dir Beo. Ich wußte gar nicht, dass es solche Bestattungsgesetze gibt. Sehr interessant das Ganze.

    :lesend Sophie Bonnet - Provenzalische Flut

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Geheimnisse

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    SuB: 317

  • Zitat

    Original von Sina
    ... Vorschrift zum Essig der 4 Räuber
    Rauten, Salbey, Minze, Wermuth, Lavendel ca. eine Handvoll, 2 Maas Weinessig. Dies wird in einem wohlbedeckten Topfe 4 Tage lang auf eine warme Stelle gesezt. Sodann wird das Flüssige durchgeseihet, auf Flaschen gefüllt, die gut verstopft werden. Auf 1 Maas Essig wird wird 1/2 Löff. Campher beigefügt. - Mit diesem Essig spült man bei Kranken oder sonstig gefährl. Fällen den Mund aus, riecht daran oder wäscht sich Schläfe und und Hände, führt einen damit beträuften Schwamm zum Mund, oder tröpfelt etwas auf Zucker und nimmt es.


    Auch wenn ich es jetzt deutlicher lesen kann, ist es immer noch nicht so verlockend, dass ich es mir auf Zucker genehmigen würde. :uebel
    Bei manchen Rezepten bin ich richtig froh, dass heutzutage noch Geschmacksstoffe zugesetzt werden können.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Auch wenn ich es jetzt deutlicher lesen kann, ist es immer noch nicht so verlockend, dass ich es mir auf Zucker genehmigen würde. :uebel
    Bei manchen Rezepten bin ich richtig froh, dass heutzutage noch Geschmacksstoffe zugesetzt werden können.


    :lache


    Okay, ich gebe zu, da war das Rezept für die Schmalz-Pfannkuchen - die SiCollier damals spontan während der Leserunde zur Goldschmiedin nachgekocht hat, wohl ansprechender :-]

  • Zitat

    Original von beowulf


    Die "Damen" waren ja ganz schön zickig. In Neudeutsch hiesse das ja auch ein Haufen sitzengebliebener und vergessener Schabracken.


    Auch wenn ich es in der Gesellschaft dieser Damen wohl keine 5 Minuten aiushalten würde, sie tun mir schon irgendwie leid, so einfach wie sie abgeschoben wurden.
    Kein Wunder, dass die Damen nicht wahrhaben wollen, dass ihr Stift wohl aufgelöst wird.

  • Aurelia sucht nach einem Abtreibungsmittel.......


    Jaja, der liebe Doktor, er führt Helena immer wieder auf Glatteis und ist so gar nicht freundlich zu ihr, ich glaube er macht noch richtigen Ärger.
    Zudem ist er sehr geldgierig lässt sich Behandlungen bezahlen, die er gar nicht durchgeführt hat :nono


    Die Kapitelsitzung fande ich sehr interessant, Danke für diesen tollen Einblick hinter die Kulissen.


    Der verzweifelte Versuch Helenas die kleine Lea von den Blattern zu heilen, serh rührend, ich muss zugeben, da sind auch bei mir ein paat Tränen geflosssen.

  • Zitat

    Original von Schubi
    … und munter geht’s weiter. Ich habe – wie meine Vorschreiber ebenfalls – natürlich herrlichst über den „Zickenkrieg“ schmunzeln müssen :-]. Das gab es scheinbar in jeder Zeit und hier protzte wohl jede mit mehr Reichtum. Herrlich … hab mir das mal bildlich vorgestellt, wie die „Damen“ dort stilecht saßen und rumzickten :chen.


    Jaa die Szene gehört auch zu meinen Lieblingsszenen :lache
    Anstatt sich zu verbünden als Leidensgenossinnen, zicken sie sich an.



    Zitat

    Original von Schubi
    Gegen den Strich geht mir immer noch der Leibarzt :bonk … obwohl gute Ansätze vorhanden sind (der Kaktus und der Igel) … logische Erklärungen, er fängt ganz klein an. Aber seine Methoden und die Behandlung der Kranken ist unter aller Würde :hau. Schön, dass sie sich der kleinen Lea angenommen hat. Aber das geht mir ganz schön an die Nieren :-(. Armes Ding. Ich hoffe, sie schafft es …



    Ich will ihn immer noch in die Finger bekommen und ordentlich durchschütteln.
    Furchtbar seine Arroganz und Überheblichkeit.


  • :write
    Deine Aussagen treffen so ziemlich meine Gedanken, Ayasha. :-)
    Ich bin gestern noch durch diesen Abschnitt geflogen ( endlich hatte ich etwas mehr Zeit zum Lesen :-] ). Das Buch liest sich unheimlich schön und ist wirklich sehr unterhaltsam. Und behandelt ein wirklich interessantes Thema ( Blattern ).