Wer das Schweigen bricht - Mechtild Borrmann

  • Die Autorin: Mechtild Borrmann war Tanz- und Theaterpädagogin bevor sie anfing Kriminalromane zu schreiben. Heute lebt sie in Bielefeld.


    Das Buch: Sein Leben lang litt Robert Lubisch unter seinem übermächtigen Vater, schaffte es nie dem Unnahbaren auch nur ein Stückchen nahe zu kommen.


    Jetzt ist der Vater tot, und Robert findet in dessen altem Schreibtisch einen blutbefleckten SS-Ausweis mit einem fremden Namen und das alte Photo einer ihm unbekannten schönen Frau. Dieser Fund weckt Roberts Neugier, und er beginnt nachzuforschen. Ein Stempel auf der Rückseite des Bildes bringt ihn in eine kleine Stadt am Niederrein, wo er bei seinen Ermittlungen auf die junge Journalistin Rita Albers trifft, die ihm sofort ihre Hilfe zusichert. Doch die in der Vergangenheit gerufenen Geister sind immer noch nicht gebannt.


    Eine Gruppe junger Menschen am Vorabend des Krieges. Sie sind Freunde, eine eingeschworene Gemeinschaft, aber das Gift des nationalsozialistischen Gedankenguts dringt unaufhaltsam in ihre Gruppe ein, und die Katastrophe nimmt ihren Lauf….
    Meine Rezension: Dieses Buch ist für mich der bisherige Höhepunkt im Schaffen Mechtild Borrmanns, von der man sicherlich noch viel hören wird!


    Robert Lubischs Suche nach der Wahrheit wird immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in die Vergangenheit, die Zeit am Vorabend des Krieges. Dabei schaffte es die Autorin auf sehr beeindruckende Art und Weise die Thematik „3. Reich“ zu behandeln, ohne dabei dieses Thema mit Klisches zu überladen und damit ihre Geschichte zu einem tragischen Betroffenheitsschinken verkommen zu lassen. Die Nazi-Ideologie senkt sich langsam, fast unmerklich in einigen Fällen, auf den kleinen Ort hinab, wie ein Regen, der allerdings nur das sprießen lässt was längst als trockener Keimling in den Menschen schlummerte.


    So spitzt sich die Situation langsam zu, bis mit einigen dramatischen Ereignissen der Bogen zur Jetztzeit geschlagen wird und Robert Lubisch die Antworten findet, nach denen er gesucht hat.


    Dieses Buch ist ein kleines Juwel im immergleichen Schlamm des Krimieinheitsbreis, ich wünsche mit noch sehr viel mehr von dieser Autorin! Und ihr wünsche ich viele ebenso begeisterte Leser wie ich einer bin!

  • Ein richtig tolles und empfehlenswertes Buch! Eigentlich kein Krimi, sondern eher eine Tragödie um die Wirren in Nazi-Deutschland, die ihre Spuren bis in die Gegenwart hat. Mit viel Gefühl erzählt ohne reißerisch sein zu wollen. Trotzdem voller Spannung, Dramatik und Inhalt.


    Für mich wurden die Personen plastisch, ich fühlte mich richtig in die Zeit hineinversetzt. Ganz klare 10, nee eigentlich sogar 11 oder 12, Punkte!

  • Robert Lubischs Vater ist gestorben und Robert ordnet seine Unterlagen. Er findet einen blutbefleckten SS-Ausweis und das Foto einer schönen Frau. Doch er kennt weder den Namen, der auf dem Ausweis steht, noch die Frau.


    Er begibt sich auf Spurensuche und landet in dem Ort, in dem die Fotografie gemacht wurde. Dort trifft er auf eine Journalistin, die sich für ihn weiterforscht.
    Erzählt wird abwechselnd von der Spurensuche in der Gegenwart und in der Vergangenheit. So wird nach und nach vieles aufgedeckt, aber es bleibt bis zum Schluss sehr spannend.


    Mich hat das Buch gefesselt und ich werde sicher noch mehr von der Autorin lesen.


    Von mir bekommt das Buch 9 Punkte!

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Durch die Leserunde zu "Der Geiger" bin ich erst auf die Autorin aufmerksam geworden. Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich nun neugierig auf ihre anderen Bücher geworden bin. Dieses Buch hier wird gleich mal auf meine WL wandern. Danke für eure Rezis. :wave


    So geht es nicht nur dir.

  • Na endlich. ;-) Ich habe das Buch auch schon im Bekanntenkreis empfohlen. Mich wundert, dass es trotz der Auszeichnung mit dem Krimipreis 2012 vom Buchhandel so vernachlässigt wird und so wenig bekannt ist. Vielleicht bekommt es ja nun doch noch die verdiente Aufmerksamkeit. Ich bin auf eure Meinungen sehr gespannt!

  • Dieser Krimi ist für mich eigentlich kein Krimi im üblichen Sinn, er ist ein Stück Zeitgeschichte als Krimi verpackt.


    Die Autorin schildert das tragische Schicksal von sechs jungen Menschen, die sich nach ihrer Schulzeit ewige Freundschaft schwören. Dieser Schwur wird während der Nazi-Zeit durch Liebe, Eifersucht, Hass und Verrat auf eine schwere Probe gestellt.


    Besonders fasziniert war ich von Mechthild Borrmanns klarer, präziser und stellenweise sehr poetischer Sprache. Das Buch hat mich durch diese Sprache von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie viel Inhalt 224 Seiten haben können. Trotz weniger Worte entstand in meinem Kopf eine Fülle von Bildern und Emotionen.


    Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. 10 Punkte!!!!

  • Auch ich habe dieses Buch nicht als typischen Krimi gelesen.
    Die Aufklärung des eigentlichen Verbrechens ist für mich eher in den Hintergrund geraden.
    Dafür war ich von den Rückblicken in die Vergangenheit sehr angetan. Auf diese Weise wird sehr packend die Geschichte von Therese Peters, ihrer Familie und Freunden erzählt.


    Zitat

    Original von Selma
    Es hat mich sehr beeindruckt, wie viel Inhalt 224 Seiten haben können. Trotz weniger Worte entstand in meinem Kopf eine Fülle von Bildern und Emotionen.


    :write Hier kann ich ohne Einschränkung zustimmen.

  • Ich habe "Wer das Schweigen bricht" auf einer längeren Zugfahrt in einem Rutsch gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Ich werde auf jeden Fall nach weiteren Büchern von Mechtild Borrmann Ausschau halten, denn wie schon in "Der Geiger" fand ich es toll, dass auch ein geschichtliches Thema in die Krimihandlung eingebunden war.


    8 Punkte

  • Als Robert Lubisch den Nachlass seines Vaters sichtet und aussortiert, fällt ihm ein Kästchen in die Hände, in dem er das Foto einer jungen Frau sowie Papiere eines SS-Offiziers findet. Wie er zu den Papieren gekommen ist, hat ihm sein Vater zu Lebzeiten erzählt, doch wer ist die Frau auf dem Foto? Robert lässt diese Frage keine Ruhe und er stellt Nachforschungen an. Dabei trifft er auf die Journalistin Rita Albers, die ihrerseits eine interessante Story wittert. Doch beide haben keine Ahnung, welche Geister aus der Vergangenheit sie mit ihren Fragen hervorrufen.
    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal den heutigen Nachforschungen und was sich daraus ergibt und zum anderen wird die Geschichte einer Clique von sechs jungen Menschen ab dem Jahre 1939 geschildert. Und gerade hier entfaltet sich eine unglaubliche Geschichte von Liebe, Freundschaft, Verzweiflungstaten und Verrat.


    Erst nach und nach kommen die Ereignisse von damals ans Licht und immer stärker wird deutlich, wie die Taten und Entscheidungen damals das Leben der Überlebenden bis heute beeinflussen.


    Obwohl das Buch nur gute 220 Seiten dick ist, hat es mich sehr gefesselt und tief berührt. Auch sprachlich ist dieses Buch etwas ganz besonderes, der Autorin gelingt es, eine ganz besondere Atmosphäre darzustellen. Für mich weit mehr als ein Kriminalroman und ein absoluter Buchtipp!

  • "Wer das Schweigen bricht" war nach "Der Geiger" das zweite Buch welches ich von Mechthild Borrmann gelesen habe.
    Auch hier geht es um die Vergangenheit in der Zeit des zweiten Weltkrieges. Mechthild Borrmann versteht es ausgezeichnet, das Buch, die Geschichte, in zwei Zeitebenen aufzuteilen, diese fortzuführen und dabei den Leser mitzunehmen und zu fesseln.
    Und wieder wird deutlich gezeigt, dass nichts vergessen ist, dass alles irgendwann ans Tageslicht kommen auch noch nach vielen, vielen Jahren das Leben von Menschen grundlegend verändern kann.
    Erneut hat mich der Erzählstrang aus der Vergangenheit mehr berührt, mich sehr bewegt und mit den Personen mitleiden lassen.
    Der Schreibstil von Mechthild Borrmann sucht seinesgleichen, ihr gelingt es scheinbar mühelos, auf wenigen Seiten eine komplexe und überzeugende Geschichte zu erzählen.
    Manche Sätze treffen mitten ins Herz.


    Für mich ist Mechthild Borrmann meine Entdeckung des Jahres 2012.
    "Wer das Schweigen bricht" bekommt von mir 9 von 10 Punkten. "Der Geiger" war in meinen Augen eine Spur, eine Stufe besser.

  • Zitat

    Original von Selma
    Dieser Krimi ist für mich eigentlich kein Krimi im üblichen Sinn, er ist ein Stück Zeitgeschichte als Krimi verpackt.


    Besonders fasziniert war ich von Mechthild Borrmanns klarer, präziser und stellenweise sehr poetischer Sprache. Das Buch hat mich durch diese Sprache von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie viel Inhalt 224 Seiten haben können. Trotz weniger Worte entstand in meinem Kopf eine Fülle von Bildern und Emotionen.


    Also ich kann Dir hier in allen Punkten zustimmen Selma. Man lernt sehr viel über die damalige Nazizeit und es ist so gut geschrieben. Die kurzen Kapitel und die Zeitsprünge tragen das übrige dazu bei, dass sich das Buch so gut lesen lässt. Es ist ein Krimi und gleichzeitig ein Geschichtsbuch - einfach klasse.


    Dieses Buch bekommt von mir die vollen 10 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Dies war mein erstes Buch von Mechthild Borrmann.
    Ich bin ganz platt wie viel Kraft, wie viel Tiefe in diesem doch so dünnen Büchlein steckt. Die Autorin beschreibt hier auf wenigen Seiten in klarer und manchmal fast lyrisch schöner Sprache einen Kriminalfall, dazu den gesamten Horror des 2.ten Weltkriegs eine große Liebe und eine spannende Suche nach mehr als einem Mörder. Bin beeindruckt von diesem Buch. Habe mir gestern 3 weitere Borrmann-Bücher gekauft und der Geiger steht auch schon hier.


    Zitat

    Dieses Buch ist ein kleines Juwel im immergleichen Schlamm des Krimieinheitsbreis, ich wünsche mit noch sehr viel mehr von dieser Autorin! Und ihr wünsche ich viele ebenso begeisterte Leser wie ich einer bin!


    Bodo, das trifft genau, was ich sagen will. :write

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hollyhollunder ()

  • Nachdem ich vor kurzem das Buch "Der Ring aus Stein von Danielle Steel" gelesen habe, welches auch um eine Familientragödie im 2. Weltkrieg handelt, bin ich neugierig geworden...


    Setze das Buch gleich auf die WL und bin gespannt :grin

  • Hallo Zusammen,


    gestern hatte ich das Buch "Wer das Schweigen bricht" zuende gelesen.


    Ich war begeistert, das Buch war super zu lesen, spannend bis zuletzt.


    Meine Frage ist, ob es dazu keine Zusammenfassungen/Inhaltsangaben gibt, zumindest im www konnte ich bisher nichts finden.


    Wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir weiterhelfen könntet.



    Liebe Grüße


    Fabio