Cell Block Five - Fadhil Al-Azzawi

  • Titel der arabischen Originalausgabe: "al-Qul'a al khamisa"


    Keine deutsche Übersetzung
    Obwohl ich nicht weiss warum, denn der Autor lebt seit 1977 in Deutschland, ist im arabischen Raum sehr bekannt und auch in den USA erfolgreich.


    Das Buch wurde bereits 1972 veröffentlicht und war der erste Roman über irakische Gefängnisse. Später wurde es in Syrien verfilmt.


    Zum Buch


    Die Handlung wird von Aziz in der Ich-Form erzählt. Aziz ist eigentlich aus Kirkuk, aber in Baghdad zu Besuch. Eines Tages wird er in einem Café verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein und mit politischen Gefangenen ins Gefängnis geworfen, ohne jemals verurteilt zu werden.


    Aziz beschreibt zwar etwas vom Gefängnisleben und seinen Versuchen, angehört zu werden, um eine Chance auf Entlassung zu haben. Aber hauptsächlich geht es, meiner Meinung nach, darum wie die Hauptfigur langsam innerlich zerstört wid und wie dünn und fließend die Grenze zwischen Opfern und Tätern ist


    Ich glaube vage in das Buch hineininterpretieren zu können, dass der Irak ein großes Gefängnis ist, in dem man mit seinen Einwohnern auf bestimmte Weise verfährt und dass die Insassen des Gefängnisses mit ihren Mitinsassen interessanterweise wieder genauso verfahren. Und um es noch weiter zu verschachteln würde es mich nicht wundern, wenn die Insassen selbst sich wieder in ihrem Kopf ein Gefängnis gebaut haben, in dem sie mit ihren Gedanken wieder genauso verfahren.


    Die Idee ist mir aber nur gekommen, weil ich "Cruelty and Silence" von Kanan Makiya gelesen habe, in dem er so etwas in umgekehrter Reihenfolge schreibt, nämlich, dass die Entlassung aus Abu Ghraib nur bedeutet, dass man in das größere Gefängnis namens Irak entlassen wird (sinngemäß).


    Insgesamt hat das Buch ein bisschen was von Kafkas Prozess, weil die Hauptfigur verhaftet wird, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein und er dann in so eine bürokratische Maschinerie gerät, in der man ihn nicht freilassen kann, weil er eigentlich gar nicht da sein dürfte und man das mit seiner Freilassung ja zugeben müsste. Das Ende hat dann noch einen zusätzlichen fiesen Twist.


    Also, das Buch war bestimmt gut, aber wahrscheinlich schon wieder so literarisch wertvoll, dass ich es nicht angemessen würdigen kann. Ich hätte lieber mehr über das Gefängnisleben im Irak selbst gelesen, anstatt Metaphern, in denen ich erstmal eine Bedeutung hineininterpretieren muss, wie z.B.


    "The footprints that sank into the sand of the crime must form a path that would lead to the other city we all awaited - me along with the others although I had never even had a city."


    Insgesamt aber durchaus lesenswert.


    Zum Autor


    Fadhil al-Azzawi wurde 1940 in Kirkuk, Irak geboren. In Bagdad studierte er englische Literatur. Nach dem Sturz der Monarchie und der Ermordung König Feisals II. 1958 engagierte sich Fadhil-al-Azzawi in der demokratischen Linken, schreibt und redet gegen die Nationalisten, wird mehrfach inhaftiert. 1977 musste Fadhil-al-Azzawi - nach ständigen Bedrohungen durch das Regime von Saddam Hussein - den Irak verlassen und floh nach Leipzig, wo er Journalistik studierte und promovierte. Er lebt heute in Berlin.
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