VATIKAN - Die Macht der Päpste
Autor: Guido Knopp
ISBN: 3442150078
Autor: Prof. Dr. Guido Knopp, Jahrgang 1948, machte sich bisher vor allem durch verschiedene zeitgeschichtliche Dokumentationen im ZDF einen Namen.
Es sei nicht verschwiegen, dass er nicht unumstritten ist. In den letzten Jahren schrieb er auch etliche Bücher, wohl überwiegend in der Zeit des sog. Dritten Reiches angesiedelt ("Hitlers Helfer", "Gustloff" und "Stauffenberg", zu den letzten beiden gibt es hier bereits Rezensionen).
Rückseitentext: Immer stehen die Kirchenoberhäupter für den elementaren Konflikt zwischen Tradition und Erneuerung, Einmischung oder Neutralität. Kirchenpolitik ist Machtpolitik. Die Geschichte der 5 Kirchenfürsten des 20. Jahrhunderts von Pius XII., der 1939 zum Papst gewählt wurde, bis zu dem seit 1978 amtierenden (als das Buch geschrieben wurde, lebte Karol Wojtyla noch, Anm. maikaefer) Johannes Paul II. zeigt die Spannung zwischen dem scheinbar ungebrochenen Anspruch, letzte und unfehlbare Instanz der Christenheit zu sein, und dem verzweifelten Versuch, den Stürmen des Zeitgeistes zu trotzen.
Wieviel Einfluss hat die Kirche.
Eigene Meinung:
Als ich zum ersten Mal einen Papst wahrnahm, war das Paul der VI. und da wir nicht katholisch sind, ging die Geschichte der Päpste irgendwie an mir vorbei, lediglich der auffällige Tod von Johannes Paul I. nach nur 33 Tagen erregte meine jugendliche Aufmerksamkeit. Um so interessanter war dieses Buch für mich und ich stellte erfreut fest, dass es sich skandalöser und sensationshäscherischer Verschwörungstheorien à la Brown und Yallop enthält.
Kürzlich lief ein Film über Pius und die ihm dienende Schwester Pascalina, der, da mit Christine Neubauer besetzt, von mir eigentlich eher als reine Unterhaltung eingestuft wurde, dessen Inhalt hier aber weitrgehend Bestätigung findet: Hochhuths im "Stellvertreter" indirekt erhobene Anklage hinsichtlich der Stellung des Papstes/Vatikans in der Nazizeit wird hier wo nicht überhaupt widerlegt, so immerhin erklärt. Von allen Päpsten erschien mir Johannes XXIII. am menschlichsten. Paul ist als "Pillenpapst" in die Geschichte eingegangen und sein Nachfolger als der Lächelnde. Wie oben schon erwähnt, enthält sich das Buch bestimmter Theorien und erklärt vielmehr, welche Vertuschungsversuche es tatsächlich gegeben hat und warum und wie diese dann Nährstoff für die wildesten Spekulationen lieferten. Dem allseits so beliebten polnischen Papst gegenüber scheint der Verfasser etwas zwiespältigere Gefühle zu hegen, wenn er auch dessen Bedeutung für die Ostöffnung würdigt.
Zu jedem Papst findet das private Drumherum Erwähnung, gibt es Fotos sowie bezeichnende eigene und fremde Zitate.
Ich finde dieses Buch lesenswert, auch für Nichtkatholiken.
9 von 10