Micah ist eine Lügnerin. Sie lügt einfach – sie lügt immer. Und wenn sie doch mal nicht lügt? Wie soll man da wissen, dass sie die Wahrheit sagt? Micah verspricht zu Beginn ihrer Geschichte, dass sie dieses Mal die Wahrheit sagt. Und? Kann man ihr trauen?
Das ist eigentlich die zentrale Frage des Buches. Sagt Micah die Wahrheit?
Die siebzehnjährige Micah gilt als eine geborene Lügnerin. Vor allem über sich. Ihre Mitschüler an der Highschool halten sie deshalb für einen Freak. Ob sie behauptet, wegen ihrer kurzgeschoreren Haare ein Junge zu sein, oder dass Ihr farbiger Vater ein Waffenschmuggler sei. Alles gelogen. Aber das andauernde Lügen macht es für Micah einfacher, damit umzugehen, was sie in Wahrheit ist – oder zu sein glaubt.
Auch ihr geheimer Freund Zach betrachtet sie als einen rätselhaften und faszinierenden Freak, und er trifft sich deshalb nur heimlich mit ihr nach der Schule. Nicht einmal seine wahre Freundin Sarah oder sein bester Kumpel Tayshawn wissen von seiner nächtlichen Beziehung zu Micah. Zack ist auf jeden Fall der erste, der Micah küsst, und sie hat sogar mehr als Knutschen mit ihm, obwohl sie von ihren Eltern eindringlich vor der Gefahr gewarnt wurde, die daraus entstehen kann. Nicht umsonst steht ein eiserner Käfig in ihrem Zimmer.
Aber Zack teilt mit Micah nicht zur die Beisterung für das Küssen, sondern auch die Leidenschaft zum Laufen, und er ist es, der ihr zeigt, wie man wie ein Mensch läuft. Denn Micah kann schneller rennen als alle anderen, und sie ist stärker als die meisten Männer, auch wenn das keiner wissen darf. Aber dann wird Zach auf bestialische Weise ermordet, und Micah gerät unter Verdacht. Doch Micah war es nicht (sagt sie), denn sie kann zumindest ihrer sonderbaren Famile gegenüber beweisen, wer es getan hat und warum. Es geschah genauso und doch ganz anders wie seinerzeit der Tod ihres kleinen Bruders. Das war ein Unfall. Zumindest aus der Pespektive von Micah. Denn damals, als sie mit zwölf Jahren ihre Periode bekam, fing alles an. Seither nimmt sie jeden Tag die Pille, um zu unterdrücken, was sie wirklich ist oder zu was sie sich verwandelt, wenn sie die Hormone nicht nimmt. Aber ausgerechnet an dem Abend, als Zach im New Yorker Central Park butalst zerfleischt, ausgeweidet und teilweise aufgefressen wird, hatte sie vergessen, die Pille zu nehmen.
Nun verspricht Micah, nichts als die Wahrheit zu sagen – zumindest dem Leser gegenüber, dem sie in dieser Geschichte erzählen will, was wirklich geschah, ganz ohne Lügen. Doch Micah kann das Schwindeln einfach nicht lassen: Sie tischt eine phantastische Geschichte nach der anderen auf, verstrickt sich in einem Gewirr aus Wahrheiten und Unwahrheiten, deckt Lügen auf, widerspricht sich, verschweigt mehr als die Hälfte und erzählt schier unglaubliche Dinge. Ob am Ende ein DNA-Test die Wahrheit über sie aufdeckt, sie im Dienste wissenschaftlicher Forschung eine Elite-Sportlerin mit Stipendium wird, oder in einem Gerichtsprozess der Lüge und des mehrfachen Mordes überführt wird und letztlich gar als irre Killerin in der Gummizelle landet, bleibt in diesem Dickicht aus Lüge und Wahrheit offen.
LG Jezmen