Weisser Fluch - Holly Black

  • Originaltitel. White Cat (2010)
    Cbj Audio 2011, gekürzte Lesung, 6 CDs, 396 Min.


    Der 1. Teil der Fluchwerker-Trilogie


    Über den Inhalt:
    Der 17-jährige Cassel entstammt einer Familie von Fluchmagiern – Menschen, die die Macht haben Erinnerungen, Gefühle und Schicksal anderer Menschen durch eine einzige Berührung zu verändern. Doch da Magie seit Jahren verboten ist, führen die Fluchmagier ein Leben im Untergrund als Gangster und Betrüger. Mit Ausnahme von Cassel. Er ist ein Außenseiter in seiner Familie, denn er hat keine magische Begabung und ist ein ganz normaler Teenager. Bis auf eine Kleinigkeit: Vor drei Jahren hat Cassel seine beste Freundin getötet – und er weiß nicht, warum …


    Über die Autorin:
    Holly Black lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren in New Jersey. Seit sie 2002 den Roman „Elfentochter“ veröffentlichte, der von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ ausgezeichnet wurde, lebt sie als freischaffende Autorin. Zusammen mit dem Illustrator Tony DiTerlizzi schreibt und gestaltet sie die fantastische Kinderbuchreihe „Die Spiderwick Geheimnisse“, und schlägt die internationale Presse und ein riesiges Publikum mit ihren Roman aus der Zauberwelt in ihren Bann.


    Über den Sprecher:
    Martin Baltscheit ist als Autor, Zeichner, Schauspieler und Sprecher ein Multitalent. Er schreibt erfolgreich Kinderbücher, Hörspiele und Theaterstücke. 2002 erhielt er den Kinderbuchpreis NRW. Als Hörbuchsprecher ist er ein wahres Stimmenwunder. Für cbj audio hat Martin Baltscheit bereits die Hörbücher zu Holly Blacks erfolgreicher Reihe „Die Spiderwick Geheimnisse“ gelesen.


    Meine Meinung:
    Bis auf Cassel sind alle Mitglieder seiner Familie Flugwerker. Nur ihn scheint das Gen übersprungen zu haben, denn er ist der einzige ohne magische Kräfte. Vererbt hat sich jedoch die Fähigkeit der Trickbetrügerei, wegen der seine Mutter zur Zeit im Gefängnis sitzt. Cassel besucht ein Elite-Internat, wo er versucht, die Geheimnisse seiner Familie zu bewahren und gleichzeitig ein illegales Wettbüro zu betreiben. Als er sich eines Nachts beim Schlafwandeln an der Dachrinne hängend wiederfindet, gerät sein Leben kräftig aus den Fugen. Er wird von der Schule suspendiert und nach Hause geschickt. Auf der Suche nach einer Erklärung für seine wirren Träume, in denen immer wieder eine weiße Katze auftaucht, löst Cassel eine Reihe höchst beunruhigender Vorkommnisse aus. Er beginnt zu ahnen, dass er doch nicht ganz so normal ist, wie seine Familie ihn glauben machen möchte.

    Holly Black hat mit ihren Flugwerkern der Fantasywelt eine neue Variante hinzugefügt. Da dies der 1. Teil einer Trilogie ist, verwendet die Autorin viel Zeit auf das Anlegen verschiedener Handlungsstränge. Einige davon spielen jedoch im Verlauf der Geschichte keine Rolle mehr und werden vermutlich in einem der folgenden Teile wieder aufgegriffen. Eine gründlichere Einführung in die Gesellschaft der Fluchwerker hätte der Story gut getan. So brauchte ich für meinen Geschmack viel zu lange, bis ich in die Geschichte hineinkam. Bis etwa zur Mitte fand ich die Handlung recht verworren, vielleicht hat auch das gekürzte Hörbuch dazu beigetragen. Dann wurde es zunehmend spannender, wenn auch einiges vorhersehbar war. Zum Ende hin wirkt es zunehmend konstruiert. Es gibt hauptsächlich düstere und deprimierende Momente in diesem Roman, einige heitere Situationen wären eine nette Auflockerung gewesen und hätten der Handlung gut getan. In meinen Augen schafft die Autorin es letztendlich nicht, ihre vielen guten Ideen zu einer fesselnden Geschichte zu verweben.


    Was mich ein wenig irritiert hat, ist das Fehlen jeglicher sympathischer Charaktere. Auch Cassel ist kein wirklich netter Kerl, clever und schlitzohrig lügt und betrügt er sich durchs Leben. Die anderen Personen bleiben zum großen Teil farblos.

    Die Sprache ist leicht und flüssig, ich fand sie erfrischend originell und für ein Jugendbuch passend.


    Von Martin Baltscheit, der mir als Hörbuchsprecher bislang unbekannt war, war ich äußerst angenehm überrascht. Mit seiner außergewöhnlichen, höchst wandelbaren Stimme fühlt sich super in die Geschichte ein und liest sehr engagiert. Ich hoffe sehr, dass er auch die Fortsetzung lesen wird.


    Ach ja: Negativ aufgefallen ist mir, wie lasch die Autorin ihren Protagonisten mit Medikamenten umgehen lässt. Cassel schluckt für meinen Geschmack zu viele Pillen.
    Die vom Verlag angegebene Altersempfehlung 13 – 15 Jahre würde ich eindeutig höher ansetzen.

  • @ JaneDoe, ich habe es ähnlich empfunden wie du....


    Meine Erwartungen an "Weißer Fluch" wurden leider nicht erfüllt. Die eigentlich originelle Idee über Fluchwerker hat mich in der Hörbuch-Version eher irritiert und verwirrt als gefesselt, es gab kaum die Möglichkeit einer Annäherung an die Charaktere, was allerdings nicht ganz so schlimm war, weil die Figuren größtenteils nicht besonders sympathisch waren. Das Netz aus Lügen und Betrügen konnte man nur schwer entwirren und auch in der Welt, in der die Geschichte spielt, konnte ich mich nur schwer zurecht finden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass diese Verwirrung den (vielleicht nicht ganz gelungenen?) Kürzungen zuzuschreiben ist. Das Ende ist zwar einigermaßen gelungen, kann aber das anhaltende unbefriedigende Gefühl nicht aufwiegen.


    Sprecher Martin Baltscheit bemüht sich, mit seiner Stimme jeder Figur eine eigene charakteristische Note zu verleihen, was ihm in einigen Fällen zwar auch gelingt, aber oft war mir das Geschreie zu viel des Guten. Auch kam es mir so vor, als wären die verschiedenen "Stimmen" an der ein oder anderen Stelle verwechselt worden, und erst nach einem Satz wieder "angepasst" worden. Mein Geschmack war es leider nicht, wobei ich mir vorstellen kann, dass Martin Baltscheit einen solch düsteren, aber ruhigeren Roman wunderbar lesen kann.


    So alles in allem nur 4 Punkte.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ach ja: Negativ aufgefallen ist mir, wie lasch die Autorin ihren Protagonisten mit Medikamenten umgehen lässt. Cassel schluckt für meinen Geschmack zu viele Pillen.


    Ich hab jetzt gerade das Buch durch und kann Dir sagen, dass die Darstellung des Umgangs mit Tabletten aber, wenn ich von meiner eigenen amerikanischen Verwandtschaft ausgehen kann, durchaus nicht ungewöhnlich ist. Ich hab das mitbekommen als die hier zu Besuch waren, die haben den Tag über bestimmt 3 oder 4 verschiedene Tabletten je nach Lust und Laune eingeworfen wie die Bonbons. Ich denke, das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass dort viele Tabletten im Supermarkt gekauft werden können. Vielleicht geht da irgendwie das richtige Verhältnis zum Medikament flöten.
    (Meine alte Großtante, die Mutter des Besuchs, sagte übrigens immer: 1 Tablette hilft nicht. 2 Tabletten helfen vielleicht. 3 Tabletten helfen sicher).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda