Platon im Striptease-Lokal - Umberto Eco

  • Kurzbeschreibung
    »Ich muß sagen, als ich den Anfang dieses Manuskripts und die ersten hundert Seiten las, war ich begeistert. Alles Action, prallvoll mit allem, was die Deutsch von Burkhart Kroc Leser heute von einem richtigen Schmöker erwarten: Sex (jede Menge), Ehebrüche, Sodomie, Mord und Totschlag, Inzest, Krieg, Massaker und so weiter.« Was für ein begnadeter Lektor! Das von ihm so belobigte Werk wurde millionenfach verkauft. Allerdings nicht unter dem vorgeschlagenen Titel »Die verlorene Schar vom Roten Meer«, sondern unter dem weniger spektakulären Namen »Die Bibel« ... Seine Parodien und Travestien zum Zeitgeist gehören zum Populärsten, was Umberto Eco verfaßt hat. »Zur Zeit Mussolinis hätte man Eco nach Lipari oder Ventotene verbannt«, schreibt Norbert Trunz. »Hinter den skurrilen Einfällen seiner Storys verbirgt sich ein echter Moralist, der mit spitzer Feder aufdeckt und angreift, was morsch ist in unserer Gesellschaft.«


    Der Verlag über das Buch
    In Italien scheinen nicht nur das Leben und die Liebe problemloser zu sein als anderswo, auch mit der Literatur und der Philosophie tun sich die Italiener leichter. Meisterhaftes Beispiel hierfür sind diese Kabinettstückchen: In einer Parodie auf Nabokovs Lolita liebt ein sehr junger Mann eine Greisin. Per Live-Sendung sind wir dabei, als Columbus die Neue Welt betritt – worüber uns das Fernsehen so berichtet wie seinerzeit über die Landung der Amerikaner auf dem Mond –, und wir werden Zeugen bei der Erfindung des Faustkeils, der, eben erst als nützliches Werkzeug erdacht, sogleich zum Töten benutzt wird. Daneben erfahren wir, wie man als Intellektueller auch dann überlebt, wenn die scheinbar real existierende Lebensgrundlage entfällt. Spätestens hier wird deutlich, daß Parodie und Satire für Eco bei aller Lust am Spott immer auch eine Form des ethischen Engagements sind, nur eben: eine unterhaltsame.


    Kritik:


    Umberto Eco brauche in nicht unbedingt vorzustellen. Intellektueller Autor, Philosoph, Geschichtsbesessenheit: Für die einen der Heilsbringer, für die anderen ein gnadenloser Quälgeist.


    Dieses Buch ist mit seinen anderen Büchern nicht zu vergleichen.


    Es ist eine Sammling verschiedenster Essays, die voller Sarkasmus, Ironie, Zynismus und Parodie wichtige Literaturbereiche auf verschiedenste Art und Weise analysieren.


    Jedenfalls lacht man sich einerseits bei der amüsanten Lektüre schlapp, andererseits erblasst man aufgrund des unglaublichen Wissens von Eco.


    Unbedingt lesen, man reift als Leser selbst von Seite zu Seite.


    Gruß

  • ich habs jetzt gelesen und fand es 8 punkte und 4 daumen wert.
    eco über lolita :lache
    eco beobachtet erfindung erster waffen
    eco über die entdeckung amerikas (eine live-"übertragung")
    eco über don quichotte, die odyssee, die bibel
    eco über film und fernsehen
    ...


    "Jedenfalls lacht man sich einerseits bei der amüsanten Lektüre schlapp, andererseits erblasst man aufgrund des unglaublichen Wissens von Eco."
    (his himself)


    dem kann ich mich nur anschliessen.
    leider muss ich für mich ganz persönlich eingestehen, dass ich nicht zu allen enthaltenen themen die nötigen wissengrundlagen hatte und somit vermutlich einige pointen an mir vorbeigingen (was sich natürlich nicht auf die oben aufgeführten beispiele bezieht).


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Meine Meinung:


    Dass Umberto Eco ein Genie im Umgang mit der Sprache ist, ist nichts Neues, dass er aber außerdem einen herrlich schwarzen Humor hat, wusste ich bis dato nicht. In diesen 13 "Parodien und Travestien" (so der Untertitel des Buches) macht er davon auch kräftig Gebrauch und bietet allerlei Skurriles, Bizzares, Ironisches und Sarkastisches auf allerhöchstem Niveau. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert und meine Mimik wechselte während des Lesens eigentlich nur zwischen Schmunzeln, Grinsen und lautem Lachen. Die messerscharfe Komik der Geschichten, die bierernst vorgetragen werden, stammt aus der vollständigen Umkehr des "Normalen" - Beispiele hierfür sind die Geschichten "Nonita" oder "Lektoratsgutachten" und der absoluten Konsequenz bis zur 17. Fußnote, in denen angebliche Literaturhinweise gegeben werden. Niemals sind die Geschichten oberflächlich, sie besitzen häufig einen ernsten Hintergrund, der eigentlich gar nicht zum Lachen ist oder aber nehmen die Oberflächlichkeit selbst auf's Korn. Auch wenn mir wahrscheinlich einige Pointen entgangen sind, kann ich "Platon im Striptease-Lokal" von ganzem Herzen jedem empfehlen, der Sinn für anspruchsvolle und scharfzüngige Komik hat! Meine Favoriten sind (in loser Reihenfolge):


    - Nonita
    - Do your movie yourself
    - ... müssen wir mit Bedauern ablehnen (Lektoratsgutachten)
    - Die Entdeckung Amerikas