Auerbach & Keller: Unter allen Beeten ist Ruh - Ein Schrebergarten-Krimi

  • Nä, wat war det schön. Fast hätte ich dieses entspannte und entspannende Buch an einem einzigen Tag in mich aufgesogen - nur aus Termingründen wurden zwei Tage daraus.


    Doch eine Einschränkung muss ich von vornherein machen. Ich finde die Bezeichnung als "Krimi" gleich auf dem Umschlag ein wenig unglücklich. Es stimmt zwar, dass die Heldin unabsichtlich in kriminelle Geschehnisse stolpert, doch ein Krimi im eigentlichen Sinne ist es doch nur halb. Erstens einmal braucht das Buch geschlagene 100 Seiten, bis es überhaupt zu einem Zwischenfall kommt. Und weiterhin ermittelt Pippa Bolle nicht wirklich. Sie bewegt sich nur mit lauter Fragen im Kopf durch die Geschichte, mehr oder weniger wie die anderen Figuren. Erst ganz am Schluss hat sie eine Art "Erleuchtung", und bringt den Täter dazu, sich zu verraten.


    Ich würde das Buch eher als eine Art "Berliner Komödie" mit erfrischenden Krimi-Einsprengseln bezeichnen. Und unter diesem Aspekt, dem hauptsächlich humoristischen, ist das Buch auch sehr gelungen!


    Das wird ja schon allein durch den Titel des Buches, und die witzig gewählten Pseudonyme der Autorinnen deutlich. "Unter allen Beeten ist Ruh" ist eine Anspielung auf ein Goethe-Gedicht, und "Auerbachs Keller" war ja bekanntlich eines von Goethes Lieblingslokalen. Dann gab es auch noch ein einleitendes "Dramatis Personae", also eine Aufzählung aller teilnehmenden Figuren, mit sehr lustigen Beschreibungen. Nachgerade wie in einem Theaterstück - vielleicht wiederum eine sehr ironische Hommage an Goethe.


    Das Buch besticht insgesamt durch viele liebevoll gestaltete Einzelheiten. Es ist sehr warmherzig geschrieben, man versank förmlich in der Atmosphäre auf dieser Schrebergarten-Insel zwischen lauter skurrilen Figuren mit viel Lokalkolorit. Und gerade dadurch gerieten für mich persönlich die Krimi-Elemente eindeutig ins Hintertreffen. Besonders nett fand ich, dass immer mal wieder auch bekannte Krimis veralbert werden. Der geübte Leser wird das schnell erkennen - gewisse Szenen wirken wie frisch aus der Feder von Agatha Christie oder anderen! Besonders die Auflösung am Schluss. Man meinte förmlich Margaret Rutherford als Miss Marple vor sich zu sehen. Das hat mich sehr erheitert. Und Luis Krawuttke, den ständig eifrig berlinernden Grantler, habe ich auch ins Herz geschlossen. Zwar wirkt er - wie manche Figuren hier - streckenweise ein wenig überzeichnet, doch das war wohl gerade die Absicht der Autorinnen.


    Man darf sich auf weitere Bücher mit Pippa Bolle freuen. Denn mit großer Freude las ich gleich im Vorsatzblatt des Buches ein fiktives "Interview" mit Pippa, in welchem sie andeutet, dass Auerbach und Keller gerne weiter von ihr berichten dürfen. Wirklich sehr nett gemacht. Allerdings hoffe ich, dass die Autorinnen sich in Zukunft eindeutiger für ein Genre entscheiden werden - Krimi oder Komödie. Denn auf Dauer könnte das sonst leicht zu einer unverdaulichen Mischung geraten. Insgesamt aber sage ich: Daumen hoch!

    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

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  • Meine Rezension
    Pippa Bolle ist nach einer gescheiterten Beziehung (vorerst) wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Doch das geschäftige Treiben im Haus lässt sie nicht in Ruhe ihrem Job als Übersetzerin nachgehen. Ständig ist etwas anderes los und ihre Konzentration bleibt auf der Strecke. Sie muß da raus, aber schnell. Da kommt natürlich das Angebot, auf der idyllischen Kleingarteninsel Schreberwerder ein Häuschen zu hüten, wie gerufen.


    Rasch freundet sie sich mit den skurrilen, aber liebenswerten Inselbewohnern an. Doch schnell merkt Pippa, daß es auch dort mit der Ruhe nicht allzu weit her ist: Ein Immobilienhai versucht mit allen Mitteln, sich die Parzellen der Reihe nach unter den Nagel zu reißen, um auf der Insel seine eigenen Pläne zu verwirklichen. Dabei scheint er vor nichts zurückzuschrecken und als eine der Bewohnerinnen tot aufgefunden wird, stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, ob es nun ein natürlicher Tod war oder … Mord!


    Diese nette kleine Geschichte wurde von den Autorinnen sehr unterhaltsam umgesetzt und lässt sich leicht und locker wegschmökern, idealerweise im Garten ;-).


    Man muß diesen Krimi natürlich nicht gelesen haben – aber wer gerne mal einen netten und gemütlichen cosy Krimi mit größtenteils sympathischen Protagonisten (naja, ein paar Schurken brauchen wir natürlich schon auch für einen Krimi! *zwinker*) liest, der kann hier bedenkenlos zugreifen.


    Nette und leichte Unterhaltung und absolut Gartenliegentauglich! So richtig „Krimi“ ist das Buch wirklich nicht, dennoch macht es Spaß, es zu lesen und ein wenig mitzurätseln.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ein Schrebergarten-Krimi


    Pippa Bolle hat ihren italienischen Mann verlassen und ist zurück nach Berlin gekommen. Erst einmal findet sie bei ihrer Familie Unterschlupf, doch die kostenlose Wohngelegenheit hat den großen Nachteil der fehlenden Ruhe und Privatsphäre. Pippa kann sich hier einfach nicht auf ihren Job als Übersetzerin konzentrieren. Da kommt ihr das Angebot des Vaters ihrer Freundin Karin gerade recht. Pippa soll sein Häuschen auf Schrebenwerder, einer kleiner Havel-Insel, hüten, während er Urlaub macht. Die Schrebergarten-Gemeinschaft nimmt Pippa herzlich auf und die Insel scheint ihr wie ein kleines Paradies. Doch der Schein trügt, so idyllisch ist es auf Schrebenwerder nicht. Der intrigante Lutz Erdmann will aus der Insel eine Hotelanlage machen und schreckt vor nichts zurück, um an die einzelnen Grundstücke zu kommen. Bald gibt es die erste Leiche…


    Meine Meinung:


    Ich hatte mir von dem Buch nicht allzu viel versprochen und war dann doch positiv überrascht. Anfangs haben die skurrilen Charaktere mich schmunzeln lassen, doch so nach und nach entpuppte sich das Buch als ein klassischer Kriminalroman. Eine Leiche auf einem abgeschiedenen Ort, reichlich Verdächtige und eine neugierige Amateur-Ermittlerin. Pippa legt es zwar nicht darauf an, Miss Marple zu spielen, aber trotzdem steckt sie ständig mitten im Geschehen.


    Das Buch amüsiert durch viele kleine literarische Anspielungen, (so heißen z.B. die Kinder der Schrebergarten-Familie Kästner Emil, Anton, Lotte und Luise) und unterhält sehr kurzweilig mit einer immer wieder überraschenden Story.


    Der Mörder ist immer der Gärtner – was auf einer Schrebergarten-Insel allerdings reichlich Auswahl lässt!

  • Eigentlich ist Pippa Bolle nach Schreberwerda, einer Kleingartenkolonie, gekommen, um in Ruhe arbeiten zu können. Doch es kam alles anders. Sie sollte eigentlich nur die Gartenparzelle vom Vater (Viktor) ihrer Freundin Karin während dessen Abwesenheit hüten. Doch die Idylle trügt und schnell gibt es die erste Tote. Pippa fallen da ein paar Ungereimtheiten auf und sie begibt sich auf Spurensuche. Der Ehrgeiz hat sie gepackt, da ihr die Mitbewohner, bis auf Herrn Erdmann (der auch mit üblen Mitteln versucht sich alle Parzellen anzueignen) ans Herz gewachsen sind. Sie wurde auch schnell in die Gemeinschaft aufgenommen.


    Den Krimi habe ich schnell und locker lesen können. Zwischendurch ein Schmunzeln hat auch nicht gefehlt. Am Anfang hatte ich ein wenig Schwierigkeiten die ganzen Namen zuzuordnen, aber da ist zur Hilfe vorne eine Auflistung der Personen. Nachher waren die Namen auch kein Problem mehr.


    Das Buchcover wurde passend zur Geschichte gestaltet und gefällt mir sehr gut.


    Die beiden Autorinnen Auerbach und Keller schaffen es einen bei Laune zu halten. Auch wenn dies nicht der spannendste Krimi ist, wird Spannung und Neugierde aufgebaut. Für mich lustig zu lesen gewesen und mal eine Abwechslung war der Berliner Dialekt, mit dem einige Bewohnern sprechen. Man hat ein richtiges Gefühl für die Atmosphäre in der Kolonie bekommen. Die Bewohner sind glaubhaft und sympathisch dargestellt. So richtig aus dem Leben. Jeder mit seinen Problemen und Eigenheiten.



    Ich würde mich freuen, wenn weitere Fälle mit Pippa Bolle folgen.

  • Inhalt: Pippa Bolle, grade frisch getrennt von ihrem italienischen Mann Leo ist wieder zurück in ihrer Heimatstadt Berlin und dem Haus in dem ihre Eltern leben, da es für keine eigene Wohnung reicht, der Transvaal 55. Das Besondere an diesem Haus ist der bunte und multikulturelle, sich aber prächtig verstehende Mix der dort wohnt und wo eine Art Wochenmarktflaire herrscht. Pippa jedoch geht der ganze Trubel an die Substanz, denn diese versucht eine Übersetzung zu erledigen und nutzt die Gelegenheit auf eine beschauliche Schrebergarteninsel auszuwandern. Dort jedoch angekommen muss sie schnell merken, dass der erste Schein der Ruhe trügerisch war, denn ein skrupelloser Geschäftsmann versucht eine Hotelinsel aus Schreberwerder zu machen und auch die Bewohner haben es faustdick hinter den Ohren. Nach kurzem ist es dann selbst mit der noch vorhandenen Ruhe vorbei, denn es wird eine Leiche gefunden, die nicht die einzige bleiben wird und es stellt sich nur noch die Frage, wer war es und warum!


    Meinung: Der Roman hatte irgendwie was ganz eigenes, was aber ziemlich sympathisch war. Zum einen waren zwar alle Bewohner von Schreberwerder irgendwie komisch, aber großteilig sehr sympathisch, Herrn Erdmann ausgenommen. Als dann auch noch einer der nettesten Charaktere umkam, fragte ich mich schon, was da wohl am Ende noch so bei rauskommt. Ebenfalls fand ich es zum anderen sehr gut, dass zwar die Atmosphäre und der Charakter einer solchen Schrebergarteninsel in Berlin super vermittelt wurde, dies aber nicht so gezwungen durch Dialekte, wie es in andern Büchern der Fall ist. Des weiteren war der Roman auch irgendwie spannend und zugleich an manchen Stellen so aberwitzig und komisch, dass es einfach eine tolle Mischung gab. Letztendlich konnte man zwar ein wenig ahnen, wer denn der Böse war, aber trotzdem muss ich sagen, dass das Buch toll ist und auch irgendwie was wo man nicht viel nachdenken muss, aber durchaus kann.

    Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.

  • Pippa Bolle und die Bewohner der Schrebergarteninsel haben mir sehr vergnügliche Lesestunden beschert und so kann ich Eure begeisterten Rezi einfach nur unterschreiben.


    Band 2 mit Pippa habe ich gleich bestellt und mit Freude habe ich dabei entdeckt, dass Band 3 in Kürze erscheint.


    Weiß jemand wer hinter Frau Auerbach und Frau Keller steckt?

  • Ich habe jetzt Band 3 hier liegen, weil ichs bei vorablesen gewonnen hab, und jetzt bin ich schon die ganze Zeit am überlegen, ob ich nicht doch vorher Band 1 und 2 lese... aber so lange warten möchte ich eigentlich nicht, aber eure Meinungen hier bestärken mich umso mehr, dass ich die ganze Geschichte lesen will (dann eben in verkehrter Reihenfolge :-) ).
    Danke für die schönen Rezensionen :wave

  • Zitat

    Original von chiclana
    ...
    Weiß jemand wer hinter Frau Auerbach und Frau Keller steckt?


    Schau mal hier, da steht bei vorablesen etwas über die beiden Damen. :-]


    Auerbach und Keller

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Nachdem mir Dinner for One, Murder for two so gut gefallen hat, habe ich dann jetzt auch den 1. Teil lesen können und meine Sorge es könnte nicht so amüsant sein, ist unbegründet. Ich finde die Personen einfach alle so richtig liebenswert und alles ist so herrlich realitisch geschrieben. Ich wäre am liebsten sofort auf die Insel gefahren.


    Außerdem gefällt mir diese Agatha Christie Atmosphäre...geschlossener Ort und begrenzte Anzahl an Leuten und jeder hat ein dunkles Geheimnis. Allerdings finde ich die Hauptperson, Pippa, etwas ausgereifter als z.B. Hercule Poirot. Da ist halt noch mehr drinn wie Christie.


    Ich freue mich schon auf Band drei...und vielleicht 4. Denn ich denke in Italien wird vielleicht auch noch einer spielen.

  • Pippa Bolle hat sich gerade von ihrem italienischen Ehemann getrennt und ist wieder in das Mietshaus in Berlin gezogen, in dem auch ihre Familie wohnt. Der Zusammenhalt der Mieter dort ist sehr gut und es ist immer etwas los. Zu viel manchmal, denn Pippas Job als Übersetzerin leidet darunter, dass sie nicht genug Ruhe findet. Da kommt das Angebot, eine Zeit lang als Haussitterin auf der Insel Schreberwerder zu arbeiten, gerade recht. Doch kaum ist Pippa dort angekommen, ist es mit der Ruhe auch schon wieder vorbei: Es gibt eine Tote – und das war nicht die letzte Leiche, mit der es Pippa zu tun bekommen wird.


    Dies ist der erste Roman einer Reihe mit Pippa Bolle, bisher gibt es vier Bände. Hier lernt man zunächst Pippa und die Angehörigen ihrer Hausgemeinschaft näher kennen, alle genauso schrullig wie liebenswert. Pippa würde ich auch im echten Leben gerne einmal begegnen. Sie ist patent, etwas eigenwillig und sehr sympathisch.


    Schön an den Pippa-Bolle-Romanen (dies ist bereits der zweite, den ich gelesen habe), ist, dass jeweils ein spannender Kriminalfall mit viel Humor gepaart wird. Eine tolle Mischung, die die beiden Autorinnen auch richtig gut hinbekommen. Der Humor ist subtil und beißt sich nicht mit den auch traurigen Tönen des Romans.


    Erzählt wird in einem sehr bildhaften Stil, Charaktere und Umgebung kann man sich sehr gut vorstellen, fühlt sich regelrecht mitten im Geschehen. Der Roman lässt sich flüssig lesen und auch wenn nicht gerade nervenzerfetzende Spannung herrscht, mag man den Roman ungern aus der Hand legen. Die Aufklärung des Falles, zu der Pippa nicht unwesentlich beiträgt, ist gelungen und lässt keine Fragen offen.


    Dieser erste Pippa-Band macht viel Lust auf mehr, gut dass es bereits weitere Bände gibt (die jeweils in einer anderen Gegend spielen), ich hoffe, dass bald noch mehr erscheinen werden.


    Insgesamt ein sehr gelungener Roman, der Humor und Kriminalfall perfekt verbindet. Absolute Leseempfehlung, besonders für alle, die nicht unbedingt blutige Einzelheiten in Kriminalromanen erwarten, skurrile Charakter mögen und gerne auch einmal zwischendurch schmunzeln.